Autorin: Cecelia Ahern
Originaltitel: The Book of Tomorrow
Erstveröffentlichung: 2009
Übersetzerin: Christine Strüh
Wissenswertes
Neben ihren zahlreichen Romanen, von denen nach der erfolgreichen Adaption von P.S. Ich liebe dich inzwischen drei weitere in Produktion sind, und einigen Kurzgeschichten, war sie außerdem mitverantwortlich für die TV-Serie Samantha Who?, die auch im deutschen Fernsehen schon zu sehen war.
Inhalt
Zusammen mit ihrer Mutter, die seit dem Tod ihres Mannes allerdings völlig abwesend und kaum noch ansprechbar ist, muss Tamara vom belebten Dublin aufs ruhige Land ziehen, zu ihrer Tante Rosaleen und ihrem Onkel Arthur. Dort bewohnt Tamara ein kleines, bescheidenes Zimmer und muss sich das Bad von nun an mit ihren Verwandten teilen. Außerdem hat Tamara selbst keine Möglichkeit, irgendetwas zu unternehmen, weil alle etwas größeren Ortschaften zu weit weg sind um sie zu Fuß zu erreichen und sie noch keinen Führerschein hat.
Doch Tamara hat Glück und in all der Langeweile taucht Marcus mit seinem Bücherbus plötzlich vor ihrer Tür auf. In seiner mobilen Bibliothek entdeckt sie ein ganz besonderes Buch, dessen verborgenes Geheimnis sich ihr erst nach einer Weile entschließt. Was Tamara dort gefunden hat, ist nämlich kein gewöhnliches Buch, sondern ein Tagebuch. Als sie es zum ersten Mal aufschlägt, sind alle Seiten noch leer. Kurze Zeit später jedoch sind die ersten Seiten plötzlich beschrieben, und zwar in ihrer eigenen Handschrift, obwohl Tamara sich absolut sicher ist, nichts in das Buch hinein geschrieben zu haben. Als wäre das noch nicht ungewöhnlich genug, ist der Tagebucheintrag auch noch auf den nächsten Tag datiert und berichtet von Ereignissen, die erst morgen geschehen sollen …
Kritik
Der Anfang des Buches ist leider nicht so gut gelungen. Anstatt die Handlung nach einer kurzen Vorstellung der Figuren und der vorangegangenen Ereignisse voran zu treiben, überschüttet einen die Autorin mit langatmigen und ausschweifenden Beschreibungen und Details, die einfach nicht von Belang sind. Viele Informationen und Vergleiche am Anfang der Geschichte sind nicht nur uninteressant, sondern wirken teilweise sogar völlig deplaziert. Man stellt sich die Frage, wann endlich mal etwas passiert und möchte lieber etwas über die Handlung erfahren.
Nach etwa einem Viertel des Buches nimmt die Geschichte jedoch schließlich an Fahrt auf und wird immer besser. Von da an verzichtet die Autorin auf Ausschweifungen jeglicher Art und treibt stattdessen die Handlung voran. Sie geht mehr auf die Handlungen und Gefühle der Hauptfigur Tamara ein und was diese in ihrem neuen Heim erlebt oder wen sie kennen lernt.
Spannung kommt dann zum ersten Mal auf als Tamara das Geheimnis des Tagebuchs lüftet. Sie kann zunächst selbst nicht glauben, was sie dort in den Händen hält und was darin zu lesen ist. Doch als sich am darauf folgenden Tag alles bewahrheitet, was in dem Buch stand, lässt sie sich darauf ein und nutzt ihr Wissen um Fehler wieder gutzumachen bzw. sie gar nicht erst zu begehen.
Nach einer kurzen Zeit will sie ihr Leben aber wieder selbst in die Hand nehmen und hört auf das Tagebuch zu lesen, bis sie es schließlich doch wieder braucht. Warum soll an dieser Stelle natürlich noch nicht verraten werden.
Zum Ende hin wird die Geschichte noch spannender und beginnt den Leser richtig zu fesseln. Tamara hat genug von der ganzen Geheimnistuerei von Rosaleen und bemüht sich heraus zu finden, was da eigentlich vor sich geht und was sie alles vor ihr verbergen will. Je mehr sie dabei auflöst, desto mehr wird der Leser an die Seiten gefesselt und kann nicht mehr aufhören zu lesen, ehe er nicht endlich weiß, was für Geheimnisse Tamaras Tante verbirgt, und es sind tatsächlich nicht wenige!
Tamara, aus deren Sicht die Handlung auch geschildert wird, wächst dem Leser relativ schnell ans Herz, vor allem wegen der Veränderungen, die sie selbst an sich festgestellt hat. Aus dem verwöhnten und verzogenen reichen Mädchen ist durch diesen Schicksalsschlag ein besserer Mensch geworden, der nicht mehr nur an sich selbst denkt, sondern auch an ihre Mitmenschen. Obwohl manchmal noch ihr altes Verhalten durchschlägt, was sie dann sogar selbst bemerkt und hinterher meistens bereut, will sie mehr Rücksicht auf andere nehmen. Das macht sie zu einem sehr liebenswerten Charakter. Sie streift ihre alte Oberflächlichkeit ab und kümmert sich z.B. mehr um ihre Mutter, deren Zustand sich einfach nicht verbessert und Tamara große Sorgen bereitet.
Da die gesamte Handlung ausschließlich aus Tamaras Blickwinkel betrachtet wird, bleiben die meisten anderen Figuren, allen voran Rosaleen und Arthur, aber relativ blass.
Arthur ist besonders schwer zu durchschauen, weil er nur selten überhaupt irgendeine Reaktion zeigt und sehr wortkarg ist. Man merkt jedoch deutlich, dass Rosaleen fast über sein ganzes Leben bestimmt und hat manchmal regelrecht das Gefühl als hätte er sogar Angst vor seiner Frau.
Obwohl man bei Rosaleen von Anfang an merkt, dass irgendetwas an ihr und ihrem Verhalten faul ist, tappt man wie Tamara lange Zeit im Dunkeln. Man weiß nicht so recht, was man von ihr halten soll und ob sie einfach nur ein bisschen seltsam oder wirklich nicht normal ist. Sie will alles um sich herum kontrollieren und lässt Tamara fast keine Sekunde aus den Augen. Außerdem will sie stets um jeden Preis verhindern, dass Tamara sich mal allein mit Arthur unterhält oder irgendetwas in diesem Haus berührt, wen Rosaleen es nicht überwachen kann.
Was sich schließlich dahinter verbirgt, kommt für den Leser absolut unerwartet und sogar schockierend. Trotz aller Vermutungen kommt es wirklich völlig anders, als man es hätte ahnen können. Nie hätte man geglaubt, dass Rosaleen tatsächlich zu all dem fähig ist, was sie getan hat oder noch getan hätte.
Der Schreibstil von Cecelia Ahern liest sich, mal abgesehen von den langatmigen Ausführungen im ersten Viertel des Romans, flüssig und sehr angenehm. Sie beschreibt sowohl Tamaras Handlungen als auch ihre Gedanken und Gefühle sehr genau, wodurch man sich gut in die Protagonistin hinein versetzen und ihr Verhalten nachvollziehen kann.
Lediglich die ständige Wiederholung bestimmter Pleonasmen, die immer wieder als Parenthesen auftauchen, ist auf Dauer etwas nervig und stört den Lesefluss.
Fazit
Das Buch zieht einen zwar nicht sofort in seinen Bann, ist ab einem bestimmen Punkt dann aber fesselnd bis zum Schluss und somit ein Roman, mit dem Cecelia Ahern den Leser – zu seiner eigenen Überraschung – doch noch von ihrem Können überzeugen kann.
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