[Rezension] Bleib mir treu!

16. Oktober 2014 | 22:59 | Gelesen

Titel: Bleib mir treu!
Autorin: Kasie West
Originaltitel: Split Second
Erstveröffentlichung: 2014
Übersetzerin: Anne Markus


Wissenswertes

Bleib mir treu! ist die Fortsetzung des Debutromans der us-amerikanischen Autorin Kasie West, die es einfach liebt zu schreiben. Im Sommer verbringt sie ihre Zeit aber auch gern auf Wasserski um der Hitze in Kalifornien, wo sie mit ihrem Mann und ihren vier Kindern lebt, wenigstens für kurze Zeit zu entkommen.

Bleib mir treu! ist der zweite Band einer Dilogie. Der erste Band trägt den Titel Vergiss mein nicht!.

Mit Blaubeertage ist ihr erster zeitgenössischer Jugendroman, The Distance Between Us, ebenfalls ins Deutsche übersetzt worden. Ein zweiter, On the Fence, ist im Juli dieses Jahres in den USA erschienen. Im Mai 2015 soll ein dritter mit dem Titel The Fill-In Boyfriend folgen.

Inhalt

Addie weiß, dass es einen guten Grund dafür geben muss, warum sie sich für diese Zukunft entschieden hat, aber es hat sie sehr verletzt, dass Duke sie nur benutzt hat und sie ist nicht sicher, ob sie Laila ihren Verrat jemals ganz verzeihen kann. Zu allem Überfluss spielt auch noch ihre Gabe verrückt, sodass Addison plötzlich sogar in der Lage ist die Zeit zu manipulieren, worauf jedoch stets extrem starke Kopfschmerzen folgen.

Zum Glück verbringt sie die Ferien bei ihrem Vater außerhalb des Sektors und bekommt so vielleicht die Pause, die sie gerade so dringend braucht. Dort begegnet sie dem rätselhaften Trevor, der ihr so vertraut erscheint. Eigentlich ist er ein völlig Fremder für sie, also warum macht ihr Herz bei seinem Anblick jedes Mal einen Sprung?

Währenddessen versucht Laila herauszufinden wie sie ihr Talent erweitern kann, denn Addie hatte jemandem offenbar versprochen die Erinnerungen an ihn nicht löschen zu lassen und dieses Versprechen kann sie nur halten, wenn Laila lernt Erinnerungen wiederherzustellen …

Kritik

Bleib mir treu! ist eine tolle Fortsetzung, die mühelos mit ihrem Vorgänger mithalten kann und einen ab der ersten Seite sofort wieder in ihren Bann zieht. Im Gegensatz zum ersten Band steht Addie allerdings nicht mehr allein im Mittelpunkt, sondern teilt sich den Part der Hauptfigur mit ihrer besten Freundin Laila, die man dadurch nun endlich besser kennen lernt.

Es gibt somit erneut zwei verschiedene Perspektiven, nur dieses Mal eben zweier unterschiedlicher Figuren, wodurch man stets die Ereignisse um jede der beiden Protagonistinnen im Blick hat. Während sie getrennt sind, begleitet man abwechselnd ihre jeweiligen Erlebnisse, als sie wieder aufeinandertreffen, gehen die Handlungsstränge ohne eine Unterbrechung des Geschehens fließend ineinander über.

Trotz ihres Vertrauensbruches gegenüber Addison indem sie sie mit Duke betrogen hat, ist Laila eine sehr sympathische Figur, zumal man ihr zumindest zugestehen muss, dass es ohne die Beeinflussung ihrer Gefühle durch sein Talent womöglich nie so weit gekommen wäre. Außerdem hat sie deswegen starke Schuldgefühle und macht sich große Vorwürfe, denn sie liebt Addie genauso sehr wie umgekehrt. Es hat schließlich einen Grund, weshalb Addie sich freiwillig ihr Herz brechen ließ um ihrer besten Freundin das Leben zu retten. Als sie erfährt, dass Addison ihre Erinnerungen unbedingt zurück haben möchte, lässt sie daher nichts unversucht um ihr Talent so schnell wie möglich zu erweitern und zu lernen, wie sie Erinnerungen wiederherstellen kann um den Wunsch ihrer besten Freundin zu erfüllen. Sie hilft Addie auch dabei noch einmal Trevors Herz zu erobern und merkt schnell, dass dieser wirklich perfekt zu ihr passt.
Des Weiteren erfährt man mehr über Lailas familiäre Verhältnisse, die alles andere als leicht für sie sind. Sie kümmert sich liebevoll um ihre zwei Brüder, die genau wie sie von ihrem Vater vernachlässigt werden, der neben dem hart erarbeiteten Geld ihrer Mutter sogar seiner Tochter Geld stiehlt um alles für Blocker auszugeben, die sein Talent für kurze Zeit unterdrücken sollen. Vor allem Eli bereitet ihr dabei große Sorgen, da er bisher nicht initiiert hat, was für sein Alter sehr ungewöhnlich ist, und sie befürchtet er könnte vielleicht gar keine Gabe haben.

Mit Connor kommt ein neuer, ausgesprochen interessanter Charakter hinzu, der eine zunehmend wichtiger werdende Rolle in Lailas Leben spielt. Er hat die Fähigkeit andere sowie sich selbst zu heilen und liebt scheinbar alles Normale, wohingegen Laila den Sektor nie endgültig verlassen würde. Er fällt nicht so leicht auf ihre Spielchen herein und fordert sie heraus, weil sie seine Erinnerungen nicht einfach nach Belieben löschen kann. Sein daraus resultierendes einzigartiges Verhältnis zu Laila sowie seine Hintergrundgeschichte machen ihn sehr liebenswert und man möchte ihn keinesfalls mehr missen. Er hilft ihr ihr Talent zu erweitern und ruft in ihr die dafür nötige Gefühlslage hervor. Connor und Laila passen einfach toll zusammen und es macht Spaß ihnen dabei zuzusehen wie sie ihre Gefühle füreinander erst sich und dann nach und nach dem jeweils anderen gestehen.

Die liebsten Figuren sind jedoch nach wie vor Addison und Trevor, von denen man anscheinend nie genug bekommen kann. Addie liebt man schon allein wegen ihrer Liebe zu Büchern und ihrer Unvoreingenommenheit. Es ist ihr vollkommen gleichgültig, dass Trevor kein Talent hat, sie liebt ihn um seiner selbst willen. Ferner entwickelt ihr Talent sich in der Fortsetzung weiter und sie lernt die Zeit erst zu verlangsamen und schließlich sie vorübergehend zum Stillstand zu bringen. Ob es, wie Bobby behauptet, daran liegt, dass ein Stück seines Talents auf sie übergegangen ist, bleibt allerdings offen.
Auch zu Trevor fühlt man sich sofort wieder hingezogen und seine offene, unverblümte Art bringt einen mehr als einmal zum Strahlen. Er ist ehrlich, lässt sich nicht beirren und kämpft für das, was er will.

Er und Addison sind ganz offensichtlich füreinander bestimmt, denn sie begegnen sich immer wieder schon bevor Addie absichtlich seine Nähe sucht. Obwohl die Beiden sich erneut kennen lernen, hat man nicht das Gefühl eine Wiederholung des ersten Bandes zu lesen, sodass es nie langweilig wird.
Anfangs kann sich nicht einmal Addie an ihr Leben mit Trevor erinnern, hat aber verschiedene Visionen von ihm und spürt, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gibt. Doch Trevor merkt schnell, dass Addie etwas Besonderes ist und verlangt Antworten, die sie ihm noch nicht geben kann, was sie etwas voneinander entfernt.
Nachdem Addison ihre Erinnerungen wiedererlangt hat, ist die Situation für sie sogar noch schwerer. Sie weiß nun, dass sie ihn liebt, während er sie kaum kennt und sich nicht an ihre Beziehung erinnern kann. Man kann sehr gut nachvollziehen, wie schwer es ihr fällt ihn nicht zu küssen oder ähnliches, obgleich sie nichts lieber täte, da sie ihn damit völlig überrumpeln würde. Dennoch glaubt er Addison sofort als sie ihm von der ausgeloteten Alternative erzählt, wofür man ihn umso mehr liebt, und will sie näher kennen lernen, weil er ebenfalls die Anziehung zwischen ihnen gespürt hat.

Mit Connor und Laila sowie Addison und Trevor bekommt man folglich gleich zwei sehr verschiedene, wundervolle Liebesgeschichten geboten, die das Lesen des Buches zu einem wahren Genuss machen.

Von Stephanie lernt man im zweiten Band darüber hinaus eine völlig neue, sehr nette Seite kennen, was zeigt, dass es tatsächlich entscheidend sein kann unter welchen Umständen man jemanden kennen lernt: Sie und Addie freunden sich an bis letztere wieder ein mehr als nur freundschaftliches Interesse an Trevor entwickelt.
Duke ist und bleibt hingegen ein rücksichtsloser Egoist, der selbst wenn er behauptet nur das Beste für Addie zu wollen im Grunde nur an sich denkt. Er sagt er habe Gefühle für sie und vielleicht ist er ja davon überzeugt. Liebe ist das allerdings gewiss nicht, was Addie sich wünscht ist für ihn nämlich nicht weiter von Belang.

Der Sektor ist weiterhin eher schmückendes Beiwerk im Hintergrund, auch wenn man hier und da etwas mehr über ihn erfährt. Die vielen Unterschiede zwischen ihm und der Außenwelt werden des Weiteren nur am Rande erwähnt, da man sie ja bereits aus dem Vorgänger kennt. Doch man stört sich nicht daran, das Leben der Protagonisten ist interessant und fesselnd genug.
Es ist nicht unbedingt überraschend, aber umso abstoßender, zu was der Sektor fähig ist um das Geheimnis seiner Existenz zu wahren und mit welchen Mitteln er seine eigenen Bürger auf die Probe stellt. Die Methoden der Agenten sind schlicht perfide und von einem schlechten Gewissen über eine zerstörte Beziehung oder ähnliches fehlt jede Spur, weil sie es ja später wieder aus dem Gedächtnis löschen können. Addisons Enttäuschung über die Skrupellosigkeit des Sektors kann man somit gut verstehen und sie kann die Entscheidung ihrs Vaters zu gehen nun besser nachvollziehen.

Die Handlung ist von Beginn an mitreißend, zum Ende hin nimmt die Spannung jedoch noch einmal erheblich zu und spätestens dann kann man nicht mehr aufhören zu lesen. Wenn Addison ihre große Liebe Trevor nicht für immer verlieren will, muss sie mit Hilfe ihrer Freunde die Taten einer hinterlistigen Person komplett rückgängig machen, was sogar mit ihren vielfältigen Gaben keine leichte Aufgabe ist. Zum Glück ist Connor auf ihrer Seite, denn er bewahrt einen kühlen Kopf, und auch Eli ist Dank seines neu erwachten Talents eine große Hilfe.

Das Ende ist rundum perfekt und macht den Abschied von den so lieb gewonnenen Figuren ein klein wenig erträglicher. Trotzdem ist es wirklich bedauerlich, dass Kasie West wohl keine Trilogie aus der Reihe machen wird. Ein weiteres Buch mit Laila im Mittelpunkt, natürlich nicht ohne wenigstens ein paar Auftritte von Addison und Trevor, wäre durchaus interessant um zu erfahren, ob sie ihre Pläne in die Taten umsetzen und vielleicht tatsächlich etwas im Sektor bewirken kann.

Fazit

Bleib mir treu! ist, insbesondere aber nicht ausschließlich wegen der tollen Figuren sowie des perfekten Endes, ein äußerst gelungener Abschluss für diese außergewöhnliche Dilogie, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Man kann nur hoffen, dass Kasie West sich nach ihren diversen zeitgenössischen Jugendbüchern zur Abwechslung auch mal wieder an diesem Genre versucht.





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