[Rezension] Die Nacht der gestohlenen Küsse

02. September 2015 | 23:53 | Gelesen

Titel: Die Nacht der gestohlenen Küsse
Autorin: Kasie West
Originaltitel: On the Fence
Erstveröffentlichung: 2014
Übersetzerin: Anne Markus


Wissenswertes

Die Nacht der gestohlenen Küsse ist der zweite zeitgenössische Roman der us-amerikanischen Autorin Kasie West, die es einfach liebt zu schreiben. Im Sommer verbringt sie ihre Zeit aber auch gern auf Wasserskis um der Hitze in Kalifornien, wo sie mit ihrem Mann und ihren vier Kindern lebt, wenigstens für kurze Zeit zu entkommen.

Ihr drittes zeitgenössisches Jugendbuch, The Fill-In Boyfriend, erscheint voraussichtlich 2016 auf Deutsch. In den USA sind drei weitere für die kommenden zwei Jahre angekündigt.

Inhalt

Charlie ist mit ihrem alleinerziehenden Vater, drei Brüdern und dem beinahe ebenso häufig anwesenden Nachbarssohn Braden in einem Haus voller Männer aufgewachsen und teilt ihre große Leidenschaft für diverse Sportarten. Mit typischem Mädchenkram wie Make-up und femininen Kleidern kommt sie daher erst in Berührung als sie einen Job in einer Boutique annimmt um ihre Strafzettel zu bezahlen. All diese Dinge sind ihr fremd und nur Braden, der sie besser kennt als jeder andere, erzählt sie nachts am Zaun von diesem neuen Leben.

Auch mit anderen Jungs war Charlie bisher immer bloß befreundet, stellt nun jedoch fest, dass das andere Geschlecht sich durch ihr neues Styling endlich mehr für sie zu interessieren scheint. Muss sie also zwingend mädchenhafter werden damit sie um ein richtiges Date gebeten wird?

Kritik

Der zweite zeitgenössische Jugendroman von Kasie West zeichnet sich durch eine schnell gelesene, unterhaltsame Liebesgeschichte mit einem Hauch Familiendrama, das für etwas mehr Tiefe sorgt, aus, die Die Nacht der gestohlenen Küsse zu einer gelungenen, locker-flockigen Sommerlektüre für Zwischendurch macht.

Charlie ist eine sympathische Protagonistin, die sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt, selbstbewusster wird und schließlich zu sich selbst findet. Sie ist ausgesprochen sportlich und fühlt sich manchmal zu jungenhaft, weil sie ohne Mutter sowie nur mit Brüdern aufgewachsen ist und daher keine Ahnung von Mode oder Make-up hat. Dabei hat sie durchaus Stil, was sie feststellt als sie anfängt in einer Boutique auszuhelfen. Make-up steht ihr und sie kann sich auch mit „normalen“ Mädchen unterhalten, sie musste sich nur erst einmal trauen es zu probieren.
Als sie daraufhin erstmals von fremden Jungs angebaggert wird, glaubt sie allerdings leider schnell nur so für das andere Geschlecht attraktiv zu sein. Es dauert eine Weile, aber letztendlich findet sie heraus, dass es besser ist sie selbst zu sein und dass die sportliche Charlie, die mit ihren Brüdern in Jogginghose Football spielt, ebenfalls Beachtung findet. Außerdem muss sie sich gar nicht für ein „Ich“ entscheiden, sie kann einfach beides haben. Es ist völlig in Ordnung beim Sport ungeschminkt zu sein, während sie sich bei besonderen Anlässen jederzeit hübsch machen darf, wenn sie Lust dazu hat. Nach dieser Erkenntnis fühlt sie sich später sogar in ihrer engen und bunten Arbeitskleidung wohl.

Charlie geht beinahe täglich joggen, manchmal mehrfach. Jedoch nicht um sich fit zu halten, sondern um die Alpträume zu vertreiben, die von einem Kindheitstrauma herrühren, das sie erst einmal verarbeiten muss, sobald sie die ganze Wahrheit darüber erfährt. Die Auflösung dieses großen Geheimnisses ist ziemlich vorhersehbar, aber daran stört man sich in diesem Fall nicht so sehr, da dieser Aspekt ohnehin nicht im Mittelpunkt steht.

Der Nachbarssohn Braden, der quasi Charlies vierter Bruder ist, ist ein toller Held, der ihr klar macht, dass sie sich nicht für einen Mann verstellen muss. Er liebt sie genau so wie sie ist, womit Kasie West eine schöne und wichtige Botschaft vermittelt: Du bist gut so wie du bist und musst dich für niemanden verändern oder anpassen.

Die beiden kennen sich schon von Kindesbeinen an und stehen sich sehr nahe. Ihre Beziehung zueinander verändert sich jedoch mit der Zeit und langsam gehen ihre Gefühle über Freundschaft hinaus. Das macht ihnen – verständlicherweise – Angst, weshalb sie es sich zunächst nicht eingestehen, denn beide befürchten, dass ihre Gefühle womöglich nicht erwidert werden. Sie wollen nicht riskieren ihre Freundschaft zu zerstören und einander dadurch zu verlieren.
Wenn sie nicht schlafen können, treffen sie sich nachts im Garten und im Schutz der Dunkelheit öffnen sie sich dem anderen, wie sie es tagsüber niemals tun würden. Dort schließen sie zudem eine kleine Wette ab um zu testen, wer wen besser kennt und es ist schön zu verfolgen, was sie alles über den anderen wissen. Sie können sich gegenseitig lesen wie ein Buch und wissen, wie es in ihnen aussieht, was letztlich viel wichtiger ist als den Lieblingsfilm o.ä. zu kennen.

Ihre Liebesgeschichte ist somit sehr glaubwürdig, denn sie kennen sich lange und gut genug um wirklich tiefe Gefühle füreinander zu hegen und als Leser kann man ebenfalls gut nachvollziehen, was sie am jeweils anderen so lieben. Auf Grund einiger Missverständnisse braucht es zwar seine Zeit bis Charlie und Braden zusammen kommen, doch wie nicht anders zu erwarten gelingt es ihnen am Ende natürlich einander ehrlich zu gestehen, was sie tatsächlich empfinden, was schließlich zum erhofften Ergebnis führt.

Trotz des chaotischen Miteinanders und ihrer jeweiligen Marotten hat Charlie darüber hinaus eine tolle Familie, die sie sehr liebt. Das Verhalten ihrer Brüder Nathan, Jerom sowie Gage ist ihr gegenüber nicht immer fair, dennoch merkt man deutlich, wie viel ihre Schwester ihnen bedeutet und dass sie sie nur beschützen wollen. Charlies Beschreibungen nach zu urteilen sind die drei ferner sehr verschieden und haben einen individuellen Charakter. Einige der restlichen Nebenfiguren bleiben dagegen leider etwas blass, sind dafür aber immerhin liebenswert.

Abschließend ist noch erwähnenswert, dass Die Nacht der gestohlenen Küsse scheinbar im gleichen Ort spielt wie schon Blaubeertage, wodurch Charlie nicht nur einmal kurz dessen Protagonistin Caymen trifft, sondern sich wie diese auch mit Skye anfreundet, die daraufhin gleich mehrfach auftaucht. Für Fans des Vorgängers ist dies eine nette Verknüpfung, die die beiden Bücher allerdings nicht gleich zu einer zusammengehörigen Reihe macht.

Fazit

Die Nacht der gestohlenen Küsse ist eine schöne, sommerliche Liebensgeschichte für Zwischendurch, mit der Kasie West nicht nur gut zu unterhalten vermag, sondern auch noch eine wichtige Botschaft vermittelt: Sei einfach du selbst!





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