[Rezension] Love Song

30. Juli 2011 | 00:10 | Gelesen

Titel: Love Song
Autorin: Gayle Forman
Originaltitel: Where She Went
Erstveröffentlichung: 2011
Übersetzerin: Bettina Spangler


Wissenswertes

Love Song ist der neueste Roman der us-amerikanischen Autorin Gayle Forman und die Fortsetzung zu ihrem sehr gefühlvollen Buch Wenn ich bleibe, in dem sie auf sehr bewegende Weise auf die wohl elementarste Frage des Lebens einging: Wie würde ich mich entscheiden, wenn ich eine Wahl hätte? Leben oder Sterben?

Der Erfolg des ersten Teils liegt auf der Hand: Es stand auf Platz 8 auf der Bestsellerliste der New York Times, die Rechte an dem Roman wurden in über 23 Länder verkauft und auch eine Verfilmung ist bereits in Arbeit.

Inhalt

Seit drei Jahren hat Adam Wilde, der durch seine Band Shooting Star zu einem gefeierten Rockstar wurde, seine große Liebe Mia Hall nicht mehr gesehen. Als sie nach New York aufgebrochen ist um an der renommierten Julliard Musikakademie zu studieren, schien noch alles in Ordnung zu sein. Doch irgendwann meldete Mia sich immer seltener bei Adam, bis sie schließlich überhaupt nicht mehr auf Emails oder Anrufe von ihm reagierte. Es war vorbei und Adam weiß bis heute nicht, warum oder wie es dazu kam.

Kurz nach der Trennung war Adam lange Zeit nur noch ein Häufchen Elend und auch jetzt ist er, trotz zahlreicher Liebschaften und der Beziehung mit einer berühmten Schauspielerin, noch immer nicht darüber hinweg. Nicht einmal der große Erfolg des Albums Collateral Damage, in dessen Songs er seine Trauer, seiner Wut und seinen Schmerz gesteckt hat, konnte ihn wirklich aus diesem Loch herausholen. Er hat seine Liebe zur Musik und die Freude am Leben verloren, die große Tour würde er am liebsten ausfallen lassen.

Doch dann bekommt Adam von seinem Manager überraschend einen Tag frei um sich für der Tour auszuruhen und das Schicksal führt ihn zur Carnegie Hall, wo an genau diesem Abend ausgerechnet Mia einen Auftritt hat und er sogar noch eine Restkarte ergattern kann. Durch die Crew, denen die Anwesenheit des berühmten Adam Wilde nicht entgangen ist, erfährt auch Mia, dass er dort ist und bittet ihn nach dem Konzert zu sich in ihre Garderobe. Wird Adam nun endlich erfahren, warum Mia ihn damals ohne ein Wort verlassen hat?

Kritik

In der Fortsetzung zu Wenn ich bleibe bekommt man, dieses Mal aus der Sicht von Adam, geschildert, wie es mit Mia nach diesem schrecklichen Unfall, bei dem sie ihre Eltern und ihren kleinen Bruder Teddy für immer verloren hat, weiter gegangen ist. Die Haupthandlung in der Gegenwart umfasst wieder nur einen sehr kurzen Zeitraum von gerade mal ein bis zwei Tagen. Aber wie schon im ersten Band erzählt die Hauptfigur, in diesem Fall Adam, durch Rückblenden, was in den vergangenen Jahren alles geschehen ist. Man erfährt also dennoch, wie Mia sich nach dem Koma etlichen Operationen stellen musste, sich durch eine anstrengende Reha gekämpft hat und schließlich nach New York gegangen ist um dort an der Julliard Musik zu studieren, denn ihr Cello war alles, was ihr noch geblieben war. Inzwischen ist sie eine gefragte Cellistin und Adam ein gefeierter Rockstar. Doch aus Gründen, die Adam bis heute unbekannt sind, gehen sie seitdem Studienbeginn von Mia getrennte Wege, denn sie hat einfach aufgehört sich bei ihm zu melden und ihn zurück gelassen.

Über diese Trennung ist Adam nie hinweg gekommen und leidet Tag für Tag. Kurze Zeit schien es im besser zu gehen, nachdem er all seinen Gefühlen in neuen Songs Ausdruck verliehen hat, aber das hielt nicht schnell an. Noch immer stellt er sich die Frage, warum Mia ihn verlassen hat und warum dazu noch auf so grausame Weise, ohne ihm irgendeine Erklärung zu liefern. Obwohl er alles hat, was man sich nur wünschen kann – Ruhm, Reichtum, Frauen – ist er ausgebrannt, lustlos und leer. Freude empfindet er nicht einmal mehr durch die Musik, die er früher so geliebt hat.

Da das gesamte Buch aus der Perspektive von Adam geschrieben ist, kann man all seine Gefühle, so facettenreich sie auch sein mögen, stets sehr gut nachvollziehen. Man versteht, warum ihm z.B. in der Situation mit der Journalistin, die anfängt ihn über Mia auszufragen, die Sicherung durchbrennt und man selbst hätte vielleicht genauso reagiert. Man versteht auch, warum ihn all sein Schmerz dazu getrieben hat zu versuchen ihn mit Zigaretten, Alkohol, Tabletten oder anderen Frauen zu betäuben, auch wenn nichts davon wirklich hilft.

Adams Verzweiflung und sein Schmerz über die Trennung von Mia und vor allem die Art und Weise, wie sie ihn einfach aus ihrem Leben gestrichen hat, sind auf jeder Seite, der Verlust der Freude am Leben in jeder Zeile, spürbar. Man leidet mit ihm mit und fragt sich, ob er wohl jemals wieder aus diesem Loch herauskommen und Mia je wieder sehen wird. Denn auch als Leser kann man, insbesondere wenn man den ersten Teil kennt, gar nicht fassen, dass diese Liebe ein Ende genommen und Mia sich so grausam gegenüber Adam verhalten haben soll. Wenn man Wenn ich bleibe gelesen hat und weiß, dass Mia alles mitbekommen hat, kann man sich selbst zwar erklären, warum sich Mia schließlich von Adam getrennt hat – er hat sie dazu gebracht zu bleiben. Doch dass Mia es ihm nicht erklärt hat, sondern einfach aufgehört hat seine Anrufe anzunehmen, ist beinahe unfassbar. Umso mehr kann man Adams Wechselbad der Gefühle, von Sehnsucht zu Wut und wieder zurück, nachempfinden.

Als das Schicksal die beiden dann wieder zusammen führt, indem es Adam zu einem Konzert von Mia führt und auch noch eine Karte für ihn bereithält, schöpft man neue Hoffnung. Als Leser wünscht man Adam von ganzem Herzen, dass Mia ihm endlich die Wahrheit sagt und er sich nicht mehr für den Rest seines Lebens die gleichen Fragen stellen muss. Doch noch mehr wünscht man sich natürlich, dass die Aussprache vielleicht auch dazu führt, dass die Beiden sich ihrer Liebe füreinander wieder bewusst werden und einander wieder näher kommen, trotz allem was in der Zwischenzeit passiert ist.

Dabei steht Love Song seinem Vorgänger in nichts nach, wenn es um die Emotionen geht. Spätestens ab dem Moment, indem Mia und Adam sich endlich wieder gegenüber stehen, beginnen die Augen immer wieder sich mit Flüssigkeit zu füllen. Ihre Gespräche, und die Gefühle, die man in jedem ihrer Worte spüren kann, sind berührend und rühren immer wieder zu Tränen, insbesondere dann, als sie schließlich endlich auf die Trennung vor drei Jahren zu sprechen kommen und all ihren Gefühlen freien lauf lassen. Am Ende sieht man so verschwommen, dass man kaum noch den Text lesen kann!

Das Buch ist zwar auch irgendwie ganz anders als Wenn ich bleibe, aber dennoch nicht weniger empfehlenswert. Gayle Forman ist es erneut gelungen, den Figuren und der Geschichte Leben einzuhauchen und überzeugt dabei nicht nur mit ihrer Handlung, sondern auch mit ihrem Schreibstil. Adams Erzählung ist anders als die von Mia, das muss sie ja auch sein, aber sie ist nicht weniger mitreißend.
Die Autorin hat erneut eine Liebesgeschichte erzählt, die einfach herzzerreißend ist, ohne dabei kitschig zu sein, und vor allem eine Botschaft übermittelt: Es gibt die wahre Liebe noch. Sie mag manchmal schwierig und schmerzhaft sein, aber es lohnt sich immer für eine solche Liebe zu kämpfen!

Fazit

Love Song ist, genau wie schon sein Vorgänger, eine wunderbare, gefühlvolle Geschichte über zwei Menschen, die trotz einer langen Trennung nie aufgehört haben einander zu lieben. Ihre Liebesgeschichte ist schmerzhaft, leidvoll und musste viele Hindernisse überwinden. Doch wofür lohnt es sich zu leben oder zu kämpfen, wenn nicht für die wahre Liebe?





Kommentare

  1. “Doch wofür lohnt es sich zu leben oder zu kämpfen, wenn nicht für die wahre Liebe?” – Wie wahr, wie wahr …

  2. Volle Zustimmung, vor allem beim letzten Satz. :)

  3. Wunderschöne Rezi! Da bekomme ich gleich Lust das Buch noch einmal zu lesen. :-)
    Danke schön und LG, nia

  4. Danke. ;) Schön, dass sie euch gefällt.

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