Autorin: Kristin Cashore
Originaltitel: Fire
Erstveröffentlichung: 2009
Übersetzerin: Katharina Diestelmeier
Wissenswertes
Er ist in der gleichen fantastischen Welt wie schon Die Beschenkte angesiedelt, spielt allerdings in einem anderen Land und kann auch völlig unabhängig von seinem Vorgänger gelesen werden. Dieses Mal stehen auch nicht die so genannten Beschenkten im Mittelpunkt, sondern die farbenprächtigen Monster, die nur in den Dells existieren. Die Beschenkten geraten jedoch nicht gänzlich in Vergessenheit.
Im Moment arbeitet Kristin Cashore an ihrem dritten Roman, der ebenfalls in der gleichen Welt spielen und deren Handlung sich etwa sechs Jahre nach Die Beschenkte ereignen soll. Der Titel wird Bitterblue lauten und die gleichnamige Prinzessin wird die Hauptfigur sein. Ein Wiedersehen mit anderen Figuren aus Die Beschenkte ist allerdings ebenfalls geplant.
Inhalt
Auch Fire ist ein Monster, was man nur an ihren unglaublichen Haaren erkennen kann. Seit dem Tod ihres Vaters Cansrel, der ebenfalls ein Monster war, ist sie jedoch das letzte lebende menschliche Monster, das es in den Dells noch gibt.
Obwohl sie ihn sehr liebte, wuchs sie durch ihren Ziehvater Lord Brocker trotzdem in dem Wissen auf, dass Cansrel nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich ein wahrhaftes Monster ist. Im Gegensatz zu Fire hatte er immer Freude daran, die Aufmerksamkeit aller auf sich zu lenken und die Menschen mit seinen Fähigkeiten zu manipulieren oder ihnen Grausamkeiten anzutun.
Genau aus diesem Grund hat Fire auch so große Angst vor ihren enormen Fähigkeiten und setzt sie nur sehr selten und nur zur Selbstverteidigung ein, wozu sie von ihrem langjährigen Freund Archer auch erst überredet werden musste. Denn Cansrel und seine Fähigkeiten bzw. die Art und Weise, wie er sie eingesetzt hat, sind zu einem Großteil für die schrecklichen Umstände, die momentan in den Dells vorherrschen, verantwortlich.
Doch dann begegnet Fire Prinz Brigan, dem erstaunlichen Oberbefehlshaber mit dem absolut undurchdringlichen Bewusstsein und dem hasserfüllten Blick, der sie nach King’s City bringen soll, weil der König sie um ihre Hilfe bittet. Wird Fire ihre Angst überwinden und das erste Mal ihre Fähigkeiten bewusst gegen jemanden einsetzen um dieser Bitte nachzukommen?
Kritik
Außerdem ist auch das Leben als Monster alles andere als einfach. Während es anderen, tierischen Monstern vor allem nach Fires Blut und ihrem Fleisch dürstet, muss sie sich auch vor den meisten Menschen in Acht nehmen, wenn sie ihr Bewusstsein nicht ausreichend gegen Fires Erscheinung wappnen können. Während die einen ihren Blick kaum von Fire abwenden können und sie unbedingt berühren oder besitzen wollen, entsteht bei anderen ein starkes Gefühl von Neid oder sogar unbändiger Hass, sodass solche Menschen sogar versuchen Fire zu verletzten oder sie gar zu töten. Nur in der Nähe ihrer Freunde wie Archer oder Lord Brocker, die gelernt haben ihren Geist vor ihr zu verschließen, kann Fire ganz sie selbst sein und auch ihre Haarpracht offen zeigen. Außerdem sind sie einige der wenigen Menschen, die Fire vertrauen und keine Angst vor ihr oder ihren Fähigkeiten haben, mit denen sie sie nie manipulieren würde.
All diese beschwerlichen Faktoren haben Fire aber auch zu einer sehr starken Persönlichkeit heranwachsen lassen. Sie hat ihren eigenen Kopf und setzt ihn auch durch, wobei ihre Gefühle und Beweggründe stets sehr nachvollziehbar dargestellt werden, sodass man sich gut mit ihr identifizieren kann.
Wenn es das einzig Richtige ist, tut sie das, was sie tun muss, egal wie unendlich schwer es ihr auch fallen mag. Sie hat zwar auch ihre schwachen Momente, gibt aber trotzdem nicht auf und macht im Verlauf der Handlung eine deutliche Veränderung durch. Sie wird nicht nur stärker und mutiger, sondern findet auch langsam zu sich selbst, was besonders schön zu beobachten ist. Um dem Königreich von Nutzen zu sein, überwindet sie schließlich sogar ihre größte Angst: So zu sein oder zu werden wie ihre Vater.
Ihr Jugendfreund Archer, zudem sie eine eigenartige wie auch einzigartige Beziehung hat, ist einem von der ersten Sekunde an sympathisch, weil seine große Sorge um Fire und seine Liebe zu ihr deutlich spürbar ist. Von Monogamie kann allerdings bei ihm (leider) keine Rede sein, was bei einigen Lesern, gerade bei den weiblichen, vielleicht auf Unverständnis stoßen könnte, steht es doch irgendwie in Widerspruch zu seinen Gefühlen für Fire und ist damit eigentlich unvereinbar. Dennoch verliert er überraschenderweise nicht wirklich an Sympathie, zumal Fire von seinen Aktivitäten mit anderen Frauen weiß und es gar nicht anders von ihm erwartet.
Noch interessanter ist jedoch Prinz Brigan, den man vor allem zu Anfang nur sehr schwer durchschauen kann. Bei seiner ersten Begegnung mit Fire ist sein Blick so hasserfüllt und sein Bewusstsein so verschlossen, wie Fire es noch nie erlebt hat, weswegen es auch ihr so schwer fällt wie noch nie bei einer anderen Person zuvor, seine Absichten oder Einstellungen ihr gegenüber zu erspüren. Sein anfänglicher Hass auf Fire ist allerdings verständlich, da er in ihr das gleiche Monster wie in Cansrel sieht, dessen Macht er am eigenen Leib zu spüren bekommen hat, denn auch Brigans Vergangenheit war alles andere als einfach.
Aus diesem Grund will er auch unbedingt verhindern, dass Fire seinem Bruder Nash, dem König der Dells, den Kopf verdreht oder ihn zu ihrer Marionette macht, was seiner Ansicht nach auf jeden Fall Fires Absicht ist.
Seine Einstellung ändert sich jedoch mit der Zeit, als er Fire auf der Reise nach King’s City näher kennen lernt und feststellen muss, dass sie fast nichts mit Cansrel gemeinsam hat. Da beide an Schlaflosigkeit leiden und nachts umher wandern, kommt es immer häufiger zu kurzen, knappen Gesprächen und es entwickelt sich eine Beziehung zwischen ihnen, bis Fire sich, ohne es zu merken, schließlich sogar in Brigan verliebt.
Am Anfang erfährt man durch Rückblenden zunächst vor allem einige interessante Details über Fires Vergangenheit und ihr bisheriges Leben. Nach und nach baut die Autorin dann immer mehr Spannung auf und verknüpft die verschiedenen Handlungsstränge miteinander bzw. den Prolog mit der eigentlichen Handlung im Fire. Dabei wird insbesondere der bevorstehende Krieg zu einem sehr fesselnden Faktor.
Mehrfach gelingt es der Autorin mit Wendungen zu überraschen, von denen man nur wenige vorhergesehen hat oder auch nur ahnen konnte.
Der Schreibstil mit seinen bildhaften Beschreibungen verzaubert einen ebenfalls sofort wieder. Die Welt, die Kristin Cashore erschaffen hat, ist interessant und außergewöhnlich, sodass man es sehr genießt, ihre verschiedenen Facetten zu entdecken.
Bei der Übersetzung ist besonders lobenswert hervorzuheben, dass weder die englischen Namen von Personen noch die von Städten bzw. Orten ins Deutsche übersetzt wurden.
Schade ist lediglich, dass die Autorin die wenigen Szenen, in denen es zu körperlichem Kontakt zwischen Fire und einem der männlichen Protagonisten kommt, gar nicht beschreibt, sondern wirklich völlig darüber hinweggeht und nur feststellt oder andeutet, dass es geschieht bzw. geschehen ist. Da es sich hierbei nicht um ein Kinder-, sondern um ein Jugendbuch handelt, hätte man ruhig ein kleines bisschen mehr ins Detail gehen können.
Da es nur einige wenige Überschneidungen mit dem Vorgänger gibt, muss man Die Beschenkte nicht gelesen haben um Die Flammende zu verstehen. Man kann der Handlung auch sehr gut ohne das wenige Vorwissen verfolgen und verpasst auch nichts.
Fazit
Kristin Cashore hat sich noch einmal selbst übertroffen und mit ihrem zweiten Roman eine Geschichte geschaffen, die noch schöner und fesselnder ist als ihr Vorgänger!
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