[Rezension] Meisterklasse

03. September 2011 | 15:28 | Gelesen

Titel: Meisterklasse
Autorin: Ally Carter
Originaltitel: Heist Society
Erstveröffentlichung: 2010
Übersetzerin: Alice Jakubeit


Wissenswertes

Meisterklasse ist der Auftakt zu der neuen Serie Heist Society der us-amerikanischen Bestseller-Autorin Ally Carter, die in den Staaten vor allem für ihre Gallagher Girls Reihe bekannt ist, die in Deutschland bisher jedoch noch nicht veröffentlicht wurde.

Sie wuchs als Tochter einer Lehrerin und eines Farmers in Oklahoma auf und arbeitete nach einem abgeschlossenen Studium der Agrarwissenschaft mehrere Jahre in diesem Bereich, ehe sie sich schließlich ganz dem Schreiben widmete.

Uncommon Criminals, die Fortsetzung zu Meisterklasse, ist in diesem Sommer bereits in den USA erscheinen. Ein deutscher Erscheinungstermin ist aber leider noch nicht bekannt.

Die Filmrechte an Meisterklasse wurden bereits verkauft und im Moment wird das Drehbuch geschrieben. Die Regie übernimmt keine geringere als die bisher vor allem als Schauspielerin bekannte Drew Barrymore.

Inhalt

Katarina Bishop hatte sich eigentlich einen Weg auf das renommierte Colgan-Internat gebahnt um sich von ihrer Familie loszusagen. Nicht etwa wegen eines Streits oder weil sie nichts mehr mit den Familienmitgliedern zu tun haben wollte, sondern viel mehr wegen deren Machenschaften, mit denen Kat nicht mehr in Verbindung gebracht werden wollte. Die Tätigkeiten ihrer Familie sind nämlich nicht ganz legal und enden häufig im Gefängnis, denn es ist eine Familie von Dieben und Betrügern.

Doch Kats streng geregeltes Leben auf dem Internat hält nicht lange an. Obwohl sie ihre Unschuld beteuert, und auch tatsächlich unschuldig ist, scheinen alle Beweise eine andere Sprache zu sprechen und Kat fliegt von der Schule, weil sie angeblich das geliebte Auto des Schulleiters auf den Brunnen im Innenhof befördert hat.

Kurz darauf findet Kat jedoch heraus, dass der Schulausschluss noch ihre geringste Sorge ist. Ein unbekannter, zugegebenermaßen sehr geschickter Dieb, hat fünf sehr wertvolle Gemälde gestohlen. Allerdings nicht von irgendjemandem, sondern von Arturo Taccone, einem Mann, mit dem man sich lieber nicht anlegen sollte und der seine Gemälde unbedingt zurück haben will. Unglücklicherweise ist er davon überzeugt, dass wegen der Art und Weise des Diebstahls nur Kats Vater der Dieb sein kann und er wird kurzen Prozess mit ihm machen, wenn er seinen Besitz nicht binnen zwei Wochen zurück erlangt. Ihr Vater schenkt dieser Drohung allerdings nicht genügend Beachtung, sodass Kat die Sache nun selbst in die Hand nehmen muss, wenn er mit dem Leben davon kommen soll …

Kritik

Meisterklasse ist ein wirklich fantastischer Roman, der beim Leser trotz seiner Schlichtheit – oder vielleicht gerade deshalb – wahre Begeisterungsstürme auszulösen vermag. Ally Carter hat ein wahrhaft tolles Jugendbuch geschrieben, das sogar ganz ohne Fantasy-Elemente und eine große Liebesgeschichte auskommt, aber dennoch fesselnd und interessant ist.

Obwohl die Geschichte in unserer heutigen Welt und Zeit spielt, gibt es viel Neues zu entdecken und zu erfahren, denn Kats Familie ist alles andere als gewöhnlich. In Kats Familie sind im Prinzip alle kriminell, wenn auch nicht auf eine gefährliche oder bösartige Art und Weise. Sie verletzten oder töten niemanden, dafür rauben sie sie aber aus oder betrügen sie, und das schon seit Generationen. Da Kat in diese Familie hineingeboren wurde, hat auch sie jahrelang ihre Fähigkeiten perfektioniert und ihrem Vater oder anderen Familienmitgliedern bei verschiedenen Coups geholfen. Doch Kat wünscht sich eine Zukunft, und zwar eine, in der sie nicht früher oder später im Gefängnis landet, weshalb sie ihrer Familie schließlich den Rücken gekehrt hat.
Trotzdem liebt sie sie alle sehr, was man ihr auch anmerkt. Es ist auch nicht weiter verwunderlich, denn trotz der kriminellen Ader ist es eine Familie, die sich jeder wünschen würde. Sie alle sind sehr verschieden und haben manchmal auch verschiedene Ansichten, dennoch halten sie immer zusammen und unterstützen einander. Schließlich ist es auch die große Sorge um ihren geliebten Vater, die Kat dazu bringt in den Schoß ihrer Familie zurückzukehren.

Kat ist eine sehr sympathische Hauptfigur, in die man sich gut hinein versetzen kann. Als jemand ihre Familie, insbesondere ihren Vater, bedroht, lässt sie alles stehen und liegen und setzt alles daran, dies zu verhindern – mit oder ohne fremde Hilfe. Doch da nicht nur der Leser Kat sehr gern hat, sondern auch andere Figuren sie sehr lieben, gibt es natürlich Menschen, die ihr ihre Hilfe anbieten. Dazu gehört auch der gut aussehende und reiche Hale, mit dem Kat schon seit Jahren eine tiefe Freundschaft verbindet. Er empfindet sehr viel für Kat, weshalb man ihn als Leser sofort ins Herz schließt, und unterstützt sie in ihrem Vorhaben, ungeachtet der Gefahren, die sich daraus ergeben.

Wie schon geschrieben, gibt es in dem Roman eigentlich keine richtige Liebesgeschichte, dennoch fehlt es nicht gänzlich an Emotionen. Kat und Hale sind (noch) kein Paar, trotzdem spürt man als Leser, dass sie sehr tief und eng miteinander verbunden sind. Sie verstehen sich ohne Worte, geben einander Halt und können auch nicht ohne den anderen sind. Die Zuneigung ergibt sich fast ausschließlich aus kleinen Gesten und Bemerkungen und obwohl die Autorin auf richtige Liebesbekundungen verzichtet, weiß man einfach, dass die Beiden einander lieben und hofft, dass sie es früher oder später auch zulassen werden sich noch näher zu kommen.

Neben Kat und Hale gibt es aber auch noch viele andere Charaktere, die man nicht missen möchte. Für Kats Plan braucht es nämlich eine Crew und jeder von ihnen ist, ob nun blutsverwandt oder nicht, ein Teil der Familie und sehr interessant. Sie alle sind eigenständige Figuren mit sehr unterschiedlichen Charakteren, die sie zu etwas Besonderem machen. Da gibt es das Technik-Genie Simon, Kats unheimlich attraktive Cousine Gabrielle und natürlich die chaotischen, aber liebenswürdigen Bagshaw-Brüder. Man erfährt zwar nur wenig darüber, wie sie alle zueinander gefunden haben, dafür merkt man aber, dass sie einander viel bedeuten und sich gegenseitig unterstützen. Hoffentlich erfährt man in den folgenden Bänden noch viel mehr über diese kunterbunte Mischung, die man nicht so schnell vergessen wird.

An Spannung fehlt es in Meisterklasse natürlich auch nicht, denn abgesehen von kleinen Andeutungen hier und da, die immer wieder die Neugier des Lesers wecken, hat Kat hat nur zwei Wochen Zeit um die besagten Gemälde zu beschaffen und das ist bei weitem keine leichte Aufgabe. Um die Bilder zu beschaffen, muss sie sie nämlich auch erst einmal finden, wobei sich das hinterher doch noch als der einfachere Teil erweist. Diese Deadline taucht im Buch regelmäßig auf, sodass man auch als Leser ständig daran erinnert wird, wie schnell die Zeit verrinnt und wie wenig noch davon übrig ist um das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Mit jedem Tag weniger nimmt die Spannung zu und gegen Ende fragt man sich schon, ob es Kat und ihrer Crew überhaupt noch gelingen wird.

Die Handlung des ersten Teils ist komplett in sich abgeschlossen, sodass man nicht mit einem fiesen Cliffhanger auf die Folter gespannt wird. Trotzdem möchte man auf eine Fortsetzung nicht verzichten, weil man die fantastischen Charaktere unbedingt weiter begleiten möchte, zum Beispiel um zu erfahren, wie es mit Kat und Hale weiter geht. Potenzial für die folgenden Bände gibt es auch genug und die Reihe ist auch nicht auf eine bestimmte Anzahl an Büchern ausgelegt, sondern so konzipiert, dass man sie eigentlich ewig fortführen kann – zumindest bis der Autorin die Ideen ausgehen, was hoffentlich nicht so schnell passieren wird.

Fazit

Bei diesem Jugendbuch stimmt einfach alles! Ally Carter hat ihre tolle und neuartige Idee großartig umgesetzt. Sie versteht es, den Leser blendend zu unterhalten und bietet eine gelungene Abwechslung durch eine untypische, aber sehr interessante und humorvolle Geschichte mit einer sympathischen Diebesfamilie, die dazu noch völlig ohne paranormale Wesen und viel Romantik auskommt.

Für Fans von Jugendliteratur ist Meisterklasse daher einfach unverzichtbar!





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