[Rezension] Paper Girls #1

10. Oktober 2018 | 14:35 | Gelesen

Titel: Paper Girls #1
Autor: Brian K. Vaughan
Originaltitel: Paper Girls, Volume 1
Erstveröffentlichung: 2016
Übersetzerin: Sarah Weissbeck


Wissenswertes

Paper Girls ist ein inzwischen mehrfach ausgezeichneter Graphic Novel des us-amerikanischen Autors Brian K. Vaughan, der nicht nur an zahlreichen Comics, sondern auch an so bekannten TV-Serien wie Lost und Under the Dome mitgearbeitet hat. Die Zeichnungen stammen von Cliff Chiang und wurden von Matt Wilson koloriert.

Paper Girls #1 ist zudem der erste Band einer mehrteiligen Serie. In den USA erscheinen die jeweiligen Kapitel zunächst als einzelne Comics und anschließend in Sammelbänden mit je fünf Kapiteln. Die ersten vier dieser Sammelbände sind inzwischen auch auf Deutsch erschienen. Der fünfte Band soll in den USA im Dezember dieses Jahres folgen.

Inhalt

USA, 1988: Eigentlich wollen die vier jungen Mädchen Erin, Mac, Tiffany und KJ einfach nur ihren Job machen und in Ruhe Zeitungen austragen. Dass an Halloween bereits in den frühen Morgenstunden schräge Typen unterwegs sind, ist für sie nichts Neues, weshalb sie beschließen ihre Routen jeweils zu zweit abzufahren. Doch was an diesem Tag in ihrer sonst eher spießigen Vorstadt geschieht, stellt ihr gesamtes Leben auf den Kopf. Die meisten Einwohner sind plötzlich wie vom Erdboden verschluckt und dann tauchen auch noch merkwürdige Kreaturen am Himmel auf, die wie Dinosaurier aussehen. Sind die Mädchen etwa mitten in eine Alien-Invasion hineingeraten?

Kritik

Paper Girls #1 ist ein sehr interessanter Graphic Novel und ein Auftakt, der viele Rätsel aufgibt und dadurch auf jeden Fall neugierig auf die Fortsetzungen macht. Noch weiß man nicht, worauf genau das alles hinausläuft und viele Sachen kann man sich nicht erklären, aber man möchte gern herausfinden, was dahinter steckt.

Die vier Mädchen – Erin, Mac, Tiffany und KJ – sind erfreulicherweise sehr unterschiedlich, was sich nicht nur in ihrem Aussehen wiederspiegelt. Sie gehen nicht alle auf dieselbe Schulen, stammen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und haben verschiedene Religionen. Sie lernen sich beim Austragen der Zeitungen kennen, tun sich dann zusammen und versuchen gemeinsam herauszufinden, was gerade in ihrem Städtchen vor sich geht.

Dass die vier Hauptfiguren alle weiblich sind, heißt allerdings noch lange nicht, dass sich der Graphic Novel an eine rein weibliche Zielgruppe richtet, ganz im Gegenteil. Die Geschichte eignet sich definitiv für alle Leser, die Comics und Science-Fiction mögen, ganz unabhängig vom Geschlecht.

Die Handlung setzt vor etwa dreißig Jahren an und spielt damit in einer Zeit, in der ein Walkie Talkie – Weiß die Jugend von heute überhaupt, was das ist? – noch etwas Besonderes war. Sie ist von Beginn an fesselnd, da die rasante Abfolge der verschiedenen Ereignisse nie Langeweile aufkommen lässt, zunächst jedoch noch sehr undurchsichtig und nur schwer zu durchschauen. Die Kombination aus Raumschiffen und prähistorischen Lebewesen sorgt für Verwirrung, denn diese krassen Gegensätze kreieren eine gewisse Absurdität, insbesondere wenn ein Mann in Jogginghose und Flip Flops neben einer Frau in einem futuristischen Kampfanzug und einem Flugsaurier steht, diese scheinbar aber alle zu demselben Team gehören. Als Leser weiß man daher selbst am Ende des ersten Bandes noch nicht so recht, ob man tatsächlich in einer Alien-Invasion oder in einem schrägen Zeitreise-Drama gelandet ist. Fest steht bislang nur, dass die Mehrheit der Menschen aus Stony Stream spurlos verschwunden ist und die Mädels zwei verschiedenen, potenziellen Feinden begegnet sind, deren wahre Herkunft und Absichten man noch nicht kennt.

Der erste Band lässt etliche Fragen offen und endet mit einem überraschenden Cliffhanger, der auf eine vielversprechende Fortsetzung hindeutet. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – der Auftakt mehr Fragen aufwirft als er beantwortet, wird sicher nicht allzu viel Zeit verstreichen bis man zum zweiten Band greift, denn man will wissen, wie es weitergeht, was in Stony Stream los ist und was mit den vier Mädchen geschehen ist. Man kann also nur hoffen, dass die Fortsetzung wenigstens ein paar der ersehnten Antworten liefert.

Die Illustrationen von Cliff Chiang sind zwar bunt, doch insgesamt eher düster gehalten, passend zur bedrohlichen Weltuntergangsstimmung. Der Zeichenstil ist überwiegend geprägt durch harte, kräftige Linien. Einige der Bilder und Effekte sprechen für sich, sodass zusätzlicher Text nicht immer notwendig ist.

Fazit

Paper Girls #1 ist ein zugegeben ziemlich schräger, aber irgendwie auch guter Auftakt zu einer ungewöhnlichen Geschichte, die einen gewissen Sog auf den Leser ausübt, dem man sich nur schwer entziehen kann.





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