[Rezension] Anna im blutroten Kleid

07. Januar 2013 | 18:49 | Gelesen

Titel: Anna im blutroten Kleid
Autorin: Kendare Blake
Originaltitel: Anna Dressed in Blood
Erstveröffentlichung: 2011
Übersetzer: Jürgen Langowski


Wissenswertes

Anna im blutroten Kleid ist das zweite Buch der südkoreanischen, aber in den USA aufgewachsenen, Autorin Kendare Blake. Sie schreibt vor allem für Jugendliche bzw. Junge Erwachsene, hat ein Herz für Tiere und interessiert sich für griechische Mythologie.

Anna im blutroten Kleid ist zudem der Auftakt zu einer Dilogie. Der zweite Teil, Girl of Nightmares, ist in diesem Sommer in den USA erschienen.

Im kommenden Herbst folgt mit Antigoddess in den USA dann ein neuer Serienauftakt, der von verschiedenen griechischen Göttern handeln wird.

Inhalt

Seit dem Tod seines Vaters hat Cas Lowood es sich zur Aufgabe gemacht dessen nicht ganz ungefährlichen Job als Geisterjäger zu übernehmen. Zusammen mit seiner Mutter zieht er immer wieder quer über den Kontinent um Gespenster aufzuspüren, die die Lebenden terrorisieren oder sie sogar töten, und ihr Treiben zu beenden.

Als er von Anna im blutroten Kleid erfährt, die seit ihrem Tod über zwanzig Menschen brutal ermordet haben soll, macht er sich auf den Weg zu ihr nach Kanada um sie, genau wie alle anderen Gespenster zuvor, ein weiteres Mal zu töten – dieses Mal endgültig. Doch Anna ist nicht wie die anderen Geister, mit denen Cas bisher zu tun hatte, und um sie zu erledigen braucht er nicht nur fremde Hilfe, sondern muss auch erst einmal herausfinden, wie genau sie vor über fünfzig Jahren ums Leben gekommen ist …

Kritik

Anna im blutroten Kleid ist ohne jeden Zweifel eine besondere Geschichte wie man sie so garantiert noch nicht gelesen hat. Sie unterscheidet sich stark von anderen Geistergeschichten des Genres, ist also ganz anders als erwartet und stellt somit eine willkommene Abwechslung dar.

Der siebzehnjährige Theseus Cassio, kurz Cas, ist, nach ein paar kleinen Startschwierigkeiten, ein sehr sympathischer Protagonist mit einer außergewöhnlichen Berufung. Es ist wirklich toll, dass diese Geschichte, im Gegensatz zu vielen anderen Jugendbüchern, hier einmal aus der männlichen Perspektive geschildert wird, sodass sie vermutlich für beide Geschlechter gleichermaßen geeignet ist. Ab und zu spricht er den Leser sogar direkt an, wodurch man sich ihm besonders verbunden fühlt.
Cas’ Leben ist alles andere als gewöhnlich, was natürlich hauptsächlich an seiner Arbeit als Geisterjäger liegt. Normalerweise arbeitet er immer allein und will sich auf niemanden näher einlassen, weil er nach getaner Arbeit ohnehin alle Zelte abbricht und sich auf die Suche nach dem nächsten Geist macht.

Bei Anna muss Cas jedoch einsehen, dass er auf Unterstützung angewiesen ist und die bekommt er von dem zwar neugierigen, aber auch irgendwie liebenswerten Gedankenleser Thomas sowie Carmel, die erstaunlich sympathisch ist, obwohl es sich bei ihr um das beliebteste Mädchen der Schule handelt. Zwischen ihnen entwickelt sich schon bald eine Freundschaft und Cas erfährt, wie schön es sein kann Freunde zu haben und mit ihnen über seine Arbeit und insbesondere Anna reden zu können.
Später hilft ihnen außerdem noch Will, ein anderer Mitschüler, denn sowohl er als auch Carmel haben ein gewisses Anrecht darauf dabei zu sein, weil sie mit dem jüngsten Opfer von Anna befreundet waren.

Die interessanteste Figur des Buches ist allerdings Anna selbst. Sie ist ein besonderes und vor allem sehr mächtiges Gespenst und trotz der vielen Morde, die sie begangen hat, sogar sympathisch, denn irgendwas zwingt sie zu diesen grausamen Taten. Im Gegensatz zu vielen anderen Geistern weiß sie genau, dass sie tot ist, will aber dennoch nicht von Cas getötet werden, obwohl sie selbst sogar glaubt es wegen der vielen Leichen in ihrem Keller verdient zu haben.

Um Anna daran zu hindern weitere Menschen zu töten, müssen Cas und seine Freunde also herausfinden, was Anna zum Töten zwingt und was ihr damals zugestoßen ist, das ihr nun so viel Macht verleiht, denn sie wissen zwar woran Anna gestorben ist, kennen die näheren Umstände aber nicht, z.B. wer der Täter war. Um an diese Informationen zu gelangen führt die Gruppe eine Art Ritual durch und erfährt dabei eine schreckliche sowie schockierende Wahrheit. Die wahre Identität des Täters kommt nämlich völlig unerwartet. Damit hätte man wirklich nie gerechnet und spätestens ab diesem Moment kann man für Anna nur noch Mitgefühl empfinden. Zum einen wegen dem, was vor über fünfzig Jahren mit ihr geschah, und zum anderen wegen dem, was nach wie vor mit ihr passiert, denn sie möchte ja niemanden verletzen oder gar töten und ist hinterher umso erschütterter über die Taten, zu der sie etwas zwang.

Cas hat ebenfalls viel Mitleid mit Anna, doch er empfindet noch viel mehr für sie, wie er mit der Zeit zugeben muss, und zwischen ihm und Anna entwickelt sich eine kleine Liebesgeschichte. Sie ist zwar nicht vollkommen nachvollziehbar, da nach der anfänglichen Zuneigung viel zu schnell von Liebe gesprochen wird, ist aber dennoch schön zu lesen.

Die Handlung selbst ist von Beginn an fesselnd und interessant, allerdings stellenweise recht blutig und brutal, was einen ziemlich überrascht, wenn man nicht darauf vorbereitet war. Kendare Blake scheut sich nicht die grausigen Details manchmal sehr genau zu beschreiben.
Zum Ende hin baut die Autorin dann noch richtig Spannung auf und überrascht den Leser mit einem packenden, aber zugleich tragischen Höhepunkt. Während ein Handlungsstrang dadurch abgeschlossen wird, eröffnet sich gleichzeitig ein neuer und nach dem Epilog, der bereits andeutet, worum es im zweiten Teil gehen könnte, hat man schon jetzt große Lust auf die Fortsetzung.

Fazit

Mit Anna im blutroten Kleid hat Kendare Blake ein sehr facettenreiches Jugendbuch geschrieben. Es gibt zum einen sehr schaurige und blutige Szenen, zum anderen aber auch einige witzige Momente, gepaart mit liebenswürdigen Figuren und einer zarten Liebesgeschichte. Es ist vielleicht nicht perfekt, aber auf jeden Fall lesenswert und nach dem unerwartet tragischen Ende möchte man die Fortsetzung unbedingt ebenfalls lesen.





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