Beiträge mit dem Schlagwort 'Lesung'

Aug  25

[Lesung] Isabel Bogdan

25. August 2020 | 21:06 | Erlebt

Am 09. März 2016 habe ich in der Buchhandlung ocelot in Berlin die überaus gut besuchte Lesung der Autorin und Übersetzerin Isabel Bogdan aus ihrem kürzlich erschienenen Roman Der Pfau besucht. Nach einer kurzen Vorstellung der Autorin durch die Moderatorin Katy Derbyshire, selbst Übersetzerin, erzählte sie ein wenig über sich und ihr neues Werk.

Das schottische Setting kenne sie deshalb so gut, weil sie selbst auf genau dem gleichen Anwesen gewesen sei. Dort habe man ihr die Geschichte von dem verrückten Pfau erzählt und sie habe sie so abgefahren gefunden, dass sie unbedingt ein Buch daraus habe machen wollen, natürlich mit Erlaubnis. Ursprünglich sei nur eine kurze Geschichte geplant gewesen, später habe sie dann einen Roman daraus gemacht. Um ihn jemals fertig zu schreiben, habe sie jedoch den Termindruck gebraucht, daher habe sie sich eine Agentin geholt – weniger für die Verlagskontakte, sondern hauptsächlich zum Peitsche schwingen.

Auf die Bitte der Moderatorin trug Isabel Bogdan dann in sehr amüsantem Ton den Anfang des Buches vor und erntete dabei viele Lacher. Danach setzen die beiden ihr Gespräch fort, das die ganze Zeit über ausgesprochen unterhaltsam war.

Das Cover liebe die Autorin total, im Sommer könne man damit bestimmt sogar super flirten. Die Moderatorin möge hingegen vor allem das authentische Setting, einschließlich der ungenügenden Sanitäranlagen. Isabel Bogdan habe über diese Klischées gar nicht nachgedacht, weil sie bereits seit 25 Jahren zu diesem Anwesen fahre und daher alles genau kenne. Das Anwesen sei gefühlt am Ende der Welt, also sehr abgeschieden, trotzdem sei Leben in der Bude, da die Tür immer offen stehe. Deshalb fahre sie da auch so gerne hin.

Welche Schauspieler sie sich für ihre Figuren wünschen würde? Die Autorin hatte etwas Mühe darauf eine Antwort zu finden, da sie keine große „Filmguckerin“ sei. Sie könne sich Charlotte Rampling als Lady, Andie MacDowell als die Chefin und Emma Watson als Teambuilderin vorstellen. Als Lord würde sie sich Alan Rickman wünschen, sofern das noch möglich wäre. „Wenn die BBC das dann jetzt bitte kaufen würde?“

Schreiben und Übersetzen seien für sie zwei völlig verschiedene Sachen und beide auf ihre eigene Weise sehr schwierig. Wie wahrscheinlich nahezu jeder andere Übersetzer, habe sie es immer gehasst gefragt zu werden, ob sie nicht auch einmal etwas Eigenes schreiben wolle, weil dadurch unterschwellig suggeriert werde, dass jeder Übersetzer eigentlich lieber selbst schreiben würde und vielleicht nur nicht dazu in der Lage sei. Tatsächlich sei sie eher über das Bloggen als das Übersetzen zum Schreiben gekommen und habe es irgendwann einfach einmal ausprobieren wollen etwas Fiktionales zu schreiben. Nachdem sie als Übersetzerin immer fremde Stimmen hätte nachahmen müssen, habe sie als Autorin aber erst einmal ihren eigenen Stil finden müssen. Der „Sound“ sei hingegen durch die Figuren vorgegeben gewesen und sie habe versucht einen britischen, ironischen und unterkühlten Ton anzuschlagen.

Isabel Bogdan habe eigentlich immer geglaubt, dass Schreiben viel schwieriger sei als Übersetzen, Zoë Beck sei da jedoch anderer Meinung gewesen: Sie könne ihre Gedanken als Autorin so zum Ausdruck bringen, wie sie es wolle, während ein Übersetzer darüber nachdenken müsse, wie der Autor etwas auf Deutsch ausgedruckt hätte, wenn er das Buch auf Deutsch geschrieben hätte. Wenn sie [Zoë Beck] Mist schreibe, könne sie es einfach löschen, ein Übersetzer könne es hingegen höchstens schön umschreiben, müsse aber grundsätzlich auch inhaltlichen Blödsinn drin lassen. Zoë Beck habe Isabel Bogdan demnach einen neuen Blickwinkel gezeigt, als sie beim Shoppen einmal darauf zu sprechen kamen.

Es folgte ein weiterer, in der Tat sehr amüsanter Ausschnitt aus Der Pfau, der laut der Moderatorin immer lustiger werde, ehe das Interview fortgesetzt wurde.

Der Lord und die Lady hätten, im Unterschied zum Anwesen, keine realen Vorbilder und seien somit rein fiktiv. Die Banker haben einen größtmöglichen Gegensatz zum einfachen Leben auf dem Land bilden sollen und seien das eleganteste gewesen, das ihr eingefallen sei. Für die Autorin hätten auch alle Figuren ein konkretes Gesicht gehabt, obgleich im Buch selbst keine Äußerlichkeiten beschrieben werden.

Beim Schreiben habe es sie sehr beruhigt, dass andere Autoren ebenfalls behaupteten, gar nicht zu wissen, wie das eigentlich gehe, denn so sei es auch Isabel Bogdan gegangen. Insgesamt habe sie während des Prozesses allerdings kaum Dinge streichen müssen, abgesehen von einer Randfigur, die ihr kurzzeitig durch den Kopf gegangen sei.

Was sie den Übersetzern ihres Romans raten würde? Sie würde einfach darauf vertrauen, dass sie ihren Job richtig machen, weil sie sich das auch immer erhoffe. Es sei ihr auch nicht schwer gefallen das Buch für die Hörbuch-Produktion in gewisser Weise aus der Hand zu geben. Christoph Maria Herbst verstehe schon etwas von seinem Handwerk.

Zum Ende der Lesung betonte die sympathische Autorin noch einmal, wie sehr sie sich über die große Begeisterung der Leser, des Handels und der Internetgemeinschaft freue. Sie könne es immer noch nicht ganz begreifen und habe nicht mit diesem Erfolg gerechnet. Sie freue sich über jede Rezension, solange sie freundlich sei. Das Medium, also ob Blog oder Zeitung, wäre ihr egal, entscheidend sei allein die Qualität. Über manch eine Blog-Rezension freue sie sich ebenso sehr wie über eine Besprechung in einer Zeitung. Sie könne aber auch verstehen, wenn Blogger, die sonst nur Fantasy lesen, mit ihrem Buch nicht viel anfangen können.

Isabel Bogdan wollte auch 2016 wieder auf dem besagten Anwesen Urlaub machen und habe auch keine Angst vor neuen Pfau-Touristen. Schade sei nur, dass die Original-Gastgeber kein Deutsch und daher auch das Buch nicht lesen könnten, auch wenn sie natürlich ein Exemplar von ihr bekommen hätten.

Jul  03

[Lesung] Julie Kagawa

03. Juli 2020 | 23:55 | Erlebt

Am 28. Oktober 2015 kam Julie Kagawa, die Autorin so bekannter Fantasy-Reihen wie Plötzlich Fee, Unsterblich und Talon, nach Deutschland und las unter anderem auch in Berlin, sodass ich ebenfalls die Gelegenheit hatte die Autorin einmal persönlich zu treffen.

Die Lesung fand in einer Art Bar mit dem schönen Namen „Mein Haus am See“ und einer recht schummrigen Atmosphäre statt. Sie war sehr gut besucht und begann, wie so oft, mit einer kurzen Vorstellung der Autorin, in diesem Fall durch die LiteraturInitiative Berlin. In Deutschland und Berlin sei sie zum ersten Mal, deshalb freue sie sich auch sehr darauf sich am nächsten Tag die Stadt anzusehen. Auf Nachfrage bestätigte die Autorin, dass die Plötzlich Fee Reihe definitiv beendet sei. Sie habe damit abgeschlossen und die Charaktere an einer guten Stelle zurückgelassen.

An diesem Abend ging es daher vor allem um ihren Roman Talon – Drachenzeit, den ersten Band ihrer damals neuen Reihe, der genau ein Jahr zuvor auf Englisch erschienen war und nun ebenfalls kurz vorgestellt wurde. Im Mittelpunkt stünden die beiden Zwillinge Ember und Dante, die etwas ganz Besonderes seien. Es handele sich bei ihnen um Dachen, die Menschengestalt annehmen könnten und nun ein Jahr unter Menschen leben dürften.

Im Anschluss beantwortete die Autorin ein paar erste Fragen zu sich und ihrer Arbeit. Sie liebe es Jugendbücher zu schreiben, einschließlich des ersten Kusses und der ersten Liebe, weil Bücher für diese Altersgruppe so viele Möglichkeiten bieten würden. Sie fühle sich damit deutlich wohler und habe eher Schwierigkeiten damit für Erwachsene zu schreiben. In ihren Werken müsse auch immer ein phantastisches Element enthalten sein. Sie habe zwar versucht zeitgenössische Geschichten zu schreiben, es habe aber immer irgendetwas gefehlt bzw. es seien dann eben trotzdem Vampire oder Feen aufgetaucht. Sie schreibe einfach, was sie selbst am liebsten lese.

Sie sei ein echter Geek, weshalb, neben Büchern und Filmen, auch Animes und Videospiele sie sehr oft inspirieren würden, vor allem wenn ein Spiel eine tolle Geschichte erzähle und Charaktere habe, mit denen man sich gut identifizieren könne, sodass man kaum noch aufhören könne zu spielen.

Drachen hätten sie schon seit ihrer Kindheit begeistert, weil es so komplexe, mythologische Wesen seien, so unterschiedlich wie Smaug (Der Hobbit) und Ohnezahn (Drachenzähmen leicht gemacht). Sie hätten viele verschiedene Facetten und seien nicht immer nur gut, wie beispielsweise Einhörner. Sie habe es sehr interessant gefunden sich vorzustellen, was ein Drache in der modernen Welt wohl machen würde. Auch japanische Mythologie interessiere sie grundsätzlich sehr, insbesondere die Kitsune-Mythen, weshalb sie auch schon eine Geschichte darüber geschrieben habe, die sie gern weiterentwickeln würde.

Dann wurde ein Kapitel vom Anfang des Buches vorgelesen, das auch die Lieblingsszene der Autorin beinhaltete. Der Ausschnitt wurde auch durchaus packend vorgetragen, für meinen Geschmack dauerte diese Unterbrechung insgesamt jedoch viel zu lang, zumal ich vielmehr der Fortsetzung des Interviews entgegen gefiebert habe.

Die vorgelesene Szene gehöre zu ihren liebsten, weil sie Garretts totale Loyalität zeige, sehr ereignisreich wäre und einen mächtigen Drachen enthalte. Außerdem zeige sie, in welchem Glauben in Bezug auf Drachen er aufgewachsen sei. Ember sei ganz anders, weshalb sie und Garrett sich so gut ergänzen würden. Es sei eigentlich ziemlich einfach gewesen aus ihren beiden Perspektiven zu schreiben, gerade weil sie so unterschiedlich seien. Daraufhin trug Julie Kagawa selbst eine kurze Szene auf Englisch aus der Mitte des Buches vor, ehe die Fragegrunde mit Fragen aus dem Publikum fortgesetzt wurde.

Sie liebe die deutschen Cover ebenso sehr wie die amerikanischen Originale. Den ersten Band der Firelight Trilogie von Sophie Jordan habe sie gelesen und kenne dementsprechend die Gemeinsamkeiten. Es gebe aber auch viele Unterschiede, denn bei ihr ginge es mehr um diese alten, wahren Drachen. Universal Pictures habe die Filmrechte an Talon bereits erworben, aber ob daraus ein Film entstünde, könne man noch nicht sagen. Paramount habe beispielsweise die Rechte an Blood of Eden (Unsterblich) besessen, diese Option sei inzwischen aber wieder ausgelaufen und die Rechte somit wieder verfügbar.

Final Fantasy X sei eines ihrer Lieblingsspiele. Generell liebe sie Spiele mit tragischen Enden und toller Atmosphäre. Neil Gaiman sei einer ihrer Lieblingsautoren, Harry Potter zähle zu ihren Lieblingsbüchern. Zuletzt habe sie An Ember in the Ashes (Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken) gelesen und das ebenfalls toll gefunden.

Von ihren eigenen Werken sei The Iron Queen (Plötzlich Fee – Herbstnacht) ihr Lieblingsbuch, insbesondere wegen des epischen Kampfes und weil die Protagonistin darin zu sich selbst finde. So habe die Serie ursprünglich auch enden sollen, doch der Verlag habe auf ein anderes Ende oder aber ein weiteres Buch bestanden, weil die Fans sie sonst hassen würden, also habe sie ein weiteres Buch mit Happy End geschrieben. Zu The Iron Knight (Plötzlich Fee – Frühlingsnacht) berichtete sie, dass Ash es ihr wirklich nicht leicht gemacht habe. Es sei sehr schwierig gewesen über ihn und aus seiner Perspektive zu schreiben bzw. herauszufinden, was er denkt.

Nach dem ganzen Twilight Hype habe sie eigentlich keine Vampir-Serie schreiben wollen, aber durchaus etwas düsteres, post-apokalyptisches. Eine Welt habe sie auch schon im Kopf gehabt, jedoch noch keine Charaktere dazu. Der Verlag habe dann Vampire vorgeschlagen und schließlich habe sie dann beide Ideen vereint. So sei die Blood of Eden Reihe entstanden.

Damit endete der wirklich schöne Abend leider auch schon und dank der guten Moderatorin, die die Antworten der Autorin hervorragend übersetzt hat, habe ich ihn in sehr guter Erinnerung behalten. Im Anschluss konnte man sich natürlich noch Bücher signieren lassen – für diesen Zweck hatte ich mir im Vorfeld die amerikanischen Ausgaben von Talon sowie The Forever Song besorgt. Ersteres, weil ich das amerikanische Cover deutlich besser finde; letzteres, weil damals noch nicht absehbar war, ob der dritte Band überhaupt auf Deutsch erscheint, was inzwischen jedoch glücklicherweise geschehen ist.

Am darauffolgenden Tag durfte ich darüber hinaus zusammen mit ein paar anderen Bloggern an einem Meet & Greet mit der Autorin teilnehmen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Gemeinsam mit der Autorin haben wir zu Fuß eine kleine Sightseeing-Tour gemacht, beginnend auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor, über den Reichstag bis zum Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten. Zum Abschluss gab es dann noch für alle eine typische Spezialität Berlins: Currywurst.

Während wir unterwegs waren, plauderte Julie Kagawa aus dem Nähkästchen, wie man so schön sagt, und beantwortete all unsere Fragen. Alles konnte ich mir nicht merken, doch ein paar interessante Informationen habe ich mir später notiert:

Die Autorin habe japanische Wurzeln, denn ihr Vater sei Japaner und sie damit zur Hälfte auch. In ihrer Freizeit spiele sie gern Videospiele, bastele kleine Figuren, die sie online verkaufe, und mache zusammen mit ihrem Mann Martial Arts. Ihr Lieblingsfilm mit Drachen sei Drachenzähmen leicht gemacht, natürlich wegen Ohnezahn. Ihr Lieblingsbuch mit Drachen sei Song in the Silence von Elizabeth Kerner.

Insgesamt war dieser kleine Stadtrundgang also ein sehr gelungenes Meet & Greet, das viel Spaß gemacht hat und ich jederzeit gern so wiederholen würde.

Nov  21

[Lesung] Ule Hansen

21. November 2019 | 23:50 | Erlebt

Am 08. März 2016, kurz vor der Leipziger Buchmesse, besuchte ich die exklusive Buch-Premiere von Ule Hansen, also Astrid Ule und Eric T. Hansen, und ihres gemeinsamen Thrillers Neuntöter in einer wirklich tollen und gut besuchten Location, der Joseph Roth Diele. Zur Begrüßung erhielt jeder geladene Gast sowohl das Buch als auch das Hörbuch und während man auf den Beginn der eigentlichen Veranstaltung wartete, wurde man gut bewirtet und von maskierten Künstlern mit Live-Musik unterhalten.

Die Veranstaltung, die aus einer Lesung, einem Gespräch mit dem Autoren-Duo, einer Fragerunde sowie einer anschließenden Signierstunde bestand, begann mit einer Einführung durch die Programmleiterin des Heyne Verlags und wurde anschließend von Thekla Dannenberg moderiert.

Zunächst stellten die Autoren, die beide viel Erfahrung mitbringen und unabhängig voneinander schon seit Jahren schreiben würden, sich selbst vor. Astrid Ule sei Deutsche, Eric T. Hansen sei Amerikaner, und beide würden schon seit etwa zwanzig Jahren in Berlin leben. Der Psychothriller Neuntöter, benannt nach dem gleichnamigen Vogel, sei ihr erster gemeinsamer Roman.

Nachdem ein paar der Anwesenden mit Whiskey auf das Buch angestoßen hatten, wurden schließlich die ersten beiden Kapitel daraus vorgelesen. Danach versuchte die Moderatorin ein Gespräch mit den Autoren zu beginnen, was sich allerdings etwas schwierig gestaltete, da die Moderatorin ziemlich langsam sprach und ständig seltsame, viel zu lange Pausen machte. Es kam daher mehrfach vor, dass die Autoren bereits zur Antwort auf eine Frage angesetzt hatten, dann aber wieder von ihr unterbrochen wurden, weil sie offenbar doch noch nicht fertig war.

Zunächst ging es um die Protagonistin, die Fallanalystin Emma Carow. Emma könne Kriminelle sehr gut verstehen, doch mit normalen Männern, also als Single, falle ihr der Umgang mit ihnen schwer. Außerdem hätten sie die Hauptfigur bewusst ambivalent, selbstzerstörerisch und anstrengend ausgestaltet.

Eric T. Hansen habe vor allem das Risiko fasziniert, das jede Frau eingehe, weil Männer schwer einzuschätzen seien und viele Frauen irgendwann einmal mit dem Thema Vergewaltigung konfrontiert würden, entweder als Opfer oder zumindest mit der Angst davor. Es habe ihn schon immer beschäftigt, dass Frauen bei Sex irgendwann auch immer an Vergewaltigung denken würden, während er als Mann Sex gedanklich eigentlich nie mit Gewalt verbunden habe.

Ursprünglich hatte Neuntöter ein zeitgenössischer Roman werden sollen, die Geschichte habe so aber nicht funktioniert, also hätten sie alle schönen Stellen entfernt und stattdessen Dunkelheit hinzugefügt.

Das Schreiben zu zweit sei ausgesprochen zeitaufwendig. Jeder schreibe die Fassung des anderen um, weil er seine Ideen besser finde, wodurch das ganze sehr lange dauern würde. Dieser Prozess sei nicht harmonisch, sondern eher kämpferisch, als würden zwei Spieler bei einem Online-Spiel gegeneinander antreten. Das halte manchmal sechs Fassungen lang an, bis sie sich nur noch Blätter zuschieben würden statt miteinander zu reden.

Astrid Ule habe seine Vorstellung von einer richtig guten Sex-Szene zum Beispiel als total langweilig empfunden – ein Kommentar, der natürlich für Gelächter sorgte. Es habe eine lange Diskussion über das Thema gegeben, bis Eric T. Hansen seiner Kollegin schließlich zugestimmt und sich mit ihrer „harten“ Szene einverstanden erklärt habe, da ihre Version tatsächlich besser zu Emma passe. Darauf hin sorgte eine Frage aus dem Publikum für weitere Lacher: „Auf welcher Seite ist diese Sex-Szene?“

Als Vorbild habe Astrid Ule Walter White aus Breaking Bad (bis Staffel 3) gedient. Emma stehe wie er auf der Kante, ohne sich dafür zu entschuldigen. Eric T. Hansen nannte hingegen die Roman-Reihe Angélique. Er habe sie zwar nie selbst gelesen, fände es aber faszinierend, wie sehr die Leser der Reihe es geliebt hätten, dass der Heldin immer wieder so übel mitgespielt worden sei.

In jedem Buch würden tolle Einfälle auch mal gestrichen werden, das gehöre einfach zum Prozess dazu. Eric T. Hansen hebe aber alles auf und bewahre es in einer Schublade – für später. Die Reihe sei als Trilogie geplant, sodass die Rahmenhandlung sich über mehrere Bände hinweg fortsetze. Er habe auch schon eine Szene im Kopf, die er unbedingt im dritten Band unterbringen wolle, zum zweiten Band passe sie nicht.

Damit war der Abend fast schon wieder zu Ende. Nach dem Dank an die Anwesenden und dem darauffolgenden Applaus teilte das Autoren-Duo allerdings erst noch ein Recherche-Geheimnis. Panzertape und Kabelbinder seien die beliebtesten Handschellen für Ganoven, doch sie hatten einen Tipp, wie man sich trotzdem befreien könne, wenn man mit Tape gefesselt sei – das spiele nämlich auch im Buch eine Rolle – und führten diesen entsprechend vor.

Unter den anwesenden Buchhändlern wurde schließlich noch eine Lesung des Duos verlost, ehe die Autoren sich abschließend zum Signieren bereit machten.

Dez  21

[Lesung] Jodi Picoult

21. Dezember 2017 | 23:55 | Erlebt

Am 13. November 2017 stellte die us-amerikanische Autorin Jodi Picoult bei einer recht gut besuchten Veranstaltung im Berliner Kulturkaufhaus Dussmann, bei der auch ich im Publikum saß, ihren neuesten Roman Kleine große Schritte vor. Die Lesung wurde von Margarete von Schwarzkopf moderiert, die deutschen Passagen aus dem Buch wurden von der Schauspielerin Bettina Lamprecht vorgetragen.

Die Veranstaltung begann mit einer kurzen – abgelesenen – Einführung durch eine Mitarbeiterin des Kaufhauses, bei der ich mich wieder einmal gefragt habe, wie schwer es eigentlich sein kann sich drei Sätze einzuprägen. Das ist aber das einzige, was ich an dem Abend zu bemängeln habe, ansonsten war die Lesung wirklich ganz wunderbar.

Das Interview mit der Autorin begann mit einem politisch ebenso aktuellen Thema wie das ihres neuesten Werkes, denn Jodi Picoult erzählte, wie geschockt sie gewesen sei, als sie in den Nachrichten gesehen habe, was sich zu der Zeit gerade in Polen ereignete (Marsch von 60.000 Nationalisten durch Warschau) und dass wir offenbar doch nicht aus der Vergangenheit gelernt hätten.

Grundsätzlich schreibe die Autorin über das, worüber sie schreiben „müsse“. Der Prozess beginne dabei immer mit einer „was wäre, wenn“-Frage und je länger sie über eine solche Frage nachdenken müsse, desto besser sei die Idee, insbesondere wenn sie ihr mehrere schlaflose Nächte beschere. Als ihre Kinder – insgesamt habe sie nun drei – noch jung gewesen seien, habe sie vor allem über all die furchterregenden Dinge geschrieben, die den eigenen Kindern zustoßen könnten. Je älter ihre Kinder geworden seien, desto mehr habe sie angefangen die Themengebiete auszuweiten. Heute stünden eher moralische Fragen im Mittelpunkt.

Über Rassismus habe Jodi Picoult schon lange schreiben wollen. Eine Idee habe sie auch schon vor sehr langer Zeit gehabt, allerdings keine authentischen Charaktere dazu. Außerdem habe sie sich lange gefragt, ob sie überhaupt das Recht dazu habe über dieses Thema zu schreiben, schließlich habe sie nicht vom Leid anderer profitieren wollen.


Im Jahr 2012 habe es in den USA wirklich eine schwarze Krankenschwester gegeben, der es untersagt worden war ein weißes Baby anzufassen. Diese habe sich dann mit anderen Kolleginnen zusammengetan und das Krankenhaus verklagt. Die Idee zu Kleine große Schritte sei dann aus der Frage heraus entstanden, was geschehen wäre, wenn diese Krankenschwester allein mit dem weißen Baby gewesen und irgendetwas schief gegangen wäre.

Die Autorin betonte darüber hinaus, dass sie den Roman eben gerade nicht für Schwarze geschrieben habe, diese würden ihren mitunter schwierigen Alltag nämlich selbst gut genug kennen. Zudem sei es ihr sehr wichtig gewesen die Handlung aus verschiedenen Perspektiven zu schildern, der der Krankenschwester (Ruth), der ihrer Verteidigerin (Kennedy) und der des rassistischen Vaters des Neugeborenen (Turk).

Die Recherche für den Roman habe über zwei Jahre gedauert und damit mehr Zeit in Anspruch genommen als bei jedem anderen Buch zuvor. Sie habe sich mit Krankenschwestern und schwarzen Frauen getroffen, deren Erfahrungen in die Geschichte von Ruth eingeflossen seien. Besonders viel Recherche sei allerdings auch für Turk notwendig gewesen. Sie habe mit zwei ehemaligen Neonazis gesprochen, die vor einigen Jahren aus der Szene ausgestiegen seien. Beide hätten schlimme Verbrechen begangen, aber immerhin ihre Lektion gelernt und irgendwann gemerkt, dass ihre Vorurteile unberechtigt waren. „Skinheads“ ließen sich heute auch nicht mehr auf den ersten Blick erkennen, würden jedoch nach wie vor Ängste schüren und sich dafür vermehrt der sozialen Medien bedienen. Es sei schwierig für sie gewesen den Erzählungen der beiden Männer zuzuhören und es habe sie schockiert zu hören, dass es so etwas heute noch immer gebe. Die Männer seien inzwischen aber sehr reumütig und würden für den Rest ihres Lebens versuchen die begangene Gewalt wiedergutzumachen. Sie würden ihr Leben nun dem Kampf gegen Hass widmen und wenn sie es könnten, müsste es dann nicht jedem gelingen können?

Dann folgte die erste kurze Unterbrechung des Interviews und eine erste Szene aus dem Roman wurde von Bettina Lamprecht vorgetragen, die das wirklich ganz hervorragend machte. Es war die Szene im Krankenhaus, in der Ruth miterlebt wie Turk verlangt, dass weder sie noch „eine andere wie sie“ sich um sein Kind kümmere.

Turk sei der Charakter gewesen, der am schwierigsten zu schreiben gewesen sei. Bei Ruth sei es „nur“ wichtig gewesen den richtigen Ton zu treffen, sie authentisch zu machen; als Mensch ähnele sie der Autorin sehr. Turk zu schreiben hätte sich hingegen oftmals sehr schmutzig angefühlt und sie habe danach immer das Bedürfnis gehabt zu duschen. Das sei ihr zum ersten Mal so gegangen. Trotzdem habe man aufgrund seines Verlustes irgendwann Mitleid mit ihm. Es mache einen vielleicht sogar wütend sich mit so jemandem zu identifizieren, doch es passiere und das sei wichtig.

Keine Figur und kein Mensch sei ein Heiliger, alle hätten Fehler; Schwächen und Stärken. Es ginge also vielmehr um die verschiedenen Grautöne dazwischen, denn nicht alles sei schlicht schwarz oder weiß – im übertragenen Sinn.

Es schloss sich ein kleiner Dialog an, der für viele Lacher sorgte, weshalb ich euch nun ebenfalls daran teilhaben lassen möchte:

Jodi Picoult: “[…] Everyone has shades of grey.“
Margarete von Schwarzkopf: “At least fifty.”
JP: “I didn’t write that book, otherwise it would have been better!”

Zurück zum Thema: Als Weißer habe man so viele Privilegien, derer man sich gar nicht bewusst sei und über die man nie nachdenke. Darauf habe sie aufmerksam machen wollen. Sie wolle nicht erreichen, dass man sich schuldig fühle, aber man solle solche Umstände bemerken und vielleicht sogar etwas daran ändern. Die Botschaft des Romans entspreche daher dem Zitat von James Baldwin auf Seite 15 der deutschen Ausgabe: „Nicht alles, dem man sich stellt, kann auch verändert werden. Aber nichts kann verändert werden, wenn man sich ihm nicht stellt.“

Im Prinzip könne das Buch genauso gut von anderen Minderheiten handeln, denen ginge es nämlich meist ähnlich. Sie alle hätten gewisse Probleme im Alltag oder ähnliche Erfahrungen gemacht wie die Protagonistin Ruth, die Autorin habe sich nur eben auf die Afro-Amerikaner konzentriert. Doch auch für Juden und Muslime sei es gerade eine harte Zeit in den USA.


Viele Menschen seien auf sie zugekommen und hätten ihr ihre Erfahrungen geschildert. Dabei habe sich herauskristallisiert, dass Rassismus nicht nur aus Vorurteilen bestehe, sondern aus der Verknüpfung von Vorurteilen und Macht. Ein großes Problem sei in den USA zurzeit der Anstieg von Hassgruppen und die Normalisierung von Hassreden. Sie würden „macht Amerika wieder groß“ sagen, aber eigentlich „macht Amerika wieder weiß“ damit meinen. Alles solle wieder leicht und unproblematisch für sie sein. Jodi Picoult hoffe jedoch, dass es sich dabei um „den letzten Atemzug einer sterbenden Rasse“ handele. In 20 Jahren werde die USA nicht mehr überwiegend von weißen Menschen bevölkert werden und davor würden sich viele fürchten. Im Ergebnis gebe es aber viel mehr Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Kulturen als Unterschiede, man müsse sich nur damit vertraut machen.

Als zweites wurde dann eine Szene aus der Sicht von Turk vorgelesen, der zu jenen angsterfüllten Menschen gehöre. Insgesamt wurden diese Szenen alle sehr gut ausgewählt, waren interessant und hatten eine sehr angenehme Länge.

Alles, was Turk als junger Mann erlebt habe, sei einem der beiden jungen Männer, die Jodi Picoult für das Buch interviewt habe, in Wirklichkeit passiert. So unwirklich manches vielleicht erscheine, das alles sei real und existiere tatsächlich. Sie habe sogar noch ca. 70 Seiten aus seiner Perspektive gekürzt, weil es sonst zu viele gewesen wäre, um es beim Lesen zu verarbeiten.

Kleine große Schritte sei ferner ein Buch über Eltern und Kinder und wie sie einander gegenseitig formen. Alle Charaktere darin würden eine Beziehung zu einem Kind haben, das sie beschützen wollen; das sei ihre gemeinsame Motivation.

Kennedy sei ebenfalls eine interessante Figur und entspreche am ehesten dem Bild eines „Gutmenschen“. Doch auch sie mache Fehler und habe Schwächen, auch sie mache nicht alles richtig. Durch den Gerichtsprozess lerne sie aber viel dazu.

Wie könne man etwas ändern? Die Autorin freue sich sehr, dass man diese Frage stelle und nannte daraufhin einige Beispiele als Antwort. Man solle niemals sagen, dass man „colour-blind“ sei, sondern besser „race-aware“, sonst würde es nur fälschlicherweise bedeuten, dass man etwas nicht wahrnehme. Man solle nicht sagen „all lives matter“ oder „I have black friends“, als Weißer solle man sich nicht immer hervortun. Alle Leben hätten eben erst dann eine Bedeutung, wenn das auch die Schwarzen umfasse. Man müsse den Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Gleichwertigkeit verstehen. Man solle sich selbst in unbehagliche Situationen begeben, um andere zu verstehen, und sich selbst weiterbilden. Sie fragte das Publikum, ob irgendjemand wisse, wer beispielsweise Garret Morgan sei, was niemand bejahen konnte, obwohl eine seiner Erfindungen jedem nur allzu gut bekannt sei. Herauszufinden, welche das sei und wer er war, sei also unsere Hausaufgabe des heutigen Abends.

Sie führte weiter aus, dass man auf jeden Fall über Rassismus reden und anderen zuhören solle. Es sei besser dabei Fehler zu machen als überhaupt nicht über das Thema zu sprechen. Man solle mehr Bücher von diversen Autoren lesen. Man solle versuchen zu verstehen, wie man sich als Angehöriger einer Minderheit fühle.

Zum Abschluss wurde dann noch eine letzte, sehr aufschlussreiche Szene aus der Sicht von Kennedy gelesen, die eindrucksvoll zeigt, wie unterschiedlich so eine gewöhnliche, alltägliche Aufgabe wie das Einkaufen ablaufen kann.

Die Moderatorin bedankte sich daraufhin beim Publikum fürs Zuhören und Jodi Picoult verriet noch, dass Kleine große Schritte demnächst verfilmt werde und zwar mit Viola Davis als Ruth und Julia Roberts als Kennedy. Des Weiteren sei auch der nächste Roman bereits in Arbeit.

Natürlich hatte man im Anschluss zudem die Möglichkeit sich Bücher von der Autorin signieren zu lassen, welche auch ich in Anspruch nahm. Für diesen Anlass hatte ich mir im Vorfeld extra den neuen Roman gekauft, nur um dann später festzustellen, dass ich tatsächlich schon vier andere Bücher von ihr im Regal hatte. Doch spätestens nach der Lesung hätte ich Kleine große Schritte ebenfalls haben wollen, sodass es letztlich ganz gut war, dass mir die anderen Bücher zwischenzeitlich entfallen waren.

Nov  23

[Lesung] Eva Völler

23. November 2017 | 22:24 | Erlebt

Am 09. September 2015 habe ich in Berlin die Lesung von Eva Völler anlässlich des Erscheinens ihres neuesten Jugendbuches Zeugenkussprogramm besucht.

Nach einer kurzen Begrüßung durch die Literaturinitiative, die die Veranstaltung organisiert hatte, erhielt die Autorin das Wort, die dann zunächst den Klappentext des Buches vorlas und etwas zum Inhalt des Romans sagte.

Anschließend trug sie, begleitet von kurzen Zusammenfassungen der wichtigsten Geschehnisse, ein paar Szenen aus dem Buch vor, unter anderem wie es schließlich dazu kommt, dass die Protagonistin Emily ins Zeugenschutzprogramm muss und wie sie zum ersten Mal auf Pascal, ihren Personenschützer, trifft. Unglücklicherweise las die Autorin allerdings ziemlich monoton und das circa eine Stunde lang, sodass die anwesenden Schüler offenkundig ziemlich erleichtert waren, als dieser Teil der Veranstaltung endlich vorüber war.

Die Autorin verriet, dass die Geschichte am Schluss ein glückliches Ende nehmen werde und gab dem Publikum dann die Möglichkeit ihr Fragen zu stellen. Neben einigen unqualifizierten Fragen nach der Seitenzahl oder der Altersempfehlung des Romans, waren zum Glück auch ein paar ernsthafte Fragen dabei.

Eva Völler habe bereits vor über 20 Jahren mit dem Schreiben angefangen und als Berufsautorin schreibe sie unter verschiedenen Pseudonymen Romane für unterschiedliche Zielgruppen, einschließlich Erwachsener. Ihr Verlag habe sie damals auf die Idee gebracht ein Jugendbuch zu schreiben, wodurch letztlich ihre Zeitenzauber-Trilogie entstand. Wie viele Bücher sie schon geschrieben habe, könne sie gerade nicht genau sagen. Sie sei aber zufrieden mit ihrem Erfolg.

Zeugenkussprogramm spiele in Berlin, weil Emily von der Großstadt in die Pampa umziehen müsse und der Kontrast bei Berlin als größte Stadt Deutschlands eben am größten gewesen sei. Die Autorin habe sich schon immer für das Zeugenschutzprogramm als Thema interessiert, was sie schließlich zu dieser Geschichte inspiriert habe. Sie selbst komme ja ebenfalls aus dem rechtlichen Bereich, denn sie habe Jura studiert und als Richterin gearbeitet bevor sie Autorin wurde. Mit der Protagonistin Emily habe sie nur wenig gemeinsam, um genau zu sein nur die Haarfarbe, den späteren Wohnort sowie die Rechenschwäche.

Für das Schreiben von Zeugenkussprogramm habe sie insgesamt circa 4-5 Monate gebraucht, wohingegen sie für historische Romane meist länger brauche; die seien jedoch oft auch bis zu 1000 Seiten lang. Für die Vornamen in all ihren Büchern habe sie eine Excel-Tabelle, um Wiederholungen zu vermeiden.

Damit endete die Veranstaltung auch schon. Zum Abschluss fand im Foyer allerdings noch eine Signierstunde statt, bei der ich mir mein Exemplar des Romans von der Autorin signieren ließ.

Nov  15

[Lesung] Jennifer L. Armentrout

15. November 2017 | 23:15 | Erlebt

Am 18. Oktober 2017 kam die us-amerikanische Bestseller-Autorin Jennifer L. Armentrout im Rahmen ihrer Deutschland-Tour nach Berlin und als großer Fan ihrer zahlreichen Romane konnte ich es natürlich kaum erwarten die Autorin einmal persönlich kennenzulernen.

Im Vorfeld hatten die drei Verlage, die Jennifer L. Armentrout gemeinsam nach Deutschland einluden – Carlsen, Piper sowie Harper Collins – dazu aufgerufen, sich besondere Aktionen für den ersten Deutschland-Besuch der Autorin zu überlegen und mein Vorschlag war unter denen, die letztlich in die Tat umgesetzt wurden. Ich durfte daher einen Rundgang durch unsere wunderschöne Hauptstadt für die Autorin organisieren, an dem außer mir noch fünf weitere Bloggerinnen teilnahmen. Leider hat am Ende nicht alles so geklappt, wie es ursprünglich geplant war, da die angekündigte Zeit plötzlich beinahe um die Hälfte gekürzt wurde, aber ich fand es trotzdem toll die Autorin vorab schon einmal zu treffen und hoffe, den anderen Teilnehmerinnen hat es ebenfalls Spaß gemacht.

Am Abend stand dann die Veranstaltung im Zoo-Palast auf dem Programm, die ein wenig chaotisch begann, weil die Mitarbeiter des Kinos irgendwie nicht so recht Bescheid wussten. Ein paar durften schon rein, andere wurden wieder hinausgeschickt, auf einmal bildete sich dann allerdings doch eine Schlange – egal. Dank des Stadtrundgangs hatte ich einen Platz auf der Gästeliste bekommen und durfte schließlich in der ersten Reihe mit perfekter Sicht auf die Bühne Platz nehmen. Darüber hinaus bekam jeder Besucher beim Gang in den Saal noch einen kleinen Goodie-Bag mit einer Autogrammkarte, einer Kerze sowie einem Anhänger überreicht.


Gegen 18 Uhr begann dann die zwar nicht ausgebuchte, aber doch sehr gut besuchte Veranstaltung mit einer relativ langen Einführung durch die Moderatorin, die meiner Meinung nach insgesamt viel zu viel geredet hat anstatt Jennifer L. Armentrout selbst zu Wort kommen zu lassen. Anwesend war außerdem noch eine Sprecherin, die später zwei Kuss-Szenen aus verschiedenen Büchern vortrug.

Im Februar 2018 soll der dritte Band zu Oblivion, also der Lux-Reihe aus Daemons Perspektive, erscheinen. Damit sei die Serie aber noch lange nicht zu Ende, denn die Autorin arbeite gerade an einer Serie über die Origins, einschließlich Luc, die sie vermutlich schlicht Origins nennen werde und die auch unabhängig von der Geschichte um Daemon und Katy gelesen werden könne. Die Spin-Off-Reihe soll vier Jahre nach den Ereignissen in Opposition spielen und zeigen, was sich verändert habe, seit die Menschen über die Lux Bescheid wissen. Der erste Band soll den Titel Retribution tragen. Daemon würde im Buch auftauchen, ebenso wie Archer, und es enthalte einer ihrer liebsten Szenen, die sie je geschrieben habe.

Bei Deadly Ever After handele es sich – laut der Moderatorin – um einen Einzelband aus dem „sexy crime“ Genre, in dem etwa alle 6 Monate ein neues Buch erscheinen solle.

Angesprochen auf die unterschiedlichen (Liebes-)Beziehungen antwortete die Autorin, dass die Liebe zwischen Josie und Seth (Titan), anders als die von Alex und Aiden (Covenant), nicht verboten sei. Doch Seth sei eine sehr komplizierte Figur, wodurch er diese Beziehung zu einer völlig anderen mache. Aiden sei jemand, den man heiraten würde, Seth hingegen eher nicht.

Daraufhin wurde von der Sprecherin die erste der beiden angekündigten Kuss-Szenen vorgetragen. Sie stammte aus Erwachen des Lichts, dem ersten Band der Titan Reihe, deren dritter Band bereits im Dezember erscheint. Der vierte soll dann im nächsten Jahr folgen.

Im Anschluss drehte sich alles um potenzielle Verfilmungen der Romane der Autorin. Die Rechte an Obsidian seien erst kürzlich verkauft worden und das Projekt befinde sich nun im Drehbuch-Stadium. Die Arbeiten an der Verfilmung der Wicked Saga seien hingegen schon weiter fortgeschritten, hier sollen im Frühjahr 2018 bereits die Dreharbeiten beginnen.

Jennifer L. Armentrout habe früher Verhaltensforscherin werden wollen und daher an der Universität Psychologie- sowie Soziologie-Kurse besucht. Sie habe sich der Verhaltenswissenschaft widmen und Profilerin beim FBI werden wollen. Das sei ihre einzige dunkle Seite, ansonsten sei sie eher „fluffig“.

Es folgte die zweite Kuss-Szene, dieses Mal allerdings aus Deadly Ever After.


Ihre Ratschläge für Fans, die selbst ebenfalls schreiben: „Schreibt, was ihr selbst gern lesen wollt, ansonsten wird es niemand wollen. Schreibt jeden Tag, selbst wenn es nur hundert Wörter sind, selbst wenn man das Geschriebene schrecklich findet, denn „nichts“ kann man nicht überarbeiten.“ Den ersten Entwurf würde im Übrigen jeder noch ziemlich mies finden, das ginge allen Autoren so.

Daraufhin durfte endlich auch das Publikum Fragen beisteuern. Ihre Inspiration käme von überall her, dafür reiche manchmal schon ein Lied oder ein Werbespot. Jennifer L. Armentrout gestand zudem, dass sie sich generell sehr schnell langweilen würde und das Schreiben ihr Weg sei, sich davon abzuhalten sich zu langweilen.

Es gebe nicht nur einzelne Szenen, sondern gleich ganze Bücher, die sie gern noch einmal komplett umschreiben würde, weshalb sie versuche ihre Werke nicht mehr zu lesen, sobald sie veröffentlicht wurden, weil sie dann sowieso nichts mehr daran ändern könne.

Sowohl bei der Dark Elements als auch bei der Lux Reihe, finde sie die deutschen Cover viel schöner als die amerikanischen und das sage sie nicht nur, weil sie gerade in Deutschland ist.

Sie betrachte sich selbst als Ravenclaw – ja, sie wurde gefragt, in welches Hogwarts-Haus sie gehöre – wurde auf Pottermore allerdings bei den Slytherins eingeordnet.

Von den eigenen Serien sei die geplante Origins Serie über Luc und die anderen Origins vielleicht ihr heimlicher Favorit, die Frage beantworte sie aber nur äußerst ungern, weil sie offiziell natürlich alle ihr „Kinder“ liebe. Viele der Fragen, die in Opposition noch offen geblieben seien, würden in Origins übrigens beantwortet werden.

Ja, es gebe viele kitschige Szenen in ihren Romanen, doch sie verbinde Kitsch immer mit Humor und mache sich auch etwas über das Genre lustig. Das Wichtigste sei ohnehin die Balance.

Sie liebe Happy Ends und sei der Ansicht, dass das Ende einer Serie ihre Leser zufrieden stellen müsse. Sie sollen die Zeit, die sie in das Lesen der Bücher investiert haben, am Ende schließlich nicht bereuen.

Von ihren eigenen männlichen Charakteren würde sie sich, aus den Contemporary Romanen, am ehesten Cam (Wait for you) oder, aus dem paranormalen Bereich, Roth (Dark Elements) aussuchen, oder vielleicht noch Luc oder Aiden, aber auf keinen Fall Daemon, das gäbe nur Streit, weil sie sich viel zu ähnlich seien.

Eine richtige Schreibblockade habe sie noch nie gehabt. Natürlich bleibe auch sie manchmal stecken, dann springe sie erst einmal zu einer anderen Szene, auf die sie sich besonders freue. Klappe das nicht, wäre das ein relativ sicheres Anzeichen dafür, dass mit der Geschichte etwas nicht stimme.

Bei Wattpad gebe es zahlreiche, kostenlos verfügbare Bonusszenen der Autorin zu verschiedenen Büchern bzw. Reihen, unter anderem auch eine Szene, in der Katy schwanger sei. Darüber werde man dann ebenfalls mehr in der Spin-Off-Reihe erfahren.

Damit endete die Veranstaltung nach etwas über einer Stunde leider auch schon. Es bestand jedoch natürlich noch die Möglichkeit sich Bücher signieren zu lassen und Photos mit der Autorin zu machen, wofür man reihenweise aufgerufen wurde, sodass das Ganze ziemlich gesittet vonstattenging. Eine persönliche Widmung bekam man nur einmal, signiert wurden aber meist alle Bücher, sodass auch ich meinen Koffer wenigstens nicht umsonst mitgebracht hatte.

Okt  19

[Lesung] Angie Thomas

19. Oktober 2017 | 22:45 | Erlebt

Im September 2017 kam die us-amerikanische Autorin Angie Thomas nach Deutschland und stellte unter anderem im Rahmen des 17. Internationalen Literaturfestivals Berlin ihren Roman The Hate U Give vor. Natürlich ließ ich mir die Gelegenheit nicht nehmen die Autorin einmal persönlich zu treffen und eine der Veranstaltungen in der Hauptstadt zu besuchen. So begab ich mich am Abend des 13. Septembers zu der ausgebuchten Lesung in der Stadtteilbibliothek Heinrich von Kleist, zusammen mit zahlreichen anderen Gästen, unter denen sämtliche Altersgruppen vertreten waren.

Nach einer kurzen Einführung durch eine Mitarbeiterin der Bibliothek, übergab diese das Wort an den Moderator Philip Geisler, der nach ein paar einleitenden Sätzen zum Buch sowie zur Autorin ein wunderbares Interview mit Angie Thomas führte. Selten habe ich ein so interessantes, zum Teil wirklich tiefgründiges Gespräch, an dem auch das Publikum mitwirken konnte, bei einer Lesung erlebt, was zumindest teilweise vermutlich der ernsten Thematik von The Hate U Give geschuldet ist.

Angie Thomas erzähle Geschichten schon seit ihrem sechsten Lebensjahr. Wenn ihr das Ende einer Gute-Nacht-Geschichte nicht gefiel, habe sie dieses einfach geändert und sie anders erzählt, zumal sie ohnehin der Ansicht gewesen sei, dass sie das viel besser könne. Heute seien Geschichten für sie zugleich Fenster – in eine andere Welt – und Spiegel, die die eigene Persönlichkeit reflektieren.

An Stelle eines Sachbuchs habe sie mit The Hate U Give einen Roman geschrieben, weil es so viel persönlicher, aber dennoch politisch und sozial, sei und man die Geschichte so viel besser miterleben könne. Wut, Frustration und Betroffenheit hätten sie unter anderem dazu motiviert das Buch zu schreiben. Es habe ihr erlaubt diese Gefühle auszudrücken, wann immer sie mitbekommen habe, dass ein junger Mann oder eine junge Frau von der Polizei getötet worden war. Ein weiterer Antrieb sei die „black lives matter“ Bewegung gewesen. Diese richte sich nämlich nicht gegen die Polizei als solche, sondern gegen Polizeibrutalität/-gewalt. Dieses Missverständnis habe sie ausräumen wollen. Darüber hinaus sei The Hate U Give vielmehr eine persönliche Geschichte als ein „Aktivismus-Buch“.

Literatur spiele ihrer Meinung nach eine große Rolle in der Politik, gerade bei Jugendlichen, die schließlich bald selbst wählen könnten. Sie wolle jetzt deren Mitgefühl wecken und sie die Welt einmal mit anderen Augen sehen lassen – dann würde in vier Jahren vielleicht kein neuer Donald Trump gewählt werden. Literatur habe auch in der us-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung schon eine große Rolle gespielt. Sie habe dabei helfen können Afro-Amerikaner menschlicher darzustellen und den Menschen die Augen zu öffnen. Empathie sei stärker als Sympathie und ersteres würden sie in den USA zurzeit dringend brauchen. In Wirklichkeit seien wir nicht so unterschiedlich, wie wir glauben, und Literatur könne uns das klar machen.

Motivation und zugleich Unterstützung habe sie auch durch die Organisation We Need Diverse Books erfahren. Eine Statistik hätte gezeigt, dass es in einem Jahr mehr Neuheiten gab, in denen die Protagonisten Katzen, Hunde oder Fahrzeuge gewesen seien als Afro-Amerikaner, Lateinamerikaner, o.Ä. Von der Organisation habe sie ein Stipendium erhalten und ohne deren Unterstützung würde auf dem Cover ihres Romans wohl kein schwarzes Mädchen zu sehen sein.

Angie Thomas sei als Kind selbst einmal fast in eine Schießerei zwischen zwei Drogendealern geraten. Ihre Mutter habe sie daraufhin in eine Bibliothek gebracht, um ihr zu zeigen, dass es auch ein anderes Leben gebe. Sie habe bisher leider nur wenige Bücher mit schwarzen Protagonisten gelesen, sei allerdings ein riesiger Harry Potter Fan, vor allem wegen der innigen Freundschaften darin.

Die Platzierung ihres Romans auf der Bestsellerliste zeige am besten, dass es durchaus einen Markt für solche Bücher gebe, dass es den Leuten eben nicht egal sei, was sie damit den Verlagen bewiesen habe. Jugendliche würden diese Bücher wollen, sie würden ihnen erlauben ihre eigene Stimme zu finden und genau das bräuchten wir im aktuellen Klima. Soziale Gerechtigkeit sei gerade ein sehr wichtiges Thema. Die Angst vor dem, was es ihnen über sie selbst verraten könne, ist vielleicht der Grund, der manche davon abhalte Bücher über „andere“ zu lesen.

Das Buch zu schreiben sei in der Tat schwierig gewesen, doch sie habe sich erlaubt ihre Emotionen dabei zu fühlen, Wut wie auch Frustration, damit das Buch authentisch werde und die gleiche Wirkung auf andere habe.


Einige Charaktere des Buches würden auf realen Personen basieren. Maverick basiere beispielsweise auf Tupac Shakur, Starrs Mutter und Großmutter seien ein bisschen wie ihre eigene Mutter und Großmutter. Es ähnele aber niemand zu stark einer realen Person, sie habe ja nicht verklagt werden wollen. Sie könne sich durchaus vorstellen eine Vorgeschichte über Big Mav zu schreiben – die Filmleute würden das begrüßen, den Verlag müsse sie erst noch überreden.

Im Anschluss an den ersten Teil des Interviews wurde eine erste Szene aus The Hate U Give auf Deutsch vorgetragen. Diese Aufgabe übernahm die Schauspielerin Regina Gisbertz, die die Szene um Khalils Tod so bewegend vortrug, dass ich tatsächlich Tränen in den Augen hatte.

Daraufhin fokussierte sich das Gespräch noch mehr auf den Inhalt des Buches, den Angie Thomas noch einmal kurz zusammenfasste. Gang-Kultur und Armut seien darin ebenso Themen wie Polizeigewalt; doch auch Liebe und vor allem der starke Familienzusammenhalt würden eine wichtige Rolle spielen. Die Autorin selbst habe viel mit Starr gemeinsam. Sie habe zum Beispiel eine private Universität mit überwiegend weißen, privilegierten Kommilitonen in Mississippi besucht. Sie habe ebenfalls in zwei verschiedenen Welten gelebt, was sich besonders nach dem Tod von Oscar Grant gezeigt habe. Zu Hause hieß es, er sei „einer von ihnen“ gewesen, an der Uni mutmaßten viele, dass er es vielleicht verdient habe. Sein Tod habe viele Diskussionen ausgelöst und letztlich dazu geführt, dass sie mit der Arbeit an The Hate U Give begonnen habe.

In dem Buch gehe es jedoch, wie gesagt, weniger um Aktivismus und mehr darum seine eigene Stimme zu finden und überhaupt zu realisieren, dass man eine habe. Zu oft seien wir nämlich aus reiner Bequemlichkeit heraus still. Es beginne damit mit anderen über seine Gedanken zu sprechen. Ziviler Ungehorsam beginne damit Regeln zu brechen, sei aber ohne Gewalt möglich, wie es schon Martin Luther King bewiesen habe.

The Hate U Give sei deshalb ein Jugendbuch geworden, weil sie Erwachsenenbücher langweilig finde. Sie könne sich jedenfalls nicht vorstellen, welche zu schreiben. Young Adult sei hingegen ein sehr progressives Genre mit vielen Möglichkeiten. Darüber hinaus habe es sich richtig angefühlt über Jugendliche zu schreiben, da diese häufig die Opfer solcher Gewalttaten seien. Eine 16-jährige trage noch mehr Unschuld in sich. Außerdem würden Jugendbüchern ebenso von Erwachsenen gelesen werden, sodass man diese ebenfalls damit erreiche.

Ihre Familie sei für Starr ein Ort der Sicherheit und so gehe es auch der Autorin. Das schließe die Nachbarn im Übrigen ein. Sie habe also reflektieren wollen, dass die Nachbarschaft trotz etwaiger Probleme Teil der Familie sein könne. Ferner habe sie die voneinander getrennten Welten zeigen wollen und dass die sozioökonomische Trennung in den USA oft gleichbedeutend mit einer Rassentrennung sei. In den schönen Vierteln würden oft reiche Weiße leben, in den unschönen Vierteln arme Schwarze, so sei es beispielsweise in ihrer Heimatstadt Jackson.

Bildung sei eines der großen Probleme innerhalb des systemischen Rassismus. Für Schwarze sei es im Vergleich zu Weißen grundsätzlich äußerst schwierig die gleichen Bildungsmöglichkeiten zu erhalten. Auch wenn viele das nicht würden zugeben wollen, seien die Bildungschancen sehr unterschiedlich. Für einen Schwarzen sei es meist leichter in eine Gang aufgenommen zu werden als einen vernünftigen Ausbildungsplatz zu finden.

Vor ihrem großen Erfolg als Autorin habe sie Mississippi, geschweige denn die USA, kaum verlassen. Durch den Roman könne sie jetzt viel reisen. Verändert habe sich überdies ihr Alltag. Sie würde jetzt nicht mehr in den Supermarkt gehen, ohne sich vorher Gedanken um ihr Aussehen zu machen, das sei ihr jetzt, da sie unter Umständen von anderen erkannt würde, nicht mehr egal.

Auf die Frage aus dem Publikum, was Weiße an ihrem Verhalten ändern sollten, antwortete sie, dass sie mehr zuhören und Probleme nicht einfach kleinreden oder als Überreaktion abtun sollten. Prinzipiell gehe es nicht um die bloße Feststellung, dass jemand eine andere Hautfarbe habe, sondern um die Reaktion auf diesen Umstand. Das Buch solle es anderen ermöglichen für kurze Zeit in der Haut von jemand anderem zu schlüpfen, um zu erleben, wie es jemandem aus einer Minderheit im täglichen Leben ergehe. Man müsse Rassismus als existent anerkennen und dürfe nicht einfach die Augen davor verschließen.

Trump repräsentiere den schlimmsten Teil Amerikas und sie habe ihn natürlich nicht gewählt. Sie sei aber auch nicht überrascht darüber gewesen, dass er die Wahl gewonnen hat. Viele Leute hätten sich mit Obama unwohl gefühlt und vor allem eine Veränderung gewollt. Dafür sehe sie nun mehr Leute, die sich dagegen zur Wehr setzen. Mehr Leute würden die Regierung nun verstehen und daran teilhaben wollen und das gebe ihr Hoffnung. Es seien vor allem Weiße gewesen, die sein Sieg so überrascht habe. Jene habe das vorher nicht so stark betroffen wie die afro-amerikanische Bevölkerung, die sich täglich mit solchen Problemen auseinandersetzen müsse, und würden nun gezwungen werden sich ebenfalls damit zu beschäftigen.


Menschen, die sich für Schwarze stark machten, würden in offiziellen Berichten oft als Widersacher dargestellt werden, während diese Menschen für Angie Thomas vielmehr Helden seien. Sogar Martin Luther King sei zu Lebzeiten als Feind betrachtet worden, während sie damit aufgewachsen sei einen Helden in ihm zu sehen.

Mit Starrs Vater wehre sie sich auch gegen das Stereotyp, dass die Väter in schwarzen Familien meist abwesend seien, obschon so etwas natürlich vorkomme. Es gebe jedoch weit mehr schwarze Väter, die sich liebevoll um ihre Familien kümmern, als es die Medien weismachen wollen.

Auf eine Frage aus dem Publikum hin räumte sie ein die TV-Serie Insecure zu kennen, das Staffelfinale allerdings noch nicht gesehen zu haben. Sie hoffe, dass ihre Leser genauso divers seien wie die Zuschauer der Serie. Eine ältere, weiße Frau, die von einem Rassisten großgezogen worden sei, habe ihr beispielsweise geschrieben, dass The Hate U Give ihr die Augen geöffnet habe.

Sie würde sich geehrt fühlen, wenn ihr Roman in amerikanischen Schulen auf Leselisten käme, was zum Teil wohl schon geschehen sei.

Es folgte eine zweite, etwas kürzere Szene aus dem Buch, wieder wunderbar vorgetragen von Regina Gisbertz, in der Starr sich entscheiden muss, ob sie vor der Jury aussagen will.

Anschließend beantwortete die Autorin noch ein paar letzte Fragen, unter anderem auch zum Titel des Buches. Es sei benannt nach einem Tattoo von Tupac – Thug Life, die Abkürzung für „The Hate U Give Little Infants Fucks Everbody“. Dass „U“ an Stelle von „You“ sei somit durchaus Absicht, die Anfangsbuchstaben ergeben dann senkrecht gelesen nämlich das Wort „Thug“. Es habe sich richtig angefühlt, das als Titel zu verwenden. Zur Bedeutung sagte sie, der Hass, den man Kindern mitgebe, beeinflusse die gesamte Gesellschaft. Oft gebe man den Opfern ja sogar die Schuld an ihrem eigenen Tod. Außerdem habe sie das Wort „Thug“ in einen neuen Kontext setzen wollen.

Hip-Hop habe sie stark geprägt und ihr etwas gegeben, in dem sie sich wiederfinden konnte, als Bücher es ihr nicht ermöglichten. Eine Art Spiegel. Sie habe sich selbst in Tupacs Songs gesehen. Hip-Hop sei zudem sozusagen das CNN der amerikanischen (Vor-)Städte. Über viele Vorkommnisse in den Städten wüsste man sonst gar nicht Bescheid, weil in den regulären Nachrichten nicht darüber berichtet würde.

Das Musical Hamilton habe sie noch nicht gesehen. Es störe sie jedoch, dass viele Leute so täten, als wäre das zugleich Anfang und Ende des Hip-Hops, obwohl es diese Musikrichtig schon lange vorher gab. Des Weiteren zeige das Musical thematisch nichts Unbequemes, sonst würden die Reaktionen darauf sicher anders ausfallen. Aber immerhin bringe es den Hip-Hop einem neuen Publikum näher.

Damit war das aufschlussreiche Gespräch leider schon zu Ende. Es wurde viel applaudiert und allen Verantwortlichen für die Organisation gedankt. Die Mitarbeiter der Bibliothek verteilten kleine Geschenke an den Moderator, die Sprecherin sowie die Dolmetscherin, die die Fragen an sowie die Antworten der Autorin die ganze Zeit über sehr gelungen übersetzte. Angie Thomas bekam natürlich ebenfalls eine Kleinigkeit geschenkt und war sichtlich, um nicht zu sagen zu Tränen, gerührt.

Zum Abschluss signierte sie selbstverständlich noch zahlreiche Bücher und stand für Photos zur Verfügung. Ihre Fans nutzten die Gelegenheit oftmals nicht nur um sich ihre Ausgabe widmen und unterzeichnen zu lassen, sondern auch um der Autorin noch einmal persönlich für das Buch zu danken, worüber diese sich offenkundig jedes Mal sehr freute. Generell machte Angie Thomas einen unheimlich sympathischen Eindruck, weshalb ich jederzeit wieder die Chance ergreifen würde an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen. Vielleicht kommt sie ja anlässlich der Veröffentlichung eines anderen Romans – denn Schreiben wird sie garantiert weiterhin – in ein paar Jahren noch einmal nach Deutschland.

Jul  30

[Lesung] Deniz Selek

30. Juli 2016 | 13:45 | Erlebt

Am 6. Juni 2015 las Deniz Selek vor der Buchhandlung Wilde in Berlin aus ihrem neuesten Jugendbuch Aprikosensommer. Für den kleinen Rahmen war die Veranstaltung erstaunlich gut besucht und obwohl die Lesung draußen vor dem Laden in der prallen Sonne stattfand, weshalb ein paar Zuhörer im späteren Verlauf etwas Schutz unter Regenschirmen suchten, hörten alle Anwesenden aufmerksam und bis zum Ende zu.

Nach einer kurzen Einführung durch den Inhaber der kleinen Buchhandlung, erzählte Deniz Selek zunächst etwas über das Buch und wie die Idee dazu entstanden war. Als sie noch dabei war die Handlung zu entwickeln, wurde sie bei einer Lesung nach ihrem nächsten Roman gefragt. Sie erzählte von ihrer Idee über ein Mädchen zu schreiben, das ihren Vater nicht kennt, deren Mutter sich weigert über ihn zu sprechen und die sich dann selbst auf die Suche nach ihm macht. Ein Mädchen aus dem Publikum sagte daraufhin, dass das genau ihre Lebensgeschichte sei. Hinterher unterhielten sie sich lange und das Mädchen erzählte ein bisschen von sich, sodass das Buch nun fast schon eine wahre Geschichte beschreibt. Das betreffende Mädchen ist im Moment allerdings noch zu jung um sich selbst auf die Suche nach ihrem Vater zu begeben wie es die Protagonistin in Aprikosensommer tut.

Daraufhin las sie einige Auszüge aus dem Roman vor. Zuerst eine Szene vom Anfang, als zweites eine Szene, die uns einen Eindruck von der Mutter-Tochter-Beziehung vermitteln sollte, dann eine aus der Mitte, in der Eves Mutter ihr eröffnet, dass sie gemeinsam nach Istanbul fliegen und dort vielleicht ihren Vater treffen, und abschließend noch die Szene von ihrer Ankunft in Istanbul.

Die Szenen waren jeweils recht kurz um nicht zu viel vorweg zu nehmen und weil Deniz Selek natürlich vermeiden wollte, dass wir zu sehr von der Sonne geröstet werden. Sie bedankte sich für unsere Aufmerksamkeit sowie unser Durchhaltevermögen und gab zu die ganze Zeit damit gerechnet zu haben, dass wir irgendwann gehen, weil wir die Hitze nicht mehr aushalten.

Damit wir endlich aus der Sonne kamen, fand auch keine richtige Fragerunde mehr statt, aber während des Signierens gab es noch genügend Gelegenheiten kurz mit der sympathischen Autorin zu plaudern, die ich natürlich nutze. So erfuhr ich zum Beispiel, dass ihr Roman Zimtküsse inzwischen in zwei verschiedenen Schulbüchern aufgegriffen wird, was ich persönlich besonders lobenswert und spannend finde. Der dritte Teil ihrer Heartbreak-Familiy Reihe [Kismet - Couscous mit Herzklopfen] erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2016, nachdem die ersten beiden Bände neu gestaltet wurden, einschließlich neuer Titel. Im gleichen Jahr soll auch ein neuer Roman für Erwachsene bei Droemer Knaur [Die Frauen vom Meer] erscheinen.

Insgesamt war die ganze Lesung sehr locker und ungezwungen. Kurz, klein, aber sehr nett. Wer Fragen hatte, wurde sie los. Wer ein Photo haben wollte, bekam eines. Von mir aus dürfte es also gerne mehr von solchen Veranstaltungen geben.

Apr  04

[Lesung] Isabel Abedi

04. April 2016 | 17:11 | Erlebt, Mitgemacht

Am 9. März 2016 fand im Schlosspark Theater in Berlin die Buchpremiere zu Die längste Nacht, dem neuesten Jugendroman von Isabel Abedi, das erst eine knappe Woche später in die Buchläden kam, statt und als großer Fan der Autorin war auch ich bei der ausgebuchten Veranstaltung natürlich mit von der Partie.

Nach einer kurzen Einführung durch Moderatorin Theresa Feldhaus, Mitarbeiterin der Literaturinitiative, die die Lesung organisiert hatte, wurde Isabel Abedi, die passend zum Cover in einem schwarzen Kleid und gelben Strumpfhosen erschien, auf die Bühne gebeten und mit tosendem Applaus von den anwesenden Gästen, hauptsächlich Schüler diverser Berliner Schulen, begrüßt. Sie strahlte vor Freude über das neue Buch, das sie selbst an diesem Tag ebenfalls zum ersten Mal in den Händen hielt. Im Gepäck hatte sie außerdem die beiden Musiker Sarah Schüddekopf und Ramòn Lazzaroni, die sie während der Lesung mit verschiedenen Instrumenten, darunter Cello und Saxophon, begleiteten.


Etwa eine Dreiviertelstunde lang konnten die Zuhörer abwechselnd der Stimme Isabel Abedis, die mehrere Szenen aus dem Buch vortrug, und dazu passender, stimmungsvoller Musik, die die Atmosphäre gekonnt unterstrich und auch einen thematischen Bezug zur Handlung hatte – teilweise kommen die Instrumente und Lieder nämlich in dem Roman vor – lauschen.

Danach übergab die Literaturinitiative das Wort an die Autorin, die zunächst ihren Dank an alle Beteiligten, einschließlich des Publikums, aussprach und anschließend zahlreiche Fragen beantwortete. Sie verriet, dass ihre Charaktere früher oder später immer lebendig werden und sie als Autorin dann kontrollieren würden. Sie bekämen dann wie Pinocchio einen eigenen Willen. Das passiere ihr bei jedem Buch und hier ganz besonders. Die Protagonistin Vita habe sie sogar dazu veranlasst noch einmal die Handlung zu ändern.

Die längste Nacht ist ihr fünftes Jugendbuch und trug den Arbeitstitel „Das Manuskript“. Über den Titel entscheide meist der Verlag, Isabel Abedi habe jedoch zumindest ein Mitspracherecht und sei auch selbst auf den endgültigen Titel gekommen. Der Verlag hält das Buch für Leser ab 14 Jahren geeignet; der Autorin fiel diese Einordnung etwas schwerer, weshalb sie es einfach all jenen empfehlen würde, die sich bereits dafür interessieren.

Wie lange sie insgesamt an dem Buch gearbeitet habe, sei ebenfalls schwer zu sagen. Die Idee habe sie schon vor ca. vier Jahren gehabt, aber zwischendurch an anderen Büchern gearbeitet. Die reine Schreibzeit habe wohl um die sechs Monate betragen. Die Geschichte selbst sei einfach irgendwann zu ihr gekommen. Den Ort, an dem die Handlung spielt, kenne sie selbst sehr gut, weil sie oft dort gewesen sei. Und schließlich sei dann der Wunsch entstanden eine Geschichte zu schreiben, die dort spielt und ein Bild in dem im Buch erwähnten Kloster habe dann den Anstoß gegeben. Näher könne sie das jetzt allerdings nicht erklären, das würde zu viel verraten.


Ihr erstes Buch habe sie im Alter von acht Jahren geschrieben und ihrer Mutter zum Geburtstag geschenkt. Ihr erster veröffentlichter Roman erschien vor 17 Jahren. Ihre Manuskripte schreibe sie stets gleich am PC, Ideen hingegen auf alles, worauf sich schreiben lasse, inklusive Toilettenpapier.

Wie lange sie zum Schreiben brauche, sei von Buch zu Buch sehr unterschiedlich. Von Stunden (bei einem Bilderbuch) bis zu Jahren (bei einem Roman) sei im Prinzip alles vertreten.

Ihr liebstes Buch, wenn sie denn überhaupt eines habe, sei immer das neueste. Ansonsten könne sie keine Entscheidung treffen. Das sei wie bei den eigenen Kindern, selbst wenn sie insgeheim ein Lieblingskind hätte, würde sie es nie laut nennen.

Sie liebe ihren Beruf, trotzdem sei das Schreiben nicht immer nur spaßig. Es habe genauso Phasen gegeben, in denen sie darunter gelitten hat, dass sie nicht wusste, wie es weitergehen soll. Das Schreiben sei ihre Leidenschaft, doch in Leidenschaft stecke eben auch das Wort „Leiden“. Jeder, der Bücher schreiben will, müsse daher wissen, dass es nicht immer einfach sein wird.

Damit war die Zeit leider schon vorüber, auch wenn längst noch nicht alle Fragen beantwortet waren. Im Anschluss signierte Isabel Abedi im Foyer aber natürlich noch Bücher, darunter vor allem zahlreiche Exemplare von Die längste Nacht, die pünktlich zur Lesung frisch aus der Druckerei gekommen waren.


Wer wollte, konnte diese Zeit zudem nutzen um noch ein paar eigene Fragen loszuwerden. Als ich mich schon einmal nach dem nächsten Jugendroman erkundigte, antwortete sie zu meiner Freude, dass es nicht wieder sieben Jahre auf sich warten lassen solle. Wann genau es erscheine, könne sie noch nicht sagen, zumal sie auch noch kein konkretes Thema habe, nur, dass es nicht wieder so lange dauern solle. Ein Buch habe sie außerdem schon angefangen und bislang etwa 150 Seiten geschrieben, das brauche jedoch noch Zeit, da es sich um ein sehr besonderes Projekt handele, und pausiere deshalb gerade. Vielleicht werde das schon ihr nächstes Buch, vielleicht komme erst ein anderes.

Des Weiteren erfuhr ich noch, dass Isabel Abedi Ende März selbst das Hörbuch zu Die längste Nacht einlesen wird bzw. inzwischen vermutlich bereits eingelesen hat. Wer an keiner ihrer Veranstaltungen teilnehmen konnte, wird später also zumindest so einen Eindruck von der interessanten Lesung gewinnen können.

[Dieser Artikel gehört zur aktuellen Blogtour zu Die längste Nacht. Morgen geht es auf Manjas Buchregal mit einem Beitrag zum Soundtrack weiter.]

Mrz  22

[Lesung] Brigitte Glaser

22. März 2016 | 23:55 | Erlebt

Am 29. April 2015 las Brigitte Glaser in der Polizeihistorischen Sammlung am Platz der Luftbrücke in Berlin aus ihrem neuen Roman Krähensommer. Die Veranstaltung wurde vor allem von Schülern besucht und auch von solchen der Literaturinitiative eröffnet. Isabel Lotting von Bastei Lübbe sagte ein paar kurze Worte über den Verlag, insbesondere zum neuen Imprint One, in dem sie vorwiegend All-Age Bücher aus allen Genres veröffentlichen wollen, ehe die Autorin, mit der ich vor der Lesung schon ein wenig plaudern konnte, auf die Bühne gebeten wurde.

Brigitte Glaser erzählte zunächst kurz etwas über ihre Protagonistin Inci und betonte dabei die richtige Aussprache des Namens. In manchen Ohren mag er vielleicht komisch klingen, doch seinen Namen kann man sich nun einmal nicht aussuchen. Dann las sie den Anfang des Buches vor.

Anschließend sprach sie über den Beruf des Polizisten, die Vor- und Nachteile, sowie deren Ausbildung in NRW, die dort aus Theorie, Training und einem Praktikum besteht. Ihr Roman Krähensommer spielt sich ausschließlich während des Theorieteils ab.

Daraufhin las sie zwei weitere Passagen vor. Die eine handelte von Incis erstem Tag an der neuen Schule, die andere davon, wie sie ihre früheren besten Freunde Falk und Mo kennen gelernt hatte. Danach folgte eine Diskussion, geleitet von vier Schülern der Literaturinitiative, und abschließend durfte das Publikum Fragen stellen. Zuerst wurde über die Heldin Inci geredet. Sie beschloss zur Polizei zu gehen, nachdem sie in einer bestimmten Situation von einer Polizistin gerettet wurde. Davor gehörte sie einem Diebestrio an. Sie stellt diesen Entschluss während der Ausbildung aber immer wieder in Frage.

Brigitte Glaser interessiert sich für fremde Welten, die ganz nah sind. Deshalb spielt das Buch im Migrationsmilieu. Sie wollte die Frage erkunden, was es für ein türkisches Mädchen bedeutet zur Polizei zu gehen. Auf welche Konflikte wird sie dabei treffen? Genau darum soll es auch in den Folgebänden gehen.

Die Frage, ob ihr Roman eine Moral vermitteln muss, hat sich die Autorin hingegen gar nicht gestellt. Sie hat einfach über die Realität recherchiert und Kriminalität begleitet die Jugend häufig als Grenzüberschreitung. Die höchste Kriminalitätsrate im Lebensverlauf liegt angeblich im Alter von dreizehn bis achtzehn Jahren. Moralische Werte für sich zu finden ist ein Prozess, sie müssen sich entwickeln und jeder muss sie für sich selbst finden. Daher will Brigitte Glaser auch nicht vorgeben, was richtig und was falsch ist.
Die Jugend ist für sie außerdem so interessant, weil sich vieles noch in der Schwebe befindet.

Mit anderen Autoren will sie sich nicht „messen“, das ist dem Schreiben nicht förderlich.


Vor dem Schreiben macht sie sich stets kundig, so hat sie sich zum Beispiel gut über die Polizeiausbildung informiert, damit sie eine fiktive Geschichte mit realen Gegebenheiten verknüpfen kann. Die Kriminalarbeit steht in ihrem Roman zwar im Vordergrund, allerdings geht es zur Abwechslung einmal nicht um einen Mord, sondern eine andere Tat. Die Faszination geht für sie davon aus die Lösung zu finden; dass das Böse zwar nicht verhindert, aber zumindest aufgeklärt werden kann und gegebenenfalls eine Bestrafung des Täters erfolgt.

Dann wurde sie nach den Unterschieden zwischen Krimi und Thriller gefragt. Thriller gehen ihrer Ansicht nach eher in Richtung Serienkiller und Psychopaten. Klassische Krimis leben hingegen von der Ermittlungsarbeit. Doch inzwischen gibt es ja auch humoristische Krimis usw., das Genre ist also breitgefächert.

Der Unterschied zwischen einem Jugendkrimi und einem Krimi für Erwachsene liegt in der Brutalität. Eine Leiche kann in beidem enthalten sein, aber wie brutal die Schilderungen sein dürfen, hängt von der Zielgruppe ab und wird mit dem Lektorat abgesprochen. Brigitte Glaser arbeitet jedoch an beidem gleich ernsthaft und recherchiert gleich viel, unabhängig von der Leserschaft. Persönlich mag sie es gern weniger blutig. Sie interessiert sich vielmehr für die Motivation und für die Frage, wie jemand überhaupt erst zum Täter wird.

Ihrer Meinung nach hat die Phantasie in dieser Hinsicht aber grundsätzlich keinen Einfluss auf die Persönlichkeit. Krimiautoren sind also nicht zwangsläufig selbst Psychopathen.

Das Wichtigste an jedem Buch sind für sie die Charaktere, durch sie entwickelt sich die ganze Geschichte. Ihre Figuren sind jedoch stets frei erfunden und haben keine Ähnlichkeit mit Bekannten und Verwandten, jedenfalls nicht absichtlich.

Da es so unendlich viele Krimis gibt, ist es zudem schwer in dem Bereich etwas Neues zu präsentieren. Hier soll die Ausbildung Abwechslung bieten. Sie kennt bisher keinen Roman, in dem dieser Aspekt beleuchtet wird, denn ihrer Erfahrung nach sind die Ermittler sonst meistens schon Kommissare oder ähnliches. Auf die Idee dazu kam sie, weil sie schon lange etwas darüber schreiben wollte, wie jemand Polizist wird, mit einer Figur, für die es ein ungewöhnlicher Weg ist.

Erst einmal ist nur ein zweiter Band geplant. [Dieser wird den Titel Wo ist Alma? tragen und im November 2016 erscheinen.] Ob es danach weitergeht, wird sich zeigen und hängt natürlich auch von den Verkaufszahlen ab.

Wie hat sie sich in die jungen Figuren hineinversetzt? Entweder denkt sie sich hinein oder sie fragt andere Kinder, in Workshops sucht sie beispielsweise gezielt Kontakt zu Jugendlichen. Sie selbst war aber schließlich auch einmal jung und manche Dinge ändern sich nicht. Für Krähensommer hat sie außerdem viel mit jungen Polizisten gesprochen.

Angehenden Autoren rät sie niemals aufzugeben.

Nachdem damit alle Fragen aus dem Publikum beantwortet waren, bedankte sich Brigitte Glaser bei allen Zuhörern für ihr Kommen und signierte interessierten Lesern zum Abschluss noch Exemplare ihres neuen Buches.

Archive

Online seit

Hinweis: In nahezu allen Beiträgen sind die ggf. abgebildeten Buchcover o.Ä. mit einem sog. Affiliate-Link (externer Link zu Amazon) hinterlegt und gelten daher als Werbung.