[Rezension] Ascheherz

07. November 2010 | 18:40 | Gelesen

Titel: Ascheherz
Autorin: Nina Blazon
Originaltitel: Ascheherz
Erstveröffentlichung: 2010
Übersetzer: Originalsprache


Wissenswertes

Ascheherz ist das neueste Jugendbuch der deutschen Bestseller-Autorin Nina Blazon und erscheint 2010 bei cbt.

Es spielt in der gleichen Welt wie ihr Roman Faunblut und handelt von Summer und ihrer Suche nach sich selbst. Sie hat ihr Gedächtnis verloren und versucht nun herauszufinden, wer sie ist und wie die wenigen Erinnerungen, die sie in ihren Träumen sieht, zusammen hängen.

Inhalt

Summer weiß nicht mehr wer sie ist. Vor einem Jahr und vier Monaten ist sie aufgewacht, ohne jegliche Erinnerung an ihr früheres Leben oder daran, wer sie ist und wo sie sich befindet. Die einzigen Anhaltspunkte, die sie hat, sind die Bilder aus ihren Träumen bzw. eher Alpträumen. Darin begegnet sie gefesselt auf einem Richtplatz immer wieder einem Mann mit Handschuhen und einem Schwert, den sie Blutmann nennt, und der sie umbringen will. Auf der Flucht vor ihm reist sie von Stadt zu Stadt und wechselt stets ihre Identität, was ihr auch sehr gut gelingt.

Im Moment arbeitet sie als Schauspielerin an einem Theater und fühlt sich sehr wohl in der Gruppe. Doch langsam beschleicht sie das Gefühl, dass es an der Zeit ist unbemerkt weiter zu ziehen. Doch dazu ist es nun zu spät, denn der Blutmann hat sie bereits gefunden. In letzter Sekunde gelingt es ihr mit fremder Hilfe jedoch zu fliehen. Sie wechselt noch in der gleichen Nacht ihren Unterschlupf für die Nacht und beschließt am nächsten Tag sofort die Stadt zu verlassen, ohne Abschied und mit einer neuen Identität.

Als sie am Morgen erwacht, ist sie jedoch nicht mehr allein. Auf dem Balkon sitzt ein ihr unbekannter Mann namens Anzej, der nur eine völlig andere Sprache spricht, mit dem sie sich aber trotzdem auf irgendeine Weise verbunden fühlt. Im Gegensatz zu allen anderen Leuten, denen sie bisher begegnet ist, kann sie seine Nähe ertragen und scheut auch nicht vor Berührungen zurück.

Doch Summer hat keine Zeit um sich weiter mit dem Fremden zu beschäftigen. Sie macht sich auf den Weg zum Bahnhof und hofft einen Platz in einem der Züge zu ergattern. Dort angekommen erfährt sie jedoch, dass es im Theater, in dem sie gearbeitet hat, gebrannt hat und sie von der Polizei gesucht wird. Noch hat sie die Hoffnung, dass ihre neue Identität und ihr verändertes Aussehen dafür sorgen, dass sie unbemerkt aus der Stadt fliehen kann.
Sie hat es jedoch so eilig, dass sie sich vordrängelt und fällt dadurch einer Polizistin auf, von der sie gleich darauf intensiv befragt wird. Ohne Fluchtmöglichkeiten bleibt Summer nichts anderes übrig, als ihre neue Rolle zu spielen und die Polizistin zu überzeugen. Diese findet es besonders verdächtig, dass Summer allein reisen will und lässt nicht so leicht von ihr ab. Da entdeckt Summer Anzej in der Menge und ruft nach ihm. Sie glaubt, dass er sofort wegrennen würde, sobald er die Polizisten bemerkt und damit alle Aufmerksamkeit auf sich zöge. Stattdessen kommt Anzej direkt auf Summer zu und mit seiner Hilfe gelingt es ihr letztendlich doch noch in den Zug zu gelangen. Da auch Anzej vor irgendetwas auf der Flucht ist, beschließen sie vorerst zusammen zu bleiben und machen sie gemeinsam auf den Weg Richtung Norden.

Kritik

Gleich zu Beginn gelingt es Nina Blazon den Leser mit ihrer tollen Beschreibung eines fantastischen Theaterstücks zu fesseln. Man möchte am liebsten selbst im Publikum sitzen um es mit eigenen Augen sehen zu können. Vor allem die Vorstellung, wie die verschiedenen Tiere an dem Stück mitwirken, lässt einen nicht so schnell los.

Das gleiche gilt für die Handlung. Die Geschichte um Summer – oder wie auch immer sie heißen mag, denn das weiß sie ja zu Beginn der Geschichte nicht – zieht einen sofort in ihren Bann. Gespannt verfolgt man Summers Reise mit und wie sie Stück für Stück mehr über sich herausfindet. Neben den (Alp)Träumen hat Summer ab und zu so etwas wie Erinnerungsblitze und sieht plötzlich Bilder aus vergangenen Zeiten. Noch kann sie die verschiedenen Bilder und Szenen jedoch nicht zusammensetzen.
Es ist interessant zu lesen, wie schnell und geschickt Summer ohne Probleme die Identität wechseln kann. Es gelingt ihr mühelos andere Dialekte anzunehmen und in eine neue Rolle zu schlüpfen. Auf jede Frage kann sie stets schnell mit einer glaubwürdigen Lüge antworten und kann so die meisten Menschen in ihrer Umgebung ohne weiteres täuschen. Nur wenigen Menschen gelingt es Summer zu durchschauen.

Summer hat außerdem einen sehr starken Charakter. Sie ist stets darum bemüht andere ihre Ängste und Schwächen nicht spüren zu lassen. Im Laufe des Romans entwickelt sie sich aber auch weiter und beginnt anderen Menschen mehr Vertrauen entgegen zu bringen und sich selbst mehr zu öffnen, vor allem Anzej gegenüber.

Anzej ist eine Figur, die man nur schwer durchschauen kann. Die Beziehung zwischen ihm und Summer und die Gefühle, die Summer in seiner Gegenwart hat, werden dabei besonders schön beschrieben. Anfangs ist er noch sehr sympathisch, nach und nach schleichen sich jedoch Zweifel ein, genau wie bei Summer. Man beginnt sich zu fragen, ob er tatsächlich so nett und fürsorglich ist, wie er tut oder ob sich noch etwas anderes dahinter verbirgt. Mit der Zeit deckt Summer einige seiner Lügen auf und bemerkt, dass er sie daran hindert sich an ihre Vergangenheit zu erinnern.

Der Blutmann ist ebenfalls ein sehr interessanter Charakter, hinter dem sich weit mehr verbirgt, als es zunächst den Anschein hat. Das erkennt auch Summer Stück für Stück als sie dabei ist aufzudecken, warum er hinter ihr her ist und was die Beiden miteinander verbindet.

Zum Ende hin gewinnt das Buch immer mehr an Fahrt und auch die Spannung steigert sich. Nachdem Summer herausgefunden hat, wer oder was sie ist, ist es damit nämlich nicht getan. Sie muss versuchen ihre gesamten Erinnerungen zurück zu gewinnen um eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, die über Leben und Tod entscheidet. Außerdem gibt es auch zwischen ihr und dem Blutmann immer noch Geheimnisse, die es aufzudecken gilt.

Die Auflösung dieser Umstände ist unerwartet und besonders gut gelungen. Wie sich die ganze Geschichte entwickelt und wie die Fäden alle zusammenhängen, war völlig unvorhersehbar und überrascht nicht nur, sondern gefällt auch. Alles ist irgendwie miteinander verbunden und ergibt erst zusammen einen Sinn. Einige wenige Zusammenhänge bleiben dem Leser allerdings bis ganz zum Schluss verborgen und fügen sich erst dann zu einem Gesamtbild zusammen. Das Ende des Romans überzeugt ebenfalls und stellt den Leser voll und ganz zufrieden.

Natürlich fehlt es auch nicht an einer Liebesgeschichte, die sich, anfänglich noch unbemerkt, schließlich durch das gesamte Buch zieht und viele romantische Momente beschert. Sie stellt den Leser aber auch vor viele Fragen. Mehr Informationen würden an dieser Stelle jedoch viel zu viel verraten.

Erzählt wird die gesamte Handlung aus der Perspektive von Summer, wodurch man sich besonders gut in sie hinein versetzen kann und immer versteht, wie sie sich gerade fühlt oder warum sie sich wie verhält. Außerdem kann man so gemeinsam mit Summer das Geheimnis um ihre Identität lüften, da man nie mehr Informationen darüber erhält als sie selbst.

Der Schreibstil von Nina Blazon ist besonders geprägt durch die schönen, detaillierten und sehr bildhaften Beschreibungen, sowohl von der Welt, in der Summer lebt, als auch von Gesichtsausdrücken und Emotionen. Die Welt, die Nina Blazon in Ascheherz kreiert hat, und die Kreaturen die darin leben, sind einzigartig und faszinierend. Man saugt jedes Wort darüber auf und möchte möglichst alles entdecken, was es darin zu entdecken gibt. Das bezieht sich wohl auf die Menschen und Wesen, als auch auf die Länder und Städte, die die Autorin erschaffen hat. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus Faunblut, was natürlich besonders für Fans des Buches etwas ganz besonderes ist.

Fazit

Ascheherz ist ein großartiger Fantasy-Roman, der in keinem Regal von Fans des Genres fehlen sollte! Nina Blazon hat eine einmalige Atmosphäre und eine unglaublich schöne Geschichte geschaffen. Von Anfang an verfolgt man gebannt den Weg von Summer und die Zusammenhänge erschließen sich dem Leser erst nach und nach, wodurch das Buch nie langweilig wird.

Die Auflösung der verschiedenen Fragen, zum Beispiel wer oder was Summer wirklich ist und in welcher Beziehung sie zu dem Blutmann steht, gelingt der Autorin besonders gut und ist zudem auch völlig unvorhersehbar.

Außerdem kommt auch die Romantik in dem Roman nicht zu kurz und bietet eine einzigartige Liebesgeschichte, die man so noch nie gelesen hat!





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