[Rezension] Die tausend Teile meines Herzens (Hörbuch)

20. Juni 2020 | 20:40 | Gehört

Titel: Die tausend Teile meines Herzens
Autorin: Colleen Hoover
Übersetzerin: Katarina Ganslandt
Sprecherin: Merete Brettschneider
Spieldauer: 09 Std. 10 Min. (gekürzt)


Wissenswertes

Die tausend Teile meines Herzens ist eines der zahlreichen Werke der us-amerikanischen Bestseller-Autorin Colleen Hoover, die mehrere Jahre lang als Sozialarbeiterin tätig war, ehe sie mit dem Schreiben begann. Ihr Debut, Weil ich Layken liebe, hatte sie ursprünglich nur als Weihnachtsgeschenk für ihre Mutter geschrieben, es dann auf Grund der positiven Resonanz in ihrem Umfeld aber doch als eBook veröffentlicht und nur kurze Zeit später verkaufte sie bis zu zweihundert Exemplare am Tag, wodurch es schließlich sogar auf der Bestsellerliste der New York Times landete.

Inhalt

Von außen betrachtet könnte man die Familie Voss für eine glückliche und zufriedene Familie halten, die Wahrheit sieht allerdings ein wenig anders aus. Die älteren Geschwister hassen ihre Stiefmutter, die zufälligerweise den gleichen Namen trägt wie deren Mutter, die im Keller wohnt, sich aber nicht aus dem Haus traut. Honor sucht sich immer wieder Freunde, die im Sterben liegen, und Merit sammelt Trophäen, die sie nicht selbst gewonnen hat. Jeder von ihnen hat Geheimnisse und erwartet von Merit diese zu hüten, während sie selbst sich von allen übersehen fühlt. Doch es kommt noch schlimmer: Der attraktive Sagan, den Merit in der Stadt kennen gelernt hat und zu dem sie sich so hingezogen fühlte, dass sie ihn auf der Stelle geküsst hat, scheint bereits vergeben zu sein – und wohnt jetzt offenbar in ihrem Haus …

Kritik

Die tausend Teile meines Herzens ist auf jeden Fall anders als die bisherigen Werke der Autorin, wobei diese Beschreibung nicht zum ersten Mal auf eines ihrer Bücher zutrifft, sodass genau diese Spannbreite sich vielleicht zu ihrem neuen Markenzeichen entwickelt. Das gefällt womöglich nicht jedem, bietet aber definitiv Abwechslung. „Kennt man eines, kennt man alle“ kann man bei Colleen Hoover also gewiss nicht behaupten.

Protagonistin Merit ist noch ein Teenager und die zarte Liebesgeschichte zwischen ihr und Sagan steht nicht im Mittelpunkt der Geschichte – beides ist eher untypisch für einen New Adult Roman, weshalb man das Buch eigentlich eher dem Young Adult Genre zuordnen müsste. Inhaltlich richtet sich das Werk jedoch keineswegs nur an ein jüngeres Publikum, denn die Autorin nimmt sich hier gleich mehrerer ernster Themen an und enthüllt im Verlauf der Handlung zahlreiche erschütternde Wahrheiten, die für den Leser ebenso schwer zu verdauen sind wie für die Figuren. Wer nach knapp der Hälfte des Buches meint den Höhepunkt bereits erreicht zu haben und sich fragt, was denn jetzt noch kommen mag, wird wenig später zudem überrascht feststellen, dass Colleen Hoover durchaus noch einige ungeahnte Wendungen auf Lager hat.

Darüber hinaus vermittelt das Buch eine Vielzahl wichtiger Botschaften, z.B. dass der Schein oft trügen kann und „Normalität“ überbewertet wird. Merit muss mit der Zeit lernen, dass nicht alles im Leben entweder schwarz oder weiß ist, sondern viele Dinge vielmehr eine Frage der Perspektive sind, und dass die eigenen Sorgen oder Ängste nicht weniger wichtig oder bedeutend sind, nur weil andere Menschen im Vergleich dazu noch Schlimmeres erlebt haben, da sie das eigene Leben genauso aus der Bahn werfen können. Außerdem kommt ihre gesamte Familie irgendwann zu der schmerzlichen Erkenntnis, dass die Wahrheit zu verschweigen und nicht über Probleme zu sprechen, oftmals viel mehr Schaden anrichtet als es die Wahrheit je könnte. Die tausend Teile meines Herzens ist somit viel tiefgründiger als es zu Beginn vielleicht den Anschein hat. Neben den alltäglichen Schwierigkeiten von Jugendlichen werden nämlich auch Themen wie Vergebung, psychische Erkrankungen und sogar politische Zustände in anderen Ländern behandelt, wenngleich letztere nicht im Vordergrund stehen.

Dank der Ich-Perspektive kann man sich sehr gut in Merit hineinversetzen, die in der Regel einen sehr erwachsenen Eindruck hinterlässt. Sie hat unter anderem mit ihrem Selbstwertgefühl zu kämpfen, vergleicht sich ständig mit ihrer Zwillingsschwester Honor, die sie für attraktiver (und beliebter) hält, obwohl sie sich optisch kaum voneinander unterscheiden und charakterlich ihre jeweils eigenen Stärken bzw. Schwächen haben. Sie glaubt immer übersehen zu werden, muss später jedoch erkennen, dass das erstens nicht stimmt und sie zweitens auch so einiges nicht mitbekommen hat, weil sie so mit sich selbst beschäftigt war. Als Leser lernt man zusammen mit ihr ein paar wichtige Lektionen fürs Leben, denn genau wie sie hat man anfangs alles nur aus ihrem Blickwinkel betrachtet und ist daher umso überraschter als man erkennt, dass die Wirklichkeit ganz anders aussieht.

Lediglich an ihrer starken Schwärmerei für Sagan merkt man Merit ihr noch jugendliches Alter sofort an, allerdings kann man als Leser durchaus nachvollziehen, dass er ihr Herz höher schlagen lässt. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist so wundervoll, wie man es von Colleen Hoover gewohnt ist, steht hier aber ausnahmsweise, wie schon gesagt, nicht im Fokus, was beinahe schade ist, da man sich beim Lesen selbst ebenfalls ein bisschen in Sagan verliebt.

Die Handlung ist die gesamte Zeit über fesselnd und zwischendurch sogar einmal richtig spannend, um nicht zu sagen Nerven aufreibend, weshalb es überaus schwer fällt sich davon loszureißen. Geschickt lässt die Autorin immer wieder Anspielungen fallen, die neugierig machen, sodass man unbedingt mehr herausfinden will. Die Familie Voss ist eine Familie mit vielen Geheimnissen, die es nach und nach aufzudecken gilt, und deren Mitglieder alle irgendetwas zu verbergen haben. Glücklicherweise werden die meisten Fragen am Ende jedoch beantwortet, die Geschichte um Merit und ihre Familie ist somit in sich abgeschlossen.

Das Hörbuch gibt es in einer gekürzten und ungekürzten Version, wobei letztere hier nur 53 Minuten länger ist. Gelesen wird es von Merete Brettschneider, die in deutschen Synchronisationen unter anderem der Schauspielerin Melissa Benoist, besser bekannt als Kara Danvers alias Supergirl, ihre Stimme leiht. Sie macht einen echt guten Job und gibt einem nicht das Gefühl als würde sie einfach nur irgendeinen Text vorlesen. Ihre ziemlich jugendliche Stimme passt ganz wunderbar zur Erzählerin Merit und man hört ihr unheimlich gern zu. Sie reiht sich deswegen auch in die Liste der Sprecher ein, bei denen man jederzeit wieder gern zum Hörbuch greift.

Fazit

Die tausend Teile meines Herzens ist ein vielschichtiges und alles in allem sehr empfehlenswertes Buch, das nicht nur Fans der Autorin gefallen wird. Es ist definitiv anders als die vorherigen Romane der Autorin, doch wer weiß, vielleicht ist ja gerade „anders“ das neue „typisch Colleen Hoover“.





Kommentare

  1. Obwohl es eigentlich nicht ganz mein Genre ist, haben mich zwei Bücher von Colleen Hoover überzeugen können. Deine Rezension klingt auch super! Ich werde mir das Buch mal näher ansehen.

    Liebe Grüße, Zeilentänzerin

    • Schön zu hören, dass die Autorin dich trotzdem schon zweimal überzeugen konnte. Vielleicht gelingt ihr das mit diesem Buch noch einmal. Ich wünsche dir auf alle Fälle schon einmal viel Spaß beim Lesen. :)

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