Autorin: Elizabeth Acevedo
Originaltitel: The Poet X
Erstveröffentlichung: 2018
Übersetzerin: Leticia Wahl
Wissenswertes
Poet X ist der Debütroman der mehrfach ausgezeichneten Poetry-Slammerin und Bestseller-Autorin Elizabeth Acevedo, die wie ihre Protagonistin Xiomara in New York aufgewachsen ist und deren Eltern ursprünglich aus der Dominikanischen Republik in die USA eingewandert sind. Heute lebt und arbeitet sie in Washington, D.C., zusammen mit ihrem Ehemann.
Inhalt
Kritik
Xiomara ist eine Protagonistin, in die man sich gut hineinversetzen und mit der man sich recht gut identifizieren kann. Gleichzeitig hat man großes Mitleid mit ihr, weil sie von vielen Menschen so schlecht behandelt wird. Obwohl sie innerlich noch sehr unschuldig ist – zu Beginn hat sie noch nicht einmal einen Jungen geküsst – wird sie nur wegen ihrer kurvigen Figur ständig von Männern sexualisiert und zum bloßen Objekt ihrer Begierde degradiert. Es ist absolut erschreckend, um nicht zu sagen abartig, wie viele Männer offenbar meinen Xiomaras Körper deshalb nach Belieben anfassen zu dürfen. Es ist wahrlich kein Wunder, dass die junge Frau sich infolgedessen in ihrer Haut nicht wohl fühlt.
Ihre religiöse Mutter macht es sogar noch schlimmer, denn sie gibt ihrer Tochter das Gefühl nicht fromm genug und damit selbst dafür verantwortlich zu sein. Der Glaube ihrer Mutter grenzt im Prinzip schon an Fanatismus und lässt Xiomara keinerlei Raum für die Entfaltung ihrer eigenen Persönlichkeit. Sie zwingt ihr übermäßig strenge und noch dazu völlig veraltete Regeln und Moralvorstellungen auf, die Xiomara verständlicherweise nicht nachvollziehen kann, die sie enorm unter Druck setzen und gegen die sie schließlich aufbegehrt. Wer als Mädchen Zeit mit einem Jungen verbringt, wird zum Beispiel gleich als Hure abgestempelt.
Schon seit ihrer Kindheit verteidigt Xiomara sich und ihren Zwillingsbruder Xavier, zu dem sie ein enges Verhältnis hat. Doch insgeheim sehnt sie sich nach jemandem, der sich zur Abwechslung einmal schützend vor sie stellt, auch wenn sie sich grundsätzlich selbst zu helfen weiß. Sie möchte einfach nur sie selbst sein dürfen und endlich einmal Gehör finden.
Religion ist ein zentrales Thema des Buches, wobei Xiomara eben Vieles hinterfragt statt es einfach hinzunehmen, was mehrfach zu Konflikten, insbesondere mit ihrer gottesfürchtigen Mutter, führt. Wie es nicht anders zu erwarten war, spitzt sich dieser Konflikt im Verlauf der Geschichte zu. Glücklicherweise nimmt sie aber dennoch ein gutes, hoffnungsvolles Ende und setzt somit ein wichtiges Zeichen bzw. vermittelt eine wichtige Botschaft. Dank der Hilfe einer Lehrerin, die sie ermutigt, findet Xiomara nämlich ihre eigene Stimme und traut sich schließlich auch sie zu erheben und andere an ihren Gedichten teilhaben zu lassen.
Im Hinblick darauf, dass Xiomara erste Erfahrungen in Sachen Liebe sammelt, gegen ihre Eltern aufbegehrt und sich mit ihrem Bruder streitet, weil er aus Angst vor der Reaktion seiner Eltern nicht einmal ihr anvertraut hat, dass er homosexuell ist, werden in Poet X Themen behandelt, die für Jugendbücher typisch sind. In vielerlei anderer Hinsicht unterscheidet sich das Buch jedoch stark von anderen Werken des Genres. So handelt es sich bei Xiomara beispielsweise um eine Protagonistin mit lateinamerikanischen Wurzeln, da ihre Mutter ursprünglich aus der Dominikanischen Republik kommt. Deshalb hat die Autorin auch zahlreiche spanische Vokabeln in die Texte eingebaut. Darüber hinaus sind die lebensnahen, sozialen Umstände, die die Wirklichkeit von Jugendlichen wie Xiomara und Xavier abbilden, im Vergleich zu vielen anderen Jugendbüchern eher untypisch. Die Figuren repräsentieren hier nämlich eine andere, weniger privilegierte Sparte des gesellschaftlichen Spektrums, wie man es bislang noch viel zu selten erlebt.
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