[Rezension] Paper Girls #6

09. Mai 2020 | 14:15 | Gelesen

Titel: Paper Girls #6
Autor: Brian K. Vaughan
Originaltitel: Paper Girls, Volume 6
Erstveröffentlichung: 2019
Übersetzerin: Sarah Weissbeck


Wissenswertes

Paper Girls ist ein inzwischen mehrfach ausgezeichneter Graphic Novel des us-amerikanischen Autors Brian K. Vaughan, der nicht nur an zahlreichen Comics, sondern auch an so bekannten TV-Serien wie Lost und Under the Dome mitgearbeitet hat. Die Zeichnungen stammen von Cliff Chiang und wurden von Matt Wilson koloriert.

Paper Girls #6 ist zudem der sechste und damit letzte Band der Hexalogie. In den USA sind die jeweiligen Kapitel zunächst als einzelne Comics und anschließend in Sammelbänden mit je fünf Kapiteln veröffentlicht worden. Diese Sammelbände sind inzwischen sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch vollständig erschienen.

Inhalt

Die vier Paper Girls Tiffany, Mac, Erin und KJ sind erneut auf sich gestellt, denn sie befinden sich nicht nur an unterschiedlichen Orten, sondern auch in verschiedenen Zeiten. Räumlich und zeitlich könnten sie also kaum weiter voneinander entfernt sein, innerlich haben sie jedoch noch immer eines gemeinsam: Sie sind weiterhin auf der Suche nach einem Weg zurück in ihre gemeinsame Zeit, in der sie einfach nur Teenager waren. Gleichzeitig versuchen sie endlich herauszufinden, was den Krieg zwischen den Oldtimern sowie den Nachkommen ausgelöst hat, wie er sich beenden lässt und warum ausgerechnet sie in diesen Konflikt hineingeraten sind …

Kritik

Paper Girls #6 stellt trotz der rasanten und durchaus fesselnden Handlung bedauerlicherweise ein eher enttäuschendes Finale dar, wenn man diese außergewöhnliche Reihe des Teams rund um Autor Brian K. Vaughan, die einst so vielversprechend begonnen hatte, als Ganzes betrachtet. Darüber kann auch das recht unerwartete Bilderbuch-Happy-End leider nicht wirklich hinweg trösten.

Der sechste Band setzt wie gewohnt unmittelbar am Schluss des Vorgängers an und man ist sofort wieder mitten im Geschehen. Die Geschichte schreitet erneut sehr zügig voran und am Ende überschlagen sich die vielen Ereignisse geradezu. Doch statt endlich lang ersehnte Antworten auf die vielen bisher aufgeworfenen und nach wie vor offenen Fragen zu finden, ist man am Ende schließlich genauso verwirrt wie zu Beginn der Reihe, wenn nicht sogar noch mehr. Es ist überaus frustrierend zu erkennen, dass man also die ganze Zeit vergeblich auf Antworten gewartet hat, die man zumindest in dem begehrten Ausmaß nun wohl nie erhalten wird.

Zwar werden hier und da Informationen geteilt oder Erklärungsversuche unternommen, diese fügen sich aber nie richtig zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen – so als hätte man Puzzleteile, die einfach nicht zueinander passen. Bei einer so komplexen Geschichten und dieser schwierigen Thematik – Zeitreisen sind nun einmal etwas komplizierter als das kleine Einmaleins – wären definitiv ausführlichere oder bessere Erklärungen notwendig gewesen, damit letztlich alle Zusammenhänge ein schlüssiges Konzept ergeben. Stattdessen bleibt der erhoffte Aha-Effekt leider aus, sodass man allenfalls eine vage Ahnung bzw. lose Vermutungen in Bezug darauf hat, wie die verschiedenen Elemente der Geschichte eigentlich zusammenhängen. Einige Kreaturen und Aspekte lassen sich dagegen überhaupt nicht einordnen. So bleiben zum Beispiel der Konflikt zwischen den Oldtimern und den Nachkommen sowie die Rolle einiger Charaktere weiterhin unklar.

Insgesamt wird alles viel zu schnell abgehandelt und ein bis dahin scheinbar unlösbarer Konflikt, ein Krieg, der eine ungeahnte Zeitspanne andauerte, löst sich plötzlich in Wohlgefallen auf. Man hat das Gefühl, dass hier viel Potenzial verschenkt wurde, und man am Ende mit mehr Fragen als Antworten zurückgelassen wird. Das ist ausgesprochen schade, denn was dadurch bleibt ist eine Reihe, die man immerhin gern gelesen hat, deren roter Faden einem jedoch schlussendlich verborgen bleibt, sodass die Geschichte nicht allzu lange im Gedächtnis bleiben wird, weil man sie in ihrer Gesamtheit schlicht nicht erfassen konnte und man daher nicht so recht versteht, was der Autor einem damit nun sagen wollte.

Dem Illustrator Cliff Chiang kann man indes keinen Vorwurf machen, seine Zeichnungen sind nämlich von gleichbleibender Qualität. Über die Kritikpunkte im Hinblick auf die Handlung kann man deshalb aber trotzdem nicht hinwegsehen.

Fazit

Statt eines fulminanten Finales bekommt man mit Paper Girls #6 leider ein eher enttäuschendes Ende geboten, das insbesondere aufgrund der zahlreichen unbeantworteten Fragen einen bitteren Beigeschmack hinterlässt.





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