[Rezension] Tiger’s Promise

09. September 2016 | 20:58 | Gelesen

Titel: Tiger’s Promise
Autorin: Colleen Houck
Deutscher Titel: bisher keine deutsche Übersetzung
Erstveröffentlichung: 2014
Sprache: Englisch


Wissenswertes

Tiger’s Promise ist eine Novelle der us-amerikanischen Autorin Colleen Houck, die siebzehn Jahre lang als Dolmetscherin für Gebärdensprache tätig war, ehe sie sich nur noch dem Schreiben widmete. Ihr Debutroman, Tiger’s Curse, erschien zunächst nur als eBook im Eigenverlag, eroberte die Herzen der Leser jedoch im Sturm und belegte schließlich sogar wochenlang Platz 1 der Kindle-Bestsellerliste.

Tiger’s Promise gehört zur The Tiger Saga Pentalogie, spielt allerdings lange vor dem ersten Band und handelt hauptsächlich von Lokeshs Tochter Yesubai. Außerdem enthält das Buch einen kurzen Auszug aus Tiger’s Dream, dem fünften und letzten Teil der Reihe. Es ist bisher nur auf Englisch erhältlich, dafür aber sowohl digital als auch gedruckt verfügbar.

Inhalt

Lokeshs unendliche Gier nach Macht kennt keine Grenzen, sodass er auch nicht davor zurückschreckt seine eigene Tochter als Schachfigur in seinem dunklen Plan friedliche Königreiche gewaltsam an sich zu reißen einzusetzen. Yesubai weiß genau, wozu ihr Vater fähig ist und würde sich nichts sehnlicher wünschen als ihm endlich zu entkommen. Doch ihr sind die Hände gebunden, denn ihre eigenen, verborgenen magischen Fähigkeiten sind nicht groß genug um ihrem Vater wirklich etwas entgegen zu setzen und so hat sie keine andere Wahl als ihm zu gehorchen – zumal sie nicht nur um ihr eigenes Leben fürchtet. Sollte sie sich ihm widersetzen oder fliehen, würde er nämlich nicht sie verletzen, dafür aber Menschen, die sie liebt und die sie um jeden Preis beschützen will.

Kritik

Tiger’s Promise ist eine sehr gelungene Novelle und für Fans der Reihe absolut unverzichtbar, da das Buch neben der interessanten Vorgeschichte aus Yesubais Perspektive noch zahlreiche andere tolle Extras enthält, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Die eigentliche Geschichte beginnt mit einem Prolog aus der Sicht von Yesubais Kindermädchen Isha, die die Ereignisse von der Geburt der Tochter Lokeshs bis zu ihrer Jugend zusammenfasst. Darauf folgen mehrere Kapitel aus der Perspektive der mittlerweile sechzehnjährigen Yesubai.

Von Anfang an hat man viel Mitgefühl für die gestrafte Yesubai, weil sie ohne Mutter unter der unheilvollen Aufsicht ihres Vaters aufgewachsen ist, der nie ein nettes Wort oder eine liebevolle Geste für seine Tochter übrig hatte. Weder ihre Schönheit noch ihre Unterwürfigkeit halten ihn davon ab sie zu misshandeln und seine ganze Wut stets an ihr auszulassen, weshalb sie permanent um ihr Leben und das von Isha fürchten muss. Dass sie (noch) nicht zu seinen zahlreichen Todesopfern gehört, verdankt sie allein der Tatsache, dass sie im Laufe der Jahre glücklicherweise die magische Fähigkeit entwickelt hat sich selbst zu heilen. Aus Angst vor den unberechenbaren Folgen, sollte ihr Vater je davon erfahren, halten sie und Isha dies aber streng geheim.

Isha ist die einzige, die ihr jemals Zuneigung schenkte, weshalb Yesubai es nicht über sich brachte allein zu fliehen und ihr Kindermädchen schutzlos zurückzulassen, so sehr diese sie auch zur Flucht zu überreden versuchte, nachdem sie entdeckt hatten, dass Bai neben ihren Heilkräften außerdem die Fähigkeit besitzt sich unsichtbar zu machen. Dass sie die grauenvollen Befehle ihres Vaters also vor allem befolgt um Isha zu schützen, macht Yesubai ein wenig sympathischer. Ferner kann man ihr ganzes Verhalten dadurch nun besser nachvollziehen.

Schon bevor ihr Vater sie für seine Zwecke benutzt, hatte der König sie wegen ihrer Schönheit dazu auserkoren an den Meistbietenden verschachert zu werden. Das kostete ihn das Leben, denn Lokesh hatte bereits eigene (Heirats-)Pläne für seine Tochter. Und obwohl man im Prinzip schon weiß, wohin das alles schließlich führt, ist die Handlung überraschend fesselnd, insbesondere sobald die Familie Rajaram ins Spiel kommt.

Yesubai hat nicht absichtlich mit den Gefühlen der beiden Prinzen gespielt, wie bisher vielleicht angenommen, sondern ist bereits mehr oder weniger in Kishan verliebt bevor sie Ren überhaupt richtig kennenlernt; mit ersterem hat sie viel Zeit verbracht, während sie Dhiren nur einmal getroffen hat. Kishan gibt ihr ein Gefühl von Sicherheit, wenn sie in seiner Nähe ist, das Ren ihr nicht vermitteln konnte, obgleich er ihr gegenüber natürlich stets sehr zuvorkommend war. Kishan wollte seinen Bruder genauso wenig verletzen, er war einfach nur unheimlich verliebt in Yesubai.

Deschen hat offenbar sogar versucht eine Vermählung zwischen Bai und Kishan zu ermöglichen, da sie die tiefen Gefühle ihres jüngsten Sohnes für Lokeshs Tochter erkannt hat. Ren und Kishan hatten nämlich eine ganz wundervolle Mutter und es ist toll sie sowie die Beziehung zu ihrem Ehemann auf diese Weise etwas besser kennenzulernen. Die Eltern der Prinzen scheinen sich wirklich sehr geliebt zu haben.

Deshalb kann man Yesubai trotz allen Mitleids auch nicht so einfach verzeihen, was sie dieser Familie, die sie mit offenen Armen empfangen hat, durch ihre Feigheit angetan hat. Hätte sie offen mit den Rajarams gesprochen, hätten sie gemeinsam vielleicht einen Weg gefunden Bai sowie Isha zu retten und die Familie wäre von ihrem schlimmen Schicksal verschont geblieben. Zumal Isha bestimmt nicht gewollt hätte, dass eine so gütige Familie ihretwegen vernichtet wird.

Erst am Ende nimmt Yesubai endlich all ihren Mut zusammen und setzt sich erstmals gegen ihren Vater zur Wehr um die Prinzen zu schützen, nur leider vergeblich, wobei sie das Leben der beiden Brüder zumindest in gewisser Hinsicht gerettet hat. Dass sie sich für die drei opfert- Isha verhilft sie bei einer sehr faszinierenden Begegnung mit der Göttin Durga kurz vor ihrem Tod noch zu einem besseren Leben – macht einen traurig und man hat sogar Tränen in den Augen, obwohl man wusste, dass es so kommen muss. Bedauerlicherweise war ihr Plan von Anfang an zum Scheitern verurteilt, weil Lokesh zu keinerlei Mitgefühl fähig ist und deshalb nie vorhatte sein Wort zu halten.

An die Geschichte Yesubais schließt ein interessantes Kapitel aus der Sicht Yuvakshis an, wodurch man etwas mehr über Yesubais Mutter, die ihre Tochter nie kennen lernen konnte, erfährt. Man fühlt sofort mit ihr, denn die Verbindung mit Lokesh war für sie ebenfalls eine Strafe und ihren Vater kann man nur dafür hassen seiner Tochter so etwas angetan zu haben. Durch Gerüchte war allgemein bekannt, dass Lokesh ein gefährlicher und böser Mann ist, der bereits etliche Gräueltaten begangen hat. Darüber hinaus hat ihr Vater nicht einmal auf eine richtige Heirat bestanden, bevor er seine Tochter einem anderen Mann übergab.

Lokesh hat Yuvakshi erst zur Frau genommen als sie bereits sein Kind in sich trug und obwohl sie gar keinen Einfluss darauf hatte, nahm er ihr das Leben als sie eine Tochter an Stelle eines Sohnes gebar. Das Ende ihres viel zu kurzen Lebens stimmt einen somit genauso traurig wie das von Yesubai. Ein wenig tröstlich ist nur der Gedanke, dass sie Bai, obgleich nur sehr kurz, sehr geliebt hat.

Darauf folgt ein sehr schönes Kapitel aus der Sicht von Ren, das einen kurzen Blick in seine Gedanken und Gefühle, vor allem in Bezug auf Yesubai, und auf seinen Charakter gewährt. Besonders gefällt einem seine Vorstellung von der Frau, mit der er den Rest seines Lebens verbringen will, bei der man sofort an Kelsey denken muss. Es ist toll zu sehen, wie liebevoll er mit Bai umgeht und wie wichtig ihm auch ihre Wünsche sind.

Positiv hervorzuheben ist des Weiteren, dass Colleen Houck offenbar viel Wert auf die Sprache gelegt und diese merklich der damaligen Zeit angepasst hat, in der die Handlung spielt.

Das Beste an Tiger’s Promise ist jedoch der kurze Auszug aus Tiger’s Dream, den man im Gegensatz zu Yesubais Geschichte auf jeden Fall erst nach dem vierten Band der Reihe lesen sollte. Leider handelt es sich dabei lediglich um den Prolog, der dazu noch sehr spannend endet. Dafür ist er aus Kishans Blickwinkel geschrieben, wodurch man zumindest schon einmal erfährt, wie es ihm und Anamika anfangs gemeinsam ergangen ist. Außerdem steigert er die Sehnsucht nach dem fünften Band, dessen Erscheinungstermin nach wie vor ungewiss ist, ungemein, denn man würde nur zu gern sofort weiterlesen. Insbesondere Kishans Schicksal interessiert einen nach dem großen Opfer, das er am Ende des vierten Bandes erbracht hat, nämlich sehr.

Fazit

Tiger’s Promise ist für Fans der Reihe nicht nur lesenswert, sondern geradezu unverzichtbar, vor allem wegen der zahlreichen Extras, die zusätzlich zur interessanten Vorgeschichte um Yesubai enthalten sind. Nach dem kurzen Auszug aus Tiger’s Dream kann man das Erscheinen des finalen fünften Bandes kaum noch erwarten!





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