[Rezension] From Scratch – Alles neu mit dir

18. August 2018 | 01:48 | Gelesen

Titel: From Scratch – Alles neu mit dir
Autorin: Stacey Kade
Originaltitel: 738 Days
Erstveröffentlichung: 2016
Übersetzerin: Henriette Zeltner


Wissenswertes

From Scratch – Alles neu mit dir ist ein New Adult Roman der us-amerikanischen Autorin Stacey Kade, die früher als Werbetexterin gearbeitet und daher schon über so ziemlich alles geschrieben hat. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem Vorort von Chicago und denkt sich lieber eigene Geschichten aus.

From Scratch – Alles neu mit dir ist zudem der erste Band einer Dilogie. Die Fortsetzung, Starlight Nights – Immer wieder du, soll im Oktober dieses Jahres auf Deutsch erscheinen, wird allerdings nicht mehr von Amanda und Chase, sondern von Calista und Eric handeln.

Inhalt

Als Jugendliche wurde Amanda Grace entführt und zwei Jahre lang gefangen gehalten, ehe sie doch noch gefunden und befreit wurde. Das ist inzwischen zwei Jahre her, dennoch ist es Amanda bisher nicht gelungen zu einem normalen Leben zurückzukehren.

Chase Henry war vor ein paar Jahren fast schon ein Superstar, heute kämpft er nach diversen Fehltritten und einem alkoholbedingten Absturz verzweifelt um eine zweite Chance als Schauspieler.

Damals hat ein Poster von Chase Amanda an ihr Zuhause erinnert und sie davor bewahrt den Verstand zu verlieren, heute soll ihr Besuch am Set seines aktuellen Films Chase zu der medialen Aufmerksamkeit verhelfen, die er dringend benötigt. Obwohl ihre Familie dagegen ist, lässt Amanda sich schließlich auf den riskanten Deal ein, der sowohl ihr Leben als auch das von Chase sehr viel stärker beeinflusst als ursprünglich gedacht …

Kritik

From Scratch – Alles neu mit dir ist trotz kleinerer Schwächen ein sehr gelungener New Adult Roman, den man gerne liest und der vor allem mit den außerordentlich liebenswerten Protagonisten punkten kann, an die man sich noch lange erinnern wird. Demzufolge wird man früher oder später wahrscheinlich auch zur Fortsetzung greifen, in der dann allerdings andere Figuren im Mittelpunkt stehen werden.

Amanda ist eine unglaublich tapfere Heldin, die man für ihre Stärke und ihre kämpferische Haltung nur bewundern kann. Sie hat etwas unfassbar Traumatisches erlebt und überstanden, ist aber nicht daran zerbrochen und versinkt ebenso wenig in Selbstmitleid, obschon das durchaus verständlich wäre. Natürlich haben diese Erfahrungen Spuren hinterlassen, sowohl seelische als auch körperliche. Folglich hat sie beispielsweise noch immer Schwierigkeiten im Alltag zurechtzukommen und wird häufig von nachvollziehbaren Ängsten beherrscht. Trotzdem hat sie Ziele und Träume, an denen sie festhält und die sie erreichen will. In ihren Augen macht sie allerdings nicht schnell genug Fortschritte, sondern hat das Gefühl auf der Stelle zu treten, nicht voran zu kommen. Zu allem Überfluss gibt sie sich selbst die Schuld an ihrem schlimmen Schicksal, obwohl jeder andere ihr selbstverständlich nie einen solchen Vorwurf machen würde.

Chase geht ebenfalls viel zu hart mit sich ins Gericht und steht sich oft selbst im Weg, weil er ein viel zu schlechtes Bild von sich und zu wenig Selbstwertgefühl hat. In der Vergangenheit hat er sicherlich viel Mist gebaut, inzwischen jedoch an sich gearbeitet, sich verändert, und ist nun entschlossen sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Er will seine zweite Chance unbedingt nutzen und alles richtig machen, glaubt aber selbst nicht daran diese zweite Chance überhaupt zu verdienen.

Da die gesamte Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven von Amanda und Chase erzählt wird, fühlt man sich beiden Figuren relativ schnell verbunden, kann sich sehr gut in sie hineinversetzen und sie besser kennen lernen als es aus nur einem Blickwinkel möglich wäre. Man erhält einen umfassenden Einblick in die Gedanken und Gefühle beider Protagonisten, was immer dann besonders schön ist, wenn beide unabhängig voneinander das Gleiche denken, zum Beispiel dass sie sich in der Gegenwart des jeweils anderen selbst lieber mögen.

Nach dem ersten eher unschönen Zusammentreffen der beiden, das keineswegs zufällig stattfindet und daher realistischer ist als vielleicht erwartet, beschließen die beiden sich gegenseitig zu helfen und letztlich gelingt ihnen das auch, wenngleich dies auf eine völlig andere Art und Weise geschieht als gedacht. Die beiden verbringen viel Zeit miteinander und kommen sich dabei immer näher. Amanda und Chase haben ein tiefes Verständnis füreinander und sehen den anderen, wie er wirklich ist, was der Grund dafür ist, dass sie sich ineinander verlieben. Anders als von ihrer Familie und sogar Chase befürchtet, nimmt Amanda nämlich den echten Chase war und ist sehr gut in der Lage diesen von seinen Rollen und dem Bild, das der Öffentlichkeit präsentiert wird, zu unterscheiden.

Chase ist in Bezug auf Amanda ausgesprochen aufmerksam und rücksichtsvoll. Er hört ihr zu, respektiert ihre Grenzen und Entscheidungen, versucht sie zu verstehen, fasst sie jedoch, wie von ihr gewünscht, nicht permanent mit Samthandschuhen an. Er bemerkt sofort, wenn sie sich unwohl fühlt und versucht das Problem zu lösen, indem er sie fragt, was sie stört oder braucht. Dafür muss man ihn einfach lieben.

Die beiden harmonieren überaus gut miteinander, daher freut man sich sehr, als sie schließlich ein Paar werden. Durch Chase lernt Amanda, dass sie sich doch noch – körperlich – zu jemandem hingezogen fühlen und sogar so etwas wie Lust empfinden kann. Er zeigt ihr, dass Berührungen schön sein können und Intimität nicht zwingend mit Demütigung oder Schmerz verbunden sein muss.

Unglücklicherweise ist es aber ausgerechnet diese Beziehung, die zugleich Anlass zur Kritik gibt. Nach zwei Jahren mit nur minimalen Fortschritten entwickelt sich Amanda in nur wenigen Tagen plötzlich so rasend schnell weiter, dass es einfach unrealistisch erscheint und für den Leser nicht wirklich nachvollziehbar ist. Das betrifft sowohl die emotionale als auch die körperliche Ebene ihrer Beziehung zu Chase. Obwohl Küsse und Berührungen schon enorme Fortschritte für Amanda darstellen, wird daraus nämlich schnell mehr – zu schnell. Innerhalb kürzester Zeit gehen Amanda und Chase zu sehr intimem Körperkontakt über und es passiert in dieser Hinsicht viel zu viel, was diese Szenen von Mal zu Mal weniger authentisch wirken lässt. Vorübergehend scheint ihre ganze Beziehung nur noch aus dem Erreichen des nächsten Höhepunktes zu bestehen, worüber die eigentliche Handlung kurzzeitig fast in Vergessenheit gerät.

Stilistisch sind die erotischen Szenen ebenfalls nicht immer ansprechend. Abgesehen davon, dass sie zu schnell hintereinander vorkommen und vielleicht nicht unbedingt dem persönlichen Geschmack entsprechen, sind sie an einigen Stellen fast schon zu detailliert und fügen sich mitunter nicht sonderlich gut in die Handlung ein.

Ansonsten ist das Buch jedoch durchweg gelungen und die Handlung durchgängig fesselnd. Gespannt verfolgt man, wie sich die junge Beziehung zwischen Amanda und Chase weiter entwickelt und wartet bangend auf den Moment, in dem ein anfängliches Geheimnis einen Keil zwischen die beiden treibt, was leider nur eine Frage der Zeit ist. Das zu erleben schmerzt einen sehr, insbesondere da man als Leser um die beiderseitige Echtheit ihrer Gefühle füreinander weiß. Darüber hinaus hält die Geschichte, gerade zum Ende hin, aber noch einige Überraschungen bereit, die man so nicht hat kommen sehen, unter anderem eine ungeahnte Bedrohung, die sich im Verlauf immer weiter zuspitzt.

Neben Amanda und Chase spielt außerdem noch Amandas komplizierte, um nicht zu sagen anstrengende, Familie eine wichtige Rolle, die hinsichtlich des Genesungsprozesses von Amanda alles andere als hilfreich ist. Zwar haben auch Amandas Eltern und ihre beiden Schwestern einiges durchgemacht, wofür man ihnen Verständnis entgegen bringt, doch insgesamt schaden ihr permanenter Streit untereinander und ihre ständige Bevormundung der Familie eher.

Ihre kleine Schwester Mia wird von den Eltern zu wenig beachtet, was diese wiederum Amanda übel nimmt. Mia ist extrem selbstsüchtig und Amanda gegenüber oftmals sehr unfair, was sich im späteren Verlauf allerdings bessert und sie ein wenig sympathischer macht. Ihre große Schwester Liza und ihr Vater können Amanda hingegen kaum in die Augen sehen, gehen ihr meistens sogar aus dem Weg, und würden offenbar lieber so tun, als wäre nie etwas geschehen. Ihre Mutter ist im Gegensatz dazu überfürsorglich und versucht krampfhaft das unschuldige junge Mädchen zurückzuholen, das schlicht nicht mehr existiert.

Ein richtiges Gespräch ist die meiste Zeit über nicht möglich, schon gar nicht über die Vergangenheit, und Amandas Wünsche werden von keinem wirklich ernst genommen. Umso schöner sind deshalb die Aussprachen zwischen den verschiedenen Familienmitgliedern im letzten Drittel des Buches, die einen die einzelnen Beweggründe zum Teil besser verstehen lassen.

Am Ende wird es dann noch einmal unerwartet dramatisch, was hier aber nicht übertrieben, sondern durchaus passend wirkt. Der Ausgang entspricht, wie nicht anders zu erwarten war, dem, was für das Genre eben typisch ist und von den meisten Lesern vorausgesetzt wird. Ein paar Fragen, vor allem im Hinblick auf das Schicksal einer Figur, die man von Anfang an gehasst hat, bleiben jedoch leider offen. Dafür erhält man mittels eines Epilogs abschließend noch einen kurzen Ausblick auf das zukünftige Leben der beiden Protagonisten.

Fazit

Mit From Scratch – Alles neu mit dir hat Stacey Kade einen wirklich bewegenden New Adult Roman geschrieben, dessen zwei Protagonisten man sehr schnell ins Herz schließt, wodurch man das Buch trotz einiger Kritikpunkte positiv in Erinnerung behält.





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