[Rezension] Das Pubertier

07. Februar 2019 | 21:50 | Gelesen

Titel: Das Pubertier
Autor: Jan Weiler
Originaltitel: Das Pubertier
Erstveröffentlichung: 2014
Übersetzer: Originalsprache


Wissenswertes

Das Pubertier ist ein Werk des deutschen Schriftstellers Jan Weiler und sein erfolgreichstes Buch seit seinem Debut Maria, ihm schmeckt’s nicht. Der Autor, der früher als Werbetexter und Redakteur tätig war, widmet sich heute freiberuflich nur noch dem Schreiben. Neben Romanen verfasst er Kolumnen, Drehbücher, Hörspiele und gelegentlich Reportagen. Außerdem unterrichtet er an der Deutschen Journalistenschule in München.

Das Pubertier ist zudem der erste Band einer Reihe, die bislang drei weitere Teile umfasst: Im Reich der Pubertiere, Nicks Sammelsurium sowie Und ewig schläft das Pubertier.

Darüber hinaus wurde Das Pubertier inzwischen sogar zweifach verfilmt, zum einen als Kinofilm mit Jan-Josef Liefers in der Hauptrolle, zum anderen als Serie für das ZDF.

Inhalt

Im Leben aller Eltern kommt irgendwann der Moment, in dem sie feststellen müssen, dass aus ihrem einst so lieben und süßen Kind, das zu ihnen aufgeblickt und am liebsten im elterlichen Bett geschlafen hat, weil es sich nicht von den Eltern trennen wollte, ein Pubertier geworden ist. Ein Wesen, dessen Laune sich von einem Augenblick zum anderen schlagartig ändern kann, dem die Eltern grundsätzlich extrem peinlich sind, das Ordnung für überbewertet hält und scheinbar keinerlei Interesse mehr an der Kommunikation mit seinen Eltern hat, jedenfalls nicht in einer ihnen verständlichen Art und Weise.

Die gute Nachricht: Diese Phase geht wieder vorbei, man muss nur Geduld haben. Die schlechte: Es könnte ein paar Jahre dauern …

Kritik

Das Pubertier ist eine kurzweilige, ziemlich amüsante Lektüre, die dank der kurzen Kapitel schnell gelesen und perfekt für Zwischendurch oder solche Phasen ist, in denen man nicht viel Zeit zum Lesen hat, aber dennoch nicht gänzlich auf ein Buch verzichten möchte.

Jan Weiler beschreibt den Abschnitt, den jeder Mensch im Laufe seines Lebens wohl oder übel durchläuft, sehr authentisch und lebensnah – leider, muss man fast sagen. Man kann sich sehr gut in den Vater von Carla, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, hineinversetzen und hat hin und wieder richtig Mitleid mit ihm. Manchmal bleibt ihm einfach nichts anderes übrig als sich seinem Schicksal zu fügen und auf die Zeit zu hoffen, in der seine Tochter die Pubertät endlich hinter sich hat.

Als Mittzwanziger fühlt man sich bei der Beschreibung einiger Szenen augenblicklich an die eigene Pubertät erinnert und ist zugleich unheimlich froh darüber selbst (noch) keinen Nachwuchs zu haben, schon gar nicht im Teenager-Alter. Gleichzeitig fürchtet man sich im Falle eines späteren Kinderwunsches schon jetzt vor der Zeit, in der man zwangsläufig zum Leidensgenossen des Vaters werden wird.

Die jeweiligen Kapitel kann man im Prinzip auch unabhängig voneinander lesen. Im Grunde handelt es sich um einzelne, kleine Alltagsgeschichten um die pubertierende Tochter Carla ohne einen übergeordneten Zusammenhang. Sie stellen keine aufeinander aufbauende Erzählung dar und müssen dementsprechend nicht in einer bestimmten Reihenfolge gelesen werden. Es handelt sich schlicht um witzige Momentaufnahmen bzw. Berichte eines Vaters, der versucht das Verhalten der Pubertiere zu ergründen.

Gleich zu Beginn weist der Erzähler den Leser auf den krassen Gegensatz zwischen der harten Realität und der illusorischen Vorstellung hin, die er früher einmal von der Zeit der Jugend seiner Tochter hatte – bevor aus ihr ein echtes Pubertier wurde. Neben seiner Verzweiflung wird zwischen den Zeilen jedoch deutlich, wie sehr er seine Tochter liebt, trotz allem, was er in dieser Phase mit ihr durchmachen muss.

Der Schreibstil von Jan Weiler ist geprägt durch einen trockenen Humor sowie formvollendete Vergleiche und Metaphern, die einen oft zum Schmunzeln bringen. Schön sind zudem die gelegentlichen Illustrationen, die einige Schilderungen herrlich veranschaulichen und wahrlich wunderbar abbilden.

Am Ende muss der Vater feststellen, dass zwar seine Tochter vielleicht langsam aus der Pubertät herauswächst, diese unschöne Phase bei seinem Sohn dafür aber gerade erst beginnt. Diese Erkenntnis sorgt erneut für Mitgefühl und macht auf jeden Fall Lust auf die Fortsetzung(en).

Fazit

Mit Das Pubertier hat Jan Weiler einen herrlich komischen „Forschungsbericht“ für Zwischendurch geschrieben, der jeden entweder an die eigene Pubertät oder die der – hoffentlich inzwischen bereits erwachsenen – Kinder erinnert.





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