Autorin: Esther Gil
Originaltitel: Victor Hugo – Aux frontières de l’exil
Erstveröffentlichung: 2013
Übersetzer: Harald Sachse
Wissenswertes
Illustriert wurde er vom französischen Zeichner Laurent Paturaud, der sich schon als Kind für Comics und das Zeichnen begeisterte und deshalb später eine Ausbildung zum Werbegraphiker absolvierte. Seitdem arbeitet der heute in der Normandie lebende Künstler als Illustrator.
Inhalt
Kritik
Der Schriftsteller Victor Hugo ist hier selbst der Protagonist und als Vater auf der Suche nach der Wahrheit über den Tod seiner geliebten Tochter Leopoldine. Er hatte ihren Tod ohnehin nie ganz verwunden, doch seit ihr Geist ihm erschienen ist, lässt ihn die Vergangenheit nicht mehr los. Obwohl die Rückkehr nach Frankreich für ihn als gesuchten Regimegegner überaus gefährlich ist und ihm schlimmstenfalls der Tod droht, wenn er gefasst wird, nimmt er dieses Risiko in Kauf und verlässt das Exil, um in seiner ehemaligen Heimat herauszufinden, was damals wirklich geschah. Dies führt zu spannenden Ermittlungen mit einem mehr als überraschenden Ergebnis, das man so sicher nicht erwartet hätte. Am Rande spielen zudem auch politische Intrigen eine Rolle.
Esther Gil hat im Vorfeld offenkundig ausgiebig recherchiert und es dadurch geschafft einen gelungenen, fließenden Übergang zwischen fiktiver Geschichte und wahren, historischen Ereignissen, realen Personen sowie tatsächlichen Begebenheiten zu gestalten, sodass man nicht ohne Weiteres erkennt, was welcher Quelle zuzuordnen ist. Die Idee Fakten und Fiktion derartig zu vermischen ist eine interessante Herangehensweise, die hier wunderbar umgesetzt wurde. Es erscheint beim Lesen nicht abwegig, dass sich viele Elemente der Handlung in der Tat so ereignet haben könnten.
Die eigentliche Geschichte, die insgesamt etwas weniger als 100 Seiten lang ist, spielt 1853 und die historischen Schauplätze umfassen die beiden Kanalinseln Jersey und Guernsey sowie das französische Festland, einschließlich der Hauptstadt. Die Zustände zur damaligen Zeit in Paris erinnern sofort an Victor Hugos bekanntestes Werk Les Misérables, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass diese Erlebnisse und das Elend auf den Straßen ihn zu diesem Werk inspirierten.
Das Ende ist einerseits erfreulich, andererseits aber auch ein wenig trostlos. Man ist froh, dass diese Zeiten bereits in der Vergangenheit liegen und die Todesstrafe zumindest in Europa mittlerweile endgültig abgeschafft wurde. Außerdem werden am Schluss wichtige Botschaften vermittelt: Vergebung kann manchmal wichtiger und richtiger sein als Rache, vor allem wenn man um die Konsequenzen weiß, und die Trauer über die Toten sollten einen nicht die Lebenden vergessen lassen.
Abschließend folgt noch ein vielseitiges, aufschlussreiches Dossier über Victor Hugo und die realen Hintergründe, auf denen der Graphic Novel basiert, insbesondere die Figuren bzw. Personen, die zwischenmenschlichen Beziehungen und die geschichtlichen Begebenheiten, sowie die Verbindung des Autors Esther Gil zu dem französischen Schriftsteller.
Die gelungenen Illustrationen stammen von Laurent Paturaud, der über einen sehr ansprechenden, aufwendigen und detailreichen Zeichenstil verfügt und mit vielen Schattierungen arbeitet. Die Farben sind durchgängig dunkel und gedeckt gehalten, erinnern manchmal an Sepia, was perfekt zur finsteren Atmosphäre und dem historischen Setting der Geschichte passt. Das Stadtbild von Paris wurde ebenfalls wunderbar eingefangen. Dieses war damals allerdings noch ein ganz anderes, wenngleich einige wenige der bis heute bekannten Sehenswürdigkeiten, darunter die Notre-Dame, bereits standen. Ein weiteres, auch aus heutiger Sicht charakteristisches Bauwerk, das man auf den Zeichnungen entdecken kann, ist zum Beispiel das Pariser Panthéon.
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