[Rezension] Zurück ins Leben geliebt

18. Januar 2019 | 23:33 | Gelesen

Titel: Zurück ins Leben geliebt
Autorin: Colleen Hoover
Originaltitel: Ugly Love
Erstveröffentlichung: 2014
Übersetzerin: Katarina Ganslandt


Wissenswertes

Zurück ins Leben geliebt ist eines der zahlreichen Werke der us-amerikanischen Bestseller-Autorin Colleen Hoover, die mehrere Jahre lang als Sozialarbeiterin tätig war, ehe sie mit dem Schreiben begann. Ihr Debut, Weil ich Layken liebe, hatte sie ursprünglich nur als Weihnachtsgeschenk für ihre Mutter geschrieben, es dann auf Grund der positiven Resonanz in ihrem Umfeld aber doch als eBook veröffentlicht und nur kurze Zeit später verkaufte sie bis zu zweihundert Exemplare am Tag, wodurch es schließlich sogar auf der Bestsellerliste der New York Times landete.

Inhalt

Als Tate nach ihrem Umzug nach San Francisco auf den eher schweigsamen und so gut wie nie lächelnden Miles trifft, ist es definitiv keine Liebe auf den ersten Blick und der Wunsch nach einem Wiedersehen hält sich in Grenzen. Miles‘ Freundschaft mit Tates Bruder Corbin sorgt aber dafür, dass die beiden sich immer wieder begegnen und mit der Zeit können sie die körperliche Anziehung zwischen ihnen nicht mehr leugnen. Tate hat neben Arbeit sowie Studium allerdings keine Zeit für einen Freund und Miles will sich nie wieder verlieben. Um ihre gegenseitigen Bedürfnisse dennoch zu befriedigen, schlägt Miles Tate vor ihre Beziehung auf Sex zu beschränken. Tate willigt schließlich ein, doch je besser sie Miles kennenlernt, desto schwerer fällt es ihr sich an seine zwei Regeln zu halten: Frage niemals nach der Vergangenheit. Erwarte keine Zukunft.

Kritik

Zurück ins Leben geliebt ist ein fantastischer New Adult Roman, der mühelos mit den besten Werken von Colleen Hoover mithalten kann, und einen wieder daran erinnert, warum man die Bücher der Autorin so sehr schätzt.

Mit Ausnahme eines Kapitels, das einen weiteren, äußerst interessanten Blickwinkel beinhaltet, wird die gesamte Geschichte aus der Sicht von zwei Charakteren erzählt, nämlich von Tate und Miles, wodurch man beide Protagonisten sehr gut kennenlernt und mehr über sie erfährt, als es bei nur einer Perspektive der Fall gewesen wäre. Die Besonderheit besteht hier allerdings darin, dass die geschilderten Erlebnisse größtenteils nicht parallel verlaufen. Tate beschreibt die Gegenwart, Miles berichtet, was ihm sechs Jahre zuvor widerfahren ist. Letzteres wirkt sich überaus positiv auf die Meinung des Lesers über Miles aus, denn während der heutige Miles ausgesprochen schwer zu durchschauen und man daher nicht sicher ist, wie man eigentlich zu ihm steht, verliebt man sich beinahe augenblicklich in den Miles aus vergangenen Zeiten.

Die Kapitel aus Miles‘ Sicht sind deutlich kürzer und haben einen völlig anderen, eigenwilligen Schreibstil, der für Abwechslung sorgt. Meistens handelt es sich schlicht um seine ungefilterten Gedanken aus der damaligen Zeit. Durch diese Kapitel weiß man relativ schnell, dass Miles etwas Schreckliches zugestoßen sein muss bzw. er wahrscheinlich einen schlimmen Verlust erlitten hat, der ihn nachhaltig veränderte. Schon bald hat man einen konkreten Verdacht, der sich letztendlich mehr oder weniger bestätigt, was das Lesevergnügen jedoch nicht beeinträchtigt. Genau wie Tate möchte man gern mehr über Miles erfahren und saugt jede Information über ihn begierig auf.

Tate wird einem nach den ersten Kapiteln immer sympathischer, sodass man richtig mit ihr mitfiebert. Obwohl Miles – zugegebenermaßen auf sehr charmante Weise – klipp und klar sagt, dass er ausschließlich Sex von ihr will, ist Tate nicht beleidigt, sondern fühlt sich geschmeichelt und das kann man als Leser in der Situation durchaus verstehen. Dank der Szenen aus ihrer Perspektive kann man zudem intensiv an ihren Gedanken teilhaben, so widersprüchlich diese manchmal auch sein mögen, wobei sie das im Grunde nur noch menschlicher macht. Vor allem ist Tate in ihren Gedanken bemerkenswert offen und ehrlich zu sich selbst, sogar wenn die Wahrheit unschön ist und ihr nicht gefällt, was erfrischend und anders ist. Sie weiß ab einem bestimmten Zeitpunkt zum Beispiel genau, dass sie mehr von Miles will – und verdient – als er ihr zu geben bereit ist, versucht aber sich selbst zu belügen, weil sie ihn nicht völlig aus ihrem Leben streichen will. Tief in ihrem Inneren hofft sie trotz allem, dass er seine Haltung irgendwann ändert – und ist sich dessen bewusst. Sie ist weder naiv noch schwer von Begriff, sie will einfach die Hoffnung nicht aufgeben und das kann man nur zu gut nachvollziehen. Außerdem macht sie Miles keine Vorwürfe, obwohl er ihr mitunter gegensätzliche Signale sendet, weil er von Anfang an aufrichtig zu ihr war und ihr nie etwas vorgemacht hat.

Miles ist nur leider nicht wirklich ehrlich zu sich selbst. Die Vergangenheit, über die er nicht sprechen will, hat er bis heute nicht richtig verarbeitet, weswegen er es sich selbst versagt glücklich zu sein. Tate bildet es sich also nicht bloß ein, dass Miles mehr für sie empfindet als er zugibt. Das Problem besteht vielmehr darin, dass Miles das nicht nur vor Tate nicht eingestehen, sondern auch selbst nicht wahrhaben will. Er verletzt Tate sehr, doch man kann ihn nicht dafür hassen, weil es tatsächlich nie seine Absicht war und er einfach nicht weiß, wie er mit seinen unerwünschten Gefühlen für sie umgehen soll. Es dauert lange bis er das alles begreift und dank der Hilfe seiner Freunde erkennt, dass es endlich an der Zeit ist mit der Vergangenheit abzuschließen, um offen für die Zukunft zu sein, die bereits auf ihn wartet.

Die Beziehung zwischen Miles und Tate ist unheimlich fesselnd und von vielen Hochs und Tiefs geprägt, die man gerne miterlebt. Ihre Geschichte ist sehr emotional, aber nie übertrieben dramatisch. Dem Genre entsprechend – bislang allerdings eher untypisch für Colleen Hoover – gibt es vergleichsweise viele, detaillierte Sexszenen, die sich nicht nur gut in die Handlung einfügen, sondern bei dieser Geschichte geradezu erforderlich sind, weil der intime Körperkontakt, zumindest anfangs, den entscheidenden Teil ihrer Beziehung ausmacht. All diese Szenen sind sehr ansprechend geschrieben, weshalb man es ein wenig bedauert, dass sie ab einem bestimmten Punkt fast schon schlagartig abnehmen bzw. im späteren Verlauf nur noch angedeutet, jedoch nicht mehr ausführlich beschrieben werden. Miles ist in der Regel ausgesprochen fürsorglich und achtet stets darauf, dass Tate ebenfalls auf ihre Kosten kommt. Bis auf eine Szene, die tatsächlich ziemlich heftig ist, aber ebenso dazu gehört, sind die intimen Szenen außerdem sehr gefühlvoll, weswegen man nachvollziehen kann, dass Tate den Sex mit Miles eher als „Liebe machen“ denn als „ficken“ bezeichnen würde.

Einige der Nebenfiguren gewinnt man im Laufe der Zeit darüber hinaus beinahe ebenso lieb wie die Protagonisten, darunter Tates Bruder Corbin, Miles bester Freund Ian, Rachel und ganz besonders Cap, den freundlichen, alten Mann, der den Fahrstuhl ruft und immer ein offenes Ohr für Tate hat. Außerdem stellt die Autorin in gewisser Weise zwei Liebesgeschichten in einer dar, da man, wenigstens in Auszügen, auch die wunderbare Beziehung zwischen Miles und Rachel miterlebt.

Der Schluss ist, wie man es von Colleen Hoover gewöhnt ist, schön und sehr bewegend. Er passt zur Geschichte sowie den Charakteren und lässt weder Wünsche noch Fragen offen. Stattdessen zeigt Zurück ins Leben geliebt wie wunderbar, und zugleich wie schmerzhaft, die Liebe sein kann und wie groß die Angst davor, noch einmal einen größeren Schmerz zu fühlen als man ertragen will. Am Ende muss man sich jedoch fragen, ob die Liebe es nicht wert ist dieses Risiko einzugehen.

Fazit

Zurück ins Leben geliebt ist ein großartiger, angesichts der Handlung überraschend gefühlvoller New Adult Roman, der einen sofort in seinen Bann zieht und bis zum Ende nicht mehr loslässt.





Kommentare

  1. Liebe Stephie,

    es freut mich sehr zu lesen, dass dir das Buch so gut gefallen hat. Ich habe »Ugly Love« vor mehreren Jahren gelesen und konnte kaum mit dem Lesen aufhören. Ich habe es nahezu inhaliert und wollte unbedingt mehr über Tate und Miles erfahren. Das Buch hat eine große Sogwirkung, wenn du mich fragst, und hat mich noch lange nach Beenden der Lektüre beschäftigt. :)

    Alles Liebe, Janika
    #litnetzwerk

    • Hallo Janika,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Wie schön zu hören, dass es nicht nur mir so ging. In letzter Zeit habe ich etwas daran gezweifelt, nachdem ich einige negative Rezensionen gelesen habe. Ich persönlich konnte das Buch ebenfalls kaum aus der Hand legen und war einfach nur gefesselt. Außerdem war mir auch die Protagonisten total sympathisch, was nur eine der Gründe dafür ist, dass ich das Buch inzwischen schon mehrfach weiterempfohlen habe.

      Viele Grüße, Stephie

  2. Ich freue mich gerade sehr über deine Rezension, liebe Stephie! Als das Buch herauskam, wurde darüber ja heftigst diskutiert und sehr sehr viele Leser waren enttäuscht und fanden die Beziehung zwischen Tate und Miles problematisch. Ich selbst finde, dass Colleen Hoover hier wieder einmal äußerst realistisch den Menschen mit all seinen Bedürfnissen, Begierden und Gefühlen beschrieben hat.

    Ganz liebe Grüße, Maike

    • Schön, dass dir meine Rezension so gut gefällt. :) Ich kann dir nur zustimmen, denn meiner Meinung nach gehört die Geschichte von Miles und Tate zu den besten von Colleen Hoover. Natürlich ist ihre Beziehung nicht ganz unproblematisch, aber welche Beziehung ist das schon in der Realität? Ich finde aber, dass man Miles sein Verhalten zu großen Teilen eben gerade nicht vorwerfen kann, weil er klipp und klar gesagt hat, was er will, und diesbezüglich immer ehrlich war. Vielleicht war die Geschichten einigen Lesern aufgrund der Tatsache, wie die Beziehung ihren Anfang nimmt, einfach nicht romantisch genug, doch es gibt eben verschiedenste Formen von Beziehungen und nicht alle haben etwas mit Liebe zu tun. Wie du selbst geschrieben hast, geht es manchmal schlicht darum bestimmte Bedürfnisse zu befriedigen.

      Viele Grüße, Stephie

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