[Rezension] Meisterdiebin

04. Juli 2013 | 15:03 | Gelesen

Titel: Meisterdiebin
Autorin: Ally Carter
Originaltitel: Uncommon Criminals
Erstveröffentlichung: 2011
Übersetzerin: Alice Jakubeit


Wissenswertes

Meisterdiebin ist eines der Jugendbücher der us-amerikanischen Bestseller-Autorin Ally Carter, die in den Staaten vor allem für ihre 6-teilige Gallagher Girls Reihe bekannt ist, deren Auftakt in Deutschland vor kurzem bei Thienemann veröffentlicht wurde. Sie wuchs als Tochter einer Lehrerin und eines Farmers in Oklahoma auf und arbeitete nach einem abgeschlossenen Studium der Agrarwissenschaft mehrere Jahre in diesem Bereich, ehe sie sich schließlich ganz dem Schreiben widmete.

Meisterdiebin ist zudem der zweite Teil der Heist Society Serie. Der dritte Teil ist Anfang des Jahres unter dem Titel Perfect Scoundrels in den USA erschienen. Daneben gibt es noch eine als eBook erhältliche Novelle mit dem Titel Double Crossed, in der Figuren aus Heist Society und Gallagher Girls aufeinander treffen.

Die Filmrechte am ersten Teil, Meisterklasse, liegen derzeit bei Lionsgate.

Inhalt

Durch den sagenhaften Coup im Henley, dem sichersten Museum der Welt, scheint Kat trotz ihrer ursprünglichen Absicht sich vom Familienunternehmen loszusagen, Gefallen an ihrer Diebestätigkeit gefunden zu haben. Dennoch ist sie keine gewöhnliche Kriminelle, denn sie stiehlt nicht um sich selbst zu bereichern. Stattdessen hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, verloren gegangene Schätze für die rechtmäßigen Eigentümer zurück zu stehlen.

Normalerweise zieht sie diesem, mal mehr und mal weniger gefährlichen, Jobs, zum Missfallen ihrer Freunde, allein durch, doch der Auftrag einer alten Dame den berühmten Kleopatra-Smaragd zurückzuholen stellt sie vor eine Herausforderung, die sie nicht ohne Hilfe bewältigen kann. Die Frage ist nur, ob sie dem Wunsch der Frau überhaupt nachkommen sollte, denn auf dem Smaragd lastet ein Fluch, der alle bisherigen Versuche ihn zu stehlen ausnahmslos scheitern ließ …

Kritik

Mit Meisterdiebin hat Ally Carter eine gelungene Fortsetzung geschrieben, die fast alle Erwartungen erfüllt und den Leser sehr gut zu unterhalten vermag. Es ist, wie schon der Vorgänger, keine allzu tiefgründige Lektüre, die ernste Themen behandelt, sondern einfach eine, die Spaß macht und sich daher perfekt für Zwischendurch eignet.

Genau wie schon im ersten Band sind es vor allem die sympathischen Figuren und die vielen zwischenmenschlichen Beziehungen, die das Buch so lesenswert machen und erneut zeigen wie wichtig Freunde und Familie sind.

Dass Kat nach dem meisterhaften Diebstahl im Henley weiterhin stiehlt, ist nicht verwunderlich, denn es liegt ihr nun mal im Blut. Da sie, anders als die meisten anderen Mitglieder in ihrer Familie, aber gute, uneigennützige Absichten hat, macht es sie jedoch nicht zu einer richtigen Diebin, sodass ihre Sympathie nicht im geringsten darunter leidet, weil sie niemandem wirklich schadet. Man kann ihre Beweggründe sehr gut nachvollziehen und würde an ihrer Stelle vermutlich genauso handeln, insbesondere wenn man womöglich der einzige Mensch ist, der die Bitte des jeweiligen Auftraggebers erfüllen kann. Nur leider ist sie der Ansicht keine Hilfe dabei zu benötigen, obwohl ihre Freunde nur zu gern bereit wären mitzumachen.

Glücklicherweise sind die Menschen, die Kat lieben – und davon gibt es einige – nicht allzu nachtragend und unterstützen sie auch ohne explizite Aufforderung oder sogar gegen ihren Willen, denn dazu sind Familie und Freunde nun einmal da. Vor allem Hale war ziemlich verärgert, weil Kat ihn so lange nicht miteinbezogen hatte, weshalb er sie den nächsten Auftrag auf keinen Fall ohne ihn machen lässt. Man spürt, trotz seiner Wut, oder vielleicht gerade deshalb, wie viel er für Kat empfindet und dass er fast alles für sie tun würde. Es wäre ihm zwar lieber, wenn sie diesen Job nicht annehmen würde, da er, selbst wenn man nicht an Flüche glaubt, alles andere als leicht ist, doch wenn sie sich dafür entscheidet, ist er dabei. Er akzeptiert, wer sie ist und versteht sie manchmal vielleicht besser als sie sich selbst.

Obwohl sie damit wahrscheinlich den Zorn von Onkel Eddie auf sich ziehen wird, der ihnen nach seinem eigenen gescheiterten Versuch verboten hat jemals diesen Smaragd zu stehlen, ist natürlich auch ihre Cousine Gabrielle wieder mit von der Partie. Sie scheint eigentlich kein Problem mit den kriminellen Tätigkeiten ihrer Familie zu haben, hilft Kat allerdings auch gerne ohne selbst irgendeine Gegenleistung zu erhalten, denn genau wie ihre Cousine hat sie eine Schwäche für schwierige, scheinbar unmögliche Diebstähle bzw. Wiederbeschaffungen. Ferner hilft sie Kat gewisse Dinge klarer zu sehen, insbesondere in Bezug auf Hale, und scheut sich nicht davor ihr immer ganz direkt die Meinung zu sagen – und das hat Kat manchmal wirklich nötig.

Im späteren Verlauf werden auch wieder einige andere, bekannte Figuren mit ins Boot geholt, die alle ihre eigenen Fähigkeiten und Besonderheiten mit sich bringen, für die man sie einfach ins Herz schließen muss. Sie alle sind sehr verschiedene, eigenständige Charaktere mit unterschiedlichen Stärken, aber auch kleinen Macken, die einen mehr als einmal zum Schmunzeln bringen.

Die Jagd nach dem Smaragd führ die Teenager rund um den Globus, was Dank der nahezu unbegrenzten Mittel von Hale glücklicherweise kein Problem ist, und führt sie in die verschiedensten Winkel der Welt. Doch nicht nur die Schauplätze sind interessant, sondern vielmehr noch die erstaunlichen Pläne, die die Crew gemeinsam entwickelt. Als Leser ist man immer wieder überrascht davon wie clever und gewitzt ihre Ideen sind und wie sie diese schließlich in die Tat umsetzen. Genau wie Hale, der im Gegensatz zu allen anderen nicht in einer Diebesfamilie aufgewachsen ist, weiß man nicht, was sich hinter den vielen Insider-Begriffen verbirgt und um Spannung aufzubauen verrät einem Ally Carter in der Regel sowieso erst hinterher, worin der gesamte Plan bestand, sodass man bis zur jeweiligen Auflösung nur raten kann und sich überraschen lassen muss. Der Kreativität von Kats Team ist jedenfalls keine Grenzen gesetzt und es gibt scheinbar kein Problem, dass sie nicht gemeinsam lösen können.

Besonders interessant ist auch Kats Gegenspielerin, denn die Beiden sind einander wirklich ebenbürtig und es ist natürlich wesentlich komplizierter jemanden zu besiegen, der wahrscheinlich alle Tricks kennt, viele vielleicht sogar selbst erfunden hat, als einen ahnungslosen Unbeteiligten. Sie sind sich auch vom Charakter her sehr ähnlich, allerdings unterscheiden sie sich in einem ausschlaggebenden Punkt, der letztlich darüber entscheidet, wer gewinnt und wer verliert.

Die Handlung kommt gut ohne eine Liebesgeschichte aus, dennoch bedauert man ein wenig, dass sich die Beziehung zwischen Hale und Kat, die im ersten Band so vielversprechend begonnen hat, nicht etwas schneller weiterentwickelt. Jeder, mit Ausnahme von Kat selbst, weiß, dass Hale sie liebt, noch deutlicher könnte er es ihr kaum zeigen, und dass Kate tief im Inneren das gleiche für ihn empfindet, weshalb man ihre Bedenken nur zu gern wegwischen und sie einfach in seine Arme schubsen würde. Hoffentlich kommen sie sich dann im nächsten Teil endlich etwas näher und zwar nicht nur als Freunde oder Mittäter.

Genau wie sein Vorgänger ist Meisterdiebin wieder in sich abgeschlossen, sodass man bis zum Erscheinen des nächsten Bandes nicht auf die Folter gespannt wird. Lesen wird man ihn aber trotzdem, denn von Kate und ihrer chaotischen Crew kann man nicht genug bekommen! Außerdem hofft man immer noch zu erfahren, wer sich aktuell hinter dem Namen „Visily Romani“ verbirgt – und wie Hales Vornamen lauten.

Fazit

Meisterdiebin ist eine tolle Fortsetzung, die mit den gleichen Qualitäten überzeugen kann wie auch schon ihr Vorgänger. Vor allem die unheimlich liebenswerten Figuren sowie die interessanten Ideen, die dazu noch gut umgesetzt wurden, machen auch den zweiten Teil wieder besonders lesenswert.

Wer die Nase voll hat von Fantasy oder dramatischen Liebesgeschichten oder einfach mal etwas Abwechslung braucht, sollte sich diese Serie daher unbedingt etwas genauer anschauen.





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