Autorin: Adrienne Young
Originaltitel: Sky in the Deep
Erstveröffentlichung: 2018
Übersetzer: Sylvia Bieker, Henriette Zeltner
Wissenswertes
Das Herz der Kämpferin ist der Debutroman der us-amerikanischen Besteller-Autorin Adrienne Young, die in Texas geboren und aufgewachsen ist, aber heute in Kalifornien lebt. Sie ist süchtig nach Kaffee, liebt Geschichte und geht gern auf Reisen. Wenn sie nicht gerade am Schreiben ist, findet man sie auf ihrer Yogamatte, auf Antiquitätenmessen auf der Suche nach alten Büchern oder in einem ihrer liebsten Kunstmuseen.
Das Herz der Kämpferin ist zwar kein Reihenauftakt, für 2019 wurde jedoch ein zweiter Roman der Autorin angekündigt, der zumindest in der gleichen Welt spielen soll. Weitere Informationen sind aktuell leider noch nicht bekannt.
Inhalt
Kritik
Die Handlung ist durchweg fesselnd – sogar dann, wenn man weiß, was als nächstes bevorsteht – und schreitet insbesondere zu Beginn zügig voran. Im letzten Viertel steigt die Spannung dann so stark an, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen mag und viel lieber in einem Rutsch beenden würde. Insgesamt lebt diese einzigartige Geschichte aber vor allem von den Charakteren und ihren Beziehungen zueinander.
Geschildert werden die Ereignisse ausschließlich aus der Perspektive der liebenswerten Protagonistin Eelyn als Ich-Erzählerin, wodurch man sich sehr gut in sie hineinversetzen und sich mühelos mit ihr identifizieren kann. Eelyn ist eine mutige und clevere Heldin, die in der Regel sehr überlegt handelt. Sie weiß, wann eine Situation aussichtslos ist und es demzufolge besser ist, auf eine günstigere Gelegenheit zu warten und reagiert dementsprechend, selbst wenn sie am liebsten sofort aktiv werden würde. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass sie bis dahin alles andere still erduldet, dafür ist sie viel zu temperamentvoll und selbstbewusst.
Man kann Eelyns Gedanken und Gefühle stets nachvollziehen, was besonders interessant wird als sich diese gegenüber den ehemals so verhassten Riki langsam verändern. Obwohl sie sich innerlich stark dagegen sträubt, erkennt sie mit der Zeit, dass die Riki ebenfalls nur Menschen sind und sich gar nicht so sehr von den Aska unterscheiden wie bisher angenommen. Tatsächlich sind die Riki und die Aska einander ähnlicher, als es beide Völker zugeben würden. Brächte man ihnen nicht von klein auf bei sich zu hassen und zu bekämpfen, würden sie vermutlich friedlich nebeneinander leben.
Eelyns Bruder Iri kann man hingegen nur schwer einschätzen, denn er und sein Verhalten werfen viele Fragen auf. Warum hat er sich von seinem Volk abgewandt? Wie hat er überlebt? Wieso hat er nie versucht zu seiner Familie zurückzukehren? Oder hat er das doch?
Im Unterschied dazu wird Fiske, der zunächst eher wortkarge und abweisende „Bruder“ von Iri, einem im Verlauf der Geschichte immer sympathischer. Anfangs rettet er Eelyn nur Iri zuliebe, später beschützt er sie jedoch nicht mehr allein seinetwegen. Je mehr man über ihn erfährt, desto besser versteht man ihn und sein Handeln, wodurch man ihn mehr und mehr ins Herz schließt.
Als Leser ist man, selbst wenn man grundsätzlich nichts gegen Romantik einzuwenden hat, einer Liebesgeschichte zwischen Eelyn und Fiske erst einmal abgeneigt. Diese Haltung ändert sich aber mit der Zeit als sich die Beziehung zwischen den beiden langsam in eine weniger feindselige Richtung entwickelt. Dies geschieht überaus authentisch, nachvollziehbar und eher subtil. Dass sich ihre Meinung voneinander wandelt, zeigt sich überwiegend in verstohlenen Blicken und kleinen Gesten hier und da. Man erkennt schließlich, dass Eelyn und Fiske eigentlich sehr gut zusammenpassen, kann mitverfolgen, wie sie sich einander annähern und versteht, warum sie sich mehr und mehr zueinander hingezogen fühlen.
Fiske respektiert Eelyn und setzt sich immer wieder für sie ein, gibt ihr allerdings auch genügend Zeit und Raum, um diese neuen Gefühle zu verarbeiten, weil er weiß, dass sie mit einem inneren Konflikt wegen ihrer jeweiligen Herkunft verbunden sind. Die beiden verstehen einander oft ohne Worte, vertrauen sich und haben eine wahrlich besondere Beziehung zueinander.
Noch schneller wächst einem nur Fiskes liebenswürdiger kleiner Bruder Halvard ans Herz, den Eelyn ebenfalls schon nach kurzer Zeit sehr lieb gewinnt. Aber auch ihre überaus aufmerksame Mutter Inge hat man bald sehr gern.
Zwischendurch zweifelt man vielleicht ein wenig daran, dass es Adrienne Young gelingen wird alle offenen Fragen zu beantworten und die bestehenden Probleme zu lösen, doch letztlich schafft sie es die Geschichte gekonnt zu einem zufriedenstellenden Abschluss zu bringen. Erfreulicherweise wird der Konflikt zwischen den Aska und den Riki am Ende überraschend realistisch aufgelöst. Sie lassen ihn nämlich keineswegs von jetzt auf gleich plötzlich hinter sich, vielmehr müssen beide Clans sich ihre Zukunft hart erkämpfen. Es ist keine leichte Aufgabe für Eelyn ihren Clan, darunter ihr Vater Aghi und ihre Freundin Mýra, auf ihre Seite zu bringen und ihnen die Augen für das zu öffnen, was wirklich zählt.
Zum Schluss gewährt die Autorin im letzten Kapitel noch einen kleinen Ausblick auf das zukünftige Leben der Protagonisten, für den man als Leser überaus dankbar ist, da man das Buch dadurch mit einem Lächeln auf dem Gesicht schließen kann. Auf eine Fortsetzung muss man zur Abwechslung nicht warten, dennoch freut man sich schon auf den nächsten Roman der Autorin, der wohl zumindest in der gleichen Welt spielen soll.
Positiv hervorzuheben ist außerdem noch der schöne Schreibstil von Adrienne Young, insbesondere in Bezug auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und wie diese sich im Verlauf der Geschichte verändern. Die Autorin arbeitet diesbezüglich überaus ausdrucksstark mit leisen Tönen und subtilen Andeutungen. Darüber hinaus kann man zusätzlich zur eigentlichen Handlung auch viel zwischen den Zeilen lesen. So kommt zum Beispiel Kritik an der heutigen Gesellschaft zum Ausdruck, da man bestimmte Probleme auf die aktuelle Zeit übertragen kann und diese sich womöglich ebenso lösen ließen. Die Autorin führt einem nämlich vor Augen, dass viele Menschen ihnen von außen auferlegte oder anerzogene Feindbilder einfach als gegeben hinnehmen statt diese kritisch zu hinterfragen und sich selbst eine Meinung zu bilden.
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