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Apr  23

[Lesung] Letters of Note

23. April 2015 | 20:56 | Erlebt

Am 27. November 2014 fand im Babylon in Berlin eine Lesung zu der wundervollen Briefsammlung Letters of Note statt, die ich, dank eines Gewinnspiels des Verlags, wenn ich mich recht entsinne, kurzfristig doch noch besucht habe und die so großartig war, dass ich im Nachhinein gern über den ziemlich späten Einlass in den Saal und den leicht verspäteten Beginn hinweggesehen habe.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Jörg Thadeusz, der jeden Vorleser nicht einfach nur ankündigte, sondern mit einem eigenen, persönlichen Brief an sie oder ihn vorstellte und damit viele Lacher erntete. Als Special Guests waren zudem der englische Verleger John Mitchinson sowie der Herausgeber des Buches Shaun Usher angereist.

125 Briefe wurden für ein Buch sowie ein aufwendig produziertes Hörbuch mit zahlreichen prominenten Schauspielern, von denen einige verschiedene Briefe auf der Lesung präsentierten, ausgewählt und von 34 Übersetzern ins Deutsche übertragen. Sie alle stammen von der gleichnamigen Website, die zugleich so etwas wie ein globales Online-Museum ist, und behandeln universelle Themen, von denen sich jeder angesprochen fühlt.

Daraus wurde als erstes der Brief Nr. 009 von Anna Thalbach, der einem talentierten Werbetexter einen Job bei MGM einbrachte, vorgelesen. Fünfzehn Jahre später gewann er als Drehbuchautor einen Oscar.

Nach dieser kurzen Einstimmung kamen John Mitchinson und Shaun Usher auf die Bühne und stellten sich den Fragen des Moderators. Jörg Thadeusz übersetzte die Antworten dabei lediglich als Komfort ins Deutsche und nicht etwa, weil das Publikum kein Englisch könne. Gesprochen wurde natürlich darüber wie Shaun Usher auf die Idee zu Letters of Note kam. Zwei Wochen nachdem er seine zukünftige Frau kennen lernte, ging diese für ein Jahr nach Spanien und sie verliebten sich schließlich beim Briefe schreiben ineinander, weshalb Briefe für ihn eine große Bedeutung haben. Sieben Jahre später startete er die Website als Hobby und begann dort Briefe zu veröffentlichen. Seine eigenen Ergüsse wollte er allerdings nie veröffentlichen. Warum also andere persönliche Briefe? Weil er sie nicht nur interessant findet, sondern sie teilweise auch eine wichtige Rolle in der Geschichte gespielt haben. Allzu persönliche Nachrichten wie z.B. Liebesbriefe veröffentlicht er nur mit Zustimmung des Autors und viele andere sind noch unveröffentlicht, weil sie sogar zu persönlich sind.

John Mitchinson ist später auf diese Website aufmerksam geworden und wollte daraufhin ein Buch daraus machen. Seine Briefe findet er jedoch auch nicht gut genug um sie zu veröffentlichen. Er kennt aber einen Schriftsteller, der einmal seine Ex-Freundinnen gefragt hat, ob sie ihm seine alten Liebesbriefe zurückschicken, weil er diese gern veröffentlichen würde. *g*

Mit einem weiteren Brief kündigte der Moderator die Schauspielerin Iris Berben an, die den Brief Nr. 034 vortrug, den Katharine Hepburn ihrem Geliebten Spencer Tracy lange nach dessen Tod schrieb. Die Originalbriefe, die im Buch ebenfalls abgedruckt sind, wurden dabei übrigens jeweils auf die Leinwand hinter der Bühne projiziert.

Nachfolgend wurde Bernie Mayer mit einem Brief aus der Sicht von dessen Tochter vorgestellt, ehe er den Brief Nr. 117 auf eine sehr komödiantische Weise präsentierte. Seiner Frau hatte er versehentlich gesagt er würde einen Brief von Gandalf vorlesen, dabei handelte es sich in Wirklichkeit um einen Brief von Mohandas Gandhi an Adolf Hitler, der letzteren aber nie erreicht hatte.

Timur Vermes wurde mit den passenden Worten „Er ist wieder da“ aufgerufen und las den Brief Nr. 100 von Clyde Barrow (angeblich der Clyde von Bonnie & Clyde) vor, der darin die Autos von Henry Ford lobt. Über die Authentizität des Briefes wurde jedoch Jahre lang gestritten.

Im Anschluss trug Mechthild Großmann, bekannt unter anderem aus den Münster-Tatorten, den Brief Nr. 079 vor. Vor jedem Brief wurde, wie es auch im Buch der Fall ist, außerdem kurz erläutert, wovon er handelt oder wie er zustande gekommen ist um den Zusammenhang herzustellen. Der Brief von Bette Davis an ihre Tochter stammt zum Beispiel aus deren Memoiren und ist eine Antwort auf den Brief ihrer Tochter, den diese an den Schluss ihrer eigenen Memoiren gesetzt hatte.

Die gleiche Schauspielerin präsentierte danach den Brief Nr. 001, das Eierkuchenrezept, das Queen Elizabeth II. Präsident Eisenhower auf seinen Wunsch hin am 24. Januar 1960 schickte, weil dieser sich bei einem Staatsbesuch in die königlichen Eierkuchen verliebt hatte.

Ihr folgte der Autor Wulf Dorn, der selbst einige Briefe für die Sammlung übersetzt hatte. Er las den Brief Nr. 070 vor, in dem Mario Puzo den Schauspieler Marlon Brando bittet die Hauptrolle in der Verfilmung seines Romans Der Pate zu übernehmen. Das Studio lehnte diesen Besetzungswunsch zunächst ab, änderte seine Meinung aber sobald sie die Probeaufnahmen von ihm als Don Corleone sahen. Die Rolle hätte ihm einen Oscar eingebracht, er lehnte die Auszeichnung jedoch aus Protest ab.

Um das Thema zu wechseln widmete man sich daraufhin Briefen aus der Welt der Popmusik. Benno Fürmann präsentierte den Brief Nr. 030 von Nick Cave, der MTV darin bittet seine Nominierung für einen Award zurückzuziehen, da er nichts für Wettbewerbe übrig hätte und seine Muse nicht verschrecken wolle. Die wunderbare Anna Thalbach ließ uns an Brief Nr. 042 teilhaben, mit dem sich drei Elvis Presley Fans nach dessen Einberufung zur Armee an Präsident Eisenhower wanden um zu verhindern, dass ihrem Idol ein Bürstenhaarschnitt verpasst wird. Passend dazu trug Wulf Dorn anschließend Brief Nr. 057 vor, in dem Elvis Presley Präsident Nixon um ein bestimmtes polizeiliches Abzeichen für seine Sammlung bat. Er überreichte seinen Brief persönlich und traf später tatsächlich den Präsidenten, welcher ihm seinen Wunsch erfüllte.

Bevor dann eine 20-minütige Pause eingelegt wurde, wollte man das Publikum noch musikalisch unterhalten. Ein einzelner Musiker, der seine Gitarre erst auf der Bühne stimmte, spielte eigentümliche Versionen von „Jailhouse Rock“, „Love Me Tender“ sowie „Last Night A DJ Saved My Life“. Meiner Meinung nach war diese Unterbrechung allerdings eher unpassend, viel zu laut und zerstörte die harmonische Atmosphäre.

Nach der Pause ging es mit Iris Berben und Brief Nr. 010 weiter. Dabei handelt es sich um den Herz zerreißenden Abschiedsbrief von Virginia Woolf an ihren Mann, der zu Tränen rührte. Jörg Thadeusz wollte hinterher noch von der bekannten Schauspielerin wissen, wie sie mit ihren Fanbriefen verfahre. Ihre Antwort war sehr interessant, denn sie hebt eher die boshaften auf als die freundlichen, kann sich mittlerweile aber auch davon trennen. Auf jeden Fall bekommt sie auch heute noch viele Briefe auf Papier.

Übersetzer Alexander Wagner las im Anschluss Brief Nr. 076 vor, den sehr bewegenden letzten Brief eines Mannes, der im amerikanischen Bürgerkrieg gekämpft hat, ans seine geliebte Frau.

Timur Vermes präsentierte den Brief Nr. 105 von Autor Charles Bukowski, der heute stolz in einem fahrbaren Buchladen aushängt. Der Autor spricht sich darin aus persönlichem Anlass gegen die Zensur von Büchern aus. Timur Vermes erzählte, dass er nur wenige Briefe als Reaktion auf Er ist wieder da erhalte. Doch es gebe viele Leute, die sagen, man könne das nicht machen, aber dann keine Antwort auf die Frage „Warum nicht?“ geben können.

Darauf folgten mehrere Briefe mit Bezug zu F. Scott Fitzgerald. Conny Lösch las den Brief Nr. 122 von Zelda Fitzgerald an ihren Ehemann vor. Zoe Beck erheiterte uns mit dem wunderbaren Brief Nr. 111 von F. Scott Fitzgerald an seine Tochter Scottie. Benno Fürmann ließ uns durch Brief Nr. 080 an der Freundschaft zwischen F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway teilhaben.

Lars Eidinger präsentierte Brief Nr. 002, dessen Autor behauptete Jack the Ripper zu sein, sowie Brief Nr. 069, die Antwort von Iggy Pop auf den Fanbrief der 21-jährigen Laurence.

Den Abschluss bildete der Brief Nr. 038, vorgetragen von Anna Thalbach. Ein 8-jähriges Mädchen bat den Herausgeber der Tageszeitung The Sun um eine Antwort auf die Frage „Gibt es den Weihnachtsmann?“. Er antwortete ihr mit einem großartigen Leitartikel, der bis heute zu einem der am häufigsten nachgedruckten Artikel der Geschichte zählt.

Mit einem großen Dank an alle Schauspieler, Vorleser, etc. sowie die Zuhörer war die möglicherweise interessanteste Lesung, die ich jemals besucht habe, dann auch schon zu Ende. Doch dieser großartige Abend wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Photos während der Veranstaltung zu machen war leider unerwünscht, dafür werde ich mich aber durch das bemerkenswerte Buch in meinem Regal stets daran erinnern können.

Apr  07

[Lesung] Kai Meyer

07. April 2015 | 22:49 | Erlebt

Am 23. November 2014 las Kai Meyer nach eineinhalb Jahren erneut in der Otherland Buchhandlung in Berlin und auch ich war wieder dabei. Selten treffe er an einem Abend auf so viele seiner Leser, weshalb er sich als erstes herzlich für unser aller Kommen bedankte. Daraufhin stellte er kurz sein neues Werk – Die Seiten der Welt – vor. Er wollte schon lange ein Buch über Bücher schreiben, vielleicht sogar schon seit zehn Jahren. Es sollte aber kein Krimi werden, also überlegte er, was man stattdessen machen könnte. Irgendwann hatte er dann die zündende Idee: Nicht nur Menschen haben geheime Seiten, sondern auch Bücher und daher muss e Menschen geben, die diese Seiten lesen können. Seine Hauptfigur Furia ist eine davon.

Danach folgte eine kurze Einführung in die Handlung bis zu einer Szene, in der Furia sich gerade in der unterirdischen Bibliothek aufhält. Diese hat der Autor dann vorgetragen, eher er mit einem Abschnitt fortfuhr, der in London spielt, von wo aus Furia nach Libropolis gelangen will. Im Anschluss daran sprach er noch etwas weiter über das Buch, zum Beispiel den Wald der toten Bücher. Er wollte, dass das Buch wie ein klassisches, altes englisches Kinderbuch sehr beschaulich beginnt und sich dann langsam ausweitet und ernster wird.

Nach insgesamt etwa dreißig Minuten fing dann der für mich immer interessanteste Teil einer jeden Lesung an, nämlich der, in dem man den Autor mit Fragen löchern kann, wie auch immer man ihn nennen will. Ich habe mich bemüht so viele Antworten wie möglich zu notieren um euch nun daran teilhaben zu lassen, habe mir der Ordnung halber dieses Mal allerdings die Freiheit genommen die Reihenfolge anzupassen.

Viele Fragen bezogen sich natürlich auf Die Seiten der Welt, darunter wie lange er von der ersten Notiz bis zur Fertigstellung daran gearbeitet habe. Für das ausführliche Exposé, Szene für Szene, das Sammeln der Ideen und das Formen dieser zu einer Geschichte brauchte er etwa zwei bis vier Monate. Im Anschluss daran schrieb er vier bis fünf Monate Vollzeit an dem Roman, das variiert je nach der Länge des Buches. Er versucht immer Montag bis Freitag jeweils zehn Seiten pro Tag zu schreiben, entweder im Arbeitszimmer oder, was meistens der Fall ist, in seinem Schreibhaus. Am Wochenende schreibt er nie. Im Exposé hatte Die Seiten der Welt noch einen völlig anderen Schluss als in der endgültigen Fassung und hat sich somit im Prozess noch gewandelt.

Er hat auf Yards und Meilen an Stelle von Metern und Kilometern bestanden um Distanzen zu beschreiben, weil es die älteren Maßeinheiten sind und ihn der Begriff Kilometer in Fantasy irgendwie stört. Des Weiteren freute er sich sehr über die große Kampagne zu Die Seiten der Welt und das Signieren der 100 Pakete ging im Endeffekt erstaunlich schnell, es hat wohl keine zwei Stunden gedauert.

Als er gefragt wurde, warum er sich für London als Schauplatz entschieden hat, beantwortete er das sogar sehr ausführlich. Früher hat es ihn immer gestört, dass deutsche Unterhaltungsliteratur nie in Deutschland spielte, was sich inzwischen aber verändert hat. Deshalb hat er damals alles grundsätzlich in Deutschland spielen oder von deutscher Mythologie handeln lassen. Irgendwann hatte er darauf aber keine Lust mehr und wendete sich auch anderen Ländern zu. Seine Arkadien-Trilogie spielt beispielsweise am Mittelmeer. Die Handlung von Die Seiten der Welt sollte ebenfalls nicht nur in Deutschland spielen, auch wenn die Familie ursprünglich aus Deutschland stammt. Auf Grund der Verbindung zur englischen Kinderliteratur und weil es gut zur Geschichte passte, entschied er sich dann für England.


Er schaut sich die Schauplätze seiner Romane oft sehr genau an, darunter Sizilien und Venedig, aber eben nicht immer. Er war zum Beispiel noch nie in der Karibik, wo seine Wellenläufer-Trilogie spielt. Wenn es um historische Romane geht, hat sich in der Zwischenzeit ohnehin alles verändert, bei zeitgenössischen Romanen kann es jedoch hilfreich sein.

Bei der Frage nach dem nächsten Projekt war er ziemlich verschwiegen. Er sprach von einer Jugendbuch/All Age Reihe bei Fischer, wozu es im Dezember erste Informationen geben sollte, könnte sich aber auch vorstellen noch mehr zu Die Seiten der Welt zu schreiben. Inzwischen ist klar, dass er bereits von der Fortsetzung dazu sprach. Und bei einer allein wird es offenbar nicht bleiben.

Er bestätigte, dass er einen vierten Band zu Die Alchimistin schreiben wolle, aber nicht wisse, wann es dazu kommt. Aktuell hält Heyne noch die Rechte an der Reihe, hat aber wohl kein großes Interesse an dieser Fortsetzung, weshalb es sicher noch eine Weile dauern wird.

In naher Zukunft wird Kai Meyer auch keinen neuen historischen Roman schreiben, zumal auch die Verlage nicht sonderlich interessiert daran sind. Historienfans wollen keine phantastischen Elemente sowie umgekehrt und er hat gerade auch keine Lust darauf. Er schließt es allerdings nicht für immer aus.

Arkadien war in den USA leider nur mäßig erfolgreich und auch ein vierter Band hierzu ist im Moment noch nicht in Sicht.

Bei Phantasmen wollte Carlsen unbedingt die Szene mit den Toten aus dem World Trade Center streichen, doch als Autor hat er in diesem Fall darauf bestanden, dass sie enthalten bleibt.

Auf die Cover seiner Romane hat er nur selten Einfluss, mittlerweile wird aber immerhin mit ihm darüber gesprochen. Den meisten Einfluss hatte er bislang bei Loewe. Gegen das Phantasmen Cover hat er sich mit Händen und Füßen gewehrt, den Kampf aber leider verloren, was einer der Gründe für die Trennung vom Verlag war. Er hätte lieber das World Trade Center auf dem Cover gesehen.

Es gibt Pläne für weitere Comic-Umsetzungen, z.B. von einem Drehbuch. Wellenläufer wird diesbezüglich aber keine Fortsetzung erhalten, weil der erste Teil nicht so gut lief wie erhofft, obgleich er sich noch verhältnismäßig gut verkauft hat. Die Ansprüche seitens des Verlags waren wohl etwas illusorisch. Comics sind in Deutschland laut Kai Meyer ein sehr schwieriger Markt und 2000 Verkäufe seien da schon viel.

Die Filmoptionen haben sich leider alle wieder zerschlagen, sodass aktuell nichts geplant ist. Für Arkadien bräuchte man beispielsweise italienische Co-Produzenten, dort sind die Bücher aber bislang gar nicht erschienen. Und gerade in Deutschland ist oft nicht genügend Geld für eigene Produktionen vorhanden. Er selbst kann aber gut ohne Verfilmungen leben. Er freut sich, wenn es klappt, ist aber auch nicht enttäuscht, falls nicht. Wenn zu wenig in ein solches Projekt investiert wird, sind sowohl der Autor als auch die Leser am Ende bloß unglücklich. Wenn man sich auf eine Verfilmung einlässt, sollte man hingegen vorher bedenken, dass ohnehin vieles geändert wird.

Im Hinblick auf das Schreiben macht er alles mit sich selbst aus und tauscht sich kaum mit anderen aus. Er spricht lediglich mit den Lektoren, sobald eine Idee feststeht. Er befürchtet seinen Enthusiasmus zu verlieren, wenn andere seine Idee vielleicht doof fänden und spricht deshalb auch während des Schreibens kaum darüber.

Bei neuen Projekten schließt er stets erst die Verträge ab und beginnt dann das Buch zu schreiben. Er braucht die Gewissheit, dass sein Roman erscheint und ein bisschen auch den damit verbundenen Druck. Die Abgabetermine überzieht er nur selten.

Er hat leider kein Ritual für den Abschluss eines Buches und ihm fällt auch spontan keine romantische Geschichte dazu ein. Meistens ist er froh, wenn er es abschicken kann, weil er es bis dahin schon drei- oder viermal überarbeitet und erst einmal die Nase voll davon hat. Das fertige Buch in den Händen zu halten sei schön, aber längst nicht mehr so aufregend wie bei seinem ersten oder zweiten Buch, zumal er in Gedanken meist schon mit dem nächsten Buch beschäftigt ist. Dennoch ist er natürlich jedes Mal stolz darauf.


Er hat alle seine Bücher in ihrer chronologischen Reihenfolge geschrieben. Die einzige Ausnahme bildet die Szene aus Die Seiten der Welt über Furias Familie (Stichwort: Clowns, Lebkuchen). Diese drei bis vier Seiten hat er schon während der Arbeit an Phantasmen geschrieben, weil er sie gerade im Kopf hatte, was aber sehr ungewöhnlich für ihn ist. Die Position dieser Szene im Roman hat er später mehrmals verschoben.

Die Dialoge schreiben sich nach seiner Aussage fast von selbst, weil er so tief in den Figuren drin ist. Generell braucht er zum Schreiben aber viel Ausdauer und Selbstdisziplin, da es immer Phasen gibt, in denen er Selbstzweifel hat, man sich dann aber trotzdem zum Weiterschreiben zwingen muss. Später findet er dann oft genau die Szenen gut, die er während des Schreibens überhaupt nicht mochte. Außerdem lernt man bei jedem Buch irgendetwas dazu, selbst wenn man es vielleicht nicht genau benennen kann.

Seine Notizen sammelte er früher in diversen Notizbüchern, mittlerweile tippt er das meiste in sein Smartphone ein und schickt es sich alle paar Tage als E-Mail. Es ist schneller und vor allem praktischer, wenn er seine Aufzeichnungen nicht mehr unter viel Gefluchte abtippen muss. Auf dem PC hat er verschiedene virtuelle Ordner an Stelle der Notizbücher. Dem Gefühl nach hat er nur wenige Bücher nicht geschrieben, das heißt er hat nur wenige Stoffe/Ideen bisher nicht umsetzen können.

Auf die Namen für seine eigenen Figuren stößt er manchmal zufällig, andere erfindet er. Er bevorzugt ungewöhnliche Namen, sammelt sie für seine Bücher auf Listen und wählt dann einen passenden aus. Auch Ideen würfelt er oft zusammen und wählt aus mehreren aus.

Als jemand nach seinen fünf Lieblingsbüchern fragte, antwortete er, er könne nicht einmal eines nennen. Der Herr der Ringe hat ihn geprägt und war der Auslöser für seinen Wunsch selbst Autor zu werden. Ferner mag er auch Das Foucaultsche Pendel von Umberto Eco sehr. Das ändere sich aber ständig.

Wo bezieht er seine Bücher? Englische Bücher kauft er online, deutsche Bücher dagegen nur noch vor Ort, sowohl in kleinen als auch in großen Buchhandlungen. Er bestellt aber auch gebrauchte Bücher, zum Beispiel bei Antiquariaten. Er stöbert allerdings selten im Laden, sondern wird eher durch Rezensionen auf ein Buch aufmerksam. Allgemein kauft er Bücher hauptsächlich auf Empfehlung durch Rezensionen, weil er „erstöberte“ Bücher häufig nicht zu Ende liest.

Kai Meyer hat außerdem schon einen erwachsenen Sohn. Obwohl dieser schon als Kind viel gelesen hat, hat dieser die Bücher seines eigenen Vaters erst beachtet als er an der Uni feststellte, dass viele Leute die Bücher kennen und er in der Lage sein wollte mitzureden.
Wenn seine Freunde seine Bücher lesen, freut er sich, nötigt sie aber auch nicht dazu das zu tun.

Nachdem sämtliche Fragen beantwortet waren und wirklich niemandem mehr irgendetwas einfiel, bedankte er sich für unser Zuhören und versicherte, dass er alles signieren würde, gerne auch mehrere Bücher.

Grundsätzlich herrschte eine sehr lockere, angenehme Atmosphäre an dem Abend und wenn ich mich richtig erinnere, wurden sogar Getränke angeboten für die man nur bezahlen musste, was man selbst für angemessen hielt.

Und falls ihr wissen möchtet, welche Heldin bei männlichen Fantasy/SciFi-Buchhändlern als Poster auf dem stillen Örtchen hängt: Es ist Buffy. ;)

Mrz  18

[Lesung] Ken Follett

18. März 2015 | 22:34 | Erlebt

Im November letzten Jahres wurde ich auf Grund gewisser Umstände von Bastei Lübbe zu einer exklusiven Buchpräsentation mit Ken Follett eingeladen, der anlässlich des Mauerfall-Jubiläums den abschließenden Band seiner großen Jahrhundert-Trilogie, Kinder der Freiheit, am 09. November 2014 im Meistersaal in Berlin vorstellte. Obwohl ich noch nichts von dem Autor gelesen hatte, war mir Ken Follett natürlich ein Begriff – außerdem kannte ich seine Romane Die Säulen der Erde sowie Die Tore der Welt zumindest durch die jeweiligen Verfilmungen – und so ließ ich mir diese einmalige Möglichkeit natürlich nicht entgehen und sagte sofort zu.

Trotz des Chaos‘ auf den Straßen – es war der Abend, an dem die beleuchteten Ballons entlang der ehemaligen Mauer später in den Himmel aufstiegen – war ich relativ zeitig dort und konnte mir und meiner Begleitung nach der Bewunderung des Saals somit Plätze in den vordersten Reihen sichern. Mit einiger Verspätung begrüßte uns der bekannte RTL-Moderator Wolfram Kons schließlich zu dieser Veranstaltung, zu der es viele andere geladene Gäste wegen der vollen Straßen offenbar nicht geschafft hatten, und begann den Abend damit den Autor zu interviewen.

Die ersten Sätze galten seinem Erscheinungsbild, denn Ken Follett hatte in letzter Zeit stark abgenommen und war nun nicht mehr so „fett“ – seine Wortwahl, nicht meine! – wie beim letzten Mal, was natürlich für einige Lacher sorgte. Auch seine Frau, die in der ersten Reihe saß, wurde diesbezüglich angesprochen, da sie wohl ein Grund für den Gewichtsverlust war, und bestätigte, dass er nun genug abgenommen habe. Diese musste ihm im späteren Verlauf wegen Tonstörungen außerdem erst einmal sein Handy abnehmen.

Ken Follett hat natürlich nicht geahnt, dass der Erscheinungstermin des letzten Bandes dieser Trilogie mit dem 25-jährigen Mauerfall-Jubiläum zusammen fallen würde. Die Idee mit den Ballons entlang des ehemaligen Mauerverlaufs fand er jedoch wundervoll. Er betrachtet Berlin zudem als Symbol für den Kalten Krieg, weil nicht nur eine Stadt geteilt wurde, sondern die ganze Welt sich spaltete. Deshalb ist unsere Hauptstadt auch ein so wichtiger Schauplatz in Kinder der Freiheit. Die Zeit in Deutschland hat er sehr genossen, da alle Leute ihm gegenüber stets sehr freundlich waren. Als nächstes würde ihn seine Tour dann nach Kanada, Mexiko und Italien führen.


Er freut sich zwar, wenn er mit Schriftstellern wie Shakespeare verglichen wird, findet es aber unrealistisch, da er kein Poet ist. Und seine Bücher seien deshalb so dick, weil die Leute durchaus gern dicke Bücher lesen, solange sie spannend genug sind.

Neben dem Schreiben von Romanen hat er auch einiges für das Fernsehen gemacht, allerdings muss man dort immer genau auf das Budget achten. Beim Theater muss zudem immer alles auf der Bühne stattfinden können. In seinen Romanen hat er dagegen viel mehr Freiheiten. Er kann problemlos von einem Land zum anderen wechseln oder 20.000 Soldaten auf ein Schlachtfeld stellen.

Daraufhin las die Schauspielerin Natalia Wörner, die unter anderem eine Rolle in Die Säulen der Erde hatte, das gesamte erste Kapitel des Romans, passend zum Rest der Veranstaltung ebenfalls auf Englisch. Das dauerte eine gute halbe Stunde, sie machte ihre Aufgabe jedoch so gut, dass man ihr sehr gern zuhörte.

Im Anschluss daran wurde das Gespräch mit dem Autor wieder aufgenommen. Als erstes wurde über John F. Kennedy gesprochen, der, wenn ich es richtig verstanden habe, auch auf dem Originalcover zu sehen ist. Im ersten Teil der Trilogie gibt es nämlich eine Figur, die eine Affäre mit dem Präsidenten hat. Die Frau gibt es wirklich; sie arbeitete im Pressebüro des Weißen Hauses und hat sogar ein Buch darüber geschrieben.

Ken Follett verbringt viel Zeit mir Recherchen und die besagte Frau hat zum Beispiel die erste Fassung seines Buches, insbesondere die Szenen mit Kennedy, gelesen. Es gibt noch einige andere Leute, denen er den ersten Entwurf zeigte, darunter Historiker, die die Fakten kontrollieren und auf historische Genauigkeit achten sollten. Kinder der Freiheit gab er darüber hinaus auch deutschen Freunden, damit er keine dummen Fehler begehe, z.B. seine Figuren etwas sagen oder essen lassen, was Deutsche nie tun würden. Den dümmsten Fehler enthält wohl sein Roman Eye of the Needle. Doch da weder ich noch meine Begleitung eindeutig verstanden haben, worin dieser Fehler besteht, will ich jetzt lieber nicht weiter ins Detail gehen.

Nichtsdestotrotz ist er stolz auf alle seine Bücher, immerhin müsse man erst einmal stur genug sein um ein Werk überhaupt zu beenden. Viele Leute, beispielsweise Journalisten, hätten ihr Leben lang nur angefangene Bücher in ihren Schubladen.

Die Frage, ob er unter großen Druck stehe, beantwortete er mit einem klaren „Ja“. Aber dieser Druck kommt weniger vom Verleger, sondern geht vielmehr von ihm selbst aus, weil er will, dass die Leute seine Bücher mögen. Das empfindet er jedoch nicht als etwas negatives, es macht ihn nur ehrgeiziger.

Dann wendeten sie sich für einen Moment dem Thema Politik zu. Ken Follett ist in jedem Fall dafür Steuern zu zahlen, vor allem wenn sie der Bildung oder der Gesundheitsversorgung zu Gute kommen. Für ihn sind das gute Ideen der Sozialdemokraten. Deshalb wird er bei den nächsten Wahlen in Großbritannien alles dafür tun, dass die aktuelle Regierung nicht wieder gewählt wird. Darüber hinaus interessiere er sich aber nicht so sehr für Politik, weil man für eine einzige gute Idee etliche Unterstützer bräuchte. Wenn er eine gute Idee für einen Roman hat, kann er sie hingegen einfach niederschreiben.

Sein nächster Roman ist für 2017 geplant. Es soll vielleicht in Kingsbridge, etwa 200 Jahre nach Die Säulen der Erde, spielen und von Spionen handeln. Inspiriert wurde er dabei vom ersten englischen Geheimdienst. Im Alter von zwölf Jahren las er seinen ersten James Bond Roman („Live And Let Die“) und merkte dabei, wie spannend ein Buch sein kann. Genau dieses Gefühl möchte er auch seinen Lesern vermitteln. In dem Alter war er allerdings mehr an Mädchen interessiert, er wollte sie damals vor allem so küssen können wie James Bond und es habe wohl funktioniert.


Was will er noch erreichen? 150 Millionen verkaufte Bücher. Ferner will er es schaffen, ein Buch zu schreiben, dem die Leser sich emotional verbunden fühlen und das den Herzschlag beschleunigt, wenn die Figuren in Gefahr geraten. Das ist für ihn das Wunder der Literatur!

Ken Follett konnte nach eigenen Angaben bereits als 4-Jähriger lesen. Er durfte weder fernsehen noch Radio hören, weil seine Eltern aus religiösen Gründen der Meinung waren, dass das einen schlechten Einfluss auf ihn ausüben würde. Der positive Nebeneffekt war, dass er viel gelesen und so Bücher lieben gelernt hat.

Er ist auch überzeugt davon, dass Kinder heute immer noch gern lesen. Harry Potter – der sie dazu brachte morgens um 6 Uhr schon vor dem Buchladen zu stehen – Twilight oder The Hunger Games seien der beste Beweis dafür. Mit den richtigen Büchern werden Kinder seiner Meinung nach immer lesen. Er beneidet die Autoren sogar, die für verschiedene Altersgruppen schreiben können. Er glaube aber diese Fähigkeit selbst nicht zu besitzen.

Zum Abschluss sollte er den Satz vervollständigen, was er in zehn Jahren tun will. Die Antwort: Einfach nur immer noch ein weiteres Buch schreiben.

Damit neigte sich der Abend dem Ende zu, das hieß in diesem Fall jedoch nicht, dass man sofort seine Sachen packen musste. Stattdessen setzte wieder die Bewirtung ein, die neben Getränken leckeres Finger Food und unglaublich köstliche Desserts beinhaltete. Nach einem kurzen Interview vor der Kamera stand der Autor außerdem natürlich noch für das Signieren seiner Bücher bereit. Gekauft hätte ich mir das Buch wahrscheinlich nicht, weil ich die Vorgänger noch gar nicht kannte, doch der Verlag stellte großzügigerweise ein paar kostenlose Exemplare bereit. Daher schnappten auch wir uns beide je ein Buch und baten den Autor um eine Signatur. Wie viele Leute können schließlich schon von sich behaupten einen signierten Ken Follett im Regal zu haben?

Feb  27

[Lesung] Kai Lüftner

27. Februar 2015 | 23:54 | Erlebt

Am 15. November 2014 fand in der Schwartzschen Villa in Berlin zum zwölften Mal das Steglitzer Literaturfest statt, in dessen Rahmen ich im Zuge meines Praktikums bei DAV die musikalische Lesung des Autors Kai Lüftner besuchte. Außerdem gibt es jedes Jahr eine Los-Tombola (1 Los kostet 50 Cent), bei der wieder viele tolle Bücher dabei waren, sogar für Erwachsene. Es gibt zwar auch viele Nieten, aber selbst für 10 Lose hätte man das Buch seiner Wahl im Laden noch lange nicht kaufen können. Ich bin später immerhin mit vier neuen Büchern nach Hause gegangen.

Vor der Lesung stellten mehrere, circa sieben Jahre alte Kinder erst einmal ihre Lieblingsbücher vor, wie es bei diesem Fest offenbar Brauch ist. Und es gibt wohl kaum etwas Liebenswürdigeres als die kindliche Begeisterung, mit der diese uns ihre ausgewählten Werke präsentierten. Kai Lüftner war selbst ebenfalls sehr angetan und forderte im Anschluss Applaus für die Kleinen ein.

Daraufhin folgte eine kurze Vorstellung des Autors sowie des ersten Teils seiner Serie Das Kaff der guten Hoffnung. Kai Lüftner wurde 1975 in Berlin geboren und war schon in vielen Berufsfeldern tätig. Heute ist er ein bekannter Kinderbuchautor und Musiker. Er sieht in der Tat ein bisschen wie ein Rocker aus, doch sobald er den Mund auf macht, merkt man sofort, dass sich hinter der Fassade ein sehr lieber Kerl verbirgt. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er gegenüber vom Rathaus Köpenick zudem ein eigenes Café mit dem Namen „Feine Dahme“, das sich aber noch bis Ende März in der Winterpause befindet. [Nachträgliche Anmerkung: Ich wollte mir das Café dieses Jahr sehr gern einmal ansehen, habe aber nun gelesen, dass es inzwischen leider geschlossen wurde bzw. nach der aktuellen Winterpause nicht wieder geöffnet wird. Schade.]

Kai Lüftner, der übrigens ganz wundervoll berlinert, kam gerade von einer langen Lesereise quer durch Deutschland zu Die Milchpiraten zurück. Deshalb sang er auch zuerst das wirklich lustige Milchpiratenlied. Selbstverständlich mussten alle mitsingen, manche Kinder kennen den Text scheinbar schon auswendig, und ihre beste Milchpiratenfratze zur Schau stellen, was selbst die Erwachsenen im Raum zum Lachen brachte. Wann immer wir nicht laut genug mitsangen, hörte er sofort auf zu singen, schließlich kam er extra aus dem Süden Berlins angereist. *lol* Mit großer Freude sangen wir also alle den Refrain, dann nur die Mädchen, dann nur die Jungen, dann wieder alle und dann gab es den „Applaus für euch selber“.

Zur Belohnung hat er danach den Anfang aus Das Kaff der guten Hoffnung – Jetzt erst recht! vorgelesen, mit einer tollen Mimik und Gestik. Er hat die Sätze sehr gut betont, mit verschiedenen Stimmen sowie in verschiedenen Lautstärken gesprochen und das insgesamt einfach großartig gemacht. Die Beschreibungen haben einen immer wieder zum Lachen gebracht und die Kinder schienen größtenteils total gefesselt und begeistert zu sein.

Weil die Kinder ihm so gebannt gelauscht haben, gab es gleich noch ein Lied und zwar eines aus seinem Album Rotz’n’Roll Radio. Natürlich sollten wir wieder mitsingen, aber dieses Mal waren die Wörter alle nur einsilbig, er denkt ja mit. *g* Seine Lieder machen Spaß und sind teilweise trotzdem lehrreich, auch wenn hier und da mal ein Schimpfwort enthalten ist.

Anschließend hat er weiter aus Das Kaff der guten Hoffnung – Jetzt erst recht! vorgelesen und brachte zwischendurch immer wieder lustige Sprüche à la „weiter geht’s nach der Werbung“.

Zum Abschluss trug er noch ein „pädagogisch wertvolles“ Lied vor: Furzipups, der Knatterdrachen. Kai Lüftner freute sich sehr, wenn Leute mit ihm im Rhythmus furzten *lach*, wobei hier natürlich nur das Geräusch gemeint war. „Applaus für alle, die sich getraut haben“.

Bevor es ans Signieren ging, hat der Autor seinen Lesern noch ein paar Fragen beantwortet. Er durfte sich den Illustrator für die Reihe selbst aussuchen und findet Dominik Rupp toll. Er schreibt seit 2011 Bücher und jetzt geht’s immer weiter – „nothing can stop me!“ Seitdem hat er neun Bücher geschrieben und das Feedback von Eltern ist eigentlich ziemlich gut. Aber er löscht alles negative auch sofort vom PC und haut nach Veranstaltungen schnell ab, damit er nichts Gegenteiliges zu hören bekommt. ;)

Als Zugabe sang er schließlich noch sein Lied „Was so alles doof is“, bei dem erneut unser Mitmachen gefragt war, sodass am Ende das ganze Publikum an den entsprechenden Stellen „is doof“ rief. Besonders süß und auffällig war ein kleiner Junge, der alle Lieder fehlerfrei mitsingen konnte. Später erfuhr ich, dass es sich dabei um den Sohn des Autors handelt, der, wie mir seine Mutter erzählte, zu manchen Veranstaltungen inzwischen nicht mehr mitkommen darf, weil er immer so begeistert und lautstark mitmacht. *schnief*

Feb  11

[Lesung] David Nicholls

11. Februar 2015 | 22:37 | Erlebt

Am 24. Oktober 2014 stellte der britische Autor David Nicholls, der vor allem durch seinen Roman Zwei an einem Tag, der inzwischen mit Anne Hathaway und Jim Sturgess in den Hauptrollen verfilmt wurde, große Bekanntheit erlangt hatte, seinen neuen Roman Drei auf Reisen bei Dussmann in Berlin vor. Drei Jahre zuvor war der Autor schon einmal in der Hauptstadt gewesen und weil er mir bei dieser Lesung so sympathisch war, ließ ich mir auch dieses Mal die Chance nicht nehmen der Veranstaltung beizuwohnen. Auch David Nicholls freute sich nach seiner eigenen Aussage über diese kleine Tour, weil er in Deutschland mehr Auszüge aus dem Buch lesen dürfe und das Publikum immer so aufmerksam sei. Moderiert wurde die Lesung unglücklicherweise von Shelly Kupferberg; die deutschen Passagen wurden von dem Schauspieler Matthias Scherwenikas gelesen.

Zu Beginn wurde ein wenig über das Buch und das Leben des Autors im Allgemeinen geplaudert. Beziehungen sind ein interessantes und vor allem unerschöpfliches Thema für viele Autoren, selbst wenn deren eigenes (Liebes)Leben manchmal katastrophal ist. Auch David Nicholls liebt es Liebesgeschichten zu erzählen, möchte ihnen aber immer einen gewissen Twist verleihen.

Er wurde unter anderem gefragt, wie es ihm nach seinem Weltbestseller nun beim Schreiben erging. Er erzählte, dass er sehr lange mit dem Buch auf Tour war, dann viel in die Arbeiten am Film involviert war und danach weiter getourt ist. Es war schwierig für ihn sich davon zu lösen. Er hat an einigen Drehbüchern gearbeitet, war jedoch immer enttäuscht, weil seine Arbeit ihm nicht gut genug war. Er wollte keinen Flop fabrizieren. Wir sollten das nicht falsch verstehen, er wolle sich auf keinen Fall beklagen, denn er ist sehr dankbar für die tollen Erfahrungen und dafür, dass fast schon zu viele Leute sein Buch gekauft haben. *g* Dadurch konnte er sich nämlich die Zeit nehmen etwas zu schreiben, dass er schließlich wirklich gut genug fand und das kein Abklatsch von Zwei an einem Tag war.

Nach diesem ersten kurzen Interviewpart wurde dann der Anfang des Buches auf Deutsch vorgetragen und die Szene erntete viele Lacher. Auf eine kurze Zusammenfassung des weiteren Verlaufs folgte ein weiterer, ebenfalls recht amüsanter Ausschnitt auf Deutsch.

Anschließend wurde das Gespräch fortgesetzt. Die erste Frage war, ob er von Anfang an geplant hatte eine Künstlerin und einen Wissenschaftler zu verkuppeln oder ob sich das beim Schreiben so entwickelt habe. Für David Nicholls war vor allem wichtig, dass die beiden neuen Hauptfiguren einen Kontrast zu Emma und Dexter bildeten. Douglas sollte zudem etwas gewöhnlicher, konservativer und weniger mit der Kunst verbunden sein als bisherige Figuren. Außerdem sollte er ein Gegenpol zu Connie sein. Ursprünglich hatte er den Roman sogar ohne Connie und aus einer personalen Erzählperspektive heraus schreiben wollen. Das war ihm dann aber doch zu distanziert und er beschloss sich stärker den Gedanken und Gefühlen von Douglas zu widmen, gerade in Bezug auf Connie, sodass der Fokus nicht mehr nur auf der Beziehung zwischen Vater und Sohn lag.

In seinen Romanen stecken viele eigene Erfahrungen, aber auch ebenso viel ist einfach Fiktion. Einige peinliche Momente sind ihm selbst so passiert, doch Douglas‘ Reaktionen sind nicht unbedingt die seinen. Mehrheitlich sind die Situationen allerdings frei erfunden. Dennoch ist er grundsätzlich der Auffassung, dass es unmöglich ist sich selbst überhaupt nicht in die Figuren einzubringen.

Die Trennung der Protagonisten war ein wichtiger Bestandteil der Handlung. Da sie bereits verheiratet waren, konnte er sich nicht, wie sonst, darauf konzentrieren, ob sie zusammen kommen oder nicht. Er wollte eine andere Struktur ausprobieren und musste Spannung aufbauen um Emotionen und Dramatik zu erzeugen. Zudem wollte er einmal andere Aspekte einer Liebesgeschichte erforschen. Sein Hauptmotiv war die Frage: Sollten sie noch länger zusammen bleiben?

Im Folgenden wurde wieder aus dem Buch gelesen. Zunächst eine sehr kurze Szene auf Englisch, die der Autor selbst vortrug, danach eine Szene aus Amsterdam auf Deutsch, bei der der Autor sehr aufmerksam zuhörte.

Im Anschluss wurde die Unterhaltung wieder aufgenommen. Das Hotel aus der letzten Szene gibt es wirklich, er hat die Ausstattung nur überspitzt dargestellt. Die verschiedenen Orte im Buch sind alle real und er hat sie alle während der Tour zu Zwei an einem Tag besucht. David Nicholls liebt Städte und reist sehr gern und den Enthusiasmus dafür wollte er anderen mit seinem Buch vermitteln. Vor der Lesung hat er sich in den drei Stunden, die ihm zur Verfügung standen, deshalb auch so viel wie möglich von Berlin angesehen.

Darüber hinaus wollte er sehr menschliche Charaktere erschaffen. Das ist stets sein Ziel und er freut sich immer zu hören, wenn Leser sich tatsächlich mit ihnen identifizieren können. Ferner bevorzugt er einen bittersüßen Ton. Er will also nicht nur humorvoll schreiben, sondern eine gute Mischung aus Komik und Ernst, Schmerz und Freude erreichen.

Des Weiteren sprach er über seine Arbeit als Drehbuchautor und den großen Unterschied zum Schreiben von Romanen. Bei ersterem geht es vor allem um Struktur, wie bei einem technischen Vorgang, während ein Roman viel persönlicher ist. Bei einem Drehbuch kostet eine Szene im Regen vor allem Geld, man braucht eine Regenmaschine und alle Kostüme in mehrfacher Ausführung. Dort kommt dann immer gleich eine Diskussion auf: Muss es wirklich unbedingt regnen? Bei einem Roman ist das ganz unproblematisch, da sind es nur Worte. Es sind also völlig andere Denkweisen. Er liebt beides, in einem Roman steckt seiner Meinung nach aber viel mehr Seele. Wenn er Deadlines einzuhalten hat, schreibt er in der Regel morgens an dem Drehbuch und abends an dem Roman.

Dann war die Zeit leider auch schon vorbei, doch der Autor nahm sich natürlich noch die Zeit für Photos und um Bücher zu signieren. Auch ich nutzte die Gelegenheit und kaufte mir ein Exemplar von Drei auf Reisen, das nun mit einer persönlichen Widmung versehen in meinem Regal steht.

Apr  11

[Lesung] Michael Wallner

11. April 2014 | 17:24 | Erlebt

Am 23. November 2013 hatte noch ich die Lesung von Michael Wallner besucht, es bisher aber leider versäumt den Bericht dazu zu schreiben. Müsste ich das jetzt allein aus dem Gedächtnis tun, würde dieser sehr knapp ausfallen, doch zum Glück habe ich mir damals ein paar Notizen gemacht, auf die ich nun zurückgreifen konnte.

Diese Lesung und viele weitere fanden im Rahmen des 11. Steglitzer Literaturfests statt, das an nur einem Samstag etliche Veranstaltungen für unterschiedliche Altersgruppen bot. Die Anzahl der Besucher war insgesamt recht überschaubar, was im Hinblick auf die Lesung auch nicht verwunderlich war, denn auf der Website des Verlages hätte man vergeblich nach Informationen zu dieser Lesung gesucht, sie stand nämlich leider nur auf den Websites zum Fest. Wirklich schade, es gab nämlich viel zu entdecken. Da ich frühzeitig dort war, konnte ich im angeschlossenen Café nicht nur eine heiße Schokolade genießen, sondern noch an der wirklich gut bestückten Tombola teilnehmen. Für mein 50-Cent-Los konnte ich mir ein Buch aussuchen und meine Wahl viel natürlich auf Diese eine Woche im November, sodass ich es mir später signieren lassen konnte.

Im Veranstaltungssaal wurde vor der Lesung, was ich reichlich merkwürdig fand und worüber sich auch der Autor wunderte, ohne jegliche Begründung erst einmal ein Buch mit dem Titel Love Alice vorgestellt, dass eben gerade nicht von Michael Wallner geschrieben wurde. Positiv zu erwähnen ist hier jedoch, dass die beiden Mädchen sehr frei über das Buch gesprochen haben.

Darauf folgte eine Vorstellung des anwesenden Autors sowie seines neuesten Buches, wieder durch Jugendliche der BLI. Dabei erfuhr man, dass er aus Österreich stammt und Regie sowie Schauspiel studiert hat, weshalb er auch des Öfteren als Regisseur arbeitet und Drehbücher schreibt. Bis dahin hatte er acht Romane veröffentlicht, von denen April in Paris der wohl bekannteste ist. Diese Eröffnungsrede war allerdings leider schon im Vorfeld vollkommen ausformuliert und nur abgelesen worden, was gerade in Anbetracht der Kürze nicht hätte sein müssen.

Im Anschluss sprach der Autor selbst über sein Buch. Weil es in Venedig spielt, erzählte er viel über die italienische Stadt, ihre Entstehung und den Vergleich zwischen früher und heute. Dieser kleine geschichtliche Überblick über das venezianische Reich war überraschenderweise sehr interessant. Das Weltreich hatte damals z.B. sogar das Monopol für alle Gewürze. Und im Buch geht es darum, dass Venedig eben diese „Macht“ wiedererlange solle.

Daraufhin fasste Michael Wallner den Anfang der Handlung zusammen, verriet dabei für meinen Geschmack aber viel zu viel, was besonders ungünstig ist, wenn man das Buch noch nicht gelesen hat, das allerdings noch vor hatte.

Übergangslos fing er dann plötzlich an zu lesen. Die entsprechende Szene war ziemlich spannend und wurde auch gut vorgetragen, wobei er seine Stimme mit vielen Gesten unterstützte. Der Schreibstil war allerdings etwas gewöhnungsbedürftig und wirkte manchmal ein wenig emotionslos. Es folgte eine zweite Szene aus dem späteren Verlauf des Buches bis er insgesamt etwa dreißig Minuten gelesen hatte.

Anschließend durfte das Publikum ihm Fragen stellen, die er alle beantwortete. Er wählte Venedig als Schauplatz aus, weil es ein geomantischer Ort sei. Die Handlung spielt im November, weil dann nicht der Tourismus im Vordergrund stehe, sondern die „alte Macht“ der Stadt. Obwohl man auf Grund der hohen Kriminalität vorsichtig sein müsse, mag er Venedig sehr gern. Den Geheimbund, der im Buch eine Rolle spielt, soll es wirklich gegeben haben, er habe nur den Namen geändert. Er wurde zwar mit Napoleons Einzug zerschlagen, die Familien würden aber weiterhin bestehen.

Er selbst wollte eine Woche nach der Lesung ebenfalls wieder nach Venedig fahren, weil es zu dieser Jahreszeit für Touristen unattraktiv ist und man nur dann die Stadt richtig sehen könne. Sie erinnert ihn mit ihrer „entthronten Schönheit“ an Wien, das ebenfalls einmal die Hauptstadt eines Weltreiches gewesen sei. Deshalb empfiehlt er auch einen Spaziergang durch Wien kurz vor Mitternacht, weil es dann leer und schön beleuchtet sei.

Für ein paar Lacher sorgte seine Antwort auf die Frage nach seinen eigenen Abenteuern in Venedig: „Über mein Sexleben spreche ich nicht.“

Obwohl er sich so für das venezianische Reich interessiert, wurde aus Diese eine Woche im November kein historischer Roman, da so etwas sich, wie er offen zugab, zur Zeit einfach nicht gut verkaufen ließe. Dieses Jahr soll jedoch bei Luchterhand ein neues Buch erscheinen, das im Kuba der 1920er spielt und damit wenigstens ein wenig historisch ist.

Er schreibt meistens an mehreren Projekten gleichzeitig, weshalb er nicht sagen kann, wie lange er für ein Buch braucht. Er schreibt täglich in der Früh sowie in der Nacht ein paar Stunden und entscheidet erst am jeweiligen Morgen, an welchem er an diesem Tag arbeitet, wobei er natürlich seine Deadlines beachten muss.

Zum Thema Recherche hatte er eine sehr entschiedene Meinung. Seiner Ansicht nach nützt Recherche „einen Scheiß ohne Vision“. Er hält sie für überbewertet und verglich sie sogar mit „Klopapier“. Deshalb mache er das nur so Zwischendurch, habe aber natürlich ein Grundkonzept. Seine Vision für dieses Jugendbuch war das Wiederauferstehen einer gedemütigten Macht vor einer Kulisse, die durch das Acqua alta jedes Jahr zwei Zentimeter absinkt, sowie das Aufeinanderprallen von zwei so verschiedenen Protagonisten.

In diesem Zusammenhang erzählte er auch, dass beispielsweise die Romane von Donna Leon nicht ins Italienische übersetzt würden, obwohl sie dort spielen, weil mangels umfassender Recherche keinerlei Straßennamen, Umgebungen oder ähnliches stimmen würden und man diesbezügliche Leserbriefe vermeiden wolle.

Nachdem alle Fragen beantwortet waren, bedankte er sich bei den Besuchern und signierte zum Abschluss noch ein paar Bücher.

Nov  07

[Lesung] Cecelia Ahern

07. November 2013 | 23:56 | Erlebt

Obwohl ich bisher erst ein Buch der Autorin gelesen hatte – Ich schreib dir morgen wieder – ließ ich mir die Chance nicht nehmen am 19.10.2013 die Lesung der Autorin zu besuchen, wenn sie schon einmal nach Berlin kommt. Trotz der stets unzuverlässigen Bahn sowie eines unerwarteten Autounfalls, der die Straßenbahn blockierte, und dem daraus resultierenden unfreiwillig äußerst späten Erscheinens meinerseits am Veranstaltungsort, konnten ich und mein freundlicher Begleiter – dessen Fähigkeiten (und Spiegelreflexkamera) ich die tollen Photos verdanke – gerade noch zwei Sitzplätze ergattern, und das sogar nebeneinander in der zweiten Reihe. So konnten wir die Lesung, moderiert von Margarete von Schwarzkopf und begleitet von der Synchron- sowie Hörbuchsprecherin Luise Helm, die kurz darauf begann, dann entsprechend genießen.

Cecelia Ahern ist nicht nur eine sehr hübsche junge Frau, sondern eine unheimlich sympathische noch dazu, die scheinbar sehr bescheiden geblieben ist. Während der kurzen Einführung zu ihrem neuen Roman Die Liebe deines Lebens – der zehnte seit 2004 – schoss sie mit ihrem Handy Photos von den Zuhörern und staunte über die große Anzahl. Sie meinte sie wüsste gar nicht so recht, warum wir alle so interessiert an ihr seien, freue sich aber sehr darüber. Sie fand die ganze Lesereise ausgesprochen schön, freut sich allerdings auch darauf nach dieser letzten Lesung in Deutschland nun zu ihren Kindern zurückzukehren.

Leider nahm Frau von Schwarzkopf, mal wieder, keine Fragen vom Publikum entgegen, trotzdem war das anfängliche, relativ ausführliche Interview äußerst interessant. So erzählte die Autorin zum Beispiel von dem ersten Buch, dass ihre Liebe zu Büchern geweckt hat. Es handelt sich dabei um ein Kinderbuch mit dem Titel Under the Hawthorn Tree , das bisher wohl nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Das Schreiben ist für sie wie eine Therapie, wobei sie noch ganz altmodisch auf Papier (vor)schreibt – sie formulierte eine ganze Liebeserklärung an die Haptik *g* – und sich, nach eigenen Angaben, schriftlich besser ausdrücken könne als mündlich. Zumindest ihren Kindern erzähle sie aber auch Geschichten und im kommenden Jahr wird sie sogar ein Buch mit Kindergeschichten veröffentlichen.

Um ihre Einfälle zu bewahren, führt sie ein „book of ideas“, in denen sie die Ideen möglichst genau, einschließlich des Datums des Tages, an dem sie ihr kamen, festhält. Diejenigen davon, die nicht verschwinden und von denen sie die Stimmen der Charaktere später im Kopf hört, bringt sie dann schließlich als nächstes zu Papier.

Bei ihrem Roman One Hundred Names (dt. Titel: Hundert Namen) hatte sie, obwohl es bei ihr normalerweise andersherum ist, zur Abwechslung zuerst den Titel im Kopf und entwickelte dann die Idee dazu. Und wie kam sie auf diesen Titel? Sie schaute MTV, hörte aber nur mit halbem Ohr zu. Sie glaubte deshalb zu hören, wie jemand von „One Hundred Names“ sprach und wollte sofort wissen, worum es geht. Tatsächlich war aber die Rede von The Hunger Games. Ich persönlich liebe ja solche Anekdoten. :)

Die Idee zu ihrem aktuellen Roman – Die Liebe deines Lebens – kam ihr durch die Figur, die George Clooney in seinem Film Up in the Air verkörpert, nur dass ihr Charakter niemanden feuern, sondern Menschen vom Selbstmord abhalten sollte. Inspiriert wurde sie außerdem von dem Song Talk Me Down von der irischen Band Westlife. (Btw, ihre große Schwester ist mit einem der Bandmitglieder verheiratet.)

Die Hauptfiguren in ihren Büchern befinden sich häufig am Boden und sind an ihrem Tiefpunkt angelangt, doch Cecelia Ahern will sie wieder aufbauen und damit zeigen, das man alles durchstehen kann, denn alle Niederlagen machen uns stärker und wir sind häufig stärker als wir denken.

So ist es auch in ihrem neuen Werk, doch während Christine Adam zeigen will, wie schön das Leben sein kann, lernt sie durch ihn ebenfalls viel Neues über das Leben. Sie lernen einander besser kennen und begeben sich gemeinsam auf eine Reise der Selbsterkenntnis, die dafür sorgt, dass sie ihr Leben überdenken, Entscheidungen treffen und Veränderungen vornehmen.

Wie fast alle Romane von Cecelia Ahern spielt auch dieser in und um Dublin, wobei die Brücke als Setting auch symbolisch zu betrachten ist – also nicht nur als Brücke zwischen zwei Teilen von Dublin, sondern auch als Brücke zwischen zwei Abschnitten des Lebens.

Ab diesem Moment ging die Moderatorin dazu über auch Luise Helm ins Gespräch mit einzubeziehen, die die deutsche Stimme von Scarlett Johansson ist, was man weniger beim Sprechen, dafür aber umso deutlicher dann beim Lesen gemerkt hat. Am Sprechen bzw. Lesen von Hörbüchern gefällt ihr besonders gut, dass sie die Geschichten selbst interpretieren kann, während sie sich beim Synchronisieren an die Interpretation der entsprechenden Schauspielerin halten muss.

Daraufhin trug sie dann die wirklich bewegende Szene aus Die Liebe deins Lebens vor, in der Christine und Adam sich zum ersten Mal auf der Brücke begegnen.

Im Anschluss daran ging das Interview mit der Autorin weiter, die neben ihren Romanen auch noch Drehbücher schreibt, wobei es nun insbesondere um kommende Projekte ging. Obwohl sie selbst liebend gern Thriller und Krimis liest, kann sie sich nicht vorstellen selbst einmal einen richtigen Irish Thriller zu schreiben, höchstens als Kurzgeschichte oder Novelle. Es sei allerdings ihr Herzensprojekt einmal einen „old fashioned murder mystery“ Roman zu schreiben, dann aber in ihren ganz eigenen Stil.

Zur Zeit hat sie zwei bis drei neue Ideen und wird im Dezember entscheiden, welche davon sie von Januar bis Juni schreiben wird – je nach dem wer am lautesten „pick me“ schreit. Im Juli und August wird das Buch dann lektoriert, damit es schließlich im Herbst veröffentlicht werden kann. So sieht ihre jährliche Routine aus.

Auf die Frage, ob einer ihrer Charaktere später mal in einem anderen Buch wieder auftauchen wird, antwortete sie mit einem Lächeln: „You never know.“

Zum Schluss wurde dann noch über die Verfilmungen der Romane von Cecelia Ahern gesprochen. Die Dreharbeiten zu Für immer vielleicht sollen bereits abgeschlossen sein und der Film kommt nächstes Frühjahr in die Kinos (dt. Kinostart: 13.02.2014). Die Autorin war sogar am Set und freut sich schon sehr auf den Film. An zwei Sonntagen im Februar nächsten Jahres zeigt das ZDF dann außerdem zwei Fernsehfilme, u.a. mit Yvonne Catterfeld, zu denen sie die Drehbücher geschrieben hat. Sie sind auf irgendeine Weise mit dem aktuellen Roman verbunden, jedoch trotzdem eigenständig und unabhängig voneinander. Sowohl der Kinofilm als auch die Fernsehfilme wurden natürlich in Irland gedreht.

Dann war es auch leider schon wieder vorbei, doch bevor sie sich ans Signieren der unzähligen mitgebrachten (oder neu erworbenen) Bücher machte – ich selbst hatte fünf oder sechs dabei und habe mir dann noch das vorgestellte Buch gekauft -, bedankte sie sich noch bei den Zuhörer fürs Kommen und bei Margarete von Schwarzkopf sowie Luise Helm für die tolle Unterstützung.

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich SEHR froh bin diese Chance wahrgenommen zu haben, weil die Lesung wirklich großartig war, und ich froh bin, dass Dussmann sich offenbar endlich ein paar mehr Gedanken zu seinen Veranstaltungen gemacht hat, denn organisatorisch war diese Lesung von Cecelia Ahern mit Abstand die beste, die ich im Kulturkaufhaus bisher besucht habe.

Okt  04

[Lesung] Kerstin Gier

04. Oktober 2013 | 22:04 | Erlebt

Am 15. September hat Kerstin Gier ihr neues Jugendbuch Silber – Das erste Buch der Träume in Berlin vorgestellt und dadurch hatte ich zum zweiten Mal die Chance sowie das Vergnügen eine ihrer Lesungen zu besuchen. (Zusammen mit Lena, der ich auch die hier gezeigten Photos verdanke.)

Nach einer kurzen und traurigerweise abgelesenen Einführung, die vermutlich fast jeder Besucher der Lesung ohne Hilfsmittel besser hinbekommen hätte, kam Frau Gier dann auch schon auf die Bühne und war genauso lustig und charmant wie immer. Sie selbst hat zunächst ein paar Szenen aus dem Buch vorgelesen, die sie natürlich die ganze Zeit über fleißig kommentiert hat und damit für einige Lacher sorgte. So verriet sie uns z.B., dass für einen der männlichen Charaktere Rasier-Spaß-Ken (den gibt’s wirklich!) das Vorbild war und sie viele Szenen zu Hause durchspielt. Schließlich muss sie ja überprüfen, ob die so auch tatsächlich funktionieren, beispielsweise die Pampelmusen-Szene – bei Schwertkämpfen sei das allerdings etwas schwieriger. Einige Passagen hat sie dann sogar noch mit verschiedenen Dialekten vorgetragen, was ebenfalls zu lautem Gelächter führte.

Nach etwa einer Stunde, die wie im Flug vergangen ist, hat sie dieses Mal dann Fragen aus dem Publikum beantwortet. Sie erzählte, dass sie schon immer gern schrieb und all ihre Charaktere gleich lieb hat. Bei der Frage nach der Namensfindung gab sie zu, dass sie manchmal wirklich schwer zu finden sind, es aber Spaß mache sie zu suchen und es eine wirklich lange Beschäftigung sein kann. Der Titel des Buches ist natürlich auf den Namen der Protagonistin zurückzuführen, die glücklicherweise Silber heißt und nicht Schröder, denn „Schröder – Das erste Buch der Träume“ sei ja kein so schöner Titel, oder?

Von der Fortsetzung, die den kreativen Titel Silber – Das zweite Buch der Träume tragen wird, hat sie bisher erst 35 Seiten geschrieben. Nach der Lesereise wird sie dort ansetzen, braucht aber mindestens noch bis nächstens Jahr, weil sie in der Regel knapp ein Jahr an so einem Roman schreibt. Zuerst fängt sie immer mit dem Plotten sowie den Charakteren an und erst wenn die ganze Story Szene für Szene steht, beginnt sie mit dem eigentlichen Schreiben.

Dafür wird sie, ääh, nein, Secrecy dann (so ungefähr nach der Lesereise) bald wieder etwas auf ihrem Blog posten um die Wartezeit ein wenig zu verkürzen. Wer sich in Wirklichkeit (also im Roman) hinter Secrecy verbirgt, hält sie sich aber noch offen.

Von der Edelsteintrilogie wird es hingegen keinen weiteren Band geben, die Serie ist für Kerstin Gier definitiv abgeschlossen.

Ihre Jugendbuchserien spielen ja beide in London. Das liegt zum einen daran, dass ihr London so gut gefällt und sie dann einen guten Grund hat wieder hinzufahren, und zum anderen daran, dass sich die Bücher besser ins Ausland verkaufen lassen, wenn sie nicht in Deutschland spielen.

Im Anschluss an den Frageteil wurde natürlich noch signiert, wobei ich zur Abwechslung einmal nur ein einziges Buch dabei hatte, da alle anderen schon von ihr signiert wurden. Beim Signieren bekam außerdem jeder Besucher – sofern sie gereicht haben, was ich nicht genau weiß – einen kleinen silbernen Schlüssel geschenkt. Das war eine echt schöne Überraschung und ich finde den sogar so schön, dass ich ihn mir gern an eine Kette hängen würde, bin jedoch noch auf der Suche nach einer passenden, weil es gar nicht so leicht ist eine in dunklem Silber zu bekommen.

Insgesamt war es also ein toller Nachmittag und falls Kerstin Gier mit der Fortsetzung im nächsten Jahr erneut nach Berlin kommt, bin ich bestimmt ebenfalls wieder dabei.

Mrz  27

[Lesung] Kai Meyer

27. März 2013 | 12:27 | Erlebt

Am 27. Februar ist Kai Meyer nach langer Zeit – zumindest kam es mir ziemlich lang vor – mal wieder in Berlin gewesen um aus seinem neuen Roman Asche und Phönix zu lesen und natürlich war ich dabei, zumal ich mir schon vor Wochen, wenn mich nicht alles täuscht sogar als Erste, einen Platz reservieren ließ. Das war auch gut so, denn in der zugegebenermaßen ziemlich kleinen Buchhandlung und dem noch kleineren Bereich, in dem der Autor dann saß, war nicht gerade viel Platz – einige Gäste mussten wohl sogar stehen. Mit von der Partie waren außerdem noch einige andere Bloggerinnen: Miss Bookiverse, captain cow und Ramona. Letzterer ist es auch zu verdanken, dass der Beitrag doch noch ein Photo enthält, denn bei meiner Kamera war natürlich der Akku leer.

Nachdem die Zeit dann gekommen war, begann der Abend mit überaus lustigen Erzählungen über die persönliche Beziehung zwischen dem Autor und dem Besitzer der Buchhandlung, insbesondere wie die Beiden sich vor zwanzig Jahren kennen lernten, und auch ein wenig über die Buchhandlung Otherland selbst.

Nach dieser kurzen amüsanten Einführung fing Kai Meyer an ein wenig über sich und sein neues Buch sowie die Figuren darin zu erzählen. So gestand er z.B., dass er sich einhundertfünfzig Jahre alt fühlt, wenn erwachsene Frauen zu ihm kommen und ihm sagen, dass sie seine Bücher schon als Kind gelesen hätten.

Dass er an diesem Abend in der Otherland Buchhandlung gelesen hat, war sein eigener Wunsch, weil er es dort sehr schön findet. Als Teenager hat er viel Fantasy und Horror gelesen und sich immer so eine Phantastikbuchhandlung in seiner Nähe gewünscht – solche gibt es nämlich kaum noch in Deutschland.

Asche und Phönix gehört für Kai Meyer eher ins Genre Horror als Fantasy, wie es vom Verlag kategorisiert wurde, nur eben mit etwas jüngeren Hauptfiguren, immerhin ist es eine Teufelspaktgeschichte. ‚Glamour’, die fiktive Filmreihe innerhalb des Romans, beschrieb er als eine Mischung aus Harry Potter, Twilight und Eragon.

Dann folgte die eigentliche Lesung, bei der der Autor selbst zwei verschiedene Szenen aus Asche und Phönix vorlas, eine eher vom Anfang und eine aus dem Mittelteil. Zu meiner Überraschung enthielten die paar Seiten schon erstaunlich viele Flüche und Schimpfwörter für ein Jugendbuch aus dem Carlsen Verlag, aber auch viele amüsante Stellen. Insgesamt hat Kai Meyer knapp fünfundvierzig Minuten gelesen, während ihm seine Zuhörer gebannt lauschten, unterbrochen nur durch ein Handyklingeln, das er jedoch mit Humor nam.

Darauf folgte der für mich immer interessanteste Teil einer Lesung, ich nenne sie einfach mal die Fragerunde, bei der alle Anwesenden den Autor mit ihren Fragen löchern durften.

Über seinen nächsten Roman, der wieder bei Carlsen erscheinen wird, verriet er, dass es wieder ein Einzelband sein würde und er voraussichtlich Ende 2013/Anfang 2014 erscheint. Generell möchte er im Moment eher weg von Serien und mehr Einzelbände schreiben, was ich persönlich sehr begrüßen würde. Sein nächstes Buch handelt vom Weltuntergang, ist aber keine Dystopie. Es werden ein paar Millionen Geister darin vorkommen, aber keine richtige Liebesgeschichte. Es wird wieder action- und temporeich, es ist eine Art apokalyptische Road Movie Geschichte. Der Arbeitstitel lautet „Smile“, aber das wird vielleicht nicht der endgültige Titel sein. Die Handlung beginnt in Südspanien, in der einzigen Wüste Europas, und verweilt dort etwa zwei Drittel des Buches.

Für die Recherche macht er häufig Urlaub an den entsprechenden Handlungsorten, so ist er z.B. auch die ganze Strecke durch Frankreich aus Asche und Phönix abgefahren und war für die Arkadien-Trilogie auf Sizilien. Ansonsten nutzt er auch Google Earth, was manchmal sehr hilfreich ist, aber er findet es doch ganz gut, wenn man einmal live vor Ort war. Zumindest bei seinen Gegenwartsromanen versucht er es immer, bei historischen Romanen bringt es meistens nicht so viel. Außerdem liest er auch viel Sach- und Fachliteratur um für seine Bücher zu recherchieren.

Die Frage nach weiteren Hörspielen zu neueren Werken musste er im Allgemeinen eher verneinen, weil der Markt kollabiert sei und Hörspiele generell immer seltener werden. Zumindest die Merle-Trilogie kommt aber noch als Hörspiel heraus, sogar noch vor dem Sommer.

Nachdem er als neuer Autor anfangs überhaupt kein Mitspracherecht hatte, was den Titel oder das Cover eines Buches betrifft, so kann er inzwischen Titel-Vorschläge abgeben. Manchmal werden sie genommen, manchmal nicht, aber die endgültigen Titel sind oftmals seine eigenen, sodass er generell sehr zufrieden mit ihnen ist. Seit 2000 hat er auch bei seinen Covern relativ viel Mitspracherecht, wobei das vom jeweiligen Verlag abhängig ist. Carlsen entscheidet lieber selbst über die Cover, während Lübbe ihn dazu befragt. Mit den Jahren (und seinem Erfolg) hat sein Einfluss darauf also zugenommen.

Seine Lieblingsfiguren aus seinen eigenen Werken sind Rosa aus der Arkadien-Trilogie und Aura aus Die Alchimistin. Letztere hatte wohl schon einen kleinen Gastauftritt in Arkadien, bekommt vielleicht aber eine größere Rolle im vierten Band der Reihe, wenn es dazu kommt.

Sein liebstes Eigenwerk ändert sich eigentlich permanent, aber er hängt sehr an Das zweite Gesicht, das im Handel nicht gut gelaufen ist, und in den zwanziger Jahren in Berlin spielt. Die Arkadien-Serie mag er auch besonders und das, so meint er, noch in zehn Jahren.

Laut Kai Meyer boomt die Phantastik erst seit der Jahrtausendwende wieder, weshalb seine phantastischen Romane anfangs niemand verlegen wollte, woraufhin er zunächst historische Romane mit phantastischem Einschlag schrieb. Die Alchimistin war das erste Buch von ihm, das es auf die Bestsellerliste geschafft hatte, weshalb es ihm ebenfalls sehr viel bedeutet. Es wurde zuerst als historischer Roman verkauft, obwohl es eigentlich Phantastik ist. Die Überarbeitung von Die Alchimistin, die vorletztes Jahr erschienen ist, beschränkt sich hauptsächlich auf die sprachliche Gestaltung, damit die ersten beiden Bände dann sprachlich auf dem Niveau des dritten Bandes sind, und das zusätzlich hinzugefügte Bonusmaterial. Am Inhalt hat er bis auf wenige Kürzungen kaum etwas geändert.

Auch Das zweite Gesicht hat er für die Sonderausgabe nur sprachlich ein bisschen überarbeitet. Von seinem Roman Göttin der Wüste wird es im nächsten Jahr außerdem ebenfalls eine auf 666 Exemplare limitierte Sonderausgabe geben.

Die Vertragsverhandlungen zu einer möglichen Verfilmung von Arkadien laufen schon seit einem Jahr. Geplant ist sie als Serie, das steht aber alles noch in den Sternen. Die Option für Die Sturmkönige wurde dagegen bereits verkauft, an einen Deutschen in den USA. Diese Optionen laufen aber meistens nur für ein Jahr und in dieser Zeit müssen die Produzenten dann die Finanzierung des Films auftreiben.

Drehbücher schreibt Kai Meyer selbst inzwischen nicht mehr, weil er keine Lust mehr auf die endlosen Diskussionen mit Produzenten und Fernsehredakteuren hat. Auf die Verfilmung von Das Gelübde hatte er keinen Einfluss, findet den Film aber toll.

Kai Meyer hat sowohl Bücher für Erwachsene, als auch für Kinder und Jugendliche geschrieben, macht inzwischen aber kaum noch einen Unterschied zwischen den Zielgruppen, wenn er an einem Roman schreibt, und wenn doch, dann nur unbewusst. Meistens ändert sich nur das Alter der Hauptfiguren, aber inhaltlich gibt es kaum Differenzen, außer dass bei einem Jugendbuch vielleicht mal etwas zu blutig geratene Sätze gestrichen werden. Die Sturmkönige ist allerdings trotz der jungen Hauptfiguren ein Buch für Erwachsene. Die meisten Leute haben sich jedoch mehr über die eine Sexszene aufgeregt als über die vielen brutalen Szenen, obwohl diese stellenweise sehr blutig sind.

Zur Entstehungsgeschichte von Asche und Phönix erzählte er, dass er etwas über einen Teufelspakt schreiben wollte und das Buch an der Côte d’Azur spielen sollte. Dann kam das Thema ‚Ruhm’ hinzu, was er mit den Leuten anstellt, wie weit man dafür geht, aber ohne zu predigen.
Außerdem mag er auch den Antagonisten des Romans sehr gern und wollte ihm zumindest ein paar sympathische Züge geben, denn er hat die Figur sehr gern geschrieben.

Als irgendwann schließlich alle Fragen beantwortet waren, ging es, nach dem Applaus versteht sich, dann nur noch ans Signieren. Ich hatte – welch ein Wunder! – nur ein einziges Buch dabei, nämlich Asche und Phönix. Aber wenn mir dieses Buch genauso gut gefällt wie Arkadien, werde ich sicher bald anfangen mir noch seine anderen Werke zuzulegen.

Jan  30

[Lesung] Cornelia Funke

30. Januar 2013 | 21:08 | Erlebt

Am Samstag, 24. November 2012, machte Cornelia Funke auf ihrer Lesereise zu Reckless – Lebendige Schatten in Berlin halt und da ich die Lesung zum ersten Teil nicht besucht hatte, wollte ich dieses Mal die Gelegenheit wahrnehmen.

Extra für diese Lesung (und den Besuch einer Freundin) kam Shiku nach Berlin und so hatte ich die Möglichkeit sie endlich mal persönlich kennen zu lernen. Dank des ausgemachten Erkennungszeichens – ein Gryffindor-Schal – habe ich sie auch gleich erkannt, sodass wir uns noch vor der Lesung ein wenig unterhalten konnten.

Während der Veranstaltung trennten uns, wie ich durch Shikus Bericht erfahren habe, ganze zehn Reihen, denn da ich meine Karte schon Monate im voraus gekauft hatte, hatte ich das Glück in der allerersten Reihe zu sitzen. [Das war auch gut so, da ich meinen voll gepackten Trolley in keine andere Reihe hätte mitnehmen können, denn natürlich hatte ich alle meine Bücher von Cornelia Funke dabei. *g*]

Das Theater war auf jeden Fall gut gefüllt und nach einer kurzen Einführung sowie einer kleinen Licht-und-Schatten-Motten-Show betraten Cornelia Funke und Rainer Strecker die Bühne, Beide in wundervollen Kostümen. [Das Kostüm von Cornelia Funke stammte sogar von einer Oscar-prämierten Kostümdesignerin, mit der die Autorin befreundet ist und die z.B. für die Kostüme in The King’s Speech verantwortlich war.]

Rainer Strecker, der unter anderem auch die Hörbücher zu Reckless gelesen hat, und Cornelia Funke, die mir Beide auf Anhieb sehr sympathisch waren, haben dann gemeinsam ein paar Kapitel aus dem zweiten Teil der Serie gelesen. Das haben sie auch wirklich fantastisch gemacht! Selten war ich von einer Lesung so gefesselt und gerade das Wechselspiel zwischen ihnen hat mir sehr gut gefallen. Sie haben nämlich nicht immer jeder ein ganzes Kapitel gelesen, sondern sich ergänzt, einfach toll! Wenn mir irgendwann nach einem Re-Read der Reihe sein sollte, werde ich garantiert zu den Hörbüchern greifen.

Begleitet wurden sie sowohl von schöner Musik zwischen den Kapiteln als auch von einer Bilder-Präsentation. Letztere war zwar nicht weltbewegend, aber immerhin eine nette Zugabe.

Nach den ersten paar Kapiteln war es dann an der Zeit für ein kurzes Interview mit der Autorin, wobei das Publikum leider keine Fragen stellen durfte. Cornelia Funke verriet z.B., dass sie selbst am ehesten wie Fuchs und Jacob ist und ihre Romane wieder erst einmal auf Papier schreibt statt am PC. Sie schreibt jeden Tag, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten.

Sie ist fasziniert von Märchen, findet sie aber auch sehr unheimlich. Es gibt für sie kein Wohlfühl-Märchen und sie hat das „und sie lebten glücklich bis ihr Lebensende“ nie geglaubt. Sie denkt sogar, dass niemand Märchen wirklich mag bzw. schön findet. [Das kann ich aber definitiv NICHT bestätigen.]

Bezogen auf Reckless – Lebendige Schatten verriet sie, dass darin vor allem ‚Blaubart’, ‚Der gestiefelte Kater’ sowie ‚Rotkäppchen’ eine Rolle spielen. [Eine Frage an alle, die das Buch bereits gelesen haben: Habt ihr den Bezug zu ‚Rotkäppchen’ entdeckt? Die ersten beiden Märchen konnte ich finden, letzteres ist mir aber irgendwie entgangen.]

Im Moment ist Cornelia Funke auf der Suche nach russischen Märchen, um die soll sich nämlich alles im dritten Teil drehen. Bisher hat sie schon zweihundertsechzig Seiten des Buches geschrieben, also etwa zwei Drittel, wobei sie es nicht für ausgeschlossen hält, dass es länger wird als gedacht. Momentan sind insgesamt fünf Bände geplant, die Autorin wollte sich da jedoch nicht endgültig festlegen. Der vierte soll sich mit asiatischen Märchen beschäftigen, der fünfte dann mit Märchen aus Nordafrika sowie Spanien.

Für Cornelia Funke sind gute und vor allem sympathische Hauptfiguren besonders wichtig. Man muss die Charaktere mögen, wenigstens zum Teil. Sie selbst liebt ihre Figuren sehr und hat auch immer ein schlechtes Gewissen, wenn sie Jacob wieder verletzt.

Auf ein paar persönliche Fragen hin offenbarte sie, dass sie eine Leidenschaft für Achterbahnen und schnelle Autos hat, sich vor tiefem Wasser fürchtet und wahrscheinlich nie in Rente gehen wird, sondern eher mit einem Stift in der Hand tot umfällt.

Nach diesen wirklich interessanten Antworten folgten noch einmal zwei spannende Kapitel aus dem Buch, die mir richtig Lust auf diese Fortsetzung gemacht haben, weshalb ich sie auch noch am gleichen Tag begonnen habe.

Im Anschluss konnte man sich dann eine Signatur der Autorin sowie von Rainer Strecker abholen. Das ganze Verfahren war aber ziemlich enttäuschend. Von Anfang an wurde gesagt, dass jeder nur zwei Bücher signieren lassen dürfe und NIEMAND eine persönliche Widmung bekäme – das würde angeblich zu lange dauern. Das fand ich wirklich sehr schade, zumal gerade bei einer deutschen Autorin niemand ein Problem haben dürfte seinen Namen zu nennen und gegebenenfalls zu buchstabieren. Ich weiß nicht, ob das vom Theater, vom Verlag oder der Autorin ausging, aber auf jeden Fall war es ärgerlich, denn die Karten haben doch relativ viel Geld gekostet und ein ‚für XY’ ist doch eigentlich wirklich nicht zu viel verlangt, vor allem wenn die Anzahl der Bücher von vorne herein limitiert wird.

Dank Shiku und ihrer Begleitung, die selbst keine Bücher mitgebracht hatte, habe ich meine Bücher zum Glück nicht alle umsonst mitgeschleppt, aber ansonsten hat es Shikus Vergleich mit Fabrikarbeit gut getroffen. Anstellen, Buch hinlegen, schnelle Unterschrift abholen und fertig. Ein persönlicher Kontakt mit der Autorin war damit im Prinzip unmöglich, man konnte sich höchstens bedanken. Sehr schade, denn die meisten Fans warten, genau wie ich, gern ein bisschen länger, wenn sie dafür die Möglichkeit haben mal zwei Worte mit dem Autor/der Autorin zu wechseln.

Das Theater schien es jedenfalls auch sehr eilig zu haben, denn ich bzw. wir wurden schon aufgefordert zu gehen ehe ich meine Bücher wieder eingepackt hatte. Dazu ein Zitat von Shiku, das ich so nur unterschreiben kann: „Hatten wir zwar ohnehin vorgehabt, aber danke fürs Drängeln.“

Glücklicherweise war der Tag damit aber noch nicht gelaufen, denn danach ging es gemeinsam zu Pizza Hut, wo wir uns noch ein wenig länger über Bücher, Filme und was weiß ich noch ausgetauscht haben. Es war schön dich persönlich getroffen zu haben, Shiku, von mir aus können wir das gern mal wiederholen. Ich hoffe, wir sehen uns im nächsten Frühjahr zur Messe in Leipzig – da gibt’s übrigens auch ein Pizza Hut. ;)

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