[Rezension] Das Meer der Seelen – Nur eine Liebe

01. Juli 2014 | 14:41 | Gelesen

Titel: Das Meer der Seelen – Nur eine Liebe
Autorin: Jodi Meadows
Originaltitel: Asunder
Erstveröffentlichung: 2013
Übersetzerin: Michaela Link


Wissenswertes

Das Meer der Seelen – Nur eine Liebe ist die Fortsetzung des Debutromans der us-amerikanischen Autorin Jodi Meadows, die auch selbst ein Bücherwurm ist und schon immer Schriftstellerin werden wollte. Im Moment arbeitet sie an ihrer zweiten Serie, einer Dilogie, deren Auftakt den Titel The Orphan Queen trägt und im März 2015 erscheint.

Das Meer der Seelen – Nur eine Liebe ist zudem der zweite Teil einer Trilogie. Der dritte Band, Infinite, erscheint unter dem Titel Das Meer der Seelen – Nur eine Nacht im August 2014 auf Deutsch.

Daneben gibt es auf Englisch noch eine Novelle mit dem Titel Phoenix Overture, die vor mehr als fünftausend Jahren spielt und erzählt wie es schließlich zu den Wiedergeburten kam.

Inhalt

Seit Ana in der folgenschweren Nacht des Tempeldunkels im Tempel bei Janan eingeschlossen war, fühlt sie sich innerhalb der pulsierenden Mauern von Heart noch unwohler als es wegen der andauernden Anfeindungen ohnehin der Fall ist. Aus diesem Grund verlassen sie und Sam schließlich für eine Weile gemeinsam die Stadt und machen sich auf den Weg zum Purpurrosenhaus.

Die schöne Zweisamkeit können sie jedoch nicht lange genießen, denn als sie dort auf Sylphen treffen, die offenbar von ihrer Musik angezogen wurden, sie aber nicht verletzten, wird Ana klar, dass sie sich endlich mit den Forschungsnotizen beschäftigen muss, die Menehem ihr hinterlassen hat. Sie sucht noch immer nach Antworten und vielleicht finden sie sie, wenn sie herausfinden, wie ihr Vater das Tempeldunkel verursacht hat und welche Rolle die Sylphen dabei spielten …

Kritik

Das Meer der Seelen – Nur eine Liebe ist eine großartige Fortsetzung, die nicht nur mühelos mit ihrem Vorgänger mithalten kann, sondern noch ein bisschen besser ist. Es kann zwar nicht schaden vorher eine ausführliche Zusammenfassung der Geschehnisse des ersten Bandes zu lesen, wenn dieser schon etwas länger zurückliegt, es ist jedoch nicht zwingend notwendig, da die wichtigsten Ereignisse unter anderem in Form von Dialogen in den ersten Kapiteln noch einmal aufgegriffen werden und Jodi Meadows auf diese Weise ein knappes Resümee geschickt in die Handlung integriert.

Es gelingt der Autorin schon auf den ersten Seiten Spannung aufzubauen und diese dann durchgängig zu erhalten bzw. zum Ende hin sogar zu steigern, denn immer wieder wird man mit neuen, überraschenden Enthüllungen oder schrecklichen Ereignissen konfrontiert, die einem den Atem rauben.

Tod und Wiedergeburt sind erneut ein zentrales Thema, das zum Nachdenken anregt und viele Fragen aufwirft. Einige stellen sich die Figuren, z.B. was nach dem wahren Tod geschieht, andere stellt sich nur der Leser, beispielsweise ob man das Leben überhaupt noch zu schätzen weiß, wenn der Tod keine Rolle spielt oder ob man nach mehreren tausend Jahren nicht irgendwann des Lebens überdrüssig wird.

Für Ana dreht sich im zweiten Teil hauptsächlich alles darum endlich Antworten auf ihre unzähligen Fragen zu finden. Was hat es mit dem merkwürdigen Benehmen der Sylphen auf sich, die offenbar nicht annähernd so dumm sind wie bisher angenommen? Warum vergessen Sam und alle anderen auf mysteriöse Weise ständig Dinge, die den Tempel, Janan oder ihre frühste Vergangenheit betreffen, obwohl sie sich sonst an die letzten 5000 Jahre erinnern können? Was steht wohl in den Büchern, die Ana aus dem Tempel mitgenommen hat? Und am wichtigsten: Wer oder was ist Janan? Was macht er mit den anderen Neuseelen? Was hat er vor? Ist er tatsächlich so böse wie Ana befürchtet?

Sam unterstützt Ana bedingungslos bei der Suche nach Aufklärung und ist stets an ihrer Seite, egal was passiert, wofür man ihn einfach lieben muss. Er ist liebevoll, unheimlich geduldig, verständnisvoll und schlicht wunderbar. Er erkennt, wie intelligent und talentiert Ana ist. Er weiß, dass Neuseelen ebenso wertvolle Mitglieder der Gemeinschaft sein könnten, sofern die anderen es nur zuließen, selbst wenn ihre Existenz wahrscheinlich nur kurz ist und ihnen deshalb flüchtig erscheint.

Auch für ihn ist der Verlust so vieler Dunkelseelen nur schwer zu verkraften gewesen, doch im Gegensatz zu vielen anderen Bürgern macht er Ana keine Vorwürfe, sie trägt keine Verantwortung für Menehems Werk. Dennoch ist dies für die Beiden ein heikles Thema, weil Ana froh ist, dass so wenigstens ein paar Neuseelen die Chance bekommen zu leben, Sam hingegen lieber die verlorenen Dunkelseelen zurückbekäme, während er gleichzeitig nicht will, dass alle Taten Menehems ungeschehen wären, da es Ana dann gar nicht gäbe.

Dass sie manchmal streiten ändert aber nichts an ihren Gefühlen füreinander und Sam zeigt ihr seine Liebe nicht nur, sondern fasst sie außerdem in Worte. Für Ana ist das nach wie vor schwer zu begreifen und sie hinterfragt seine Empfindungen. Die jahrelangen Behauptungen darüber, dass sie nicht lieben könne und es erst recht nicht wert sei geliebt zu werden, kann sie nämlich nicht so leicht abschütteln. Ferner kommt es ihr nicht so vor als würde sie sein Leben bereichern, sondern es im Gegenteil eher erschweren, weil sie ihm so viele Schwierigkeiten bereitet und er nur ihretwegen Probleme mit dem Rat und anderen Bürgern hat. Sie weiß zudem nicht genau, was sie selbst fühlt oder wie sie diese Gefühle einordnen soll und kann sein Geständnis daher zunächst nicht erwidern, wofür Sam ebenfalls großes Verständnis hat und daher bereit ist darauf zu warten.

Obschon sie körperlich etwa gleich alt sind, steht des Weiteren manchmal der geistige Altersunterschied von knapp fünftausend Jahren zwischen ihnen, vor allem wenn es um sexuelle Intimität geht. Ana ist die einzige Person unter einer Million Seelen, die nichts über Sex weiß, da sie nie aufgeklärt wurde. Alles, was sie weiß, ist dass sie Sam nahe sein will und er es ihr einfach zeigen soll. Für Sam ist diese Lage jedoch nicht weniger schwierig, denn er ist seit Jahrtausenden daran gewöhnt, dass beide Partner wissen, was sie erwartet. Er will sich ehrenvoll verhalten, Ana nicht bedrängen und ist sich deshalb unsicher, wie weit er in einer bestimmten Situation bei ihr gehen kann.

Hinzu kommt, dass ihre Beziehung durch äußere Einwirkungen beeinträchtigt wird und sie sie permanent verteidigen müssen. Dass Sam so viel Zeit mit Ana verbringt und sie bestimmte Geheimnisse, z.B. das Wissen um Menehems Forschungen, nur miteinander teilen, führt zu Spannungen zwischen ihm und Freunden, die sich vernachlässigt fühlen. Es ist erschütternd, dass sogar Stef, die Ana als Freundin von Sam und sich betrachtete, unablässig versucht einen Keil zwischen die Beiden zu treiben. Sie ist eifersüchtig und redet ihm ein, dass seine Beziehung zu Ana wegen seiner Erfahrungen bzw. seines geistigen Alters unschicklich sei. Das Gerede der meisten anderen Leute ist ihm gleichgültig, als seine beste Freundin hat Stef allerdings Einfluss auf ihn, ob es ihm bewusst ist oder nicht. Ferner fühlt Ana sich häufig ausgeschlossen, wenn sie genau bemerkt, dass zwischen Sam und jemand anderem, beispielsweise dem von einer Reise zurückgekehrten Cris, etwas Gewichtiges vorgefallen ist, sie aber als Einzige nicht weiß, was das ist.

Darüber hinaus nehmen die Anfeindungen gegen Ana kontinuierlich zu, insbesondere als weitere Neuseelen geboren werden und andere sehen, welche Wirkung Ana seit neuestem auf die Sylphen hat. Sie wird offen beschimpft sowie mit Steinen beworfen und kann nicht mehr allein vor die Tür gehen, doch der Rat tut nicht das Geringste um sie zu schützen. Stattdessen wird ihr lediglich geraten das zu ignorieren und sich nicht dagegen zu wehren.

Bei der Geburt der ersten Neuseele seit dem Tempeldunkel wird lauthals vorgeschlagen das Neugeborene sofort zu töten und obwohl die Zustände immer schlimmer werden, bleibt der Rat weiterhin untätig, selbst als der unbegründete Hass auf Neuseelen schließlich ein ungeahntes Ausmaß erreicht. Es ist erschreckend zu welchen unfassbar grauenvollen Ungerechtigkeiten Menschen fähig sind, welche Auswirkungen ihre Angst haben kann und wie schnell sich manche Leute gegen unschuldige Neuseelen aufhetzen lassen, denen man nichts anderes vorwerfen kann als zu existieren. Als Leser kann man in keiner Weise nachvollziehen, warum sie solche Angst vor den Neuseelen haben oder wie man sich von einem hilflosen Neugeborenen schon derartig bedroht fühlen kann.

Ana möchte die anderen Neuseelen unbedingt beschützen und sie vor der grausamen Kindheit bewahren, die sie selbst erlitten hat. Sie hat ein paar wahre Freunde, die sich, genau wie Sam, für sie einsetzen und ihr dabei helfen wollen wenigstens Akzeptanz zu erlangen. Trotzdem ist das keine leichte Aufgabe, da ihre Freunde zahlenmäßig unterlegen sind und den aufhetzerischen Verleumdungen mit Vernunft nicht beizukommen ist.
Zu allem Überfluss befindet sich unter ihren mutmaßlichen Freunden offenbar ein Verräter, der ihr Vorhaben sabotiert. Man hat ziemlich schnell einen Verdacht um wen es sich dabei handelt, muss sich aber später dafür schämen, weil diese Person sich zwar nicht immer fair verhalten hat, in dieser Hinsicht jedoch vollkommen unschuldig ist. Der wirkliche Täter ist jemand, den man nie vermutet hätte.

Obgleich es sich bei Das Meer der Seelen – Nur eine Liebe erst um den zweiten Teil der Trilogie handelt, muss man nicht bis zum letzten Band warten um Antworten zu finden. Vieles wird schon jetzt aufgelöst und die Wahrheit über Janan ist erschreckend, interessant und völlig unerwartet zugleich. Mindestens ebenso faszinierend wie ungeahnt sind die Entstehung und das wahre Wesen der Sylphen.

Das Ende ist noch einmal besonders mitreißend und emotional, Jodi Meadows verzichtet allerdings zum Glück auf einen Cliffhanger. Nichtsdestotrotz steuert die Geschichte auf ein packendes Finale zu, indem es sicher darum gehen wird Janans finsteren Plan zu vereiteln und dafür bleibt nur noch wenig Zeit.

Fazit

Das Meer der Seelen – Nur eine Liebe ist eine fantastische Fortsetzung, die einen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt und ihren Vorgänger dadurch sogar noch übertrifft. Ana und Sam sind großartige, liebenswerte Protagonisten und ein wundervolles Paar, das die Geschichte zu etwas ganz Besonderem macht. Es fehlt dem Buch somit nicht an Romantik, doch auch die Spannung kommt nicht zu kurz und nach diesem Ende kann man es kaum noch erwarten endlich das Finale in den Händen zu halten!





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