Autorin: Gill Lewis
Originaltitel: A Story Like The Wind
Erstveröffentlichung: 2017
Übersetzer: André Mumot
Wissenswertes
Illustriert wurde das Buch von der ebenfalls mehrfach ausgezeichneten britischen Bilderbuch-Autorin und Illustratorin Jo Weaver, die in Großbritannien unter anderem als Betreuerin von Obdachlosen tätig war, ehe sie sich ganz dem Schreiben und Illustrieren von Büchern widmete.
Inhalt
Kritik
Bei den acht Menschen im Boot handelt es sich um Flüchtlinge, über die man hier und da am Rande etwas erfährt, insgesamt aber leider nur sehr wenig. Man weiß eigentlich nur, dass sie alle auf der Flucht sind und aus einem Land kommen, das sie lieben und in dem einst Frieden herrschte, bevor das Leben dort auf einmal von Angst und Gewalt geprägt war. Wohin sie wollen und ob es ihnen schließlich gelingen wird ihr Ziel zu erreichen, bleibt einem verborgen.
Im Fokus steht demnach die Geschichte innerhalb der Geschichte, also die Erzählung des jungen Rami mit seiner Geige. Sie dient dazu die Passagiere in dem kleinen Boot auf offener See von ihren Sorgen abzulenken und sie die dunkle Nacht gemeinsam überstehen zu lassen. Es ist eine sehr traurige, nicht gerade aufmunternde Geschichte und viele Aspekte darin erinnern die Flüchtlinge an ihren eigenen Lebensweg.
In Ramis Geschichte geht es um einen mongolischen Jungen mit dem Namen Suke, der eines Tages ein schneeweißes Fohlen rettet, das entgegen aller Vorhersagen zu einem prächtigen Hengst heranwächst, der mit dem Wind um die Wette läuft und sich von niemandem zähmen oder reiten lässt, außer von dem Jungen, der ihm damals das Leben gerettet hat. Selbst dem Dunklen Fürst, einem brutalen Herrscher, der alles daran setzt und die grausamsten Methoden anwendet, um den Willen des Hengstes zu brechen, gelingt es letztlich nicht ihm seine Freiheit zu nehmen. Seine Flucht überlebt der Hengst zwar nicht, was einem durchaus Tränen in die Augen treibt, doch es gelingt ihm auf andere Weise niemals in Vergessenheit zu geraten und den Fürsten zu verfolgen.
Die Geschichte endet mit der Entstehung der ersten Pferdekopfgeige, es handelt sich folglich um eine der Ursprungslegenden, die hier entsprechend ausgeschmückt wurde. Sie vermag einen auf jeden Fall zu fesseln, dennoch hätte man gern mehr über die einzelnen Flüchtlinge und deren individuelles Schicksal erfahren, damit sie eben nicht nur Beiwerk sind und als Anlass dazu dienen eine andere Geschichte zu erzählen. Allerdings wird zumindest deutlich, dass sie alle vermutlich von der gleichen Freiheit träumen, wie sie der Hengst erstrebt hat, und auf eine bessere Zukunft hoffen, sowohl für sich selbst als auch für ihr Heimatland, in das sie eines Tages zurückkehren wollen.
Das plötzliche und vor allem offene Ende des Buches erscheint einem etwas zu abrupt, wodurch es sich mehr oder weniger unvollständig anfühlt. Trotzdem vermittelt es immerhin eine wichtige Botschaft: Materielle Güter können einem vielleicht genommen werden, nicht aber die Liebe, die man im Herzen trägt.
Erwähnenswert sind darüber hinaus die wunderschönen Illustrationen von Jo Weaver, die die Geschichte, passend zur Handlung, gekonnt visualisieren. Sie sind, der eher schwermütigen Atmosphäre des Buches entsprechend, komplett in verschiedenen Blautönen gehalten und beinahe jede Seite ist unterschiedlich gestaltet.
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