Autorin: Catherine Fisher
Originaltitel: Incarceron
Erstveröffentlichung: 2007
Übersetzerin: Marianne Schmidt
Wissenswertes
Incarceron ist zudem der Auftakt zu einer Dilogie. Der zweite Teil trägt den Titel Sapphique und ist auf Englisch bereits erschienen.
Nachdem sich zunächst Fox die Filmrechte gesichert hatte, diese aber inzwischen abgelaufen sind, liegen die Rechte an der Verfilmung beider Bände nun bei Amber Entertainments, die unter anderem für die Verfilmung von Der Goldene Kompass verantwortlich waren. Ein Drehbuchautor wurde bereits gefunden und die Autorin wird eng mit ihm zusammen arbeiten.
Inhalt
Claudia, die Tochter des Hüters, ist ebenfalls gefangen, obgleich nicht in Incarceron selbst. Wenn sie keinen Weg findet ihrem Schicksal zu entgehen, wird sie in wenigen Tagen mit dem Erben des Königreichs verheiratet werden und von da an in einem goldenen Käfig leben müssen, an der Seite eines Mannes, den sie verabscheut. Auf die Hilfe ihres Vaters kann sie dabei nicht zählen, denn er hat diese Verbindung schon geplant bevor sie überhaupt geboren wurde …
Kritik
Die Idee eines lebendigen Gefängnisses, das selbstständig denken kann, ist für sich genommen schon unheimlich faszinierend. Incarceron ist aber noch so viel mehr als das! Es gibt innerhalb seiner Mauern so viel mehr zu entdecken als man es je für möglich gehalten hätte und mehr als man sich je hätte ausmalen können. Es ist eine vollkommen eigene Welt, die wohl niemand je vollständig erkunden könnte, weil es beinahe unendlich ist. Es gibt Städte und Landschaften, wobei diese teilweise völlig anders beschaffen sind als außerhalb, genauso wie dunkle, beklemmende Zellen. Es gibt Wesen, wie man sie bereits kennt, aber auch solche, die Incarceron neu erschaffen hat und die außerhalb nicht existieren könnten. Es ist ein abgeschlossenes System, das wirklich alles wieder verwertet. Das Gefängnis hat seine Augen und Ohren überall und damit die absolute Kontrolle über all seine Insassen. Ihm entgeht (fast) nichts und wenn man etwas tut, was ihm missfällt, muss man mit Konsequenzen rechnen. Leider ist Incarceron dabei ziemlich grausam und unbarmherzig, sodass das Leben in ihm alles andere als paradiesisch ist.
Genau das ist es allerdings, was die Schöpfer mit diesem Experiment im Sinn hatten und was, mit Ausnahme des Hüters, alle Menschen außerhalb tatsächlich glauben. Als Leser erfährt man jedoch schnell, dass das nicht der Wirklichkeit entspricht und das Leben in Incarceron für die meisten Insassen eher der Hölle auf Erden gleichkommt und sie täglich um ihr Überleben kämpfen müssen.
Dieses Wissen verdankt man vor allem den verschiedenen Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird. Vorwiegend werden die unterschiedlichen Handlungsstränge aus der Sicht der zwei Protagonisten Claudia und Finn geschildert, nur zwischenzeitlich tauchen auch mal die Blickwinkel anderer Charaktere auf, wenn es erforderlich ist. Dadurch erhält man nicht nur einen Einblick in die Welt innerhalb des Gefängnisses, sondern auch in die außerhalb davon.
Sowohl Finn als auch Claudia sind zwei sehr interessante und vielschichtige Figuren, die man gern näher kennen lernt und schon bald ins Herz schließt. Obwohl nur einer von ihnen sich tatsächlich in Incarceron befindet, sind sie beide auf gewisse Weise Gefangene. Zum einen ist Claudia in einer Welt gefangen, in der jeder Fortschritt und Wandel verboten ist, sodass keinerlei Entwicklung, egal in welcher Hinsicht, möglich ist. Zum anderen steht ihr eine Zukunft in einem goldenen Käfig bevor, der sie am liebsten entfliehen würde. Sie muss vielleicht nicht um ihr Überleben kämpfen, weshalb ihre Situation nicht unbedingt mit der von Finn vergleichbar ist, aber paradiesisch ist ihr Leben deshalb noch lange nicht.
Finn ist ebenfalls in doppelter Hinsicht gefangen, da er einfach nicht zu den anderen Menschen innerhalb des Gefängnisses zu passen scheint. Er hat keinerlei Erinnerung mehr an seiner Vergangenheit, abgesehen von ein paar quälenden Momenten, die ab und zu vor seinem geistigen Auge erscheinen, ist aber überzeugt davon von außerhalb zu kommen. Natürlich glaubt ihm das niemand, denn mit Ausnahme des legendären Sapphique– der vielleicht eben nur das ist: eine Legende – ist niemandem je die Flucht aus Incarceron gelungen. Inzwischen sind viele sogar schon der Auffassung, dass ein Außerhalb gar nicht existiert.
Nachdem die Handlungsstränge um die zwei Hauptfiguren anfangs nicht nur getrennt voneinander, sondern scheinbar zusammenhanglos, verlaufen, entsteht nach und nach eine Verbindung zwischen ihnen als die beiden zufällig einen Weg finden miteinander zu kommunizieren. Je mehr Claudia über Finn und sein Leben erfährt, desto fester ist sie entschlossen ihn irgendwie zu befreien, insbesondere als sich ihr Verdacht in Bezug auf Finns wahre Identität mehr und mehr zu bestätigen scheint.
Durch den ständigen Kampf ums Überleben in Incarceron und die immer verzweifeltere Suche nach einer Möglichkeit aus dem Gefängnis zu fliehen sowie die Intrigen und den ständigen Wunsch nach der Enthüllung der vielen Geheimnisse außerhalb gelingt es Catherine Fisher mühelos die Spannung konstant aufrecht zu erhalten und zum Ende hin sogar immer mehr zu steigern. Von der ersten bis zur letzten Seite zieht Incarceron den Leser somit in seinen Bann und bleibt auch danach noch in seinen Gedanken haften.
Fazit
Obwohl die Autorin einen, zum Glück, nicht mit einem Cliffhanger quält, wird man sich die Fortsetzung auf keinen Fall entgehen lassen, da noch unzählige Fragen offen geblieben sind und man es gar nicht erwarten kann wieder in die Welt von Incarceron einzutauchen!
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