[Rezension] Die Tribute von Panem – Flammender Zorn

20. Januar 2011 | 13:25 | Gelesen

Titel: Die Tribute von Panem – Flammender Zorn
Autorin: Suzanne Collins
Originaltitel: Mockingjay
Erstveröffentlichung: 2010
Übersetzer: Sylke Hachmeister, Peter Klöss


Wissenswertes

Die Tribute von Panem – Flammender Zorn ist der dritte und damit leider auch letzte Teil einer Jugendbuch-Trilogie von Suzanne Collins.

Sie erzählt darin die Geschichte der 16-jährigen Katniss Everdeen, die in einer postapokalyptischen Welt lebt. Sie hatte bei den alljährlichen tödlichen Hungerspielen den Platz ihrer kleinen Schwester Prim eingenommen um diese zu beschützen und diese schließlich sogar gewonnen, zusammen mit Peeta. Das Kapitol hatte jedoch nur einen Sieger vorgesehen …

Die Filmrechte am ersten Teil der Reihe wurden bereits verkauft. Die Autorin selbst wird das Drehbuch dazu schreiben. Der Dreh beginnt voraussichtlich noch im Frühjahr 2011.

Inhalt

Nachdem Katniss beim Jubel-Jubiläum aus der Arena befreit wurde, befindet sie sich nun zusammen mit ihrer Familie und Flüchtlingen aus verschiedenen Distrikten in Distrikt 13. Im Moment ist sie noch sehr angeschlagen und leidet unter den Folgen einer schweren Gehirnerschütterung. Sie macht sich große Vorwürfe wegen Peeta und gibt sich selbst die Schuld an dem, was mit ihm geschehen ist und im Grunde auch an der ganzen Rebellion.

Von Präsidentin Coin, dem Oberhaupt von Distrikt 13, und anderen Rebellen wird sie immer bedrängt, ihre Rolle in diesem Krieg einzunehmen: Sie soll den Spotttölpel spielen – das Symbol der Rebellion. Katniss ist sich jedoch nicht sicher, was sie tun soll und wie das den rebellierenden Menschen im Krieg gegen das Kapitol helfen soll. Außerdem ist sie sich nicht sicher, ob sie Präsidentin Coin und ihren Mitstreitern wirklich trauen kann, nachdem Haymitch und die anderen sie in der Arena so hintergangen und Peeta einfach zurück gelassen haben.

Als Peeta, den sie schon tot geglaubt hat, dann plötzlich in einem Interview zum Waffenstillstand auffordert, fasst Katniss ihren Entschluss: Sie wird sich der Rebellion anschließen und der Spotttölpel sein um das grausame Regime des Kapitols und vor allem die Hungerspiele ein für alle mal zu beenden …

Kritik

In Die Tribute von Panem – Flammender Zorn stehen dieses Mal nicht mehr die Hungerspiele im Vordergrund, sondern die Rebellion und der daraus entstehende Krieg zwischen den Distrikten und dem Kapitol. Nach Jahrzehnte langer Unterdrückung wollen viele Menschen in den Distrikten die grausamen Methoden des Kapitols nicht länger über sich ergehen lassen und lehnen sich endlich dagegen auf.
Bei den ersten Hungerspielen hatte Katniss einen Funken ausgelöst, der nun zu einem Feuer herangewachsen ist, das sich nicht so leicht wieder löschen lässt. Deswegen soll es nun auch ihre Aufgabe sein, die Menschen aus den verschiedenen Distrikten zu vereinen, damit sie sich alle gemeinsam gegen das Kapitol wenden.

Anfangs ist sie nicht von der Idee überzeugt und zweifelt noch daran, ob ein Krieg tatsächlich der richtige Weg ist. Aber auch sie kann es sich nicht vorstellen, diesen Kampf zu überleben nur um dann irgendwann wieder Zeugin der Hungerspiele zu sein. Als Peeta dann auch noch dazu aufruft die Waffen niederzulegen, steht ihr Entschluss fest, denn die Siege der Rebellen sind noch zu klein für einen Waffenstillstand, sodass sie in diesem Fall zum selben Zustand wie früher zurückkehren würden, wenn nicht sogar zu einem noch schlimmeren. Also übernimmt sie diese Aufgabe und mimt erneut den Spotttölpel um die Rebellion zu unterstützen. Außerdem kann sie nur so einen Deal mit Präsidentin Coin aushandeln, der Peeta und den anderen Siegern, die nicht aus der Arena befreit wurden, Straffreiheit im Falle eines Sieges der Rebellen garantiert. Denn nun, da Katniss weiß, dass Peeta noch lebt, will sie ihn in jedem Fall beschützen und nicht riskieren, dass er auf Grund dieses Interviews nach Kriegsende als Verräter verurteilt oder sogar hingerichtet wird.
Doch Peeta ist nicht ihre einzige Motivation. Katniss dürstet es nach Rache, denn Distrikt 12, Katniss’ Heimat, und alle seine Bewohner wurden bis auf ein paar wenige Ausnahmen vollständig vernichtet und daher will sie es sein, die Präsident Snow den Todesstoß versetzt.

Da Krieg in diesem letzten Band der Trilogie ein zentrales Thema darstellt, wird auch seine Grausamkeit besonders deutlich dargestellt. Weder Präsident Snow noch die Rebellen haben Mitleid und greifen zu drastischen und Furcht erregenden Maßnahmen. Keine Seite zeigt Erbarmen, sie schrecken vor nichts zurück und machen weder Halt vor Lazaretten, in denen es sowieso nur noch Tote oder Schwerverletzte gibt, noch vor unschuldigen Kindern. Offensichtlich ist ihnen jedes Mittel recht um diesen Krieg zu ihren Gunsten zu entscheiden und sie denken sich immer wieder neuere und schrecklichere Methoden aus um einander zu vernichten, wodurch sie sowohl den Leser als auch Katniss erschrecken.

Damit regt Suzanne Collins im dritten Teil der Reihe noch stärker zum Nachdenken an als in den Vorgängern. Obwohl man natürlich der Meinung ist, dass das Regime von Präsident Snow grausam ist und abgeschafft gehört, fragt man sich trotzdem, ob der Krieg und all seine Konsequenzen das alles wert sind. Ist es besser, manche Maßnahmen zu erdulden und damit Leben zu retten oder sollte man bereit sein eine gewisse Anzahl an Menschen zu opfern um Gerechtigkeit zu schaffen?

Aber auch die Dreiecksbeziehung zwischen Katniss, Peeta und Gale spielt wieder eine relativ große Rolle. Während Gale immer noch auf eine Antwort von Katniss wartet, kann sie an so etwas im Moment gar keinen Gedanken verschwenden. Sie macht sich viel zu große Sorgen um Peeta und darüber, was Snow im alles antun könnte. Als sie dann schließlich erkennt, dass sie der Grund dafür ist, dass Peeta so leiden muss, zerbricht sie sogar fast daran.

Als Leser hat man dagegen das Gefühl, genau zu wissen, für wen sich Katniss entscheiden würde, auch wenn sie selbst es lange Zeit noch nicht erkennt.

Ein wenig schade ist es, dass ihr die Entscheidung zwischen Peeta und Gale am Ende mehr oder weniger abgenommen wird und Katniss sie nicht wirklich selbst treffen musste, auch wenn sie später weiß, dass er die einzig richtige Wahl gewesen wäre.

Da das ganze Geschehen wieder ausschließlich aus der Sicht von Katniss geschildert wird, kann man ihre Gedanken und Gefühle was den Krieg betrifft, aber vor allem auch ihre Angst um Peeta und die Vorwürfe, die sie sich selbst deswegen macht, sehr gut nachempfinden. Man leidet richtig mit ihr mit und kann auch ihre stellenweise große Verzweiflung gut verstehen.

Was Präsident Snow Peeta im Kapitol angetan hat, ist überraschend, erschreckend, schockierend und absolut unvorstellbar zugleich, vor allem für Katniss. Es trifft sowohl sie als auch den Leser völlig unvorbereitet und man leidet noch mehr mit ihr, weil man mit so etwas nie gerechnet hätte. Es ist sogar so schrecklich, dass man im ersten Moment gar nicht begreift, was eigentlich vor sich geht, weil man es für so unmöglich gehalten hätte.

Der letzte Teil der Trilogie ist insgesamt vielleicht nicht ganz so durchgehend spannend und atemberaubend wie seine beiden Vorgänger, dafür aber emotionaler und bewegender. Die Autorin lässt den Leser zwischendurch auch mal kurz zur Ruhe kommen – im positiven Sinn – damit man auch Zeit hat die schrecklichen Ereignisse zu verarbeiten. Und obwohl dieser Band nicht ganz so nervenaufreibend ist, fehlt es dennoch nicht gänzlich an Spannung. Mit Hilfe von überraschenden Wendungen und unfassbaren Situationen gelingt es der Autorin trotzdem den Leser in ihren Bann zu ziehen und ihn mit der Handlung zu fesseln.

Im dritten Teil des Romans wird die Spannung dann wieder erheblich gesteigert – so wie man es von den Vorgängern gewöhnt ist – und man möchte das Buch am liebsten gar nicht mehr unterbrechen. Wenn man es trotzdem tut, dann nur widerwillig und weil man sonst vor Hunger oder Müdigkeit droht zusammen zu brechen.

Fazit

Die Tribute von Panem – Flammender Zorn ist ein wirklich gelungener Abschluss einer absolut fantastischen Serie. Er raubt einem vielleicht nicht ganz so den Atem wie die ersten beiden Bände, dafür ist er jedoch emotionaler, ernsthafter und tiefgründiger. Suzanne Collins steigert die Schrecken der Vorgänger und regt den Leser noch mehr zum Nachdenken an. Katniss’ Schicksal und das vieler anderer Bewohner von Panem berühren nicht nur, sondern hinterlassen auch einen nachhaltigen Eindruck, der einen diese großartige Reihe nicht so schnell vergessen lassen wird.





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