Autor: George Orwell
Originaltitel: Animal Farm
Erstveröffentlichung: 1945
Übersetzer: Michael Walter
Wissenswertes
Farm der Tiere ist eines der bekanntesten Werke des 1903 in Indien als Eric Arthur Blair geborenen britischen Autors George Orwell, der heute zu den bedeutendsten Schriftstellern der englischen Literatur zählt. Weltberühmt machte ihn neben dieser Satire vor allem 1984, sein dystopischer Roman über einen totalitären Überwachungsstaat.
Inhalt
Kritik
George Orwell hat damit eine interessante und gewissermaßen zeitlose Geschichte geschrieben, die zugleich Parabel und Allegorie ist. Obwohl der Autor Tiere als Protagonisten gewählt hat, sind die Anspielungen auf uns Menschen durch die zahlreichen Personifizierungen mehr als deutlich und die Verhaltensweisen lassen sich daher problemlos übertragen. Zwar ist es fraglich, ob jüngere Generationen, die das Buch heute lesen, noch in der Lage sind selbstständig den zur Zeit der Veröffentlichung sicher mehr als offensichtlichen speziellen Bezug zur Geschichte Russlands herzustellen. Aber selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, verliert sie dadurch nicht an Bedeutung, weil sie natürlich genauso exemplarisch für die Entwicklung von Diktaturen und totalitären Regimes im Allgemeinen ist. Etwas Derartiges kann immer und überall passieren, wenn man nicht genügend aufpasst und rechtzeitig einschreitet. Es gibt mehrere Länder, die heute als negatives Beispiel dafür dienen und in denen genau das oder Ähnliches zurzeit geschieht.
Es ist wahrlich erschreckend, wie nahezu unbemerkt sich der Traum von einer besseren Zukunft in einen Albtraum verwandeln kann und plötzlich zu genau der Gegenwart führt, die man eigentlich beenden wollte, wenn die falsche Person hinter den Kulissen die Strippen zieht. Die Schweine schüren permanent Angst, um die anderen Tiere klein zu halten, von Problemen oder Widersprüchen abzulenken, Fragen auszuweichen und Widerstand zu unterdrücken. Wenn man so einen schleichenden Prozess nicht gleich zu Beginn stoppt, ist es irgendwann zu spät und dann kann man nur noch hilflos dabei zusehen. Aus genau diesem Grund sollte nie nur eine einzelne Person oder Gruppierung über uneingeschränkte Macht verfügen, denn ohne Kontrolle oder Opposition führt das in aller Regel zwangsläufig zu deren Missbrauch.
Besonders deutlich wird auch, wie wichtig Bildung tatsächlich ist. Einfältige und Ungebildete lassen sich zum Beispiel viel leichter beeinflussen als andere. Napoleon ist ein Meister darin andere für Missstände verantwortlich zu machen und Schwatzwutz kann viele der anderen Tiere mit seinen Worten aus dem Konzept bringen. Diejenigen, die intelligenter sind und die Propaganda durchschauen, sollten sie deshalb als Manipulationsversuche enttarnen, statt einfach schweigend wegzusehen, wie es der Esel Benjamin leider tut, egal ob nun aus Feigheit oder Gleichgültigkeit, wenn sie keine Mitschuld an den Konsequenzen auf sich laden wollen. Wer zu letzteren gehört, wird zwischen den Zeilen demzufolge immer einen sarkastischen Unterton wahrnehmen.
Farm der Tiere endet letztlich mit einem überaus gelungenen Schlusssatz, obschon das Ende insgesamt ziemlich offen ist. Als Leser hätte man nämlich gern noch gewusst, was die Tiere nach der entscheidenden Erkenntnis nun unternehmen werden.
Zusätzlich zu Farm der Tiere enthält diese Ausgabe ein aufschlussreiches Essay bzw. Nachwort des Autors mit dem Titel Die Pressefreiheit. Der Untergang der Meinungsfreiheit und der Verlust der Mitbestimmung sind niemals hinzunehmen, gleichgültig aus welchen Gründen und schon gar nicht aufgrund mutmaßlicher Zweckdienlichkeit. Das ist auch die Meinung George Orwells, die er in dem Nachwort näher ausführt. Außerdem geht er darauf ein, warum er Farm der Tiere geschrieben hat, welche Botschaft er dadurch vermitteln will und warum es vergleichsweise schwierig war einen Verleger dafür zu finden. Im Gegensatz zu anderen Klassikern hat man bei diesem also die seltene Möglichkeit aus erster Hand zu erfahren, welche Intention der Autor verfolgt hat, statt wie sonst nur darüber spekulieren zu können. Ferner lernt man womöglich sogar etwas über bestimmte geschichtliche Aspekte, die einem bislang unbekannt waren.
Nichtsdestotrotz ist diese Ausgabe, zumindest als eBook, nicht zu empfehlen, da das eBook als solches leider sehr amateurhaft wirkt, wenngleich es von einem namenhaften Verlag stammt. So tauchen die Seitenzahlen beispielsweise die ganze Zeit über mitten im Text auf und ein brauchbares Inhaltsverzeichnis ist ebenfalls nicht vorhanden. Das ist wirklich verbesserungswürdig.
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