[Rezension] Wie Blut so rot

21. Februar 2014 | 22:33 | Gelesen

Titel: Wie Blut so rot
Autorin: Marissa Meyer
Originaltitel: Scarlet
Erstveröffentlichung: 2013
Übersetzerin: Astrid Becker


Wissenswertes

Wie Blut so rot ist die Fortsetzung des Debutromans der us-amerikanischen Autorin Marissa Meyer, die zur Zeit mit ihrem Verlobten sowie ihren zwei Katzen in Tacoma, Washington lebt. Neben ihrer leichten Besessenheit für Bücher und das Schreiben, hat sie eine Schwäche für Autoreisen, Weinverkostungen und Antiquitäten.

Wie Blut so rot ist zudem der zweite Teil einer Tetralogie. Der dritte Band, Cress, wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres unter dem Titel Wie Sterne so golden auf Deutsch erscheinen. Der letzte Teil wird den Titel Winter tragen und ist in den USA für 2015 geplant.

Daneben gibt es noch zwei digitale Kurzgeschichten, die man inzwischen beide auch in deutscher Sprache kaufen kann: Das mechanische Mädchen sowie Die Armee der Königin.

Inhalt

Cinder weiß noch nicht, ob sie Levana die Stirn bieten oder sich lieber weiterhin verstecken sollte, doch wenn sie eine Wahl haben will, muss sie erst einmal aus dem Gefängnis fliehen, denn sonst wird sie zurück nach Luna gebracht, wo sie in jedem Fall eine Hinrichtung erwartet …

Scarlet bekommt die Geschehnisse in Neu-Peking nur am Rande mit, weil sie gerade andere Sorgen hat: Vor zwei Wochen ist ihre Großmutter ohne eine Nachricht spurlos verschwunden und seitdem hat niemand etwas von ihr gesehen oder gehört. Die Polizei hat die Suche bereits eingestellt, aber Scarlet weiß, dass ihr etwas geschehen sein muss und stellt deshalb ihre eigenen Nachforschungen an. Ein erster Hinweis führt sie zu dem mysteriösen Straßenkämpfer Wolf, der entweder selbst mit der Entführung zu tun hat oder zumindest weiß, wer dahinter steckt …

Kritik

Wie Blut so rot ist eine großartige Fortsetzung, die unmittelbar an ihren Vorgänger anknüpft und mindestens genauso zu begeistern vermag. Das eher ländliche Setting von Rieux ist vielleicht nicht ganz so faszinierend wie das futuristische Neu-Peking, dafür kann man sich mit den charismatischen Figuren auf eine Fahrt durchs All begeben.
Als Grundlage diente Marissa Meyer dieses Mal das Märchen von Rotkäppchen, aber das lässt wieder nur sehr wenige Rückschlüsse auf den Verlauf der Handlung zu, denn selbst wenn einzelne Parallelen durchaus erkennbar sind, wenn man besonders aufmerksam ist, gibt es ebenso viele deutliche Abweichungen.

Mit Scarlet und Wolf treten im zweiten Band zwei neue Hauptfiguren hinzu, die ihren eigenen Handlungsstrang bekommen. Scarlet ist, trotz ihrer Launen und ihrer Reizbarkeit, von Beginn an sehr sympathisch und unterscheidet sich durch ihre persönlichen Eigenarten stark von Cinder, sodass man sogar ohne ihre Namen stets wüsste, wessen Erlebnisse man gerade verfolgt. Sie weiß, dass ihre Großmutter nicht einfach fortgegangen ist, wovon sie sich auch nicht abbringen lässt, und macht sich deshalb kurzer Hand selbst auf die Suche nach ihr.
Dabei begegnet sie Wolf, der ein besonders interessanter Charakter ist, zumal er nicht ausschließlich menschlich ist, sondern eine seinem Namen entsprechende ausgeprägte animalische Seite hat. Obwohl man zunächst nicht sicher sein kann, ob man ihm trauen darf, schließt man ihn für seine Unwissenheit sowie seine kindliche Begeisterung bezüglich für ihn unbekannter, doch für jeden Anderen selbstverständlicher Kleinigkeiten schnell ins Herz. Man merkt deutlich, dass Scarlet ihn berührt, wodurch eine starke Verbindung zwischen ihnen entsteht, und dass er viel für sie empfindet, auch wenn er selbst erst noch lernen muss mit solchen Gefühlen umzugehen. Er weiß wesentlich mehr als er zugibt, trotzdem spürt an tief im Inneren, dass er ihr niemals wehtun würde und Scar tatsächlich helfen möchte ihre Großmutter zu finden. Daher ist man, sogar als alles auf das Gegenteil hindeutet, überzeugt, dass es nicht so ist wie es scheint.
Obwohl sich die Liebesgeschichte zwischen den Beiden ziemlich schnell entwickelt, kann man ihre Gefühle füreinander nachempfinden und versteht, warum sie sich so zueinander hingezogen fühlen.

Da die Perspektive alle paar Kapitel wechselt, kann man sich in alle Figuren sehr gut hineinversetzen und erfährt außerdem zum Glück ebenso wie es nach dem Ende des ersten Teils jetzt mit Cinder weiter geht, die auf ihrer Flucht neues Selbstvertrauen gefunden hat und von nun an selbst bestimmt, was sie tun will. Bevor sie eine Entscheidung im Hinblick auf ihre Tante trifft, will sie mehr über sich und ihre Vergangenheit erfahren, weshalb sie nach den Menschen sucht, die ihr damals das Leben gerettet haben. Um nicht wieder gefangen genommen zu werden, ist sie mehrfach gezwungen ihre Gabe einzusetzen, was zu einem inneren Konflikt führt. Ihre lunarische Herkunft macht ihr zu schaffen und sie fürchtet sich davor, dass es ihr zunehmend leichter fällt Menschen zu manipulieren, weil sie auf keinen Fall so werden will wie Levana. Dabei zeigen gerade ihre massiven Schuldgefühle, dass sie nicht das Geringste mit der Königin gemeinsam hat.

Noch im Gefängnis begegnet Cinder Kapitän Thorne, der ihr schließlich zur Flucht verhilft und dadurch zu ihrem Komplizen wird. Genau wie Iko, der man ebenfalls wieder begegnet, ist er eine wundervolle Nebenfigur, die einen regelmäßig zum Schmunzeln bringt, wofür man ihn einfach lieben muss.

Auch Kai taucht selbstverständlich wieder auf, kommt dieses Mal allerdings leider viel zu kurz, was sich dann hoffentlich im nächsten Band ändern wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen ist der Kaiser Cyborgs gegenüber nicht so voreingenommen und stört sich nicht an Cinders Metallgliedmaßen. Dafür hat er, verständlicherweise, wenn man seine Erfahrungen mit Levana bedenkt, große Vorurteile gegenüber Lunariern und zweifelt deshalb leider an Cinder sowie seinen Gefühlen für sie. Obwohl Cinder ihn nie beeinflusst hat, fragt er sich jetzt natürlich, ob seine Erinnerungen an sie überhaupt echt sind.

Überraschenderweise gibt es sogar ein Kapitel aus der Sicht von Levana, das dem Leser einen kurzen Einblick in ihre zukünftigen Absichten gewährt. Ihre Kaltblütigkeit erreicht in der Fortsetzung ein ungekanntes Ausmaß, sodass man sie noch mehr verabscheut, falls das möglich ist. Die Erdbewohner sind ihr vollkommen gleichgültig und sie benutzt Cinder lediglich als Vorwand für ihre grausamen Taten. Sie will über die Erde herrschen und dafür ist ihr absolut jedes Mittel recht.

Die durchgängig fesselnde Handlung dreht sich anfangs zum Einen um Cinders Flucht aus dem Gefängnis und vor den Soldaten des Staatenbundes und zum Anderen um Scarlets Suche nach ihrer Großmutter, bei der sie schon bald auf Wolf stößt. In welchem Zusammenhang letzteres mit Cinder und Luna steht, erschließt sich einem aber erst nach und nach als man die verschiedenen Puzzleteile Stück für Stück zusammensetzen kann. Zum Ende hin verbindet Marissa Meyer diese beiden schon für sich genommen interessanten Handlungsstränge allerdings geschickt miteinander, indem sie die jeweiligen Hauptfiguren zusammenführt.

Das Ende selbst ist wieder relativ offen gehalten, kommt jedoch nicht annähernd so abrupt wie beim Vorgänger. Cinder hat schließlich ein neues Ziel vor Augen und Freunde, die ihr dabei helfen werden es zu erreichen, weshalb man den dritten Band am liebsten sofort lesen würde. Besonders gespannt ist man zudem auf ihre Umsetzung des Märchens von Rapunzel und darauf, welche Rolle Cress in der Geschichte spielen wird.

Fazit

Mit Wie Blut so rot hat Marissa Meyer eine fantastische Fortsetzung geschrieben, die ihrem Debut in nichts nachsteht und daher mindestens genauso fesselnd ist wie der Vorgänger. Ihre Neuinterpretationen bekannter Märchen sind spannend und faszinierend zugleich und machen jedes Mal Lust auf Mehr. Wie Sterne so golden kann somit eigentlich gar nicht früh genug erscheinen!





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