[Rezension] Liberty Bessie – Eine Pilotin aus Alabama

11. September 2020 | 23:40 | Gelesen

Titel: Liberty Bessie – Eine Pilotin aus Alabama
Autoren: Jean-Blaise Djian, Pierre-Roland Saint-Dizier
Originaltitel: Liberty Bessie – Un pilote de l’Alabama
Erstveröffentlichung: 2019
Übersetzerin: Harald Sachse


Wissenswertes

Liberty Bessie – Eine Pilotin aus Alabama ist ein Graphic Novel der französischen Autoren Jean-Blaise Djian und Pierre-Roland Saint-Dizier. Die Zeichnungen stammen von dem französischen Künstler Vincent, der seine Karriere als Zeichner im Videospielbereich begann, ehe er seinen lang gehegten Wunsch, Comics zu zeichnen, verwirklichte.

Liberty Bessie – Eine Pilotin aus Alabama ist zudem der Auftakt zu einer Dilogie. Der zweite Band erscheint im Oktober dieses Jahres in Frankreich. Ein deutscher Erscheinungstermin ist bislang noch nicht bekannt.

Inhalt

1948: Bessie Bates liebt es zu fliegen, daher ist sie drei Jahre lang jeden Tag zum Flugplatz gefahren, um schließlich die Pilotenprüfung zu bestehen und endlich ihre Lizenz zu erhalten. Einen Job findet sie aber trotz der bestandenen Prüfung nicht so leicht, denn Bessie ist eine schwarze Frau und als solche im Cockpit nicht gern gesehen. Deshalb ist sie noch immer auf der Suche nach einem Arbeit als ihrer Familie aus Frankreich unerwartet die Erkennungsmarke ihres Vaters zugeschickt wird, der im Krieg ihres Wissens nach über Italien verschwand. Ist seine Maschine also vielleicht gar nicht dort abgestürzt? Ist ihr Vater womöglich sogar noch am Leben?

Kritik

Liberty Bessie – Eine Pilotin aus Alabama ist ein interessanter Graphic Novel, bei dem schon das Vorsatzpapier zum genaueren Hinschauen einlädt, da diverse Ausschnitte aus verschiedenen Zeitungen und Briefen darauf abgebildet sind, die augenblicklich neugierig auf die eigentliche Geschichte machen.

Die Handlung beginnt 1944, mitten im zweiten Weltkrieg, springt jedoch schon kurze Zeit später vier Jahre in die Zukunft, also ins Jahr 1948. Dort trifft man auf Bessie, eine junge, selbstbewusst Frau, die ihren ganz eigenen Kopf hat. Sie ist offenbar die Tochter des Piloten, den man anfangs kurz kennen lernte, und hat eine Vorliebe für Flugzeuge. Daher will sie in die Fußstapfen ihres Vaters treten und ebenfalls Pilotin werden, obwohl dies zur damaligen Zeit kein vermeintlicher „Frauenberuf“ war.

Auf der Suche nach ihrem Vater beweist Bessie viel Entschlossenheit und begibt sich kurzerhand allein nach Frankreich, um Nachforschungen anzustellen. Dort findet sie schließlich auch ihren ersten Job als Co-Pilotin. Allerdings wird sie dabei in zwielichtige Geschäfte verwickelt, da ihre Arbeitgeber vermutlich als Schmuggler tätig sind und Bessies Ehrlichkeit und Naivität für ihre Zwecke ausnutzen. Sowohl durch diese illegalen Aktivitäten als auch durch das Fliegen als solches gerät die junge Pilotin mehrmals in turbulente und brenzlige Situationen, die aber immerhin für Spannung sorgen.

Von kleinen Rückschlägen lässt sie sich jedoch nicht entmutigen und schließlich bekommt sie Unterstützung von dem sympathischen Max. Zwischen ihm und Bessie entwickelt sich im Verlauf der Handlung eine Liebesbeziehung, die aber allenfalls dezent angedeutet wird und sich nicht in den Vordergrund drängt. Im Fokus steht weiterhin die Suche von Bessie nach ihrem Vater bzw. Antworten zu dessen Verschwinden. Die zwischendurch mehrfach integrierten Ausschnitte aus dem Tagebuch ihres Vaters stellen eine Verbindung zwischen seiner Geschichte und der von Bessie her, die als seine Tochter natürlich wissen möchte, was ihm widerfahren ist und endlich Gewissheit hinsichtlich seines Schicksals erlangen will.

Der erste Band endet zwar nicht direkt mit einem Cliffhanger, dafür jedoch mit einer gewissen Vorahnung, die definitiv neugierig auf den zweiten Band macht.

Da die Geschichte zu einer Zeit spielt, in der in den USA noch Rassentrennung herrschte, wird Bessie als schwarze Pilotin nicht nur mit Sexismus, sondern auch mit Rassismus konfrontiert. Beides sind zwar keine zentralen Themen des Graphic Novels, unterschwellig allerdings stets zu spüren und auf authentische Weise in die Handlung eingeflochten.

Die tollen Zeichnungen stammen von dem Künstler Vincent. Sie sind zum Teil recht farbenfroh, aber weder zu grell noch zu düster gestaltet. Sein Stil ist äußerst detailreich und eher durch feine, weiche Linien geprägt als durch harte Kanten. Die Illustrationen setzen die Handlung gekonnt in Szene und zeichnen diesen empfehlenswerten Graphic Novel ebenso aus wie die fesselnde Geschichte.

Fazit

Liberty Bessie – Eine Pilotin aus Alabama ist ein mitreißender, schnell gelesener Graphic Novel über eine selbstbewusste und entschlossene junge Frau, der auf jeden Fall Lust auf die Fortsetzung macht.





Kommentare

  1. Ich habe Graphic Novels letztes Jahr für mich entdeckt und freue mich deshalb immer über noch unbekannte Bücher aus diesem Genre. Thematisch klingt es auch sehr interessant!

    Zeilentänzerin

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