Autorin: Cornelia Funke
Originaltitel: Reckless – Das Goldene Garn
Erstveröffentlichung: 2015
Übersetzer: Originalsprache
Wissenswertes
Es ist ihre erste Serie seit der Tintentrilogie, die sie weltweit bekannt gemacht hat, und der erste Teil erschien gleichzeitig in England, Spanien, Mexiko, Russland, Frankreich, Norwegen, Deutschland, USA und weiteren Ländern! Das Buch startete mit einer Auflage von 2 Millionen Exemplaren und der offizielle Erstverkaufstag wurde in New York mit einem großen Premieren-Event gefeiert, das zudem als Livestream in alle Welt gesendet wurde. Entwickelt wurde die Geschichte zusammen mit dem Filmemacher Lionel Wigram, der unter anderem Produzent der Harry Potter Filme war.
Als nächstes arbeitet Cornelia Funke am vierten Band der Reihe, die inzwischen mindestens sechs Bände umfassen soll. Nach deutschen, französischen und russischen Märchen will sie sich im nächsten Band asiatischen Märchen widmen. In den darauffolgenden Teilen sollen außerdem noch Märchen aus Nordafrika und Spanien vorkommen.
Inhalt
Jacob und Fuchs müssen sich beeilen, wenn sie das schlimmste verhindern wollen und dringen dabei immer tiefer in den Osten der Spiegelwelt ein. Doch der Erlelf duldet keine Einmischung und seine Spiegelwesen sind ihnen dicht auf den Fersen …
Kritik
Bereits zu Beginn konfrontiert die Autorin sowohl ihre Charaktere als auch den Leser in vielerlei Hinsicht mit einigen schockierenden Enthüllungen. Der Erlelf hat eine viel tiefere Verbindung zu Jacobs sowie Wills Leben als man es jemals für möglich gehalten hätte und er ist noch viel gefährlicher und gnadenloser als bisher gedacht. Der Preis für seine Hilfe im zweiten Band ist ausgesprochen hoch und man kann Jacobs Wunsch diesen niemals zu bezahlen daher mehr als verstehen. Außerdem plant er die Rückkehr seiner Art in die Spiegelwelt offenbar schon seit Jahrhunderten und etliche seiner Taten, die erst jetzt enthüllt werden, werfen ein völlig neues Licht auf bestimmte, vorangegangene Ereignisse.
Ferner werden von Anfang an einige neue Figuren eingeführt, darunter eine, über die man so einiges gehört hat, die allerdings erst jetzt selbst in Erscheinung tritt und für viele Überraschungen sorgt, obschon sie alles andere als sympathisch ist. Der Kanadier Sylvain ist hingegen ein äußerst liebenswerter, neuer Charakter, den man einfach mögen muss, auch wenn er manchmal Ärger verursacht.
Die Goyl sind einerseits keine angenehmen, andererseits aber ziemlich spannende Figuren, die es nie langweilig werden lassen. Interessant sind ebenso die zwei rätselhaften Spiegelwesen Sechzehn und Siebzehn. Zum Teil erwecken sie den Anschein kaltherzig und seelenlos zu sein, bestimmten Personen gegenüber zeigen sie ab und an jedoch Gefühle.
Clara taucht im dritten Band leider kaum auf, dafür kehrt Will in die Spiegelwelt zurück. Unglücklicherweise lässt er sich sehr leicht manipulieren und ist nur schwer zu durchschauen. Dadurch wirkt er ein wenig unnahbar und man fühlt sich ihm nicht wirklich verbunden.
Seinen Bruder Jacob liebt man dafür umso mehr und man leidet richtig mit ihm als es ihm immer schwerer fällt seine Gefühle für Fuchs zu unterdrucken und nur ein Freund zu sein. Man merkt deutlich, wie sehr er sie liebt und Fuchs ist in dieser Hinsicht keineswegs blind. Sie versucht sogar sich ein bisschen von ihm zu distanzieren und anderen Männern mehr Aufmerksamkeit zu schenken um seinen Wunsch zu respektieren. Das gelingt ihr aber nur kurzzeitig und letztendlich landet sie stets wieder bei Jacob. Gegen die wahre Liebe sind sie beide machtlos.
Ebenso wie die Dunkle Fee, die man im Verlauf der Handlung nun besser kennenlernt. Ihre Motive werden klarer und sie erhält eine verletzliche, fast menschliche Seite. Ungeachtet ihrer Macht und Unsterblichkeit hat man dadurch Mitleid mit ihr als Kami’en sie verrät. Nachdem der Goyl deren Machenschaften aufgedeckt hat, hasst man ihre Konkurrentin Amalie darum mindestens genauso stark wie die Dunkle. Ihr Wunsch diese Gefühle – Liebe, Schmerz, Hass – auf irgendeine Weise loszuwerden ist also überaus verständlich.
Die verschiedenen Arten der Liebe sind ein zentrales Thema des dritten Teils, wobei das Abenteuer neben der Romantik niemals zu kurz kommt. Cornelia Funke gelingt es diese beiden Aspekte fortwährend im Gleichgewicht zu halten und ihre Szenen wirken trotz tiefer Emotionen niemals überladen.
Es gibt etliche spannende Momente und unvorhergesehene Wendungen, denn Jacob schafft es immer irgendwie sich (und damit meistens auch Fuchs) in Lebensgefahr zu bringen. Doch die beiden sind ein tolles Team, ergänzen sich perfekt und man kann sich den einen gar nicht ohne die andere vorstellen. Sie kennen den jeweils anderen mitunter besser als sich selbst, wollen ihn aber nie verändern, was ihre Beziehung so besonders und einzigartig macht.
Die aufregende Verfolgungsjagd führt Jacob und Fuchs in völlig neue Länder und das konstante, ereignisreiche Tempo sorgt dafür, dass die Handlung nie langatmig wirkt, jedoch ohne die Dinge zu überstürzen. Wo Zeit und Raum für gewisse Entwicklungen nötig ist, gewährt die Autorin sie ihren Charakteren auch. Dabei wird die Geschichte wunderbar durch die schönen Illustrationen am Anfang eines jeden Kapitels unterstützt.
Dank der zahlreichen, verschiedenen Perspektiven erhält man einen umfassenden Einblick in sämtliche Geschehnisse, sodass man als Leser oft einen kleinen Wissensvorsprung hat. Das mindert die Spannung allerdings nicht im Geringsten, sondern erweitert nur den persönlichen Blickwinkel. Viele Intrigen werden gesponnen, nicht nur unter den Adligen, und es gibt sogar am Ende noch genügend ungelüftete Geheimnisse, darunter beispielswese der Grund für den Fluch über die Erlelfen. Viele Erkenntnisse werfen zudem neue Fragen auf, die dann hoffentlich in einem der nächsten Bände beantwortet werden.
Russland sowie die russischen Märchen bilden ein tolles Setting und wegen der faszinierenden Kreaturen wie zum Beispiel Baba Jaga hegt man bald selbst den Wunsch nach einem entsprechenden Spiegel zu suchen, da man nur zu gern auf einem fliegenden Teppich diese Welt erkunden würde. Die nächste Reise wird scheinbar nach Asien führen und man freut sich schon jetzt darauf diesen Teil der Spiegelwelt zu entdecken.
Neueste Kommentare