Autorin: Julie Kagawa
Originaltitel: The Eternity Cure
Erstveröffentlichung: 2013
Übersetzerin: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Wissenswertes
Unsterblich – Tor der Nacht ist der zweite Band einer Trilogie. Der finale Band, The Forever Song, ist im April dieses Jahres in den USA erschienen. Daneben gibt es noch eine Novelle mit dem Titel Dawn of Eden, die vor den Ereignissen des ersten Bandes spielt und in der Anthologie ‘Til The World Ends erschienen ist.
Die Filmrechte am ersten Teil, The Immortal Rules, hat sich Palomar Pictures gesichert.
Inhalt
Als ihr Gefühl sie dann plötzlich in zwei verschiedene Richtungen lenken will, muss sie sich entscheiden und stößt am Ziel nicht auf den Meistervampir, sondern auf ihren Bruder im Blute. Dieser macht ihr ein interessantes Angebot: Seine Hilfe bei der Rettung ihres gemeinsamen Schöpfers sowie im Kampf gegen Sarren im Tausch gegen Allisons vorherige Hilfe bei der Suche nach einem geheimen Labor …
Kritik
Auch die Protagonistin Allison setzt sich für diejenigen ein, die ihr etwas bedeuten, ganz gleich ob Mensch oder Vampir und verteidigt erstere zur Not sogar gegenüber ihrer eigenen Art. Sie ist zwar durchaus in der Lage zu töten, es bereitet ihr allerdings keine Freude, sodass sie es nur tut, wenn es nötig ist um zu überleben. Das macht sie zu einer ausgesprochen sympathischen Heldin, deren Schicksal man gebannt verfolgt. Im Gegensatz zu Jackal betrachtet Allie Menschen weiterhin als einzelne Individuen, deren Leben man nicht jederzeit willkürlich beenden darf, und nicht bloß als ihre nächste Mahlzeit. Sie ist also keinesfalls das Monster, für das sie sich selbst so oft hält. Nur sie kann das noch nicht erkennen, weshalb sie einen ständigen inneren Kampf austrägt, den man dank der Ich-Perspektive sehr gut nachvollziehen kann.
Sie ist nach wie vor in Zeke verliebt, drängt ihre Gefühle für ihn jedoch lange zurück, da sie befürchtet, vor allem ihm gegenüber, irgendwann die Kontrolle zu verlieren und deshalb glaubt, dass eine Beziehung zwischen einem Menschen und einem Vampir nicht möglich sei. Letzten Endes wagt sie sich aber zuzugeben, was sie für ihn empfindet und gibt ihrer Liebe eine Chance, zum Glück, Allie und er sind nämlich ein tolles Paar, das trotz der großen Unterschiede perfekt zusammen passt.
Als Zeke völlig unerwartet wieder in Allies Leben tritt, ist man zunächst ein wenig misstrauisch, weil er sich sehr verändert hat. Die anfängliche Skepsis hält allerdings nicht lange an, denn er ist eine ebenso liebenswerte Figur wie sein Vampirmädchen und seine erste Reaktion auf Allisons wahres Wesen im vorherigen Band hat man ihm mittlerweile längst verziehen.
Zeke ist zwar weiterhin kein Freund der Untoten, doch er weiß, dass Allie anders ist und liebt sie unabhängig von ihrer Unsterblichkeit. Er schreckt nicht einmal dann vor ihr zurück, wenn ihre vampirische Seite für einen Moment die Oberhand gewinnt und sein Vertrauen in sie hilft ihr dabei ihre Menschlichkeit und ihr Mitgefühl zu bewahren. Da er nun die Wahrheit über sie kennt, weiß er ganz genau, worauf er sich in einer Beziehung mit ihr einlässt. Er akzeptiert sogar, dass sie sich von Menschen nähren muss, nur er selbst will unter keinen Umständen ein Vampir werden, sodass er ihr das Versprechen abringt ihn niemals zu verwandeln, nicht einmal um sein Leben zu retten.
Aus diesem Grund hatte Kanin Allie damals unsterblich gemacht, wofür man ihm sehr dankbar ist, davon abgesehen fühlt man sich ihm aber nicht wirklich verbunden. Bis auf seine Taten in der Vergangenheit weiß man so gut wie nichts über ihn und außer seinen starken Schuldgefühlen und dem Wunsch seine Fehler wieder gutzumachen hat er keine hervorstechenden Charakterzüge, die ihn irgendwie nahbarer machen.
Jackal löst dagegen verschiedene Empfindungen aus; manchmal hasst man ihn mehr, manchmal weniger. Er ist extrem schwer zu durchschauen, sodass man bei ihm fast nie weiß, woran man eigentlich ist oder ob man ihm vertrauen kann. Während es einen zu Beginn des Buches also noch relativ kalt gelassen hätte, wenn Zeke sich erfolgreich an ihm gerächt hätte, würde man es am Ende vielleicht tatsächlich bedauern. Zumindest würden einem seine bissigen Kommentare fehlen.
Das unverhoffte Widersehen mit Stick löst im Unterschied dazu eine vollkommen eindeutige Reaktion aus: Abscheu. Er ist ein fieser Verräter, der Allie unbedingt demonstrieren will, dass er seiner Ansicht nach nun mächtiger ist als sie und Spaß daran hat sie zu demütigen. Obwohl sie sich ihr halbes Leben lang um ihn kümmerte, hat daher schließlich, verständlicherweise, nicht einmal Allie Mitleid mit ihm als er endlich bekommt, was er verdient.
Eine gerechte Strafe würde man sich auch in Bezug auf den Furcht einflößenden Sarren wünschen, der, so unglaublich es klingt, noch gestörter ist als gedacht und damit umso gefährlicher, weswegen Allie und die anderen ihn um jeden Preis aufhalten müssen.
Die Handlung ist durchweg fesselnd und man fiebert mit Allie mit, sowohl auf der Suche nach Kanin als auch auf der Jagd nach Sarren, bei der ihnen die Zeit davon rinnt. Verluste, Verrat sowie Hinterlist sind dabei ein fester Bestandteil ihrer Welt. Sie müssen schwierige Entscheidungen treffen und sich wiederholt in Gefahr begeben. Man bangt mehr als einmal um das Leben der Charaktere und atmet erleichtert auf, wenn sie eine bedrohliche Situation überstanden haben. Die diversen Kampfszenen sind stets spannend, mitunter jedoch zu detailliert beschrieben oder übertrieben blutig.
Die schlimmsten Ereignisse hat sich Julie Kagawa allerdings bis zum Ende aufgehoben. Als man das Buch bereits für abgeschlossen hält und sich schon über den vorläufigen Ausgang freuen will, sich nur ein wenig über die noch verbliebenen Seiten wundert, überrascht sie nämlich mit einer schrecklichen Wendung, die einem das Herz bricht und schuld daran ist, dass man vor lauter Tränen kaum weiterlesen kann. Vor Wut und Fassungslosigkeit ist man kurz davor das Buch einfach zu schließen und nie wieder anzurühren, weil man den Schmerz beinahe nicht ertragen kann. Doch das wäre ein Fehler, immerhin muss man für Gewissheit nicht auf das Finale warten, da das Blatt sich schon am Ende des Epilogs noch zu wenden scheint. Was bleibt sind schlimme Befürchtungen, die einen aber nicht daran hindern, trotzdem auf das Beste zu hoffen, selbst wenn das vielleicht vergebens ist. Allie hätte ein glückliches Ende nach all dem Leid jedenfalls mehr als verdient.
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