Im dritten Teil der Interviewreihe zum Thema
Arbeiten im Verlag schildert
Patricia Keßler heute ihren Alltag und ihre Tätigkeiten in der Presseabteilung.
Erzählen Sie uns doch bitte etwas über Ihren Beruf. Was gehört alles zu Ihren Aufgaben und wie sieht für Sie ein typischer Arbeitstag aus?
Zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gehören neben dem ständigen Kontakt zu Journalisten, Autoren und interessierten Lesern alle Aufgaben, die zur Präsentation unserer Bücher in den Medien beitragen: Wie der Versand von Programmvorschauen, Rezensionsexemplaren und Pressematerial. Wir stellen zudem den Kontakt zwischen Journalisten und Autoren her, akquirieren Interviews, sorgen für Veranstaltungsankündigungen und Berichte, wenn Autoren auf Lesereise gehen, organisieren Pressereisen zu ausgewählten Titeln und begleiten ab und zu Autoren zu Presseterminen.
Welche Vor- bzw. Nachteile hat Ihr Job? Was gefällt Ihnen besonders gut, was mögen Sie nicht so sehr?
Vor- oder Nachteile sehe ich in meinem Job eigentlich nicht. Natürlich gibt es – wie in jedem anderen Beruf – auch in der Pressearbeit Dinge, die man gerne bzw. weniger gerne tut. Sehr gerne arbeite ich eine Pressestrategie für ein Buch aus, d.h. man überlegt sich, welche Pressemaßnahmen sich für einen Krimi, einen Frauenroman oder ein Fantasyabenteuer eignen. Ich tausche mich hier auch gerne mit anderen Pressekollegen aus – und gegen Input aus anderen Abteilungen habe ich auch nichts. Besonders gefällt mir auch der tägliche Kontakt nach außen zu Journalisten und Lesern, und dass jeder Tag anders verläuft und nicht wirklich planbar ist.
Das Zusammenstellen von Pressemappen ist hingegen nicht so spannend und raubt einem oft sehr viel Arbeitszeit, aber das gehört zur Pressearbeit eben auch dazu.
Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen? Was haben Sie studiert und was mussten Sie sonst noch in Vorbereitung darauf absolvieren, z.B. Praktika, Volontariate, etc?
Zur Pressearbeit bin ich eher zufällig gekommen. Ich habe Spanische, Französische und Englische Literaturwissenschaft studiert, habe einige Semester auch in Frankreich und Spanien verbracht, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Damals wollte ich eigentlich immer etwas mit Sprachen machen. Dann habe ich ein Praktikum beim Reclam Verlag gemacht, der damals noch in Leipzig ansässig war, und kam dort zum ersten Mal mit der Arbeit in einem Verlag in Berührung. Den Weg vom Manuskript zum gedruckten Buch fand ich unglaublich spannend. Aber noch spannender fand ich, was mit dem fertigen Produkt passiert, also den Weg vom Verlag zum Buchhandel und letztendlich zu den Lesern. Dann wurde mir ein Volontariat in der Presseabteilung in der Verlagsgruppe Droemer Knaur angeboten. Das habe ich im Jahr 2001 absolviert – seitdem bin ich hier und betreue die Belletristik bei Knaur und die Jugendbücher bei PAN.
Welche Anforderungen werden heute an jemanden gestellt, der diesen Beruf gern ergreifen möchte? Ist ein Studium erforderlich? Wenn ja, welche Fachrichtung? Muss man vorher (viele) Praktika und Volontariate absolvieren? Werden besondere Fremdsprachenkenntnisse oder ähnliches gefordert?
Für den Einstieg in die Pressearbeit im Verlag, sprich Volontariat, gibt es keine bestimmten Voraussetzungen. Ich würde sogar sagen, dass auch ein Studium nicht zwingend notwendig ist. Aber das ist von Verlag zu Verlag unterschiedlich. Einige setzen ein Studium voraus, andere nicht. Für mich ist es wichtig, dass man eine Leidenschaft für Bücher mitbringt, offen und kommunikativ ist. Sprachkenntnisse sind von Vorteil, Englisch sollte man in jedem Fall sprechen können. Das ein oder andere Praktikum absolviert zu haben, ist gut, um für sich selbst eine Art Orientierung zu finden. Jemand, der eher introvertiert ist und die Arbeit im stillen Kämmerlein bevorzugt, ist sicher nicht gut in einer Presseabteilung aufgehoben.
Ist unter Umständen auch ein Quereinstieg möglich? Oder ist ein bestimmtes Studienfach oder ähnliches unabdingbar?
Ein Quereinstieg ist auch möglich. Bei uns in der Presseabteilung arbeiten zum Bespiel auch Kolleginnen, die vorher als Journalistinnen tätig waren. Da man jeden Tag auch mit Texten zu tun hat, sollte man jedoch eine gewisse Affinität zum Schreiben mitbringen.
Können Sie etwas über die heutige Situation auf dem Arbeitsmarkt in Ihrem Berufsfeld sagen? Hat man mit der richtigen Ausbildung (und Motivation) eine gute Chance einen Job in der Presseabteilung eines Verlages zu bekommen?
Ich würde es allgmeiner formulieren: Die Chancen, einen Job im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu bekommen, stehen gut. Denn der Bereich Kommunikation wird in Zukunft noch wichtiger werden – sowohl die Kommunikation innerhalb eines Unternehmens als auch die aus einem Unternehmen heraus, besonders in Zeiten von Social Media.
Und was die Motivation angeht: ohne Motivation geht gar nichts – in keinem Job. Da kann man noch so gut ausgebildet sein. Ich bin der Meinung, dass man für eine Sache brennen muss, um seine Arbeit wirklich gut zu machen.
Arbeiten in Ihrem Beruf hauptsächlich freie Mitarbeiter oder ist eine Festanstellung wahrscheinlich?
In einem so großen Verlag arbeitet man in der Presse in der Regel festangestellt. Freie Mitarbeit gibt es eher im Bereich Lektorat.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage, sofern Sie nichts dagegen haben: Wenn Sie noch einmal die Chance hätten sich völlig frei zu entscheiden, würden Sie dann einen anderen Beruf oder wieder genau Ihren jetzigen wählen?
Ich würde mich genau wieder so entscheiden, mir macht die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sehr viel Spaß. Natürlich finde ich auch andere Berufe toll wie z.B. das Herstellen und Restaurieren von Möbeln. Aber mein Herz schlägt für die Literatur und ich habe gerne mit vielen, ganz unterschiedlichen Menschen zu tun. Spannend finde ich, was man mit Kommunikation erreichen kann.
Neueste Kommentare