[Rezension] Ashes – Brennendes Herz

13. April 2012 | 02:18 | Gelesen

Titel: Ashes – Brennendes Herz
Autorin: Ilsa J. Bick
Originaltitel: Ashes
Erstveröffentlichung: 2011
Übersetzer: R. A. Weiß, G. Schermer-Rauwolf, S. Schuhmacher


Wissenswertes

Ashes – Brennendes Herz ist das neueste Buch der us-amerikanischen Autorin Ilsa J. Bick. Bevor sie als erfolgreiche und ausgezeichnete Autorin ihr Geld verdiente, war sie Kinder- und Jugendpsychologin, was man ihren Jugendbüchern auch ein wenig anmerken kann.

Ashes – Brennendes Herz ist der Auftakt zu einer Trilogie, deren zweiter Teil, Shadows, sowohl in den USA als auch in Deutschland noch in diesem Jahr erscheinen wird. Der dritte und letzte Teil soll dann den Titel Monsters tragen.

Inhalt

Um sich über ein paar Dinge klar zu werden macht sich die 17-jährige Alexandra allein auf den Weg zu einer Wanderung durch das Waucamaw-Naturschutzgebiet. Dort will sie insbesondere über ihr zukünftiges Leben nachdenken, denn vor zwei Jahren hat man in ihrem Gehirn einen großen inoperablen Tumor entdeckt, der gegen alle Behandlungen immun zu sein scheint und ihr schließlich nicht nur ihren Geruchssinn, sondern auch immer mehr Erinnerungen an vergangene Momente genommen hat. Ihr Ziel ist der Lake Superior, wo sie die Asche ihrer vor drei Jahren bei einem Unfall tödlich verunglückten Eltern verstreuen möchte.

Sie kommt jedoch nie bei dem See an, denn schon kurz nach ihrer Begegnung mit der 8-jährigen Ellie und deren Großvater Jack, die ebenfalls auf einer Wandertour sind, geschieht etwas, das alle Lebewesen verändert. Eine Art elektromagnetischer Impuls hat alle modernen Geräte nutzlos gemacht und unzählige Menschen, vor allem Erwachsene im mittleren Alter, und Tiere sterben auf der Stelle, doch es kommt noch schlimmer. Mit wenigen Ausnahmen, darunter auch Alex, verändert sich das ganze Wesen ihrer Altersgenossen und wie Tiere machen sie Jagd auf ihre eigene Rasse. Für Alex und Ellie beginnt ein Kampf ums nackte Überleben …

Kritik

Der größte Kritikpunkt an (der deutschen Ausgabe von) Ashes – Brennendes Herz, vielleicht sogar der einzige, ist eindeutig der wirklich bescheidene Klappentext, der völlig falsche Erwartungen weckt und dem Buch damit eher schadet als nützt. Denn obwohl der Roman für sich genommen wirklich fantastisch ist, können diese falschen Erwartungen natürlich dazu führen, dass man von der Geschichte enttäuscht ist, weil sie ihnen eben unmöglich gerecht werden kann – das muss sie aber eigentlich auch gar nicht.
Ashes – Brennendes Herz ist definitiv keine große Liebesgeschichte; der Protagonist, Tom, taucht erst nach über hundert Seiten auf und obwohl sich im Verlauf der Handlung langsam eine kleine Romanze zwischen ihm und Alex anbahnt, steht diese auch später nie im Vordergrund.
Neben den falschen Erwartungen auf der einen Seite, verrät der Klappentext auf der anderen Seite gleichzeitig zu viel und zu wenig über das Buch. Schon viel früher als Tom tauchen nämlich Zombies auf, mit denen man überhaupt nicht rechnet und deren Erscheinen zumindest hätte angedeutet werden sollen. Stattdessen wird viel zu viel über den späteren Handlungsverlauf vorweg genommen, denn zu der Situation, in der Alex Tom zurück lassen muss, kommt es erst nach über der Hälfte des Buches und die Information, dass er nicht mehr dort sein wird, wenn sie mit Hilfe zurück kehrt – was man erst im letzten Drittel des Romans erfährt – will man zu diesem Zeitpunkt natürlich noch gar nicht wissen, weshalb sie einem nicht nur etwas an Spannung nimmt, sondern im Grunde schon als Spoiler zu bezeichnen ist!

Doch obgleich es einem der Klappentext nicht leicht macht das Buch zu mögen, ist es ein wirklich tolles Buch, sofern man wenigstens vorgewarnt ist und nicht auf eine romantische Lovestory hofft, denn statt einer Liebesgeschichte bekommt man eine Dystopie mit Zombies.

Durch den unerwarteten und lebensverändernden Vorfall gleich zu Beginn fängt die Geschichte schon recht spannend sowie mysteriös an. Man möchte natürlich wissen, was eigentlich genau geschehen ist und nachdem Alex und Ellie auf die ersten Zombies gestoßen sind, stellt man sich die Frage, was diese Veränderungen ausgelöst hat und ob sie von dauerhafter Natur sind.
Zwischendurch, häufig am Ende von Kapiteln, werden von der Autorin durch Alex als Erzählerin außerdem schon Andeutungen über den weiteren Handlungsverlauf gemacht, die die Spannung noch steigern und die Neugier des Lesers auf künftige Geschehnisse wecken.

Da die veränderten Jugendlichen Jagd auf andere, normale Menschen machen und diese dann auch verzehren, gibt es einige Szenen, die teilweise wirklich sehr abartig, brutal und eklig sind, weshalb Ashes – Brennendes Herz nichts für schwache Nerven und auch nicht für allzu junge Leser geeignet ist.
Andere Dinge sind dagegen schon fast zu schrecklich um sie sich auch nur vorstellen zu können. Ilsa J. Bick hat ein grauenhaftes und erschreckendes Szenario geschaffen, dass die (verbliebene) Menschheit von ihrer schlimmsten Seite zeigt. Es ist unfassbar, wie schnell die überlebenden Senioren bereit sind Alex oder andere in ihrem Alter skrupellos zu töten, sogar durch Erhängen, nur weil sie vielleicht später irgendwann zu Zombies werden könnten, und wie rücksichtslos die übrigen Menschen einander ausrauben und ohne Vorräte oder Waffen in der gefährlichen Wildnis ohne jedes Mitgefühl zurücklassen anstatt zusammen zu halten.

Alex ist eine sehr starke, kluge und mutige Protagonistin, in die man sich gut hinein versetzen kann und mit der man auch richtig mitfiebert. Man kann ihre Angst sich selbst, über den plötzlich stark ausgeprägten Geruchssinn hinaus, den sie nach dem Impuls entwickelt hat, zu verändern und ihre Sorge um die junge Ellie gut nachvollziehen.
Sie, Tom und Ellie wachsen einem richtig ans Herz und dass die Drei im Verlauf der Handlung voneinander getrennt werden, bricht es einem fast. Da die Geschichte aus der Sicht von Alex geschildert wird, hat man keinerlei Wissen darüber, was mit Ellie oder Tom geschieht, bis auf die Dinge, die Alex durch andere Personen erfährt, und kann nur die ganze Zeit darauf hoffen, dass Alex die Beiden irgendwann wieder findet und das Trio somit wieder vereint wird.

Besonders interessant, aber ebenfalls erschreckend, ist auch der vierte Teil der Handlung, der in dem Ort Rule spielt. Die Zustände dort sind teilweise geradezu mittelalterlich und die Menschen sind hinter ihrer Fassade sehr skrupellos – wer nichts zur Gemeinschaft beitragen kann, darf nicht hinein und wird praktisch den Zombies überlassen.
Der ganze Ort ist äußerst unheimlich und wird seinem Namen gerecht. Es gibt etliche Regeln, jedoch noch mehr Geheimnisse, von denen viele so schrecklich sind, dass man sie einfach nicht wahrhaben will. Rule ist für Alex wie ein Gefängnis, dennoch bietet es ihr ein gewisses Maß an Sicherheit, weshalb es durchaus verständlich ist, dass Alex’ Entschluss zur Flucht für kurze Zeit ins Wanken gerät.

Besonders bedrohlich ist des Weiteren die Entwicklung, die die Zombies zum Ende hin offenbar durchmachen. Sie wechseln von stumpfsinniger, roher Gewaltanwendung und unüberlegten Handlungen zu geplanten, gemeinschaftlichen Angriffen mit Waffen, was zeigt dass sie intelligenter und damit noch gefährlicher werden.

Ein paar der aufgeworfenen Fragen werden zum Schluss schon beantwortet, sodass es nach vielen Theorien schließlich eine scheinbar logische Erklärung dafür gibt, wer sich verändert, also zum Zombie wird, und wer nicht.
Im Gegenzug wird man allerdings mit einem extrem schlimmen Cliffhanger bestraft, der einem nicht nur das Gefühl gibt, dass das Buch noch gar nicht zu Ende ist, sondern einen verzweifelt nach den fehlenden Seiten suchen lässt.

Fazit

Ashes – Brennendes Herz von Ilsa J. Bick ist ein wirklich toller und fesselnder Roman, der mit einem erschreckenden Zukunftsszenario aufwartet, das einem den Atem raubt und einen gespannt dem zweiten Teil entgegen fiebern lässt, sofern man weiß, worauf man sich einlässt und dafür offen ist.

Wenn man allerdings mit völlig falschen Erwartungen an das Buch heran geht und eine Liebesgeschichte erwartet, wie sie der Klappentext ja verspricht, könnte man dagegen trotzdem enttäuscht werden.





Kommentare

  1. Tolle Rezi! Das Buch steht auch auf meiner Wunschliste und ich will es unbedingt noch lesen. Habe schon viel Gutes über das Buch gehört. :)

    LG, Lilly

  2. Sehr schöne Rezi, die kann ich so unterschreiben. :-)

    Mit dem Klappentext hast du absolut Recht, aber schön, dass das Buch dich trotzdem noch begeistern konnte!!!

  3. Oh ja, ich habe mich damals auch soooo sehr über den Klappentext sowie den Untertitel aufgeregt. So ein wirklich gutes Buch wird dann völlig zu Unrecht zu den YA-Romantasies gestellt und die Leser an der Nase herumgeführt. INK war ja der Meinung, dass sich das Buch so besser verkaufen lässt. Aber ganz ehrlich, das ist doch schon fahrlässig. Und außerdem hast du recht: Der Klappentext spoilert so dermaßen, das ist ganz schön schlimm. Schade, denn das Buch ist wirklich ein Knaller. Bloß gut, dass fast alle Rezis, die ich so kenne, damit anfangen, den Lesern diese Erwartungen zu nehmen und klarzustellen, worum es in dem Buch wirklich geht.

    • Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich das Buch so besser verkauft, ABER nicht nur der Verkauf allein sollte das Ziel des Verlages sein, sondern auch die Freude der Leser. Wenn ich ‘Ashes’ wirklich in der Erwartung einer Liebesgeschichte gelesen hätte, also es zur Hand genommen hätte, weil ich gerade eine Liebesgeschichte lesen will, wäre ich schwer enttäuscht worden. ‘Ashes’ rettet sich vielleicht noch dadurch, dass es generell so ein gutes Buch ist und es dann möglicherweise nicht zu einer allzu großen Enttäuschung für solche Leser wird, aber ich empfinde es auch als Täuschung. Und die Spoiler haben mich später natürlich auch gestört, weil mir total die Spannung an diesen Stellen genommen wurde. Zum Glück waren das nicht die einzigen spannenden Momente.

      Mich hat ja, erfreulicherweise, auch eine solche Rezension vorgewarnt, sonst hätte das Buch bei mir vermutlich nicht so gut abgeschnitten.

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