[Rezension] Die Schneekönigin

05. Dezember 2017 | 23:42 | Gelesen

Titel: Die Schneekönigin
Autor: Hans Christian Andersen
Originaltitel: Snedronningen
Erstveröffentlichung: 1844
Übersetzer: Julius Reuscher, Martina Hesse-Hujber


Wissenswertes

Die Schneekönigin ist eines der zahlreichen Märchen von Hans Christian Andersen, dem bekanntesten Dichter und Schriftsteller Dänemarks, der seine Berühmtheit vor allem seinen Märchen verdankt, darunter auch Die Prinzessin auf der Erbse, Die wilden Schwäne, Des Kaisers neue Kleider und Die kleine Meerjungfrau.

Die wunderschönen Illustrationen stammen von Sanna Annukka, die die Sommer ihrer Kindheit in Finnland verbrachte, weshalb die Landschaft und die Folklore des Landes sie noch heute inspirieren. Zurzeit lebt sie in Großbritannien und arbeitet unter anderem als Designerin für die finnische Textilmarke Marimekko.

Inhalt

Vor langer Zeit erschuf der Teufel höchstpersönlich einen Spiegel, der alles Gute, das sich darin spiegelte, verschwinden und alles Böse umso stärker hervortreten ließ. Nachdem der Spiegel zerbrach, stürzten die einzelnen Stücke auf die Erde hinab und landeten im schlimmsten Fall im Auge oder gar im Herzen eines Menschen, woraufhin dieser nur noch Augen für das Schlechte hatte oder sein Herz sich in einen Eisklumpen verwandelte.

Einige dieser Splitter treffen schließlich den kleinen Kay, dessen Verhalten sich daraufhin schlagartig verändert. Aus dem netten Jungen wird ein rüpelhafter Bengel, der selbst seine beste Freundin Gerda verspottet. Dennoch begibt sie sich als einzige auf die Suche nach ihm, als er eines Tages von der Schneekönigin entführt wird und nicht mehr zurückkehrt …

Kritik

Die Schneekönigin von Hans Christian Andersen ist eines der weniger traurigen Märchen des dänischen Schriftstellers – hier nimmt alles noch ein gutes Ende – und wohl eines der berühmtesten Weihnachtsmärchen aller Zeiten. Selbst wenn man das Original noch nicht gelesen haben sollte, dürfte es einem zumindest durch eine der inzwischen überaus zahlreichen Adaptionen bekannt sein. Die Geschichte erschien erstmals im Jahr 1844, weshalb es mittlerweile natürlich unzählige verschiedene Ausgaben gibt. Die aktuelle von Knesebeck zählt dank der geschmackvollen Aufmachung sowie der wundervollen Illustrationen von Sanna Annukka dabei vielleicht zu den schönsten.

Das Märchen besteht aus sieben einzelnen Geschichten, die alle miteinander verbunden sind. Im Großen und Ganzen dreht sich aber alles um Gerda und ihre Suche nach dem kleinen Kay. Gerda begibt sich auf eine beschwerliche Reise, auf der sie unterschiedlichen Menschen, Tieren und Pflanzen begegnet. Einige halten sie auf, viele andere helfen ihr und geben ihr Hinweise, zum Beispiel dass Kay noch nicht tot ist oder wo sie ihn zuletzt gesehen haben. Dadurch erfährt sie auch, wie sie zu ihm gelangen kann und schafft es schließlich ihn zu finden.

An manchen Stellen ist die Geschichte etwas undurchsichtig und verworren, die Bedeutung einiger Aussagen ist nicht immer klar erkennbar. Die Botschaft dahinter bzw. die sogenannte „Moral von der Geschicht‘“ ist dementsprechend nicht annähernd so eindeutig wie bei ein paar anderen Märchen. Der Klassiker ist somit zwar schnell gelesen, gibt jedoch allerhand Rätsel auf, sodass man sich gedanklich weitaus länger damit beschäftigen wird als man zum bloßen Lesen braucht.

Etwas schade ist, dass die Geschichte kaum bis gar keine Informationen über Die Schneekönigin selbst enthält, ihre Herkunft oder ihre Motive, obwohl das Märchen – auch im Original – nach ihr benannt ist. Schön ist hingegen, dass schon vor über 150 Jahren also eine Erzählung existierte, in der ein Junge von einem Mädchen gerettet werden muss statt anders herum. Viele Elemente – mal mehr, mal weniger – findet man außerdem heute noch immer wieder vereinzelt in modernen Geschichten, darunter Frozen, Die Chroniken von Narnia, Once Upon A Time und Sailor Moon, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Besonders gelungen sind an dieser Ausgabe darüber hinaus die großartigen, farbigen Illustrationen von Sanna Annukka, die nahezu die Hälfte aller Seiten füllen. Die Graphikerin hat einen einzigartigen, individuellen Stil mit hohem Wiedererkennungswert: Alle Bilder setzen sich größtenteils aus einzelnen, geometrischen Formen zusammen, wie es schon auf dem Cover zu erkennen ist. Etwas ungewohnt ist lediglich, dass selbst auf den nicht-illustrierten Seiten nirgendwo Seitenzahlen zu finden sind.

Fazit

Die Schneekönigin ist ein winterlicher Klassiker, dessen zahlreiche Adaptionen insbesondere zu Weihnachten nahezu allgegenwärtig sind, sodass man das Original ruhig einmal gelesen haben sollte. Die Ausgabe mit den wunderbaren Illustrationen von Sanna Annukka ist dabei zwar nur eine von vielen Möglichkeiten, dafür aber eine besonders schöne, die man nicht mehr hergeben wird.





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