[Rezension] Das Meer der Seelen – Nur ein Leben

19. März 2013 | 22:55 | Gelesen

Titel: Das Meer der Seelen – Nur ein Leben
Autorin: Jodi Meadows
Originaltitel: Incarnate
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzerin: Michaela Link


Wissenswertes

Das Meer der Seelen – Nur ein Leben ist der Debutroman der us-amerikanischen Autorin Jodi Meadows, die auch selbst ein Bücherwurm ist und schon immer Schriftstellerin werden wollte.

Das Meer der Seelen – Nur ein Leben ist zudem der Auftakt zu einer Trilogie. Der zweite Band ist unter dem Titel Asunder im Januar dieses Jahres in den USA erschienen. Der dritte Band soll im Jahr darauf folgen.

Inhalt

Seit ihrer Geburt wird Ana gemieden und selbst ihre eigene Mutter hat nichts für sie übrig, denn Ana ist eine Seelenlose. Während alle anderen Menschen im Reich seit Jahrtausenden immer wiedergeboren werden, bekommt Ana zum ersten – und vielleicht einzigen – Mal die Chance zu leben. Eine andere, bekannte Seele ist dafür allerdings verschwunden, wahrscheinlich endgültig.

Ana will herausfinden, was es damit auf sich hat, warum sie existiert. Kurz nach ihrem achtzehnten Geburtstag macht sie sich schließlich auf den Weg in die Hauptstadt und hofft dort in der Bibliothek Nachforschungen anstellen zu dürfen. Schon auf dem Weg dorthin wird sie jedoch von Sylphen angegriffen und überlebt nur Dank der Hilfe von Sam. Er ist der erste Mensch, der Ana nicht als seelenlos, sondern als Neuseele bezeichnet, und scheint ihr tatsächlich helfen zu wollen …

Kritik

Mit Das Meer der Seelen – Nur ein Leben ist Jodi Meadows ein tolles Debut und ein wirklich mitreißender Serienauftakt gelungen. Die neuen Ideen und die faszinierende Welt, die sie erschaffen hat, bringen frischen Wind in das Genre und machen dadurch schon vor dem Ende Lust auf die weiteren Bände der Trilogie.

Durch die begrenzte Anzahl der Seelen sowie deren Unsterblichkeit wird man als Leser vor verschiedene philosophische Fragen gestellt, mit denen sich wegen Anas Existenz auch die Bewohner des Reiches auseinander setzen müssen. Während sie bisher einfach hingenommen haben, dass es eine Million Seelen gibt, die immer wieder geboren werden, müssen sie sich nun fragen, ob es da draußen noch weitere Neuseelen gibt, die nur darauf warten ihre Chance zu bekommen. Viele machen sich nicht die Mühe Ana kennen zu lernen, weil sie in ihren Augen so vergänglich ist wie ein Schmetterling. Aber welche Bedeutung hat das Leben noch, wenn man sowieso wiedergeboren wird und einem der eigene Tod daher egal ist?
Auch das Thema Religion, der Glaube an eine höhere Macht, wird kritisch hinterfragt. Muss man etwas als gegeben hinnehmen, nur weil es irgendwo geschrieben steht? Warum sollte man an einen Gott, wie auch immer man ihn nennen mag, glauben, wenn es nie einen Beweis für seine Existenz gegeben hat? Muss etwas, das man nicht versteht oder sich nicht erklären kann, nur deshalb auf eine höhere Macht zurückzuführen sein?

Der Roman lebt jedoch vor allem von den sympathischen Figuren. Neben der Protagonistin Ana betrifft das insbesondere Sam, den man einfach nur lieben kann. Er rettet Ana in mehr als nur einer Hinsicht das Leben, denn er ist der erste Mensch, der freundlich zu ihr ist und ihr nicht mit Verachtung oder völligem Desinteresse gegenübertritt. Er macht ihr klar, dass sie definitiv nicht seelenlos ist, sondern einfach nur eine Neuseele. Dass sie, selbst falls sie nur dieses eine Leben haben sollte, sehr wohl von Bedeutung ist und ebenso Gefühle hat – und haben darf – wie die Seelen, die schon seit Jahrtausenden immer wiedergeboren worden sind. Er zeigt ihr, dass nicht jeder so ist wie ihre Mutter Li, indem er sie mit Menschen bekannt macht, die ihr offen gegenüber treten und sie wie eine der ihren behandeln. Er bringt damit sowohl Freunde als auch Freude in Anas Leben, was sie nach all den schlimmen Jahren mehr als verdient hat.
Manchmal fällt es einem, genau wie Ana, schwer sein jugendliches Aussehen mit seiner alten Seele in Einklang zu bringen, was für ein wenig Verwirrung sorgt. Aber trotz seiner Lebenserfahrung und seiner Weisheit kommt er einem zum Glück nicht wirklich alt vor, da er im Herzen jung geblieben ist. Er hat zwar viele Geheimnisse vor Ana und scheint ihr immer wieder Dinge zu verschweigen, trotzdem vertraut man ihm vollkommen, weil man weiß, dass er niemals etwas tun würde um Ana zu schaden. Ganz im Gegenteil, er ist für sie eingestanden als niemand sonst es getan hat und hat sie sogar vor den Menschen verteidigt, die er seit Ewigkeiten kennt.

Ana selbst schließt man ebenfalls schnell ins Herz und bringt viel Mitgefühl für sie auf. Sie ist eine ziemlich komplizierte Figur, was aber wohl hauptsächlich auf ihre äußerst schmerzhafte Kindheit und Jugend zurückzuführen ist. Indem ihr Vater Menehem sie und ihre Mutter noch als kleines Kind verlassen hat, verdammte er sie zu einem Leben bei Li, die ihrer eigenen Tochter nie auch nur die geringste Wertschätzung entgegengebracht hat. Sie verachtet Ana wegen ihrer bloßen Existenz und gibt ihr die Schuld an der Trennung von Menehem sowie dem Verschwinden von Ciana, die eigentlich an Anas Stelle hätte wiedergeboren werden sollen. Für jedes noch so kleine Vergehen hat sie Ana hart bestraft, mit körperlicher Gewalt oder indem sie sie hungern ließ. Doch noch schlimmer war die emotionale Folter. Ihr Leben lang hat Li Ana erzählt, dass sie seelenlos sowie wertlos sei und weder Liebe noch Hass empfinden könne. Sie hat ihr weder das Lesen noch das Sprechen beigebracht und ihr alle Freuden des Lebens, wie z.B. Musik oder Süßigkeiten, verweigert und alles, was Ana ihr anvertraut hat, kaltherzig gegen sie verwendet. All das hat Ana natürlich stark geprägt, weshalb sie am Anfang äußerst misstrauisch und sehr defensiv war. Da sie nur Li und deren Freunde kannte, die Ana auch nicht freundlicher behandelt haben, konnte sie sich nicht vorstellen, dass jemand einfach nett zu ihr ist und ihr tatsächlich helfen will. Verständlicherweise hat es deshalb eine ganze Weile gedauert bis sie Vertrauen zu Sam und anderen Menschen fassen konnte. Dank ihm ist es ihr jedoch schließlich gelungen und mit der Zeit begreift sie, dass Li einfach nur grausam war und Unrecht hatte.

Die zarte Liebesgeschichte, die sich nach und nach zwischen den Beiden entwickelt, ist glaubwürdig und unheimlich schön mitzuerleben. Sie ergänzen einander trotz ihrer vielen Unterschiede und helfen sich ihre Ängste zu überwinden. Er hat ihr die Musik und im Grunde ihr ganzes Leben geschenkt, während sie ihn seit vielen Leben zum ersten Mal wieder inspiriert und ihn alles aus einer anderen Perspektive betrachten lässt.

Die Handlung ist zwar durchweg fesselnd, da man zusammen mit Ana herausfinden möchte, warum sie existiert und was das alles zu bedeuten hat, Spannung baut sich aber erst zum Schluss hin auf als jemand es auf Ana abgesehen hat und sie und Sam schließlich voneinander getrennt werden. Daraufhin überschlagen sich die Ereignisse und der Autorin gelingt es den Leser noch mit einigen Wendungen zu überraschen.
Am Ende hat Jodi Meadows glücklicherweise auf einen Cliffhanger verzichtet, abgeschlossen ist die Handlung aber trotzdem noch lange nicht. Es bleiben noch etliche Fragen unbeantwortet, sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft betreffend, wodurch man schon gespannt auf die Fortsetzung ist.

Fazit

Das Meer der Seelen – Nur ein Leben ist ein toller Debutroman, der mit neuen Ideen überzeugen kann und zudem zum Nachdenken anregt. Die Welt, die Jodi Meadows kreiert hat, ist vielseitig, interessant und beherbergt die verschiedensten Kreaturen. Doch vor allem die Charaktere, allen voran Ana und Sam, machen das Buch zu etwas ganz besonderem.

Die Geschichte ist mitreißend und das Ende macht neugierig auf die Fortsetzung, in der hoffentlich ein paar offene Fragen beantwortet werden und Sam und Ana ihre Beziehung noch vertiefen können.





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