[Rezension] Schwur des Tigers

27. März 2015 | 22:08 | Gelesen

Titel: Schwur des Tigers
Autorin: Colleen Houck
Originaltitel: Tiger’s Destiny
Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzerin: Beate Brammertz


Wissenswertes

Schwur des Tigers ist der vierte Band der aktuellen Serie der us-amerikanischen Autorin Colleen Houck, die siebzehn Jahre lang als Dolmetscherin für Gebärdensprache tätig war, ehe sie sich nur noch dem Schreiben widmete. Der erste Band, Tiger’s Curse, erschien zunächst nur als eBook im Eigenverlag, eroberte die Herzen der Leser jedoch im Sturm und belegte schließlich sogar wochenlang Platz 1 der Kindle-Bestsellerliste.

Schwur des Tigers ist der vierte Teil einer Pentalogie. Der fünfte und damit letzte Band soll den Titel Tiger’s Dream tragen. Ein Erscheinungstermin ist allerdings noch nicht bekannt, weil die Autorin aus vertraglichen Gründen zuerst an einem anderen Projekt arbeiten muss. Daneben gibt es noch eine Novelle mit dem Titel Tiger’s Promise, die noch vor dem ersten Band spielt und von Lokeshs Tochter Yesubai handelt.

Außerdem wurden schon die Filmrechte am ersten Teil verkauft. Für das Drehbuch ist Julie Plec, Drehbuchautorin und Produzentin der TV-Serie The Vampire Diaries, verantwortlich.

Inhalt

Eine Gabe der Göttin Durga müssen Kelsey, Ren und Kishan noch finden um den Fluch des Tigers endgültig zu brechen, der noch immer auf den beiden indischen Prinzen lastet. Doch bevor sich das Trio dieser letzten, gefährlichen Prüfung stellen kann, müssen die Brüder Kelsey erst einmal aus den Fängen von Lokesh befreien. Dieser hat sein Augenmerk nämlich nicht mehr länger nur auf die Vervollständigung des Amuletts gerichtet, sondern inzwischen auch die junge Amerikanerin im Visier. Sie soll ihre Kräfte mit den seinen vereinen indem sie ihm einen Sohn schenkt, einen Erben.

Um Zeit zu schinden gibt Kelsey vor sich ihrem Schicksal zu fügen, während sie in Wirklichkeit verzweifelt nach einem Ausweg suchen. Sie ist sicher, dass die Tiger nach ihr suchen, aber falls sie ihr nicht rechtzeitig zu Hilfe eilen, würde sie eher sterben als sich Lokesh hinzugeben …

Kritik

Mit Schwur des Tigers hat Colleen Houck einen großartigen vierten Band zu ihrer phantastischen Pentalogie geschrieben, der genauso mitreißend ist wie schon die drei Vorgänger. Gebannt verfolgt man die verschiedenen Ereignisse und kann das Buch ab einem gewissen Punkt nicht mehr aus der Hand legen.

Die Handlung schließt unmittelbar an das Ende des dritten Teils an, sodass es von Vorteil ist, wenn man sich noch ein wenig daran erinnert. Lokesh hat Kelsey entführt und hält sie nun gefangen um sie zu zwingen ihm einen Erben zu gebären, der seine und ihre Macht in sich vereint. Dadurch ist die Geschichte schon von Beginn an sehr spannend, weil man um Kelseys Leben oder zumindest ihre Unschuld bangt. Unterdessen versucht sie sich Lokesh solange wie möglich vom Leib zu halten bis sie entweder eine Möglichkeit zur Flucht entdeckt oder ihre Tiger sie retten. Zudem erfährt sie während ihrer Gefangenschaft einige interessante Tatsachen über Lokeshs Herkunft sowie seine Vergangenheit. Diese machen ihn zwar nicht im Geringsten sympathischer, helfen jedoch dabei ihn besser einzuschätzen. Eine Begründung für Kelseys beunruhigende Verbindung zu ihm liefert das neue Wissen aber nicht.

Natürlich lassen die Prinzen Ren und Kishan nicht allzu lange auf sich warten und nach der aufregenden Rettungsaktion trifft man schnell wieder auf Nilima sowie Mr. Kadam. Letzterer verhält sich auffallend rätselhaft, was viele Fragen aufwirft, die er leider nicht beantwortet. Auf jeden Fall scheint er weitaus mehr zu wissen als er zugibt. Nichtsdestotrotz schätzt man ihn nach wie vor sehr, denn er liebt Ren und Kishan wie seine eigenen Söhne und unterstützt sie mit ganzer Kraft. Das gilt ebenso für Kelsey, der er immer ein guter Zuhörer sowie Ratgeber war.

Nach und nach beginnt für Kelsey und die Brüder dann das vierte Abenteuer, das sie zunächst erneut zu einem Tempel Durgas führt um von der Göttin auf ihre letzte Aufgabe vorbereitet zu werden. Diese gibt ihnen allerdings nicht nur Hinweise und nützliche Gaben. Sie flirtet dabei ungeniert mit Kishan und tauscht vielsagende, verdächtige Blicke mit Mr. Kadam aus, die einen ein wenig stutzig werden lassen.

Die vierte Prophezeiung schickt das Trio schließlich auf eine lange, beschwerliche Reise voller Gefahren und Opfer. Ihr Abenteuer ist ausgesprochen packend und zusammen mit ihnen entdeckt man neue, spannende Welten voller faszinierender und erschreckender Kreaturen, von denen man einige gern noch näher kennen gelernt hätte. Es macht Spaß ihren gemeinsamen Weg zu verfolgen, vor allem als Kelsey endlich die Gelegenheit bekommt ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und sie zur Abwechslung sogar mehrfach diejenige ist, die die Brüder rettet statt umgekehrt, wie bisher so oft. Sie ist eben keine hilflose Jungfrau in Not, sondern eine sehr mutige Kriegerin, auch wenn ihre Tiger sie selbstverständlich trotzdem jederzeit mit ihrem Leben beschützen würden.

Unglücklicherweise können die Drei nicht verhindern, dass sie im Verlauf der Handlung neben Erfolgen auch einige Verluste in Kauf nehmen müssen. Insbesondere der Tod einer geliebten Figur trifft einen schwer und sorgt mehrmals für Tränen als die anderen Charaktere um sie trauern.

Darüber hinaus steht die komplizierte Dreiecksbeziehung zwischen Kelsey, Ren und Kishan weiterhin im Mittelpunkt. Kelsey hat zwar Gefühle für jeden der Brüder, liebt Ren aber eindeutig mehr als Kishan, was ihre spontanen, unbewussten Reaktionen manchmal deutlich zeigen. Dennoch bleibt sie bei ihrer Entscheidung für letzteren; zum einen, weil sie ihn nicht verletzen möchte, zum anderen, weil sie sich vor der tiefen Verbindung zu Ren fürchtet. Er allein hat die Macht ihr Herz zu brechen und sie hofft irrationalerweise so verhindern zu können, dass er sich andauernd für sie opfert, da sie es nicht ertragen könnte ihn sterben zu sehen. Wegen ihrer widersprüchlichen Gefühle hat sie häufig starke Schuldgefühle und macht sich selbst große Vorwürfe als sie zum Beispiel erst Kishan küsst und nur einen Moment später gleich wieder an Ren denkt.

Mit dem Kopf wählt sie demnach vehement Kishan, während ihr Herz sich längst für Ren entschieden hat. Das gesteht sie sich allerdings erst ein als sie gezwungen ist die Wahrheit auszusprechen um zu überleben. Daraufhin distanziert sie sich ein wenig von Kishan, was diesem nicht entgeht und es schmerzt einen zu sehen wie verwirrt und verletzt er deshalb ist. Kelsey ist das natürlich nicht gleichgültig, doch sie ist mit der Situation überfordert und weiß nicht, wann oder wie sie ihre wahren Gefühle offenbaren soll.
Als Leser kann man das sehr gut nachempfinden und ist beinahe ebenso zwiegespalten wie Kelsey. Einerseits wünscht man sich, dass Kelsey und Ren erneut zueinander finden, andererseits mag man aber auch Kishan sehr und wünscht sich für ihn ebenfalls ein Happy End, da er es nicht verdient hat verlassen zu werden.

Beide Prinzen lieben Kelsey aufrichtig und haben infolgedessen ebenfalls mit ihren Gefühlen zu kämpfen. Jeder von ihnen will mit ihr zusammen sein und ist eifersüchtig auf den anderen, wenn dieser Kelsey für einen Moment näher kommt. Außerdem spüren sie genau, dass sie ihnen verschweigt, was sie wirklich empfindet.
Kishan akzeptiert zwar, dass Kelsey Gefühle für Ren hat, ist jedoch nicht gewillt sie seinem Bruder zu überlassen. Auch Ren gibt nicht so leicht auf und versucht Kelsey klar zu machen, wie sehr er sie nach wie vor liebt, ohne sie zu sehr zu bedrängen. Aus dem gleichen Grund kommt es zwischen ihnen zu Streits, denn Ren ist verständlicherweise wütend und verletzt. Er weiß, was Kelsey für ihn empfindet und kann ihre Entscheidung somit nicht nachvollziehen. Es ist interessant diese andere Seite von ihm kennenzulernen und zu sehen, dass er eben nicht immer die Ruhe selbst ist.
Einer der Brüder schafft es später Kelsey mit einem Trick die Wahrheit über ihre Gefühle und ihre Entscheidung für Kishan zu entlocken. Wem das gelungen ist, erfährt man aber erst am Ende.

Das Gefühlschaos spitzt sich zu als eine neue, wichtige Figur eingeführt wird: Anamika. Sie ist eine geborene Kämpferin und sieht lange Zeit auf Kelsey herab, weil sie dieser nichts zutraut. Dafür hasst man sie schon fast, zumal Kelsey trotzdem alles tut um Anamika bei dem entscheidenden Kampf zu unterstützen, den diese ohne ihre Hilfe nicht gewinnen könnte. Hinzu kommt, dass sie sehr an Ren interessiert scheint und viel Zeit mit ihm verbringt, was man ihr leider nicht einmal vorwerfen kann. Immerhin wurden Kelsey und Kishan ihr als Paar vorgestellt und sie weiß nichts von der Beziehung zwischen Kelsey und Ren. Entsprechend ihrer wahren Gefühle wird Kelsey manchmal sehr eifersüchtig, was letztlich dazu führt, dass sie unüberlegt handelt, da sie ihre Emotionen nicht länger unter Kontrolle hat und von ihnen überwältigt wird.

Von viel größerer Bedeutung ist allerdings die bevorstehende Auseinandersetzung mit Lokesh. Ren und Kishan würden Kelsey am liebsten von jeder Gefahr fernhalten und Anamika wäre das nur recht. Doch sie alle unterschätzen Kelsey und diese lässt sich nicht davon abhalten für ihr Ziel und diejenigen, die sie liebt, zu kämpfen. Beistand bekommt sie dabei von einer bereits bekannten Figur, die unerwartet wieder auftaucht. Sie wacht über Durgas Platz in der Geschichte, wobei vor allem die wahren Umstände ihrer Schöpfung besonders interessant sind, und nimmt großen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Handlung.

Der finale Kampf gegen Lokesh ist unglaublich spannend, Nerven aufreibend und völlig anders als gedacht. Ihr Gegner scheint geradezu unbesiegbar und es steht viel mehr auf dem Spiel als nur das Leben von Kelsey und ihren Tigern. Zum Glück sind die Gaben von Durga noch viel mächtiger als vermutet und daher umso wertvoller. Der Ausgang des Kampfes ist keine Überraschung, mit den Folgen hätte man so aber gewiss nie und nimmer gerechnet. Die Tränen fließen ungehemmt und man will nicht wahrhaben, dass die Ursache dafür wirklich geschehen sein soll. Es ist nämlich viel zu schrecklich und schmerzhaft um es zu akzeptieren.

Selbst nach der Schlacht wird man noch mit einigen, überraschenden Wendungen und ungeahnten Entwicklungen konfrontiert. Einige sind der Grund für überschäumende Freude, andere sind niederschmetternd und brechen einem erneut das Herz. Das Schicksal der Prinzen wird endlich enthüllt, man erfährt die Wahrheit über das Amulett und ein weiterer trauriger Verlust, obgleich auf eine gänzlich andere Art, verursacht so viel Schmerz, dass es kaum zu ertragen ist. Man liebt und bewundert diesen Charakter für das Herz zerreißende Opfer, das er bringt und dafür, dass er das Glück eines anderen über das seine stellt.

Doch sogar hier wendet sich zum Schluss noch einmal das Blatt und letztendlich bekommen alle Hauptfiguren das, was sie verdient haben. Man ist zu Tränen gerührt und einfach glücklich, alles andere hätte einen sehr bitteren Beigeschmack hinterlassen. Umso mehr freut man sich also über das vorläufige Happy End, das Colleen Houck ihren Figuren gönnt. Es ist absolut zufriedenstellend und dank des Verzichts auf einen Cliffhanger kann man die lange Wartezeit auf den finalen Band so gelassen überstehen.

Eine weitere Fortsetzung erscheint eigentlich nicht zwingend notwendig, man freut sich jedoch schon jetzt ungemein auf ein Wiedersehen mit den Protagonisten, die man im Laufe der Zeit so lieb gewonnen hat, und darüber, dass man sich somit noch nicht endgültig von ihnen verabschieden muss.

Fazit

Schwur des Tigers ist erneut eine überaus gelungene Fortsetzung der Geschichte um Kelsey und ihre beiden Tiger, die keine Wünsche offen lässt. Wer die Vorgänger mochte, wird garantiert auch den vierten Band lieben und sich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit den geliebten Charakteren im finalen Band freuen. Auf diesen wird man zwar noch eine ganze Weile warten müssen, dank dieses wundervollen, vorläufigen Endes ist das aber glücklicherweise nicht allzu schlimm.





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