[Rezension] Silberlicht

09. April 2010 | 23:45 | Gelesen

Titel: Silberlicht
Autorin: Laura Whitcomb
Originaltitel: A Certain Slant of Light
Erstveröffentlichung: 2005
Übersetzerin: Sabine Thiele


Wissenswertes

Silberlicht ist der Debutroman der amerikanischen Autorin Laura Whitcomb, mit dem sie fünf Literaturpreise gewann und für weitere sechs nominiert war.
Der Roman wurde bereits in mehreren Ländern veröffentlicht und auch die Filmrechte wurden schon verkauft.

Er erzählt die Geschichte von Helen, die seit vielen Jahren nur noch als Licht auf der Erde verweilt, das Leben ihrer Bewahrer beobachtet und schließlich einen Menschen trifft, der sie sehen, hören und sogar mit ihr sprechen kann.

Inhalt

Seit vielen Jahren schon verweilt Helen nicht mehr unter den Lebenden. Stattdessen verbringt sie als Licht ihre Tage damit, das Leben ihrer Bewahrer zu beobachten. Mr. Brown, ihrem momentanen Bewahrer, dient sie manchmal sogar als Muse für seinen eigenen Roman.
Jeden Tag begleitet Helen ihn zur Arbeit und streift dort durch die Schule. Eines Tages, während Mr. Browns Englischunterricht, hat sie plötzlich das Gefühl beobachtet zu werden und glaubt, dass ein Junge aus der Klasse sie anschauen würde. Eigentlich erscheint ihr das völlig unmöglich, schließlich hat sie bisher noch nie ein Mensch sehen können. Wenn überhaupt, wird sie lediglich als Windhauch wahrgenommen. Wie durch ein Wunder scheint dieser Junge sie jedoch wahrnehmen zu können.

Als er sie dann auch noch anspricht, ist Helen so verwirrt und überrascht, dass sie den Klassenraum am nächsten Tag meidet und sich vor ihm versteckt. Schließlich nimmt sie jedoch all ihren Mut zusammen und unterhält sich mit ihm. Dabei erfährt sie, dass sein Name James ist und auch er Licht war. Vor einigen Tagen hat James dann den Körper eines Jungen namens Billy eingenommen, den dieser freiwillig verlassen hat, wodurch er Helen nun sehen kann.

Damit die beiden mehr Zeit miteinander verbringen können, wird James ihr neuer Bewahrer und beide verlieben sich ineinander. Schließlich kann er sie auch dazu überreden, sich ebenfalls einen Körper zu suchen um ihr auch körperlich nahe sein zu können. Nach einem ersten fehlgeschlagenen Versuch fällt die Wahl auf Jenny, ein Mädchen, das die gleiche Schule wie James’ Körper besucht. Genau wie er, versucht auch Helen sich in der Familie des Mädchens einzuleben, was jedoch alles andere als einfach ist, da Helen keinerlei Erinnerungen des Mädchens besitzt.

Hinzu kommt, dass die Eltern des Mädchens religiöse Fanatiker sind und ihrer Tochter den Umgang mit fremden Jungs nicht gestatten, wodurch sie James nur in der Schule oder heimlich treffen kann …

Kritik

Mit Silberlicht ist der Autorin Laura Whitcomb ein sehr ruhiger und gefühlvoller Roman gelungen, der einen regelrecht verzaubert und vor allem auch mit neuen Ideen aufwartet.

Helen und James sind zwei wundervolle Hauptfiguren, die einem einfach nur sympathisch sein müssen.
Sie stecken zwar beide in den Körpern von Jugendlichen, waren aber bereits Ende zwanzig als sie starben und besitzen dementsprechend natürlich auch die geistige Reife von Erwachsenen. Dies ist zwar untypisch für einen solchen Jugendroman, lässt ihre Beziehung aber viel realer und emotionaler wirken.

Am Anfang erfährt der Leser ein wenig über Helens bisherige Zeit als Licht, ihre bisherigen Bewahrer und was sie über ihre Welt weiß. Schon zu Beginn kommt dabei auch ihre Liebe zur Literatur zum Ausdruck, die sich durch den ganzen Roman zieht.
Als sie dann schließlich James kennen lernt, blüht sie richtig auf und entdeckt sich selbst. In ihm findet sie ihre große Liebe und bemerkt, wie leidenschaftlich sie eigentlich sein kann. Helen hatte in einer Zeit gelebt, in der es nur auf das Vergnügen des Mannes ankam und war deshalb immer schockiert gewesen, wenn moderne Frauen die Initiative ergriffen. Nun konnte sie es nachvollziehen.

James ist bei seinem Tod zwar zwei Jahre älter als Helen gewesen, wurde aber später geboren, wodurch es ihm oftmals leichter fällt, sich an die neuen Umstände anzupassen. Für Helen ist es schwerer, sich der heutigen Sprache anzupassen oder mit neuen Erfindungen umzugehen, wie z.B. dem Auto, das es in ihrer Zeit noch gar nicht gab, was auch zu der einen oder anderen amüsanten Szene führt.

Während man als Leser nach und nach immer mehr über James’ früheres Leben erfährt, bleibt Helens Vergangenheit bis zum Schluss ein Geheimnis. Ab und zu tauchen zwar ein paar Bilder aus ihrem Leben auf, wie sie gestorben ist und wovor sie sich die ganze Zeit fürchtet, erfährt man jedoch erst auf den letzten Seiten. Dadurch wird es zum Ende hin noch einmal so richtig spannend.

Auch die Familien, in denen James und Helen für kurze Zeit leben, und die Personen, deren Körper sie sich bemächtigt haben, sind sehr interessant. Da Billy ein Junkie war und beinahe gestorben wäre, muss James sich nun häufig mit dessen Bruder Mitch auseinandersetzen, der oftmals sehr grob erscheint, sich in Wahrheit aber einfach um seinen kleinen Bruder sorgt.
Jennys Eltern hingegen sind religiöse Fanatiker, die ihrer Tochter alles verbieten und sogar Literatur für eine Sünde halten. Helen versucht anfangs wirklich, sich den Gewohnheiten in der Familie anzupassen, was jedoch nahezu unmöglich ist. Nach und nach versteht man dann, warum Jenny ihren Körper freiwillig aufgegeben hat.

Die Art, wie Helen und James sich der beiden Körper bemächtigen, ist von Laura Whitcomb ebenfalls sehr geschickt gelöst worden. Sowohl Jenny als auch Billy haben ihre Körper freiwillig verlassen, sodass weder James noch Helen an Sympathie verlieren können, was der Fall gewesen wäre, wenn sie den eigentlichen Besitzern die Körper einfach weggenommen hätten.

Das Ende ist schließlich nicht nur spannend, sondern auch sehr rührend und romantisch. Das Geheimnis um Helens Tod wird gelüftet und man erfährt endlich, warum sie zu Licht geworden ist.

Fazit

Silberlicht ein wirklich schön geschriebener und vor allem auch romantischer Fantasyroman, der mit neuen Ideen überzeugen kann und einen auch dazu anregt über das Leben nach dem Tod nachzudenken.





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