[Rezension] Feuer & Flut

16. Oktober 2015 | 22:45 | Gelesen

Titel: Feuer & Flut
Autorin: Victoria Scott
Originaltitel: Fire & Flood
Erstveröffentlichung: 2014
Übersetzerin: Michaela Link


Wissenswertes

Feuer & Flut ist ein Jugendroman der us-amerikanischen Autorin Victoria Scott, deren Bücher bisher in elf Sprachen übersetzt wurden. In ihrer Schulzeit war sie ein Cheerleader, weshalb es sie aufregt, wenn gemeine Cheerleader in Jugendbücher auftauchen.

Feuer & Flut ist zudem der Auftakt zu einer Dilogie. Der zweite Band, Salz & Stein, wird bereits im November dieses Jahres auf Deutsch erschienen. Eigentlich hat die Autorin sogar noch einen dritten Band geplant. Ob und wann dieser erscheint, hängt aber vor allem vom amerikanischen Verlag ab.

Inhalt

Als die sechzehnjährige Tella ein kleines, weißes Gerät mit einer Nachricht für sie auf ihrem Bett vorfindet, hält sie es zunächst für einen Scherz ihres Bruders Cody. Das äußerst merkwürdige Verhalten ihrer Eltern, das auf diese Entdeckung folgt, deutet jedoch auf etwas anderes hin und obwohl Tella noch nicht ganz vom Gegenteil überzeugt ist, folgt sie der Einladung zum mysteriösen Brimstone Bleed. Denn dem Gewinner dieses Wettrennens winkt angeblich ein Heilmittel, das vielleicht Tellas einzige Chance ist das Leben ihres todkranken Bruders zu retten.

Allerdings hat Tella keine Ahnung, worauf sie sich da eigentlich eingelassen hat. Aufgeben kommt für sie nicht in Frage, aber das Brimstone Bleed ist alles andere als harmlos. Nur einer kann gewinnen und nicht alle Teilnehmer werden das gefährliche Rennen überleben …

Kritik

Mit Feuer & Flut hat Victoria Scott einen packenden Auftakt zu einer ungewöhnlichen Geschichte geschrieben, deren Fortsetzung man nach dem Ende auch ganz ohne Cliffhanger kaum noch erwarten kann.

Der Einstieg ist leider noch ein wenig holprig und es geht alles so schnell, dass man das Tempo an dieser Stelle gern etwas gedrosselt hätte. Tella handelt ziemlich unüberlegt und überstürzt, wodurch man sich als Leser einerseits ein bisschen überrumpelt fühlt. Andererseits wird Tella selbst ebenso unerwartet mit dieser neuen Situation konfrontiert und muss sich erst einmal zurechtfinden sowie allmählich begreifen, dass dieses geheimnisvolle Wettrennen alles andere als ein Scherz ist und sie mit der Teilnahme sogar ihr Leben für Cody riskiert.

Tella wirkt manchmal recht naiv, allerdings ist sie eben erst sechzehn Jahre alt und scheinbar sehr behütet aufgewachsen. Sie legt grundsätzlich viel Wert auf ein gepflegtes Aussehen, ohne deshalb gleich eingebildet oder oberflächlich zu sein. Es ist einfach einer ihrer Charakterzüge, den sicher einige Frauen mit ihr gemein haben. Dennoch zögert sie nicht sich ihre langen Haare abzuschneiden als sie sie für das Rennen als hinderlich betrachtet, da die Rettung ihres Bruders für sie oberste Priorität hat.
Wenn es darauf ankommt, beweist sie also viel Mut und Stärke und wächst zunehmend an den Herausforderungen, denen sie sich im Verlauf des Buches stellen muss. Ihr starkes Bedürfnis nach Gesellschaft macht sie nicht schwächer, es ist schlicht menschlich und nachvollziehbar. Zudem kommt man in kleinen Gruppen tatsächlich wesentlich besser voran als ganz allein auf sich gestellt. Als sich ihr die Möglichkeit bietet, steigt sie ferner nicht wieder aus dem Rennen aus, sondern kämpft weiterhin für Cody, obschon sie inzwischen weiß, was auf dem Spiel steht.

Jedem Kandidaten einen Pandora als Gefährten mit auf den Weg zu geben, ist eine wundervolle Idee, die den Roman zusätzlich aufwertet. Es ist interessant die vielen verschiedenen Arten sowie ihre zahlreichen Fähigkeiten zu entdecken, die sie erst nach und nach enthüllen. Es sind wirklich einzigartige Geschöpfe, ohne die ein Überleben während des Brimstone Bleeds oftmals nicht möglich wäre.

Ihr liebevoller Umgang mit dem süßen, schwarzen Fuchs Madox, den man ebenso sehr ins Herz schließt wie die Heldin, und anderen Pandoras macht Tella sogar noch sympathischer. Sie und Madox beschützen sich gegenseitig, wodurch sie seine Loyalität und Freundschaft wahrlich verdient hat. Sie mögen zwar für einen ganz bestimmten Zweck geschaffen worden sein, sind aber trotzdem fühlende Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen. Es stößt demzufolge auf großes Unverständnis, wie gleichgültig manche Kandidaten den Wesen gegenüber sind, die sie beschützen, und dass einige von ihnen diese sogar misshandeln.

Die Pandoras sind das einzige phantastische Element der Geschichte, deren Welt sich ansonsten nicht merklich von der uns bekannten unterscheidet. Vielleicht könnte man diese genetisch modifizierten Wesen auch dem Science Fiction Genre zuordnen, allerdings können sie zum Teil sogar Feuer speien oder sich in diverse andere Kreaturen jeglicher Größe verwandeln.

Mit dem Dschungel sowie der Wüste spielt sich die Handlung nach dem kurzen Beginn in sehr ungewöhnlichen, aufregenden Settings ab. Jedes Öko-System birgt eigene Gefahren und stellt die Kandidaten vor unterschiedliche Probleme, die sie, mit Hilfe der Pandoras, lösen müssen um zu überleben.

Jeder Kandidat nimmt darüber hinaus am Brimstone Bleed teil um einen kranken Menschen zu retten, den er liebt, daher ist es interessant mehr über die einzelnen Teilnehmer zu erfahren. Die meisten geben jedoch nur sehr wenig von sich preis, wodurch sie sich schwer einschätzen lassen. Einige schließt man mit der Zeit ins Herz, andere, wie zum Beispiel den unberechenbaren Titus, verabscheut und fürchtet man dagegen zunehmend.

Vor allem bei dem geheimnisvollen Guy weiß man lange Zeit nicht, was man von ihm halten soll. Anfangs wirkt er sehr kühl und distanziert, hilft Tella und anderen Kandidaten aber dennoch mehrfach statt nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht zu sein und wird somit etwas zugänglicher. Er ist sehr verschlossen, doch hinter der harten Schale verbirgt sich ein weicher Kern. Außerdem ist er ausgesprochen gut vorbereitet und weiß offenbar mehr über dieses Wettrennen als alle anderen, weshalb Tella schließlich versucht ihm diese Informationen zu entlocken um ebenfalls mehr über das Brimstone Bleed zu erfahren.

Guy und Tella fühlen sich im Verlauf des Buches immer mehr zueinander hingezogen und entwickeln tiefere Gefühle füreinander. Nur ihr gelingt es ihm zur Abwechslung einmal ein Lächeln zu entlocken. Trotzdem bleibt sie zunächst auf der Hut und lässt sich erst richtig auf ihn ein als sie sicher weiß, dass sie ihm vertrauen kann. Immerhin wäre es ja möglich gewesen, dass er sie nur ablenken will und es insgeheim auf Madox abgesehen hat.
Ihre zarte Liebesgeschichte fügt sich gut in die Handlung ein, bleibt eher dezent und ist keineswegs unrealistisch. Gerade in solchen Ausnahmesituationen sucht man Halt und den können sie einander geben.

Auf Grund der vielen Gefahren, die in den unbekannten Öko-Systemen lauern, durch andere Kandidaten und vielleicht sogar die Veranstalter selbst drohen, ist der Roman durchgängig spannend. Gebannt verfolgt man den Weg der Teilnehmer und die einzelnen Kapitel enden oft so dramatisch, dass man unbedingt weiterlesen muss. Vor allem zu Schluss hin findet man deswegen nur schwer eine geeignete Stelle für eine kurze Unterbrechung.

Obwohl es sich bei Feuer & Flut um den Auftakt einer Serie handelt, erfährt man am Ende schon mehr über das Wettrennen sowie seine Hintergründe und Entstehung. Manches war im Hinblick auf ähnliche Geschichten vorhersehbar. Andere Enthüllungen sind dagegen äußerst schockierend und kaum zu fassen. Der Teilnahme von Guy – und später auch der von Tella – kommt dadurch eine viel größere Bedeutung zu, denn es geht nicht länger nur um die Rettung ihrer erkrankten Angehörigen. Die Veranstalter sind skrupellos und unnötig grausam und müssen deshalb endlich aufgehalten werden.

Dass das Brimstone Bleed am Ende des ersten Bandes noch lange nicht vorüber ist, sondern im zweiten Teil fortgesetzt wird, ist spätestens ab der Hälfte des Buches absehbar. Das Wettrennen wird sich also über beide Bände ziehen und weil es somit keinen vorläufigen Abschluss gibt, wartet man von da an gespannt auf die Fortsetzung Salz & Stein.

Der Schreibstil von Victoria Scott lässt sich flüssig lesen, an der Übersetzung gibt es jedoch einen Aspekt zu bemängeln, nämlich die zu häufige Verwendung des Wortes „yeah“ an Stelle eines schlichten „ja“. Sie ist störend und fällt zunehmen auf, da das Wort im Deutschen generell eher unüblich ist und insbesondere in den jeweiligen Situationen unpassend erscheint.

Fazit

Feuer & Flut ist ein gelungener, mitreißender Roman, der einen spätestens ab dem Beginn des Brimstone Bleeds vollkommen gefangen nimmt. Tella ist eine sympathische Heldin, mit der man bis zum Schluss mitfiebert, und die Pandoras sind faszinierende Kreaturen, die die Geschichte außergewöhnlich machen. Salz & Stein wird man daher mit Sicherheit verschlingen, sobald es erschienen ist.





Kommentar abgeben?

Hiermit erteile ich mein Einverständnis.

Archive

Online seit

Hinweis: In nahezu allen Beiträgen sind die ggf. abgebildeten Buchcover o.Ä. mit einem sog. Affiliate-Link (externer Link zu Amazon) hinterlegt und gelten daher als Werbung.