[Rezension] Blaubeertage

17. Juli 2014 | 13:23 | Gelesen

Titel: Blaubeertage
Autorin: Kasie West
Originaltitel: The Distance Between Us
Erstveröffentlichung: 2013
Übersetzerin: Anne Markus


Wissenswertes

Blaubeertage ist der erste zeitgenössische Roman der us-amerikanischen Autorin Kasie West, die es einfach liebt zu schreiben. Im Sommer verbringt sie ihre Zeit aber auch gern auf Wasserskis um der Hitze in Kalifornien, wo sie mit ihrem Mann und ihren vier Kindern lebt, wenigstens für kurze Zeit zu entkommen.

Auf Deutsch erscheint diesen Monat unter dem Titel Bleib mir treu! als nächstes die Fortsetzung zu ihrem Debutroman Vergiss mein nicht!. In den USA erscheint etwa zur gleichen Zeit ihr zweiter zeitgenössischer Roman On the Fence. 2015 soll ein weiterer mit dem Titel The Fill-in Boyfriend folgen.

Inhalt

Die siebzehnjährige Caymen erkennt die Reichen auf den ersten Blick und hält generell nicht viel von ihnen. Sie freut sich nur dann sie zu sehen, wenn sie in den Laden ihrer Mutter kommen um Geld für so nutzloses Zeug wie Porzellanpuppen auszugeben. Im Gegensatz zu denen müssen Caymen und ihre Mutter nämlich hart dafür arbeiten um halbwegs über die Runden zu kommen.

Als der attraktive Xander das Geschäft ihrer Mutter betritt um eine Puppe für seine Großmutter abzuholen, sieht Caymen also sofort zu welcher Schicht er gehört und würde sich daher trotz seines Charmes nie auf ihn einlassen. Schließlich weiß sie durch die Erfahrungen ihrer Mutter genau, dass das Interesse reicher Männer stets nur von kurzer Dauer ist …

Kritik

Blaubeertage ist eine locker leichte Liebesgeschichte für Zwischendurch, die zwar nicht allzu tiefgründig ist, aber dennoch ein paar schöne, unterhaltsame Lesestunden verschafft. Der erste zeitgenössische Roman von Kasie West ist somit vielleicht nicht ganz so mitreißend wie ihr Debut, macht jedoch trotzdem neugierig auf ihre kommenden Werke.

Das zentrale Thema des Buches ist die Kluft zwischen Arm und Reich, wobei die Autorin mit einigen Vorurteilen gegenüber wohlhabenden Menschen aufräumt. Bei manchen mögen sie durchaus begründet sein, bei anderen dagegen nicht, deshalb sollte man keinesfalls alle in eine Schublade stecken, denn schwarze Schafe gibt es überall. Während einer von Xanders Freunden definitiv zu letzteren gehört, beurteilt seine Mutter Caymen zum Beispiel nicht nach ihrer Herkunft, ihrem Äußeren oder ähnlichem, sondern sieht in ihr vor allem das Mädchen, das ihren Sohn zum Lächeln bringt.
Außerdem zeigt Kasie West auf, wie schnell man in manchen Situationen etwas völlig falsch verstehen kann, wenn man bereits voreingenommen ist, weil man dann nur hört, was man sowieso zu hören erwartet.

Caymen ist eine wunderbare Protagonistin, deren Sarkasmus und ziemlich trockener Humor einen immer wieder zum Schmunzeln bringen. Es ist interessant zu beobachten wie unterschiedlich die Menschen auf ihre Art reagieren und dass es offenbar Leute gibt, die es tatsächlich gar nicht bemerken, wenn sie eigentlich nur einen Witz macht.

Xander ist ebenfalls von Anfang an sehr sympathisch und dazu noch ausgesprochen charmant sowie geradezu unwiderstehlich. Sein scheinbar unerschütterliches Selbstbewusstsein ist bewundernswert und sobald man ihn etwas besser kennt, lässt es ihn nicht einmal mehr besonders eingebildet wirken, zumal er sich auch auf so manche verrückte Idee einlässt. Natürlich ist er auf Grund seines Reichtums bzw. dem seiner Eltern verwöhnt und häufig reichlich weltfremd, doch das kann man ihm nicht wirklich vorwerfen, da er es eben nie anders kennen gelernt hat. Für ihn ist es deswegen wahrscheinlich einfach schwer vorstellbar, dass anderen nicht alle Türen offen stehen, sie nicht genug Geld haben um sich all ihre Wünsche zu erfüllen und viele Dinge entbehren müssen.
Wie bescheiden Caymens Leben aussieht, hat aber keinen Einfluss auf seine Gefühle für sie, was deutlich zeigt, dass er nicht zu der herablassenden Sorte gehört. Im Unterschied zu vielen anderen weiß er ferner schon nach kurzer Zeit, wann Caymen etwas tatsächlich ernst meint und wann sie nur besonders sarkastisch ist. Er durchschaut ebenso, dass sie sich oftmals nur hinter ihren beißenden Bemerkungen zu verstecken versucht um die Wahrheit nicht aussprechen zu müssen.

Obwohl sie sich von Beginn an zueinander hingezogen fühlen, dauert es lange bis die beiden endlich zusammen kommen, insbesondere weil es zwischen ihnen immer wieder zu Missverständnissen kommt, die man durch ein offenes Gespräch leicht hätte aus der Welt schaffen können. Zudem musste Caymen zuerst noch ihre Vorbehalte gegen Reiche sowie ihre Angst vor körperlicher und emotionaler Nähe überwinden.
Ein außerordentlich schöner Bestandteil ihrer Beziehung sind die sogenannten Berufsinformationstage, die sie für einander organisieren um herauszufinden, welche berufliche Richtung sie später einschlagen wollen. Dabei kommt es nicht darauf an teure und aufwendige Aktionen zu planen, auch wenn Xander Caymen auf Grund seines Geldes und seiner Beziehungen in dieser Hinsicht mehr bieten kann, sondern sich wirklich Gedanken über den anderen zu machen und in Erfahrung zu bringen, was dem anderen gefällt oder besonders liegt. Ihre jeweiligen Ideen zeigen, wie gut sie sich nach einer Weile kennen und sie ermutigen einander darüber hinaus den gefundenen Berufs- bzw. Studienwunsch dann tatsächlich anzustreben.

Die Zukunft ist für viele Jugendliche und junge Erwachsene ein schwieriges Thema, weshalb man die Sorgen und Ängste von Xander und Caymen sehr gut nachvollziehen kann. Es ist nicht immer leicht herauszubekommen, was man mit seinem Leben anfangen will, vor allem wenn die eigenen Eltern schon etwas ganz anderes für ihr Kind geplant haben und man sich vielleicht gegen sie behaupten muss, nachdem man sich entschieden hat.

Neben Xander hat Caymen allerdings noch andere Freunde, die ihr beistehen und regelmäßig dafür sorgen, dass sie sich auch mal amüsiert und nicht ständig nur ihrer Mutter im Laden aushilft, da sie trotz allem schließlich immer noch ein Teenager ist. Sie sind alle zwar ein wenig skurril, dafür aber sehr liebenswert und individuell, äußerlich wie innerlich.

Caymens Mutter kann man hingegen nur schwer einschätzen, zumal sie ihrer Tochter offenbar so einiges verschweigt. Sie hat nicht nur viele Vorurteile gegenüber Reichen, die sie an ihr Kind weitergegeben hat, sondern hat Caymen vor lauter Stolz all die Jahre ihre Großeltern, wegen deren Reaktion auf ihre Schwangerschaft damals, vorenthalten. Dabei hat sie ihnen nie die Chance gegeben sich zu entschuldigen, weil sie einfach verschwunden ist ohne sich je zu melden.

Durch die vielen Geheimnisse, die die verschiedenen Figuren voreinander haben, kommt ein bisschen Spannung auf, die das Buch zusammen mit der romantischen Beziehung zwischen Caymen und Xander durchweg fesselnd macht. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und Kasie West überrascht mit interessanten Wendungen, von denen man manche definitiv nicht vorhergesehen hat. Der eigentliche Schluss wirkt dann letztlich etwas übereilt, sodass es dort ruhig noch ein paar mehr Seiten hätten sein dürfen. Die konkrete Gestaltung des Endes sorgt jedoch immerhin für ein zufriedenes Lächeln.

Fazit

Blaubeertage ist die perfekte Lektüre für alle, die gerne eine lockere zeitgenössische Liebesgeschichte mit interessanten Figuren, aber ohne tiefschürfende Probleme, lesen wollen und zudem auf erotische Szenen gern komplett verzichten.





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