Autorin: Isabel Abedi
Originaltitel: Lucian
Erstveröffentlichung: 2009
Übersetzer: Originalsprache
Wissenswertes
Sie erweckt darin die Vorstellung, dass die Menschen immer einen Begleiter haben, mit dem wir von unserer Geburt an bis zum Tod verbunden sind und darum auch nie wirklich allein sind. Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall ist es eine wundervolle Idee.
Inhalt
Noch in der gleichen Nacht hat sie einen furchtbaren Alptraum: Sie träumt von ihrem eigenen Tod. Es gelingt Janne zwar ihre Tochter aufzuwecken, wirklich zur Ruhe kommt Rebecca jedoch erst, als sie kurz darauf aus dem Fenster schaut. Auf der anderen Straßenseite lehnt eine fremde, schmale und dunkelhaarige Gestalt an der Laterne, die zu ihr hinauf blickt. Sie weiß nicht, wer er ist, doch anstatt sich zu fürchten fühlt sie eine innere Ruhe und schläft wieder ein.
Von da an begegnet sie ihm immer wieder und spürt seine Anwesenheit schon, bevor sie ihn sieht. Wenn ihr in ihrer Nähe ist, hat sie ein Gefühl von Ruhe und der Riss in ihrem Inneren scheint sich zu schließen.
Anfangs fühlt Rebecca sich verfolgt, doch auch sie selbst scheint magisch von ihm angezogen zu werden und läuft ihm am Strand sogar direkt in die Arme. Sie will mehr über ihn erfahren, mehr als den Namen Lucian, den er sich selbst gegeben hat, kann er ihr jedoch nicht geben, denn er weiß nichts über sich. Er hat keinerlei Erinnerung mehr daran, wer er ist oder woher er kommt. Das einzige, woran er sich erinnert, sind Situationen aus Rebeccas Leben, von denen er eigentlich gar nichts wissen kann.
Wird es den Beiden gemeinsam gelingen das Geheimnis um ihre mysteriöse Verbundenheit zu lüften?
Kritik
Die Idee, die Isabel Abedi ihrem Roman zu Grunde legt ist wunderschön und eine sehr gelungene Abwechslung, wodurch sich dieses Jugendbuch stark von anderen Büchern des Genres unterscheidet. Sie erweckt darin eine Vorstellung, die auch einem einsamen Menschen das Gefühl geben kann nicht allein zu sein. Vor allem im Alter ist dies mit Sicherheit etwas, woran man sich gerne festhalten möchte.
Sie erklärt die Verbundenheit zwischen Lucian und Rebecca und warum sie nicht ohne einander sein können. Durch die wundervollen und detaillierten Beschreibungen von Isabel Abedi kann man sich diese Gefühle als Leser gut vorstellen und auch nachvollziehen. Man fühlt mit den beiden Hauptfiguren mit und kann sich in sie hinein versetzen. Durch die Ich-Perspektive gilt dies vor allem für Rebecca, deren Gedanken und Gefühle sehr gut dargestellt werden.
Rebecca ist auch eine sehr sympathische und reale Figur. Neben ihren Gefühlen für Lucian, kommen auch ihre Gefühle für die anderen Personen sehr gut zur Geltung.
Sie hat ein sehr gutes Verhältnis zu ihrer Mutter und deren Lebensgefährtin Spatz, aber auch zu ihrem Vater, den sie allerdings nicht oft sieht. Nur ihre Stiefmutter Michelle scheint etwas gegen Becky zu haben. Den Grund dafür erfährt sie allerdings erst viel später.
Gegenüber Sebastian, ihrem Ex-Freund, hat Becks starke Gewissensbisse. Sie will ihn nicht verletzen, kann ihm aber auch die Sache mit Lucian nicht erklären, zumal sie sie ja selbst nicht wirklich begreifen kann.
Ihrer besten Freundin Suse steht sie in jeder Lebenslage bei und versucht sie zu unterstützen. Auch nach einem heftigen Streit raufen sich die Beiden wieder zusammen, weil sie einander vermissen.
Anfangs erzählt sie ihr zwar nichts mehr von Lucian, weil sie glaubt, dass Suse ihre Gefühle für ihn nicht verstehen könne. Nachdem sie sich wieder versöhnt haben, wird Becks aber offener und schüttet ihr Herz aus.
Lucian hingegen ist ein sehr geheimnisvoller Charakter, den man nicht so leicht durchschauen kann. Er hat Angst vor seinen Gefühlen für Becky und fürchtet Schuld an ihrem Tod zu sein, weil er immer wieder davon träumt und in diesem Moment bei ihr ist. Deswegen geht er auch immer wieder auf Distanz, was er allerdings selbst nicht lange aushält. Je weiter er und Becks voneinander entfernt sind, desto größer ist der Schmerz, den sie dann empfinden. Aus diesem Grund folgt er ihr auch schließlich in die USA, obwohl er selbst mit dafür verantwortlich war, dass ihre Mutter sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zu ihrem Vater schickte. Nach und nach lernt man aber auch Lucian besser kennen und vor allem seine Sorge um Rebecca und seine Liebe zu ihr machen auch ihn zu einer sehr liebenswerten Figur.
Für die Eltern von Becky entwickelt man als Leser eher zwiespältige Gefühle. Einerseits hasst man sie dafür, dass sie ihrer Tochter nicht glauben und sie mit aller Macht von Lucian trennen wollen. Andererseits versteht man aber warum sie so handeln, denn eigentlich wollen sie ihre Tochter einfach nur beschützen.
Die Handlung des Buches ist in drei Teile untergliedert. Im ersten Teil lernt man Rebecca und Lucian kennen und erlebt, wie sich die beiden Stück für Stück näher kommen bis hin zu ihrer plötzlichen Trennung, die den Leser vollkommen überrumpelt. Außerdem werden viele Fragen aufgeworfen, vor allem was Lucians Vergangenheit bzw. sein ganzes Wesen und seine Verbindung zu Rebecca betrifft. Des Weiteren gibt es auch in diesem ersten Teil schon viele spannende Wendungen und Ereignisse, mit denen man absolut nicht gerechnet hat, z.B. woher Janne so viel über Lucian weiß.
Der zweite Teil handelt von der Zeit, in der Becky und Lucian voneinander getrennt sind. Er wird nicht mehr aus der Sicht von Rebecca erzählt, sondern besteht aus den Emails, die sie in dieser Zeit von ihren Freunden und ihrer Familie erhält.
Der dritte Teil wird dann wieder aus der Perspektive von Rebecca geschildert. In diesem letzten Teil finden Becks und Lucian wieder zueinander und alle Geheimnisse werden gelüftet. Endlich erfährt man, was Lucian ist und woraus diese Verbundenheit zwischen ihm und Becky resultiert. Man erfährt außerdem, was es mit den Träumen von Rebeccas Tod auf sich hat. Diesen Abschnitt gestaltet Isabel Abedi so spannend, dass man den Roman spätestens ab der Hälfte dieses dritten Teils gar nicht mehr aus der Hand legen kann.
Man möchte unbedingt wissen, wie die Geschichte um Becky und Lucian ausgeht und wünscht den Beiden einfach nur das Beste. Eigentlich möchte man nach dieser spannenden Auflösung nur noch, dass es ihnen gelingt Beckys Tod zu verhindern und Beide miteinander glücklich werden.
Ob man das Ende schließlich als Happy End betrachtet oder nicht, muss jeder selbst für sich entscheiden. Traurig und mitreißend ist es auf jeden Fall.
Der Schreibstil von Isabel Abedi löst viele Emotionen im Leser aus, vor allem am Ende, und sorgt dafür, dass man sie mit den beiden Hauptfiguren richtig verbunden fühlt. Ihre Sätze sind überwiegend lang, lassen sich aber sehr fließend lesen. Ausdrücke verwendet sie nur sehr selten und auch dann nur in direkter Rede und an den passenden Stellen. Dadurch ist der Roman nicht nur für Jugendliche geeignet. Auch Erwachsenen ist er sehr zu empfehlen, wenn sie eine interessante und gefühlvolle Geschichte mit Fantasy-Elementen lesen wollen.
Fazit
Eine wundervolle Liebesgeschichte, die jedoch noch viel mehr zu bieten hat!
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