[Rezension] Strange The Dreamer – Ein Traum von Liebe

29. Januar 2020 | 23:25 | Gelesen

Titel: Strange The Dreamer – Ein Traum von Liebe
Autorin: Laini Taylor
Originaltitel: Strange The Dreamer
Erstveröffentlichung: 2017
Übersetzerin: Ulrike Raimer-Nolte


Wissenswertes

Strange The Dreamer – Ein Traum von Liebe ist das neueste Werk der us-amerikanischen Autorin Laini Taylor, deren Fantasy-Romane bislang in über 30 Sprachen übersetzt wurden. Die gebürtige Kalifornierin hat Literatur sowie Kunst studiert und lebt mit ihrer Familie heute in Portland, Oregon.

Strange The Dreamer – Ein Traum von Liebe ist zudem die zweite Hälfte des ersten Bandes einer Dilogie. Die Fortsetzung trägt den Titel Muse Of Nightmares und erscheint unter den (Unter-)Titeln Das Geheimnis des Träumers sowie Das Erwachen der Träumerin Ende Juni bzw. Ende August dieses Jahres auf Deutsch.

Inhalt

Obwohl das Leben in der sagenumwobenen Stadt Weep völlig anders aussieht als Lazlo es sich all die Jahre erträumt hat, bereut er es nicht die beschwerliche Reise dorthin angetreten zu haben und versucht der Stadt wenigstens ein paar ihrer zahlreichen Geheimnisse zu entlocken. Je mehr er dabei über die düstere Vergangenheit der Bewohner erfährt, desto besser versteht er, warum sie die am Himmel schwebende, einst von grausamen Göttern bewohnte Zitadelle noch immer so sehr scheuen. Die finsteren Geschichten über diese schrecklichen Kreaturen hindern Lazlo allerdings nicht daran eine gewisse Faszination für das Mädchen zu empfinden, das ihn immer häufiger in seinen Träumen besucht. Ein Mädchen, das der gefürchteten Isagol schon verblüffend ähnlich sah, bevor Lazlo zum ersten Mal ein Bild der blauhäutigen Göttin erblickte …

Kritik

Strange The Dreamer – Ein Traum von Liebe ist die wundervolle zweite Hälfte des ersten Bandes der Dilogie, die den gelungenen Beginn noch einmal übertrifft und den so insgesamt überaus empfehlenswerten Auftakt erst richtig vervollständigt, sodass nun ein stimmiges Gesamtbild entsteht, das Lust auf mehr macht.

Die Handlung knüpft natürlich nahtlos an das Ende des Vorgängers an, was einem den erneuten Einstieg in die Geschichte sehr leicht macht, vor allem wenn man den ersten Teil erst vor einigen Wochen oder Monaten gelesen hat. Sehnsüchtig wartet man auf den Moment, in dem Lazlo und Sarai sich nach ihrem ersten Aufeinandertreffen in seinen Träumen wieder begegnen und sich endlich richtig kennen lernen. Erfreulicherweise spannt Laini Taylor ihre Leser diesbezüglich nicht allzu lange auf die Folter.

Gebannt verfolgt man, wie die beiden langsam tiefere Gefühle füreinander entwickeln, wodurch der Roman im weiteren Verlauf sogar wesentlich romantischer wird als erwartet, allerdings nicht ganz so kitschig wie der Untertitel befürchten lässt. Zugleich nimmt die Geschichte später aber auch eine regelrecht tragische Wendung, die verheerende Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Es erwarten den Leser also zahlreiche Überraschungen, von denen manche gut, andere hingegen bedauerlich bis schrecklich sind.

Lazlo lässt Sarai erstmals auf eine Zukunft hoffen, von der sie bisher nicht einmal zu träumen gewagt hätte und sieht sie so, wie sie wirklich ist. Ihre Hautfarbe sowie ihre Herkunft sind für ihn vollkommen bedeutungslos, in positiver Hinsicht, daher fürchtet er sich zum Beispiel nicht vor ihr. Doch sowohl die Bürger von Weep, die die durch die Götter begangenen Gräueltaten der Vergangenheit nicht einfach hinter sich lassen können, als auch Minya, die nach wie vor von einem unstillbaren Durst nach Rache angetrieben wird, stehen einer gemeinsamen und vor allem friedlichen Zukunft im Wege.

Aufgrund ihrer Gabe herrscht Minya erbarmungslos über die Zitadelle mitsamt den zahllosen Geistern unter ihrer Kontrolle und die anderen Götterkinder – Sparrow, Ruby und Feral – sind entweder zu feige oder zu schicksalsergeben, um sich ihr zu widersetzen. Solange Minya ihren Willen mit Gewalt durchsetzt, ist ein Zusammenleben mit den Menschen unmöglich, aber außer Sarai scheint das niemand zu erkennen oder wahrhaben zu wollen. Rache ist das einzige, woran Minya denken kann, weshalb sie nicht bereit ist sich nur einmal in die Lage der Menschen hineinzuversetzen, die damals von ihren Eltern rücksichtslos für ihre Zwecke missbraucht wurden. Natürlich war es falsch die unschuldigen Götterkinder nach deren Eltern ebenfalls zu töten, das steht außer Frage und das sieht Sarai nicht anders. Doch sie kann bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, warum die Menschen sich dazu gezwungen sahen, da sie dank ihrer Gabe in deren Träumen selbst erlebt hat, was ihnen Jahrhunderte lang angetan wurde. Als Leser spürt man den gleichen Zwiespalt wie Sarai, denn man versteht nicht nur die Menschen, sondern auch Minya, am Ende möchte man ihnen aber wie Sarai eher vergeben als sie weiter zu hassen, schon allein um eine lebenswerte Zukunft möglich zu machen. Dass Minya das alles offenbar gleichgültig ist, kann man wiederum nicht begreifen. Minya scheint keinerlei Herz oder überhaupt Gefühle mehr zu haben und ist infolgedessen zu keinerlei Mitgefühl fähig. Sie sieht nur sich selbst und richtet den Blick stur auf die Vergangenheit.

Der Schreibstil der Autorin ist stets sehr anschaulich und schön zu lesen. Die bildhaften Beschreibungen unterstreichen die besondere Atmosphäre der Stadt und lassen einen so tief in die Geschichte eintauchen, dass man die Welt um sich herum für kurze Zeit vergisst. Darüber hinaus fühlt man sich den Charakteren, allen voran Lazlo und Sarai, aus deren Perspektiven der größte Teil der Handlung geschildert wird, trotz des personalen Erzählers sehr verbunden.

Ab einem gewissen Punkt weiß man durch die sich schließlich aufzeigende Verknüpfung mit dem Prolog, was unweigerlich bald geschehen wird, will es jedoch nicht wahrhaben, sodass man wider besseres Wissen darauf hofft, dass man sich irrt. Freudige Überraschung und schockierter Unglaube liegen am Schluss somit nahe beieinander, wobei man kaum Zeit hat erstere auszukosten, ehe sie Bestürzung weicht. Die Reaktion einer bestimmten Figur war letztlich nicht anders zu erwarten, dennoch verabscheut man sie für dieses Verhalten umso mehr.

Der erste Band endet zwar nicht mit einem richtigen Cliffhanger, das Erscheinen der Fortsetzung(en) kann man aber trotzdem kaum noch erwarten. Gleichzeitig fürchtet man sich jedoch auch vor der weiteren Entwicklung, weil der Ausgang, den man sich wünschen würde, nun beinahe unerreichbar scheint. Der anschließende kurze Ausschnitt aus der Fortsetzung stachelt die Neugier zudem weiter an, weil er ein neues Licht auf bisherige Annahmen wirft und die Geschichte dadurch noch einmal eine ganze andere Wende nehmen könnte.

Fazit

Strange The Dreamer – Ein Traum von Liebe bringt den ersten Band der neuen Fantasy-Dilogie von Laini Taylor gekonnt zum Abschluss und stellt eine vielversprechende Fortsetzung in Aussicht, der man nach dem überraschenden Ende gespannt entgegen fiebert.





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