[Rezension] Maybe Someday

11. Januar 2017 | 23:12 | Gelesen

Titel: Maybe Someday
Autorin: Colleen Hoover
Originaltitel: Maybe Someday
Erstveröffentlichung: 2014
Übersetzerin: Kattrin Stier


Wissenswertes

Maybe Someday ist eines der zahlreichen Werke der us-amerikanischen Bestseller-Autorin Colleen Hoover, die mehrere Jahre lang als Sozialarbeiterin tätig war, ehe sie mit dem Schreiben begann. Ihr Debut, Weil ich Layken liebe, hatte sie ursprünglich nur als Weihnachtsgeschenk für ihre Mutter geschrieben, es dann auf Grund der positiven Resonanz in ihrem Umfeld aber doch als eBook veröffentlicht und nur kurze Zeit später verkaufte sie bis zu zweihundert Exemplare am Tag, wodurch es schließlich sogar auf der Bestsellerliste der New York Times landete.

Neben Maybe Someday gibt es außerdem noch eine Novelle mit dem Titel Maybe not, die vor sowie während des Romans spielt und von Sydneys und Ridges Mitbewohnern Warren und Bridgette handelt.

Inhalt

Sydney war sicher, dass ihr Freund Hunter und ihre Mitbewohnerin Tori, die zugleich ihre beste Freundin war, sich nur deshalb heimlich getroffen haben um eine gemeinsame Überraschung zu ihrem Geburtstag zu planen. Stattdessen muss sie ausgerechnet an diesem Tag erfahren, dass die beiden schon seit Monaten hinter ihrem Rücken eine Affäre haben. Natürlich will sie keine Minute länger in ihrer Nähe sein und packt sofort ihre Sachen, ohne zu wissen, wo sie die Nacht verbringen soll. Glücklicherweise bietet ihr Ridge, der attraktive Gitarrist von gegenüber, der ihr die schlechten Nachrichten schweren Herzens überbracht hatte, das freie Zimmer in seiner WG an. Im Gegenzug soll sie ihm lediglich helfen Texte zu seinen Songs zu schreiben, die sie durch seine abendlichen Konzerte auf dem Balkon bereits kennt, und dabei kommen die beiden sich langsam immer näher …

Kritik

Maybe Someday ist ein toller und zweifellos sehr lesenswerter Roman mit einer berührenden Liebesgeschichte, allerdings nicht unbedingt das beste Werk von Colleen Hoover.

Positiv hervorzuheben ist zunächst, dass das Geschehen von Anfang an abwechselnd aus den Perspektiven von Ridge und Sydney geschildert wird. Dadurch weiß man stets, was in ihren jeweiligen Köpfen vorgeht und was sie wirklich empfinden. Außerdem kann man sich demzufolge auch viel besser mit den beiden identifizieren.

Die Protagonisten Ridge und Sydney sind zwei außergewöhnliche und insgesamt ziemlich liebenswerte Charaktere mit einzigartigen Talenten und einer ganz besonderen Verbindung zueinander. Das merkt man schon daran, wie sehr er sich ihr gegenüber öffnet und dass er ihr Dinge anvertraut, die er noch nie jemand anderem offenbart hat, weder seinem Bruder noch seiner Freundin Maggie.

Die Handlung bzw. ihr Verhalten lässt einen unter Umständen aber etwas zwiespältig zurück. Einerseits fällt es schwer Ridge und Syd zu verurteilen, weil man nur zu gut nachvollziehen kann, warum sie sich ineinander verlieben – und in wen man sich verliebt, kann man sich bekanntlich nicht aussuchen. Sie haben sich beide sehr dagegen gewehrt und stets versucht das Richtige zu tun. Nur ein einziges Mal gab es einen kurzen Moment der Schwäche, den sie danach nie wiederholt haben.
Andererseits kann man ihr Verhalten jedoch weder gutheißen noch vollständig entschuldigen. Wie man es auch dreht und wendet, in gewisser Weise haben sie – oder zumindest Ridge – Maggie betrogen, obgleich sie nie miteinander geschlafen haben. Dass ihre Beziehung nicht nur körperlicher Natur war, ganz im Gegenteil, denn sie haben echte Gefühle füreinander entwickelt, macht es sogar fast noch schlimmer. Hinzu kommt, dass Sydney durch ihre Erfahrungen zu Beginn des Buches genau weiß, wie schmerzhaft so ein Betrug ist. Wäre es keiner, gäbe es keinen Grund für ihr beiderseitiges schlechtes Gewissen und sie müssten sich vor Maggie nicht anders verhalten oder so darum bemüht sein ihre Gefühle füreinander zu verbergen.

Im Gegensatz zu Tori und Hunter, für die man nur Verachtung übrig hat und die nach den anfänglichen Szenen zum Glück kaum noch Erwähnung finden, kann man Ride und Sidney aber, wie gesagt, nur schwer böse sein. Sie haben beide ein gutes Herz, wollen niemanden betrügen und erst recht niemanden verletzten. Bestimmte Parallelen zwischen ihnen sowie Hunter und Tori lassen sich allerdings nicht leugnen, so ungern man das vielleicht zugeben mag, nur dass bei letzteren echte Gefühle im Spiel sind, während es ersteren nur um Sex ging. Fragt sich nur, was für die betrogene Person eigentlich schlimmer ist.

Zum einen ist es schön, wie offen, ehrlich und aufrichtig Sydney und Ridge mit ihren Gefühlen umgehen, dass sie immer über alles sprechen und versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden. Zum anderen scheint ihre Reife im Umgang mit einer so gefühlsbetonten Situation, die fast schon an stoische Gelassenheit grenzt, schlicht unrealistisch. Dafür, dass beide im Grunde eher temperamentvolle Menschen sind, geben sie sich manchmal geradezu unnatürlich beherrscht, was einfach nicht zusammen passt. Zumal beide Musiker und als solche in der Lage sind ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen und sie normalerweise auch zeigen.

Dass Sydney immer verständnisvoll und letztendlich nie wütend auf Ridge ist, obwohl sie allen Grund dazu hätte, stößt ebenso eher auf Unverständnis. Ist es denn in Ordnung sie zu verletzen, solange ihr Schmerz Ridge genauso wehtut?

Anders als bei den meisten New Adult Romanen oder bisherigen Büchern von Colleen Hoover sollte man dieses Mal nicht allzu viel Erotik erwarten, sonst könnte man enttäuscht werden. Es gibt nämlich nur eine einzige solche Szene und die hebt sich die Autorin bis ganz zum Schluss auf, was durch die Handlung aber nicht anders möglich war. Das heißt allerdings nicht, dass es an Anziehungskraft mangelt, ganz und gar nicht. Man spürt deutlich, wie es zwischen Ridge und Sydney knistert, doch lange Zeit steht ein scheinbar unüberwindbares Hindernis zwischen ihnen.

Die meisten Nebenfiguren sind – abgesehen von Hunter, dessen Verhalten Sydney gegenüber einem schon nicht gefallen hat, als man noch nicht wusste, dass er fremdgeht, sowie Bridgette, die man nur schwer einschätzen kann – sehr sympathisch und man freut sich für Ridge, dass er in Warren einen so loyalen Freund gefunden und noch dazu einen so tollen Bruder hat. Er verdient solche Menschen und braucht sie zum Ausgleich für seine furchtbaren Eltern, die man für ihr gefühlloses Verhalten in Bezug auf ihren eigenen Sohn sofort verabscheut.
Maggie ist ebenfalls sehr liebenswürdig, ihr Verhalten kann man manchmal jedoch nur schwer nachvollziehen, vor allem nachdem man die ganze Wahrheit über sie kennt.

Dass einem der Charaktere ein bestimmter Sinn fehlt, sorgt für eine große Überraschung und macht zudem auf ein wichtiges Thema aufmerksam. Es regt zum Nachdenken an und führt einem vor Augen wie glücklich man sich schätzen kann, wenn man auf alle fünf klassischen Sinne zurückgreifen kann, was das Leben wesentlich leichter macht, aber nicht für jeden selbstverständlich ist.
Es ist interessant zu sehen, wie die einzelnen Figuren damit zurechtkommen und sich im Umgang mit der Person verhalten. Sie sind natürlich neugierig, bemitleiden sie jedoch nicht, sodass dieser Umstand nicht permanent zwischen ihnen steht.

Die Songs, die Ridge und Sydney zusammen schreiben, sind darüber hinaus ein gelungenes Extra. Die Texte sind emotional und eine wirklich tolle Ergänzung zur Handlung, insbesondere da beide ihre echten Gefühle darin zum Ausdruck bringen. Umso schöner ist es daher, dass man sich die Lieder dank Griffin Peterson nach dem Lesen – oder schon währenddessen – tatsächlich anhören kann.

Das Ende, mit dem man zwischendurch so nie gerechnet hätte, ist ebenfalls sehr emotional und bringt einen sogar zum Weinen. Es regt zum Nachdenken über die Gründe an, aus denen man mit einem anderen Menschen zusammen sein und die Arten, auf die man jemanden lieben kann. Manche davon sind falsch, doch es ist schwer das zu erkennen und noch schwerer es sich selbst einzugestehen. Vielleicht kann man sogar zwei Menschen gleichzeitig lieben, aber vermutlich nicht auf dieselbe Weise.

Fazit

Maybe Someday ist trotz einiger Kritikpunkt ein lesenswerter und vor allem sehr besonderer New Adult Roman, der mit sympathischen Figuren punkten kann und auf jeden Fall zum Nachdenken anregt.





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