[Rezension] Ein Tag ohne Zufall

31. März 2011 | 15:30 | Gelesen

Titel: Ein Tag ohne Zufall
Autorin: Mary E. Pearson
Originaltitel: The Miles Between
Erstveröffentlichung: 2009
Übersetzer: Gerald Jung, Katharina Orgaß


Wissenswertes

Ein Tag ohne Zufall ist mittlerweile das fünfte und neueste Buch der us-amerikanischen Autorin Mary E. Pearson, die für alle ihre Jugendbücher, darunter auch Zweiunddieselbe, zahlreich ausgezeichnet wurde.

Bevor sie sich dem Schreiben von Büchern widmete, arbeitete sie nach ihrem Studium viele Jahre lang als Lehrerin.

Ihr neuestes Werk, The Fox Inheritance, eine Fortsetzung zu Zweiunddieselbe, erscheint noch in diesem Jahr auf Englisch. Über eine deutsche Veröffentlichung ist leider noch nichts bekannt.

Inhalt

Destinys Leben war bisher alles andere als schön oder einfach. Seit dem Alter von sieben Jahren wird sie ständig von einem Internat ins nächste geschickt und soll nicht einmal die Ferien zu Hause verbringen. Genau deshalb ist sie auch sehr verschlossen und lässt niemanden wirklich an sich heran. Sie will sich nicht zu sehr an die Menschen in ihrer Umgebung gewöhnen oder gar Freundschaften schließen, weil sie immer damit rechnet bald wieder gehen zu müssen.

Inzwischen ist Des fünfzehn Jahre alt und besucht schon eine Weile das Internat Hedgebrook. An einem Tag, der eigentlich angefangen hat wie jeder andere, trifft sie im Schulpark den neuen Gastlehrer Mr. Nestor und als er sie fragt, ob er etwas für sie tun kann, platzt es nur so aus ihr heraus. Destiny wünscht sich einen guten Tag, einen Tag, an dem es gerecht zu geht und an dem alles so ist, wie es sein soll.

Und, so unmöglich es auch sein mag, genau dieser Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen als sie plötzlich ein rosafarbenes Auto mit laufendem Motor entdeckt und sich, wie es der Zufall will, mit drei weiteren Mitschülern vom Schulgelände schleicht um eine kleine Spritztour zu machen. Sollte es tatsächlich möglich sein, dass Des ihren einen wundervollen Tag bekommt?

Kritik

Ein Tag ohne Zufall ist eine sehr gefühlvolle, aber eher ruhige Geschichte, die den Leser, vor allem zum Ende hin, sehr bewegt und sogar zu Tränen rührt.

Scheinbar von ihren Eltern verstoßen, hat man von Anfang an viel Mitgefühl mit der Hauptfigur Destiny und ihrem schweren Schicksal. Man kann daher auch gut nachvollziehen, dass sie sich niemandem gegenüber öffnet, sondern nur stille Beobachterin ist, und keine engen Bindungen eingehen will. Da man zunächst auch nicht weiß, warum Destinys Eltern sie schon so früh weggeschickt haben, ist man natürlich gespannt darauf zu erfahren, was es damit auf sich hat.

Doch an diesem einen Tag, an dem Des eigentlich mit dem Schlimmsten gerechnet hat, scheint ihr sehnlichster Wunsch tatsächlich in Erfüllung zu gehen. Wie durch ein Wunder steht plötzlich ein verlassenes, aber noch laufendes Auto vor ihr, das nur auf Destiny zu warten scheint.
Da Destiny noch keinen Führerschein hat, macht sie sich auf die Suche nach einem Fahrer und stößt dabei auf Seth, der wegen einer Strafarbeit ebenfalls nicht im Unterricht sitzt. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg und sammeln dabei noch Aidan und Mira ein, zwei Mitschüler, die ganz zufällig ebenfalls gerade nicht am Unterricht teilnehmen.

Zu Viert schleichen sie sich vom Schulgelände und lernen sich auf ihrem kleinen Roadtrip besser kennen als sie es je für möglich gehalten hätten und sogar die verschlossene Destiny lässt Stück für Stück ihr Schutzschild fallen.

Auf ihrer Fahrt in die nächst größere Stadt erleben sie die unterschiedlichsten und erstaunlichsten Sachen, die man sich nur vorstellen kann. Jeder bekommt oder erlebt etwas, was er sich schon immer gewünscht hat und es scheint der perfekte Tag zu werden.

Aber je mehr Destiny sich öffnet, desto mehr muss sie auch der Realität in die Augen blicken und unterstützt von ihren Freunden beschließt sie sich mit ihren Eltern auszusprechen. Sie will endlich erfahren, warum sie sie, im Gegensatz zu ihrem kleinen Bruder, nicht bei sich behalten haben.

Bis zu diesem Moment war die Handlung zwar durchaus interessant, aber bei weitem nicht so überraschend wie das, was danach kommt. Mary E. Pearson schockiert den Leser regelrecht mit einer Wendung, die man so auf keinen Fall erwartet hätte. Man hat nahezu mit allem gerechnet und gedacht, dass die Eltern vielleicht einfach gleichgültig seien. Aber das, was wirklich dahinter steckt, nimmt einem fast den Atem.

Durch den Ich-Erzähler verfolgt man die gesamte Handlung ausschließlich aus der Perspektive von Destiny und so nimmt man zunächst alles für gegeben hin, was sie dem Leser und ihren Freunden berichtet. Erst, als auch sie sich öffnet und sich und ihren Freunden die Wahrheit eingesteht, erkennt man die Hintergründe. Dieser Moment ist zutiefst bewegend und lässt sowohl das bisherige Geschehen als auch Destinys gesamtes Verhalten in einem neuen Licht erscheinen.

Die Geschichte ist jedoch nicht nur traurig, sondern an vielen Stellen auch sehr humorvoll und man genießt es, diese vier äußerst unterschiedlichen Menschen auf ihrer außergewöhnlichen Reise zu begleiten. Sie entdecken neue Seiten an den anderen und erkennen, dass sie einander nicht so gut kannten, wie sie vielleicht geglaubt hatten. Ihre Reise ist vermutlich sogar der Anfang einer tiefen Freundschaft, wie Des sie bisher nie kannte. Als Leser freut man sich mit jedem Einzelnen von ihnen, wenn er das bekommt, was er verdient und sich schon lange gewünscht hat. Außerdem sind auch die diversen Geschichten von Des über die erstaunlichsten Zufälle ausgesprochen interessant.

Fazit

Ein Tag ohne Zufall ist eine berührende Geschichte über ein Mädchen, das jahrelang vor der schrecklichen Wahrheit davon gelaufen ist und es erst schafft sich anderen zu öffnen, als an einem nahezu magischen Tag einmal alles so ist, wie es sein soll und, egal ob Zufall oder Schicksal, jedem das zu Teil wird, was er verdient.





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