Am 28. Oktober 2015 kam
Julie Kagawa, die Autorin so bekannter Fantasy-Reihen wie
Plötzlich Fee,
Unsterblich und
Talon, nach Deutschland und las unter anderem auch in Berlin, sodass ich ebenfalls die Gelegenheit hatte die Autorin einmal persönlich zu treffen.
Die Lesung fand in einer Art Bar mit dem schönen Namen „Mein Haus am See“ und einer recht schummrigen Atmosphäre statt. Sie war sehr gut besucht und begann, wie so oft, mit einer kurzen Vorstellung der Autorin, in diesem Fall durch die LiteraturInitiative Berlin. In Deutschland und Berlin sei sie zum ersten Mal, deshalb freue sie sich auch sehr darauf sich am nächsten Tag die Stadt anzusehen. Auf Nachfrage bestätigte die Autorin, dass die Plötzlich Fee Reihe definitiv beendet sei. Sie habe damit abgeschlossen und die Charaktere an einer guten Stelle zurückgelassen.
An diesem Abend ging es daher vor allem um ihren Roman Talon – Drachenzeit, den ersten Band ihrer damals neuen Reihe, der genau ein Jahr zuvor auf Englisch erschienen war und nun ebenfalls kurz vorgestellt wurde. Im Mittelpunkt stünden die beiden Zwillinge Ember und Dante, die etwas ganz Besonderes seien. Es handele sich bei ihnen um Dachen, die Menschengestalt annehmen könnten und nun ein Jahr unter Menschen leben dürften.
Im Anschluss beantwortete die Autorin ein paar erste Fragen zu sich und ihrer Arbeit. Sie liebe es Jugendbücher zu schreiben, einschließlich des ersten Kusses und der ersten Liebe, weil Bücher für diese Altersgruppe so viele Möglichkeiten bieten würden. Sie fühle sich damit deutlich wohler und habe eher Schwierigkeiten damit für Erwachsene zu schreiben. In ihren Werken müsse auch immer ein phantastisches Element enthalten sein. Sie habe zwar versucht zeitgenössische Geschichten zu schreiben, es habe aber immer irgendetwas gefehlt bzw. es seien dann eben trotzdem Vampire oder Feen aufgetaucht. Sie schreibe einfach, was sie selbst am liebsten lese.
Sie sei ein echter Geek, weshalb, neben Büchern und Filmen, auch Animes und Videospiele sie sehr oft inspirieren würden, vor allem wenn ein Spiel eine tolle Geschichte erzähle und Charaktere habe, mit denen man sich gut identifizieren könne, sodass man kaum noch aufhören könne zu spielen.
Drachen hätten sie schon seit ihrer Kindheit begeistert, weil es so komplexe, mythologische Wesen seien, so unterschiedlich wie Smaug (Der Hobbit) und Ohnezahn (Drachenzähmen leicht gemacht). Sie hätten viele verschiedene Facetten und seien nicht immer nur gut, wie beispielsweise Einhörner. Sie habe es sehr interessant gefunden sich vorzustellen, was ein Drache in der modernen Welt wohl machen würde. Auch japanische Mythologie interessiere sie grundsätzlich sehr, insbesondere die Kitsune-Mythen, weshalb sie auch schon eine Geschichte darüber geschrieben habe, die sie gern weiterentwickeln würde.
Dann wurde ein Kapitel vom Anfang des Buches vorgelesen, das auch die Lieblingsszene der Autorin beinhaltete. Der Ausschnitt wurde auch durchaus packend vorgetragen, für meinen Geschmack dauerte diese Unterbrechung insgesamt jedoch viel zu lang, zumal ich vielmehr der Fortsetzung des Interviews entgegen gefiebert habe.
Die vorgelesene Szene gehöre zu ihren liebsten, weil sie Garretts totale Loyalität zeige, sehr ereignisreich wäre und einen mächtigen Drachen enthalte. Außerdem zeige sie, in welchem Glauben in Bezug auf Drachen er aufgewachsen sei. Ember sei ganz anders, weshalb sie und Garrett sich so gut ergänzen würden. Es sei eigentlich ziemlich einfach gewesen aus ihren beiden Perspektiven zu schreiben, gerade weil sie so unterschiedlich seien. Daraufhin trug Julie Kagawa selbst eine kurze Szene auf Englisch aus der Mitte des Buches vor, ehe die Fragegrunde mit Fragen aus dem Publikum fortgesetzt wurde.
Sie liebe die deutschen Cover ebenso sehr wie die amerikanischen Originale. Den ersten Band der Firelight Trilogie von Sophie Jordan habe sie gelesen und kenne dementsprechend die Gemeinsamkeiten. Es gebe aber auch viele Unterschiede, denn bei ihr ginge es mehr um diese alten, wahren Drachen. Universal Pictures habe die Filmrechte an Talon bereits erworben, aber ob daraus ein Film entstünde, könne man noch nicht sagen. Paramount habe beispielsweise die Rechte an Blood of Eden (Unsterblich) besessen, diese Option sei inzwischen aber wieder ausgelaufen und die Rechte somit wieder verfügbar.
Final Fantasy X sei eines ihrer Lieblingsspiele. Generell liebe sie Spiele mit tragischen Enden und toller Atmosphäre. Neil Gaiman sei einer ihrer Lieblingsautoren, Harry Potter zähle zu ihren Lieblingsbüchern. Zuletzt habe sie An Ember in the Ashes (Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken) gelesen und das ebenfalls toll gefunden.
Von ihren eigenen Werken sei The Iron Queen (Plötzlich Fee – Herbstnacht) ihr Lieblingsbuch, insbesondere wegen des epischen Kampfes und weil die Protagonistin darin zu sich selbst finde. So habe die Serie ursprünglich auch enden sollen, doch der Verlag habe auf ein anderes Ende oder aber ein weiteres Buch bestanden, weil die Fans sie sonst hassen würden, also habe sie ein weiteres Buch mit Happy End geschrieben. Zu The Iron Knight (Plötzlich Fee – Frühlingsnacht) berichtete sie, dass Ash es ihr wirklich nicht leicht gemacht habe. Es sei sehr schwierig gewesen über ihn und aus seiner Perspektive zu schreiben bzw. herauszufinden, was er denkt.
Nach dem ganzen Twilight Hype habe sie eigentlich keine Vampir-Serie schreiben wollen, aber durchaus etwas düsteres, post-apokalyptisches. Eine Welt habe sie auch schon im Kopf gehabt, jedoch noch keine Charaktere dazu. Der Verlag habe dann Vampire vorgeschlagen und schließlich habe sie dann beide Ideen vereint. So sei die Blood of Eden Reihe entstanden.
Damit endete der wirklich schöne Abend leider auch schon und dank der guten Moderatorin, die die Antworten der Autorin hervorragend übersetzt hat, habe ich ihn in sehr guter Erinnerung behalten. Im Anschluss konnte man sich natürlich noch Bücher signieren lassen – für diesen Zweck hatte ich mir im Vorfeld die amerikanischen Ausgaben von Talon sowie The Forever Song besorgt. Ersteres, weil ich das amerikanische Cover deutlich besser finde; letzteres, weil damals noch nicht absehbar war, ob der dritte Band überhaupt auf Deutsch erscheint, was inzwischen jedoch glücklicherweise geschehen ist.
Am darauffolgenden Tag durfte ich darüber hinaus zusammen mit ein paar anderen Bloggern an einem Meet & Greet mit der Autorin teilnehmen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Gemeinsam mit der Autorin haben wir zu Fuß eine kleine Sightseeing-Tour gemacht, beginnend auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor, über den Reichstag bis zum Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten. Zum Abschluss gab es dann noch für alle eine typische Spezialität Berlins: Currywurst.
Während wir unterwegs waren, plauderte Julie Kagawa aus dem Nähkästchen, wie man so schön sagt, und beantwortete all unsere Fragen. Alles konnte ich mir nicht merken, doch ein paar interessante Informationen habe ich mir später notiert:
Die Autorin habe japanische Wurzeln, denn ihr Vater sei Japaner und sie damit zur Hälfte auch. In ihrer Freizeit spiele sie gern Videospiele, bastele kleine Figuren, die sie online verkaufe, und mache zusammen mit ihrem Mann Martial Arts. Ihr Lieblingsfilm mit Drachen sei Drachenzähmen leicht gemacht, natürlich wegen Ohnezahn. Ihr Lieblingsbuch mit Drachen sei Song in the Silence von Elizabeth Kerner.
Insgesamt war dieser kleine Stadtrundgang also ein sehr gelungenes Meet & Greet, das viel Spaß gemacht hat und ich jederzeit gern so wiederholen würde.
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