Autorin: Carina Bargmann
Originaltitel: Die letzte Wächterin
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzer: Originalsprache
Wissenswertes
Ihr zweiter Jugendroman ist ebenfalls ein Einzelband und bei Arena erschienen, allerdings ist er dieses Mal im Genre Urban-Fantasy angesiedelt. Er spielt also grundsätzlich in der uns bekannten Welt, die die Autorin jedoch kreativ um mehrere fantastische Elemente, die den meisten Menschen aber verborgen bleiben, erweitert hat.
Inhalt
Als Lea schließlich eines Nachts von anderen Wächtern abgeholt wird um von nun an ihrer Bestimmung nachzukommen, wird dabei aber auch ihre eigentlich unbeteiligte Schwester Mia versehentlich in das Geschehen verwickelt. Ein Morih hat die Wächter heimlich beobachtet und nimmt die Sechzehnjährige auf seiner Flucht vor ihnen mit in die Schattenwelt …
Kritik
Die Handlung ist durch die vielen Verstrickungen unheimlich komplex, was sie zwar nicht schwer verständlich macht, aber durchaus ein gewisses Maß an Konzentration erfordert um allen Zusammenhängen folgen zu können. Es gelingt der Autorin außerdem schnell Spannung aufzubauen und diese auch kontinuierlich aufrecht zu erhalten. Durch die vielen Wendungen, die unzähligen aufgeworfenen Fragen, die diversen Enthüllungen sowie die generell sehr rasanten Abläufe merkt man nicht einmal, dass die Handlung sich insgesamt nur auf wenige Tage streckt, sodass man am Ende genauso überrascht ist wie die Figuren, was in so kurzer Zeit alles passieren kann.
Neben der fantastischen Welt machen insbesondere die Charaktere dieses Buch so besonders, allen voran natürlich Mia und der Morih Awan. Während ihre Begegnung anfangs eher zufällig erscheint, hat man am Ende des Buches eher das Gefühl, dass das Schicksal diese beiden unterschiedlichen Personen zusammen geführt hat. Sie sind nicht nur sympathisch und liebenswert, sondern passen auch perfekt zueinander und ergänzen sich gegenseitig. Durch Awan entdeckt Mia eine völlig neue Welt, die sie zunächst verständlicherweise ein wenig überfordert, dann fasziniert, erfährt aber auch von dem Krieg, der ohne ihr Wissen schon seit Ewigkeiten fortdauert. Im Gegensatz zu vielen anderen Figuren, die in Hinblick auf diese Auseinandersetzung vollkommen auf ihren Blickwinkel fixiert sind, kennt Awan alle Seiten dieses Kampfes, mit dem er trotz seiner Herkunft nichts zu tun haben will, und zeigt sie auch Mia. Statt sich den Soldaten seines Vaters anzuschließen, würde er den Krieg lieber endlich beenden und hilft Mia deshalb dabei ihre Schwester zu finden, wobei sie sich schließlich näher kommen.
Ferner sind sie beide mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, die sie von den anderen ihrer Art unterscheiden und sich als sehr hilfreich erweisen. Awan ist ein so genannter Phönix und kann, genau wie die Wächter, zwischen den Welten wandeln, also jederzeit von der Licht- in die Schattenwelt wechseln und umgekehrt. Mia hat manchmal Visionen, die sie Ereignisse aus der Vergangenheit oder sogar aus der Zukunft sehen und miterleben lassen.
Im Unterschied zu Mia kann Lea nicht so leicht die Sympathie des Lesers gewinnen, denn während Mia die ganze Zeit nur daran denkt, wie sie ihrer Schwester helfen kann, verschwendet Lea nur wenige Gedanken an Mia oder daran, wie sie zu ihrer Familie zurückkehren kann. Sie nimmt einfach alles hin und fügt sich in ihre angebliche Bestimmung ohne die genauen Hintergründe zu erfragen oder dagegen aufzubegehren, dass sie so plötzlich aus ihrem bisherigen Leben gerissen wird. Generell kann man Leas Verhalten oftmals nicht besonders gut nachvollziehen, da sie sich nie so verhält, wie man es von einer normalen Sechzehnjährigen erwarten würde.
Da die gesamte Handlung aus wechselnden Perspektiven geschildert wird, kann man sowohl die Geschehnisse um Mia und Awan als auch die um Lea und die anderen Wächter parallel verfolgen. Dadurch lernt man die zahlreichen Figuren besser kennen, kann die Erlebnisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten und weiß immer, was innerhalb der verschiedenen Handlungsstränge vor sich geht, sodass man den Überblick nicht verliert. Teilweise hat man somit einen kleinen Wissensvorsprung vor anderen Figuren, die über gewisse Ereignisse oder den Verrat eines Charakters noch nicht Bescheid wissen. Die Spannung mildert das allerdings nicht, denn die Identität eines Verräters sagt einem zum Beispiel noch lange nicht, wie sein nächster Schachzug aussieht oder was seine Komplizen als nächstes tun werden.
Der Schreibstil von Carina Bargmann ist zu Beginn des Buches noch ein wenig holprig, da einige Wort(gruppen)wiederholungen den Lesefluss stören. Mit der Zeit nehmen diese jedoch stark ab und von da an lässt sich das Buch sehr angenehm lesen. Die vielen sehr bildhaften Beschreibugen in Bezug auf ihre magische Welt sind schön zu lesen und sorgen dafür, dass der Leser eine konkrete Vorstellung von ihr hat und sie vor seinem geistigen Auge sehen kann.
Des Weiteren macht sie in ihrem Roman auf die Sinnlosigkeit von Kriegen aufmerksam und bringt die Thematik so auf eine interessante Weise auch Jugendlichen näher, die die Verarbeitung dieser Materie in einem solchen Fantasyroman der gängigen Nachkriegsliteratur mit Sicherheit vorziehen würden.
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