Autorin: Cornelia Funke
Originaltitel: Geisterritter
Erstveröffentlichung: 2011
Übersetzer: Originalsprache
Wissenswertes
Weltweite Bekanntheit erlangte sie vor allem durch die Tintentrilogie, die in zahlreiche Sprachen übersetzt und deren erster Teil mit Brendan Fraser in der Hauptrolle verfilmt wurde.
Geisterritter ist kein Auftakt zu einer Serie, sondern steht für sich allein.
Inhalt
Doch sein Heimweh ist schnell vergessen als er in seiner sechsten Nacht plötzlich die Geister dreier Reiter unter seinem Fenster stehen sieht, die auch noch zu ihm hinauf starren. Am nächsten Abend erscheinen sie ihm erneut und jagen ihn über den Hof, denn sie trachten nach seinem Leben – das Problem ist nur, dass sie außer Jon niemand zu sehen scheint. Deshalb glaubt ihm auch niemand, was er gesehen hat und um nicht zum Gespött der ganzen Schule zu werden, behauptet er es sei ein Scherz gewesen.
Jon weiß es jedoch besser und die Angst bleibt, denn er hat niemanden, an den er sich damit wenden könnte. Aber dann tritt plötzlich Ella in sein Leben und fragt ihn über die Geister aus, die er gesehen hat, denn sie glaubt ihm. Zusammen mit ihrer Großmutter Zelda, die sich mit Geistern bestens auskennt, müssen sie nun herausfinden, warum genau es die Geister ausgerechnet auf Jon abgesehen haben …
Kritik
Eine Gemeinsamkeit mit anderen Büchern der Autorin gibt es allerdings: die tollen Figuren. Cornelia Funke gelingt es immer wieder fantastische und einzigartige Charaktere zu erschaffen, die man gern auf ihrem Weg begleitet und richtig eins Herz schließt – und das gilt in der Regel nicht ausschließlich für die Hauptfiguren.
Der Protagonist Jon fühlt sich zunächst gar nicht wohl auf dem Internat, das er ja eigentlich sowieso nie besuchen wollte und man kann seine Gefühle sehr gut nachvollziehen. Er fühlt sich allein gelassen, hat Heimweh und will einfach nur zurück nach Hause. Doch mit der Zeit gewöhnt er sich an das Leben in Salisbury und schließt neue Freundschaften, am Ende will er gar nicht mehr weg aus dem Internat. Diese Entwicklung ist sehr schön zu lesen.
Seine beiden Zimmergenossen Angus und Stu tauchen zwar nicht allzu häufig auf, sind aber ebenfalls interessante Figuren mit eigenständigen Charakterzügen. Außerdem sorgen sie für den ein oder anderen lustigen Moment, den man nicht missen möchte.
Eine weitere Figur, die man besonders ins Herz schließt, ist natürlich die weibliche Hauptfigur Ella. Sie ist die Starke, die Mutige, die sich nichts so einfach sagen lässt. Sie hat ihre ganz eigene Art, für die man sie aber umso mehr schätzt. Durch Jons Begegnung mit den Geistern lernen die Beiden sich eigentlich erst kennen und werden schließlich sehr gute Freunde, die im Verlauf der Handlung füreinander einstehen, was sehr schön zu beobachten ist.
Ellas Tante Zelda ist mit ihrer Krötenliebe, ihren Pflanzenflüchen und ihren Geisterführungen ebenfalls eine ganz besondere Figur, die nicht nur einzigartig und verschroben, sondern auch sehr liebenswürdig ist. Sie ist zwar recht dickköpfig, empfindet aber sehr viel für ihre Enkeltochter und steht ihr (und Jon) in allem bei.
Interessant ist auch der Vollbart, von dem man zu Beginn der Geschichte noch nicht erwartet, dass er tatsächlich eine größere Rolle spielen könnte, insbesondere da er Jon doch so verhasst ist. Dabei irrt man sich gewaltig und der Autorin gelingt es den Leser, genau wie Jon, ganz schön zu überraschen, sodass sogar der Protagonist noch gezwungen ist seine Meinung über den neuen Freund seiner Mutter zu ändern.
Geister spielen in diesem Buch natürlich auch eine große Rolle und es gibt sie zahlreich. Neben den bösen und Angst einflößenden Geistern, die Jon tot sehen wollen, gibt es auch gute Geister und solche, die einfach nichts von beidem sind. Jeder von ihnen ist aber auf seine Weise interessant, denn zu jedem gibt es eine Geschichte und einen Grund, warum er als Geist umher wandelt.
Am meisten erfährt man über William Longspee, den Jon schließlich zu Hilfe ruft, weil er selbst sich als Lebender nicht gegen die Geister wehren kann. Mit dieser besonderen Figur beweist Cornelia Funke, dass unsere Welt nicht schwarz und weiß ist, sondern aus Grautönen besteht, denn obwohl man Longspee als Retter kennen lernt, hat er nicht immer nur Gutes getan.
Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive von Jon, der den Leser aber gleich zu Beginn darüber aufklärt, dass er mittlerweile 19 Jahre alt ist. Er erzählt also mit ein paar Jahren Abstand, was ihm im Alter von 11 Jahren am Internat in Salisbury passierte. So kann er das damalige Geschehen sowie sein Verhalten und seine Gedanken kommentieren und Vorgriffe nehmen. Daran merkt man deutlich, dass er inzwischen älter geworden ist und lernt noch eine erwachsene Version von ihm kennen. Dadurch ist das Buch auch für Erwachsene geeignet, die Interesse an Kinderliteratur haben.
Hin und wieder gibt Jon außerdem Ausblicke auf das zukünftige Geschehen, die die Neugier des Lesers wecken.
Positiv hervorzuheben und nicht zu vergessen sind natürlich noch die tollen, farbigen Illustrationen von Friedrich Hechelmann. Auch wenn sie vielleicht manchmal etwas von der eigenen Vorstellung abweichen, sind sie sehr schön anzusehen und unterstreichen das Geschehen.
Schön ist auch das Glossar am Ende, in dem einige Begriffe erklärt und einige Figuren näher vorgestellt werden, denn insbesondere die Geister, wie z.B. William Longspee, beruhen auf echten Menschen aus der Vergangenheit.
21. Oktober 2011 | 11:30
Schöne Rezi. :-) Auf das Buch freue ich mich auch schon. Mir haben beim ersten Durchblüttern auch die Illustrationen sehr gut gefallen!
23. Oktober 2011 | 18:27
Es ist auch ein schönes Buch, richtet sich aber eben deutlich an jüngere Leser. ;)