[Rezension] Die letzte Wächterin

25. Januar 2013 | 00:05 | Gelesen

Titel: Die letzte Wächterin
Autorin: Carina Bargmann
Originaltitel: Die letzte Wächterin
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzer: Originalsprache


Wissenswertes

Die letzte Wächterin ist das zweite Buch der jungen deutschen Autorin Carina Bargmann, die ihr Debut, Sayuri, mit gerade einmal siebzehn Jahren schrieb und dann 2010 bei Arena veröffentlichte.

Ihr zweiter Jugendroman ist ebenfalls ein Einzelband und bei Arena erschienen, allerdings ist er dieses Mal im Genre Urban-Fantasy angesiedelt. Er spielt also grundsätzlich in der uns bekannten Welt, die die Autorin jedoch kreativ um mehrere fantastische Elemente, die den meisten Menschen aber verborgen bleiben, erweitert hat.

Inhalt

Die Schwestern Mia und Lea sind aufgewachsen ohne zu ahnen, dass ihre Welt – die Lichtwelt – nicht nur von Menschen, sondern ebenso von Elfen und Zwergen, bevölkert wird und zwischen ihnen allen und den Morih, welche vor langer Zeit in die Schattenwelt verbannt wurden, ein ewiger Krieg herrscht. Dabei ist Leas Schicksal eng mit diesem Kampf verbunden, denn sie gehört zu den Wächtern, die immer wiedergeboren werden und deren Aufgabe darin besteht die Lichtwelt vor den Morih zu schützen sowie über den Zeitstrom zu wachen, der die beiden Welten voneinander trennt.

Als Lea schließlich eines Nachts von anderen Wächtern abgeholt wird um von nun an ihrer Bestimmung nachzukommen, wird dabei aber auch ihre eigentlich unbeteiligte Schwester Mia versehentlich in das Geschehen verwickelt. Ein Morih hat die Wächter heimlich beobachtet und nimmt die Sechzehnjährige auf seiner Flucht vor ihnen mit in die Schattenwelt …

Kritik

Die letzte Wächterin ist erst der zweite Roman der jungen Autorin Carina Bargmann und mindestens genauso lesenswert wie ihr Debut Sayuri. Es ist ihr erneut gelungen eine faszinierende Welt zu kreieren, in der es viel zu entdecken gibt und die einen immer wieder in ihren Bann zieht. Sowohl die Schatten- als auch die Lichtwelt mit ihren drei verschiedenen Ebenen wurden sehr ansprechend gestaltet und vor allem die Idee, dass in der Schattenwelt nur solche Dinge existieren, die in der Lichtwelt schon ausgestorben sind, sorgt für eine besondere Atmosphäre in dieser fremden Umgebung.

Die Handlung ist durch die vielen Verstrickungen unheimlich komplex, was sie zwar nicht schwer verständlich macht, aber durchaus ein gewisses Maß an Konzentration erfordert um allen Zusammenhängen folgen zu können. Es gelingt der Autorin außerdem schnell Spannung aufzubauen und diese auch kontinuierlich aufrecht zu erhalten. Durch die vielen Wendungen, die unzähligen aufgeworfenen Fragen, die diversen Enthüllungen sowie die generell sehr rasanten Abläufe merkt man nicht einmal, dass die Handlung sich insgesamt nur auf wenige Tage streckt, sodass man am Ende genauso überrascht ist wie die Figuren, was in so kurzer Zeit alles passieren kann.

Neben der fantastischen Welt machen insbesondere die Charaktere dieses Buch so besonders, allen voran natürlich Mia und der Morih Awan. Während ihre Begegnung anfangs eher zufällig erscheint, hat man am Ende des Buches eher das Gefühl, dass das Schicksal diese beiden unterschiedlichen Personen zusammen geführt hat. Sie sind nicht nur sympathisch und liebenswert, sondern passen auch perfekt zueinander und ergänzen sich gegenseitig. Durch Awan entdeckt Mia eine völlig neue Welt, die sie zunächst verständlicherweise ein wenig überfordert, dann fasziniert, erfährt aber auch von dem Krieg, der ohne ihr Wissen schon seit Ewigkeiten fortdauert. Im Gegensatz zu vielen anderen Figuren, die in Hinblick auf diese Auseinandersetzung vollkommen auf ihren Blickwinkel fixiert sind, kennt Awan alle Seiten dieses Kampfes, mit dem er trotz seiner Herkunft nichts zu tun haben will, und zeigt sie auch Mia. Statt sich den Soldaten seines Vaters anzuschließen, würde er den Krieg lieber endlich beenden und hilft Mia deshalb dabei ihre Schwester zu finden, wobei sie sich schließlich näher kommen.
Ferner sind sie beide mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, die sie von den anderen ihrer Art unterscheiden und sich als sehr hilfreich erweisen. Awan ist ein so genannter Phönix und kann, genau wie die Wächter, zwischen den Welten wandeln, also jederzeit von der Licht- in die Schattenwelt wechseln und umgekehrt. Mia hat manchmal Visionen, die sie Ereignisse aus der Vergangenheit oder sogar aus der Zukunft sehen und miterleben lassen.

Im Unterschied zu Mia kann Lea nicht so leicht die Sympathie des Lesers gewinnen, denn während Mia die ganze Zeit nur daran denkt, wie sie ihrer Schwester helfen kann, verschwendet Lea nur wenige Gedanken an Mia oder daran, wie sie zu ihrer Familie zurückkehren kann. Sie nimmt einfach alles hin und fügt sich in ihre angebliche Bestimmung ohne die genauen Hintergründe zu erfragen oder dagegen aufzubegehren, dass sie so plötzlich aus ihrem bisherigen Leben gerissen wird. Generell kann man Leas Verhalten oftmals nicht besonders gut nachvollziehen, da sie sich nie so verhält, wie man es von einer normalen Sechzehnjährigen erwarten würde.

Da die gesamte Handlung aus wechselnden Perspektiven geschildert wird, kann man sowohl die Geschehnisse um Mia und Awan als auch die um Lea und die anderen Wächter parallel verfolgen. Dadurch lernt man die zahlreichen Figuren besser kennen, kann die Erlebnisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten und weiß immer, was innerhalb der verschiedenen Handlungsstränge vor sich geht, sodass man den Überblick nicht verliert. Teilweise hat man somit einen kleinen Wissensvorsprung vor anderen Figuren, die über gewisse Ereignisse oder den Verrat eines Charakters noch nicht Bescheid wissen. Die Spannung mildert das allerdings nicht, denn die Identität eines Verräters sagt einem zum Beispiel noch lange nicht, wie sein nächster Schachzug aussieht oder was seine Komplizen als nächstes tun werden.

Der Schreibstil von Carina Bargmann ist zu Beginn des Buches noch ein wenig holprig, da einige Wort(gruppen)wiederholungen den Lesefluss stören. Mit der Zeit nehmen diese jedoch stark ab und von da an lässt sich das Buch sehr angenehm lesen. Die vielen sehr bildhaften Beschreibugen in Bezug auf ihre magische Welt sind schön zu lesen und sorgen dafür, dass der Leser eine konkrete Vorstellung von ihr hat und sie vor seinem geistigen Auge sehen kann.
Des Weiteren macht sie in ihrem Roman auf die Sinnlosigkeit von Kriegen aufmerksam und bringt die Thematik so auf eine interessante Weise auch Jugendlichen näher, die die Verarbeitung dieser Materie in einem solchen Fantasyroman der gängigen Nachkriegsliteratur mit Sicherheit vorziehen würden.

Fazit

Die letzte Wächterin ist ein gelungener Fantasyroman, mit dem Carina Bargmann beweist, dass es sich lohnt zur Abwechslung mal ein Buch aus einer deutschen Feder zu lesen, da gute Bücher nicht immer nur aus dem Ausland kommen. Mit tollen Charakteren, einer faszinierenden Welt und einer rasanten, spannenden Handlung schafft sie es ihre Leser zu fesseln und ihre interessante Geschichte außerdem in einem Band abzuschließen, sodass man keine gefühlte Ewigkeit auf eine Fortsetzung warten muss. Ihr nächstes Buch wird man daher auf jeden Fall ebenfalls lesen.





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