Beiträge mit dem Schlagwort 'Lesung'

Dez  10

[Lesung] Laura Kneidl, Christine Millman, Carina Mueller

10. Dezember 2015 | 23:44 | Erlebt

Am Sonntag der diesjährigen Leipziger Buchmesse, 15. März 2015, besuchte ich unter anderem eine der kurzen Gänsehaut-Lesungen von Impress, dem digitalen Imprint des Carlsen Verlags, mit Laura Kneidl und Christine Millman, moderiert von Lektorin Pia Trzcinska. Carina Mueller hatte leider wegen Krankheit absagen müssen, ihr Part der Lesung wurde daher von einer Carlsen-Mitarbeiterin übernommen.

Als erstes war Laura Kneidl an der Reihe. Sie las einen spannenden Ausschnitt aus ihrem Roman Magic & Platina, nachdem sie das bisherige Geschehen vor der gewählten Szene kurz zusammengefasst hatte. Im Anschluss daran trug Christine Millman zwei Szenen aus verschiedenen Perspektiven aus ihrem Buch Seth vor. Darauf folgte eine kurze Lesung aus Moonlit Nights – Gefunden. Carina Mueller wurde dabei würdig von Nicole Boske vertreten. Während des Lesens wurden – dem Titel der Veranstaltung entsprechend – passende, zum Teil ziemlich schaurige, Hintergrundgeräusche abgespielt, die der Lesung eine besondere Atmosphäre verliehen.

Zum Abschluss fand eine kurze Fragerunde mit Fragen aus dem Publikum statt, die wir zuvor auf Zettel schreiben und in einen Korb legen konnten. Laura Kneidl gab zum Beispiel preis, dass sie schon an ihrem nächste Roman arbeite, aber außer „Fantasy“ noch nichts darüber verraten könne. Aus ihrer Elemente der Schattenwelt Reihe möge sie eindeutig Wayne am liebsten. Noch besser gefiele ihr nur Gabriel, dieser stamme allerdings aus einem anderen Werk.

Damit war die Lesung schließlich vorüber, doch ich fand es sehr interessant einmal eine Lesung von Autoren zu besuchen, die sich gerade erst auf dem Markt etablieren und ihren Fans mitunter zum ersten Mal Rede und Antwort standen.

Okt  21

[Sendung] quergelesen: Lesen – echt cool!

21. Oktober 2015 | 23:59 | Erlebt

Die diesjährige Leipziger Buchmesse ließ ich am Sonntag, 15. März 2015, am Nachmittag mit der Show quergelesen: Lesen – echt cool! ausklingen. Ich persönlich kannte sie noch nicht, aber sie läuft wohl zum Beispiel jeden zweiten Samstag im Monat um 7.15 Uhr auf rbb. (Kein Wunder also, zu der Zeit schlafe ich normalerweise noch lange. ^^‘)

Zu Beginn veranstaltete Moderator Marc Langebeck ein kurzes Bücherquiz mit ein paar kleinen Kindern, ehe er dann Maite Kelly und Britta Sabbag als Gäste auf die Bühne bat, die sich zunächst kurz vorstellten. Maite Kelly sei in Berlin geboren, lebe heute jedoch in NRW. Britta Sabbag habe, laut eigenen Angaben, ein Talent dafür ins Fettnäpfchen zu treten, aber mitterlweile immerhin fünf Bücher für Erwachsene geschrieben.

Nach einem kurzen Interview lasen sie gemeinsam ihr Bilderbuch Die kleine Hummel Bommel vor, wobei Maite Kelly die direkte Rede aller Charaktere mit verschiedenen Stimmen übernahm und für die passenden Geräusche sorgte, während Britta Sabbag für die restlichen Textpassagen zuständig war. Zwischendurch gaben sie kleine Anekdoten zum Besten, was ihren Vortrag noch umso lustiger machte.

Die unglaublich süßen Illustrationen von Joelle Tourlonias wurden dabei auf eine Leinwand hinter den beiden Frauen projiziert. An der entsprechenden Stelle sang Maite Kelly zudem natürlich auch „Du bist du“, das Lied aus dem Buch.

Anschließend wurde das Interview fortgesetzt. Das Buch sei aus der Überlegung heraus entstanden, warum Hummeln fliegen können, obwohl sie nach den klassischen Regeln der Physik doch eigentlich viel zu schwer und ihre Flügel viel zu klein dafür seien.

Die kleine Hummel Bommel werde außerdem auf jeden Fall noch ein zweites Abenteuer erleben, voraussichtlich 2016. Über einen potenziellen dritten und vierten Teil würden sie bereits nachdenken. Sie hätten aber nie damit gerechnet, dass das Buch so erfolgreich werden würde.

Die menschenähnliche Darstellung der Insekten sei eine Idee der Illustratorin gewesen, damit man sich besser mit den Figuren identifizieren könne und Mitgefühl mit ihnen habe.

Die Frage nach dem Alter der beiden Damen, die zum Schluss noch gestellt wurde, sorgte im Publikum für viel Gelächter, denn Maite Kelly antwortete, sie sei knackige 35, wohingegen Britta Sabbag nur entgegnete, dass sie auch einmal 35 gewesen sei.

Okt  06

[Lesung] Loewe Thrillernacht

06. Oktober 2015 | 21:55 | Erlebt

Auf Grund meines längeren Aufenthaltes bei der diesjährigen Leipziger Buchmesse konnte ich am Samstagabend, 14. März 2015, erstmals der Loewe Thrillernacht beiwohnen. Die vier anwesenden Autoren – Eoin Colfer, Janet Clark, Ursula Poznanski sowie Arno Strobel – zogen viele Leser an, weshalb das Theaterhaus Schille eigentlich viel zu klein für diese gefragte Veranstaltung war. Nachdem wir eine gefühlte Ewigkeit draußen im Regen auf den Einlass warten mussten, wurden daher nicht einmal alle Wartenden hinein gelassen. Allerdings ist es mir ohnehin schleierhaft ist, warum manche Eltern ihre Kinder im Grundschulalter (oder womöglich sogar jüngere) zu dieser Uhrzeit noch zu einer Lesung (mit)bringen. Vielen davon war erstens die Langweile und zweitens spätestens nach der Hälfte der Lesung anzumerken, dass sie längst ins Bett gehörten.

Eröffnet wurde der Abend, den Marc Langebeck moderierte, schließlich von Janet Clark. Sie berichtete zunächst von ihrem Engagement für Frauen, die Krimis schreiben. Gemeinsam mit anderen versuche sie zu ergründen, warum männliche Krimiautoren besser bezahlt werden und deren Romane mehr Auszeichnungen erhalten, obwohl statistisch betrachtet mehr Krimis von Frauen als von Männern geschrieben werden. Liegt es einfach daran, dass die Männer besser schreiben oder hat es etwas mit dem Überschuss an maskulinen Jury-Mitgliedern zu tun?

Dann sagte sie einige Worte zu ihrer aktuellen Reihe Finstermoos. Berlin spiele oft eine Rolle, weil sie es für eine sehr spannende Stadt halte, weshalb es bestimmt irgendwann einen Krimi geben werde, der nur in der Hauptstadt spielt. In ihrem nächsten Roman, an dem sie gerade arbeite, spiele sich die Handlung aber erst einmal in London und Florenz ab.

Nach dieser kurzen Einführung las sie eine Szene aus dem ersten Band Finstermoos – Aller Frevel Anfang. Insgesamt werde es vier Bände geben, doch im Grunde handele es sich dabei vielmehr um ein Buch, das aufgeteilt wurde um potenzielle Leser nicht durch die ansonsten sehr hohe Seitenzahl abzuschrecken. Der erste Teil ende deshalb auch mit einem fiesen Cliffhanger.

Als nächstes stellte Arno Strobel sein neues Werk Schlusstakt vor. Über 20 Jahre lang habe er als Informatiker für eine Bank in Luxemburg gearbeitet und bis vor einem Jahr nur nebenbei geschrieben. Inzwischen habe er diesen Job jedoch aufgegeben um nun Vollzeit als Autor zu arbeiten. Dadurch könne er jetzt sogar zwei Bücher pro Jahr schreiben.

Sein neuer Roman handele von einer Casting-Show, weil es ein Thema sei, das Jugendliche momentan sehr beschäftigen würde und oft mehr dahinter stecke als es scheint. Zur Recherche habe er unter anderem stundenlang diverse Casting-Shows angeschaut und Teilnehmer sowie Gewinner interviewt, wegen ihrer Knebelverträge allerdings stets nur anonym. In Schlusstakt sei somit nicht alles frei erfunden und er selbst würde seinen noch minderjährigen Kindern nicht erlauben an so einer Show teilzunehmen.

Nachdem er eine Szene aus dem Buch vorgetragen hatte, beantwortete er einige Fragen aus dem Publikum. Mit einem Augenzwinkern gab er an, dass alle Ähnlichkeiten zu existierenden Casting-Shows rein zufällig seien. Die Handlung hatte von Anfang an auf einer Insel spielen sollen um die extremen Gegensätze zwischen dem traumhaften Setting auf den Malediven und der krassen Realität hinter der Kamera hervorzuheben. Arno Strobel schreibe (auch) für Jugendliche, weil sie so unbedarft an gewisse Dinge herangingen und öfter aktiv handeln würden statt sich nur zu sorgen. Deshalb habe es ihn so gereizt seine Figuren auf bestimmte Arten agieren zu lassen. Er verzichte aber absichtlich auf Jugendsprache, da nichts peinlicher sei als ein alter Mann, der versuche jugendlich zu klingen. Bei seinem ersten Jugendthriller habe er aus Angst vor zu viel Brutalität noch gänzlich auf einen Mord verzichtet, wofür er jedoch später bitterböse Mails erntete. Seine eigenen Kinder mögen seine Bücher sehr, nur seiner Ältesten habe Schlusstakt nicht gefallen, doch diese lese generell nicht viel.

Daraufhin betrat Ursula Poznanski die Bühne, die ihre dystopische Trilogie laut eigenen Angaben zu den Soundtracks von Game of Thrones und Gladiator schrieb. Sie habe es extrem genossen sich eine eigene Gesellschaft auszudenken und eine ganz eigene Welt zu kreieren. Emotionskontrolle könne sie bei sich selbst aber nur beim Schreiben anwenden, nicht im privaten Leben, da bemühe sie sich gar nicht erst darum. Es sei ihr nicht schwer gefallen den zweiten Band zu schreiben, weil sie genau wusste, was am Ende passieren, welche Bombe sie platzen lassen würde. Sie habe sich bereits im Vorfeld eine Geschichte überlegt, die dreigeteilt war und auf Grund ihrer Komplexität auch drei Teile erforderte. Außerdem könne sie sich durchaus vorstellen noch einmal eine Trilogie zu schreiben.

Im Anschluss an eine grobe Zusammenfassung der Handlung der Reihe las sie dann einen sehr spannenden Abschnitt aus dem dritten Band Die Vernichteten vor, ehe sie ebenfalls ein paar Fragen aus dem Publikum beantwortete. Andris sei eine ihrer Lieblingsfiguren gewesen, da er nie Mühe gemacht habe, ebenso wie Tycho. Natürlich möge sie Ria ebenfalls sehr, sonst wäre sie nicht die Erzählerin. Warum die Trilogie eine Dystopie wurde? Die Geschichte habe sie schon grob in ihren Kopf gehabt, hätte sie jedoch nicht in der realen Welt spielen lassen können. Sie brauchte die totale Trennung der beiden Gruppen, weshalb ihr nur zwei Möglichkeiten geblieben seien: Fantasy oder Zukunftsszenario und sie habe sich für letzteres entschieden. Um was sich die Geschichte drehe und welches Geheimnis sich dahinter verberge, habe sie von Anfang an gewusst; viele kleinere Details hätten sich aber erst während des Schreibens aus der Dynamik der Geschichte heraus entwickelt. Quirins Plan finde sie genial, doch sie könne nicht sagen, ob sie genauso handeln würde … vielleicht ja. Daher könne sie nicht sagen, ob Quirin nun gut oder schlecht sei; in der ganzen Serie ginge es ja gerade darum diese Einordnung zu hinterfragen. Ria denke ja anfangs auch, dass die Sphären die Guten und die Prims die Bösen seien.

Nachfolgend durften wir den sehr sympathischen irischen Autor Eoin Colfer begrüßen, der von Schauspieler und Hörbuchsprecher Rainer Strecker begleitet wurde. Er erzählte uns zuerst, dass er in Deutschland schon einmal in einem Leichenschauhaus gelesen habe, das Theater am heutigen Abend jedoch ein perfekter Veranstaltungsort sei, weil er schon immer gern ein Theater habe führen wollen und ein Theater auch in WARP eine Rolle spiele. Nach einer Dystopie ginge es nun um eine Zeitreisegeschichte, in der die Figuren aber eine dystopische Zukunft verhindern wollen. Die Theorie der so genannten Einstein-Rosen-Brücke diente ihm dabei als eine Art Grundlage. Er habe sich dafür entschieden ein Wurmloch ins viktorianische London zu öffnen, weil es eine sehr faszinierende Zeitperiode gewesen sei und damals zudem die ersten bekannten Science-Fiction-Romane, z.B. von Jules Verne, erschienen seien. In seiner Reihe gebe es zwei Handlungsstränge und damit zwei gleichwertige Protagonisten, die sich gleichzeitig lieben und hassen können – doch spätestens nach 50 Jahren sei das vorbei. *g*

Obwohl er nichts vorbereitet hatte, wurde Eoin Colfer dann wegen des tollen Klangs seines Akzents vom Publikum dazu genötigt ein paar Seiten auf Englisch – alternativ zur Not auch gern auf Deutsch – zu lesen; vorher würden die Zuhörer ihn nicht gehen lassen. Schnell wurde ihm daher ein englisches Exemplar gereicht. Anschließend übernahm Rainer Strecker jedoch das Lesen eines gekürzten Kapitels auf Deutsch und bewältigte diese Aufgabe, wie gewohnt, mit Bravour. Er verlieh jeder Figur eine ganz eigene Stimme, betonte stets genau die richtigen Stellen, variierte die Lautstärke und gab somit eine schauspielerische Höchstleitung ab. Eoin Colfer schien diese enthusiastische Darbietung zu erstaunen und sein irritierter Blick in Kombination mit seinem Kommentar „you’re scaring me“ erntete viele Lacher. Er betonte aber, dass er Rainer Strecker als Sprecher sehr gern möge.

Letzterer berichtete ferner kurz von der Arbeit am Hörbuch. Er bereite sich immer gut vor, lese das Buch mehrfach und hebe die verschiedenen Stimmen im Script zum Beispiel in unterschiedlichen Farben hervor.

Hinterher wurde der Autor noch gefragt, ob er denn etwas von der deutschen Textstelle verstanden habe. Seine – nicht ganz ernst gemeinte – Antwort: Es sei vermutlich etwas über Rainers Kindheit gewesen. *lol* Nein, verstanden habe er eigentlich nichts, doch er meinte gemerkt zu haben, dass der Auszug gekürzt wurde.

Nach Artemis Fowl habe er erst einmal eine Pause gebraucht und daher zunächst zwei Krimis geschrieben, die unter den Titeln Der Tod ist ein bleibender Schaden und Hinterher ist man immer tot auch auf Deutsch erschienen sind. Erst danach kehrte er zu einer phantastischen Serie – als Ire glaube er tatsächlich an Magie – zurück, auch wenn es sich genau genommen wohl eher um Science Fiction handele. Wer sein Vorbild für Colonel Box war? Vielleicht Stalin.

Nach ungefähr zwei Stunden war dieser Teil des Abends damit leider schon vorüber, aber es gab natürlich die Möglichkeit sich von jedem der Autoren Bücher (oder Autogrammkarten) signieren zu lassen, wobei man ihnen noch die eine oder andere zusätzliche Frage stellen konnte.

Nach dem etwas missglückten Start hat mir der Abend insgesamt ausgesprochen gut gefallen und falls ich im nächsten Jahr wieder in Leipzig übernachten sollte, werde ich mir die Loewe-Thrillernacht, sofern sie erneut stattfindet, garantiert nicht entgehen lassen!

Jul  31

[Lesung] Patrick Rothfuss

31. Juli 2015 | 23:45 | Erlebt

Am 16. März 2015 las Patrick Rothfuss im Auditorium maximum meiner Alma mater, der Humboldt-Universität zu Berlin, und obwohl ich bisher leider noch nichts von dem Autor gelesen habe, ließ ich mir die Chance diesen einmal zu treffen natürlich nicht entgehen. Außerdem hatte eine Freundin, die mir seine Bücher schon vorher voller Begeisterung empfohlen hatte, mich ohnehin gebeten sie zu begleiten. Und eins kann ich euch versichern: Ich habe das Audimax während meines gesamten Studiums NIE derartig voll erlebt. Es schien als wäre jeder einzelne Platz besetzt, selbst oben auf den Rängen. Bei diesem Anblick wären einige Professoren sicher vor Neid erblasst.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Marina Weisband, die sehr interessante Fragen stellte und die Antworten des Autors für all jene Gäste, die die englische Sprache nicht so gut beherrschten, ins Deutsche übersetzte. Die deutschen Passagen wurden hingegen von Schauspieler und Synchronsprecher Gunnar Helm vorgetragen.

Zu Beginn las allerdings zunächst Patrick Rothfuss, der einen sehr lustigen und sympathischen Eindruck vermittelte, höchstpersönlich die erste Seite seines neuen Romans, Die Musik der Stille, vor, aber natürlich „nicht auf Deutsch“, wie er so schön sagte.

Im Anschluss beantworte der Autor ein paar Fragen. Ein kurzer Hinweis dazu vorweg: Einige Antworten sind stark gekürzt, weil es mir zum Teil unmöglich war seine geistigen Ergüsse und meistens sehr ausführlichen Antworten schnell genug mitzuschreiben. Ich habe mich jedoch um eine möglichst umfangreiche Zusammenfasssung bemüht.

In einer Übersetzung gehe leider immer viele Dinge verloren, wie zum Beispiel die geheime, tiefere Bedeutung von Ortsnamen. Wie sei es für ihn durch eine Übersetzung die Kontrolle über sein Buch zu verlieren? Er antwortete, er sei kein Kontrollfreak, der wolle, dass alles perfekt sei. Ja, vieles habe mit Sprache zu tun, aber er hatte im Grunde keine andere Wahl als loszulassen, weil Englisch nun einmal die einzige Sprache sei, die er fließend spreche. Er hatte seinen eisernen Griff also zwangsläufig lockern müssen. Außerdem sei ihm bewusst, dass er oft mit der Sprache spiele und deshalb ohnehin schwer zu übersetzen sei. Er biete seinen Übersetzern daher immer an ihm Fragen zu stellen um sich auszutauschen und ihre Arbeit so etwas zu erleichtern. Manche Sachen könne man jedoch auch einfach nicht übersetzen, wortwörtlich schon gar nicht.

In Die Musik der Stille habe er sich sprachlich gesehen sogar noch mehr ausgetobt als in Der Name des Windes. Er habe dabei sogar gleich an die Übersetzer denken müssen und gewusst, dass manche Wortspiele nicht zu übersetzen wären. „Sorry“.

Auf die nächste Frage antwortete er, dass er zumindest hoffe, dass es einen Unterschied zwischen ihm und den Autoren gebe, die schlechte weibliche Figuren entwerfen. Er denke viel über seine Charaktere nach und gehe vorsichtig mit ihnen um. Es sei ihm wichtig, eine starke, weibliche Figur zu kreieren, weil er wisse, dass Frauen in unserer Gesellschaft oft schlecht dargestellt oder falsch wahrgenommen würden. In Bezug auf Denna sei das größte Problem dabei, dass sie oft nicht das tue, was man aus gesellschaftlicher Sicht von ihr erwarte. Manche Leute würden denken es sei ihre Pflicht Kvothe zurückzulieben und wenn sie das nicht tue, seien die Leute sauer oder hielten Denna gar für eine Schlampe und das sei in seinen Augen eine furchtbare Denkweise. Es mache Patrick Rothfuss vielmehr stolz, dass Denna eine starke Frau sei, die eine Beziehung verlassen würde, wenn es ihr darin nicht gut ginge oder sie schlecht behandelt würde.

Daraufhin fragte er das Publikum, wer jemanden kenne, der in einer Beziehung schon einmal misshandelt wurde und es gingen erschreckend viele Hände hoch. Er sagte, die einzige Möglichkeit in so einer Situation wäre es zu gehen, die Beziehung zu verlassen und all das hinter sich zu lassen. Das wäre das einzig Richtige! Dann kam er noch einmal kurz auf die Ausgangsfrage zurück. Er wolle nicht dazu beitragen eine weibliche Figur zu zeigen, die ständig nur um den Protagonisten kreise. Er wolle Denna nicht schwach oder oberflächlich erscheinen lassen und denke, dass sei ihm gelungen.

Nachfolgend wurde eine Szene aus dem neuen Roman auf Deutsch vorgelesen, ehe das Interview fortgesetzt wurde.

Patrick Rothfuss bevorzuge es seinen Lesern Raum zu lassen die Geschichte so zu genießen, wie sie es wollen. Deshalb beschreibe er Fela beispielsweise kaum, wodurch jeder eine etwas andere Vorstellung von ihr habe. Sie sollen die Möglichkeit haben „schön“ auf ihre eigene Art auszulegen. Er wolle ihnen somit nicht vorschreiben, was „schön“ sei und lasse sich diese Arbeit lieber von den Lesern abnehmen. Das sei aber nur ein kleines Beispiel dafür.

In Auris Geschichte wolle er es ebenfalls dem Leser überlassen, wie er die Dinge sehe. Ihre Rätselhaftigkeit mache ihren Charme aus, doch der Rest sei der individuellen Interpretation überlassen. Es gebe demnach verschiedene Möglichkeiten Auri zu sehen, aber keine falsche Lesart; jeder solle für sich selbst entscheiden. Der Autor möge sogar die Blickwinkel, die er selbst gar nicht gesehen habe. Jede mögliche Sicht auf die Dinge sei für ihn in Ordnung.
Begrenzt sei die Auslegung lediglich auf die Grundlage, also die Belege dafür im Text, sodass Auri jedenfalls keine Schildkröte sei. *g*

Er verrate allerdings noch nicht, ob Auri im dritten Band der Königsmörder-Chronik eine wichtigere Rolle spielen werde. Wann dieser erscheint? Sobald er es weiß, werde er es uns wissen lassen. Er werde es nicht geheim halten! Manchmal würde ihm unterstellt, er sei ein Alien, der sich von dem Elend seiner Leser ernähre, aber nein! The Doors of Stone (so der Arbeitstitel) sei schlicht noch nicht fertig. Wann es fertig werde, wisse er noch nicht und er wolle nicht noch einmal den Fehler machen einen konkreten Zeitpunkt zu nennen, den er vielleicht gar nicht einhalten könne, sodass die Leute dann traurig seien. Also sage er jetzt 2025, damit wir alle überrascht seien, wenn es doch eher erscheine. Er gebe sein Bestes, weil er eben das beste, ihm mögliche Buch schreiben möchte.

Ob er daran interessiert sei andere Genres auszuprobieren? „NO!“ Im Fantasy-Bereich könne er alles machen, was er in jedem anderen Genre auch machen könne – plus Elben. Er müsse sich also nicht schlecht fühlen, wenn er zum Beispiel einen Geist in eine „normale“ Handlung einbringe. Er liebe einfach Geschichten mit phantastischen Elementen. Seiner Meinung nach würden sie Bücher fast immer besser machen, es verleihe ihnen einen besonderen Geschmack.

Anschließend beantwortete er noch Fragen aus dem Publikum, darunter Fragen nach Tipps zum Schreiben, der Handlung des dritten Bandes, die er selbstverständlich noch nicht preisgebe, und nach einem Charakter, den er für ein Videospiel entwickele. Letzteres sei eine ganz andere, neue Erfahrung für ihn, weil ihm die Kontrolle über die Handlung etc. völlig entzogen sei. Er könne noch nicht viel darüber verraten, sei aber sehr aufgeregt deswegen.

Wie viel von Kvothe seinem eigenen Leben entnommen sei? „Das schöne Spiel“ stamme aus seinem eigenen Leben. Er wurde auf einem Spielplatz dazu inspiriert, als er Kindern beim Spielen zusah. Manchmal kämen Dinge also tatsächlich aus der realen Welt. Das sei jedoch ein komisches Beispiel.

Neil Gaiman und Terry Pratchett zählen zu seinen Lieblingsautoren. Das letzte Einhorn sei eines seiner Lieblingsbücher. Er liebe die fantastische Sprache, deretwegen es wahrscheinlich auch ein Alptraum sei das Buch zu übersetzen. Er selbst habe zudem einen Goodreads Account und rezensiere dort regelmäßig Bücher.

Es gebe zwar Gespräche über Verfilmungen, vielleicht werde aber nichts daraus und vermutlich würden es sowieso alle hassen, wenn sie doch gemacht würden. Er werde seinen Fans neue Entwicklungen in dieser Hinsicht keinesfalls vorenthalten. Natürlich hätte er dann auch gern die Kontrolle über die Filme, würde sie aber wohl nicht bekommen.

Damit war die Zeit leider um, zumal er noch Bücher signieren wolle und die Universität vermutlich sauer wäre, wenn er das Audimax bis 3 Uhr morgens in Beschlag nähme. Er bedankte sich bei allen für unser Kommen und bat die Leute in der Signierschlange nach vorn zu lassen, die vielleicht noch Kinder vom Babysitter abholen oder einen bestimmten Zug/Bus erwischen müssten.

Da Photos sowieso erst nach dem Signieren gemacht werden konnten und meine Begleitung als großer Fan natürlich unbedingt eines wollte, wofür ich vollstes Verständnis hatte, blieben wir also einfach sitzen, bis nur noch eine Handvoll Leute im Hörsaal waren und man nicht mehr anstehen musste.

In der Zwischenzeit kaufte ich mir noch ein Exemplar von Der Name des Windes, weil mir der Autor und seine Antworten so gut gefallen hatten, dass ich die Reihe garantiert eines Tages lesen werde. Sonst würde ich mich nämlich, spätestens wenn sie mir dann so gut gefällt wie erhofft, unglaublich über mich selbst ärgern, dass ich mir die Chance auf ein signiertes Exemplar entgehen ließ. Dieses Risiko wollte ich also gar nicht erst eingehen.

Jul  25

[Lesung] Crème de la Crime

25. Juli 2015 | 16:50 | Erlebt

Am 7. Juli 2015 waren gleich drei talentierte deutsche Autorinnen zu Gast in Berlin und stellten unter dem Motto „Crème de la Crime“ ihre neuesten Romane in der Uslar & Rai Buchhandlung vor: Zoë Beck, Wiebke Lorenz und Melanie Raabe. Die Lesung war gut besucht und als sich der Abend seinem Anfang näherte, waren die geschätzten 50 Plätze im Laden beinahe alle besetzt.

Nach einem kurzen Empfang durch Katharina von Uslar übernahm Wiebke Lorenz größtenteils die Moderation der Veranstaltung und brachte die Zuhörer mit ihrem einmaligen Humor mehrfach zum Lachen. So begrüßte sie uns beispielsweise alle zur Berliner Fashion Week und erklärte uns zunächst den Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Krimiautoren: Die weiblichen sehen einfach alle viel besser aus! *g*

Danach sagte sie kurz ein paar Worte zum Ablauf der Lesung, war sich bezüglich der Reihenfolge der jeweiligen Vorträge allerdings noch unsicher. Zuerst schlug sie vor, dass die schönste Autorin anfangen sollte, also 1. Melanie Raabe, 2. Zoë Beck, 3. Wiebke Lorenz, woraufhin sie natürlich heftigen Widerspruch erwartete. Besser wäre also mit der intelligentesten Autorin zu beginnen. Oder mit der witzigsten? Nein, das beste Buch sollte den Abend eröffnen, also würden sie einfach alle drei gleichzeitig vorlesen. *lol*

Schließlich begann Zoë Beck das erste Kapitel aus ihrem aktuellen, politischen Thriller Schwarzblende vorzutragen. Sie las mit einer tiefen, sehr ansprechenden Stimme, der man gerne aufmerksam zuhörte. Nur die Dialoge waren manchmal ein wenig seltsam bzw. ungenügend betont. Die Szene handelte von einem brutalen Mord in der Öffentlichkeit und war einem Verbrechen nachempfunden, das sich vor wenigen Jahren wohl so ähnlich im Londoner Süden abgespielt und die Autorin zu diesem Roman inspirierte hatte. Auch dort wurde die grausame Tat gefilmt und das Video kann laut ihrer Aussage noch immer im Internet gefunden werden. Auf die Frage nach dem Motiv hatten die Täter mit „Tod jedem, der gegen den Islamischen Staat ist“ geantwortet, was Zoë Beck dazu veranlasste sich mit der medialen Öffentlichkeit, dem Umgang der IS mit dieser sowie dem Problem der inneren Sicherheit zu beschäftigen.

Im Anschluss an diese kurze Hintergrundgeschichte las sie noch eine kurze, äußerst spannende Szene aus dem letzten Drittel des Romans. Den Ausgang lies sie dabei selbstverständlich offen, damit es sich noch lohnt das Buch zu lesen, das man bei Bedarf nachher sogar in der Buchhandlung erwerben könne.

Mit einer kleinen Anekdote von der letzten Leipziger Buchmesse leitete Wiebke Lorenz dann zu Melanie Raabe über, welche die ersten Seiten aus ihrem Debutroman Die Falle präsentierte. Sie wollte vorher nicht viel zur Handlung sagen, da sie auch ihre Leser ohne Erklärungen mitten ins Geschehen hineinwirft. Melanie Raabe hatte ebenfalls eine sehr angenehme Stimme und betonte stets genau an der richtigen Stelle.

Nach den ersten beiden Kapiteln verriet sie aber schließlich doch noch etwas mehr über den Inhalt des Buches sowie ihre Protagonistin Linda, bevor sie uns als zweites die Szene vorlas, in der diese zum ersten Mal dem Mörder ihrer Schwester „begegnet“.

Hinterher übergab sie das Wort wieder an Wiebke Lorenz, wobei Zoë Beck zunächst sowohl die Autorin als auch ihr neuestes Werk Bald ruhest du auch kurz vorstellte. Wiebke Lorenz erzählte uns nachfolgend außerdem, dass ihre Geschichten zwar immer fiktional seien, sie beim Schreiben aber aus ihren persönlichem Empfindungen und Erfahrungen schöpfe.

Nach ein paar Sätzen zur Handlung – es geht um eine Frau, deren kleines Kind entführt wird – las sie zuerst den Anfang ihres Buches vor, ehe sie noch eine zweite Szene wählte. Wiebke Lorenz las ebenfalls sehr gut, fesselte den Leser und überraschte mit einem lautstarken Streitgespräch, das sie entsprechend vortrug.

Mit einem Dank an alle Anwesenden neigte sich die Veranstaltung daraufhin leider schon dem Ende zu. Zu meiner kleinen Enttäuschung gab es trotz vorheriger Ankündigung leider keinen allgemeinen Interviewteil mit Fragen aus dem Publikum. Alle drei Autorinnen hielten sich jedoch noch lange im Laden auf, sodass man sich nicht nur seine Bücher signieren lassen, sondern sich auch problemlos mit ihnen unterhalten konnte und somit die Möglichkeit hatte all die Fragen, die einem möglicherweise auf der Seele brannten, loszuwerden.

Insgesamt war es also ein wirklich toller Abend mit drei sehr talentierten Frauen, den ich jederzeit gern wiederholen würde. Wenn eine der drei Damen also einmal in eurer Nähe liest, solltet ihr diese Chance unbedingt nutzen.

Ich persönlich hatte zudem sogar noch die Ehre die Autorinnen und Buchhändler im Anschluss an die Lesung in ein französisches Lokal begleiten zu dürfen, wo wir den großartigen Abend bei Wein – oder in meinem Fall Cranberrysaft – leckerem Essen und interessanten sowie lustigen Gesprächen ausklingen ließen.

Jul  14

[Lesung] Cornelia Funke

14. Juli 2015 | 23:52 | Erlebt

Am 7. März 2015 war Cornelia Funke im Rahmen ihrer viertägigen Tour zu Reckless – Das Goldene Garn, dem dritten Band ihrer aktuellen Reihe, in Berlin zu Gast und natürlich nahm somit auch ich an der beinahe ausverkauften und dementsprechend sehr gut besuchten Veranstaltung im Theater an der Parkaue teil. Schließlich kommt die Autorin, die mittlerweile in den USA lebt, nicht allzu oft für Lesungen nach Deutschland.

Die Begrüßung durch einen Thalia-Mitarbeiter war nicht ganz gelungen – vielleicht war der Mann etwas nervös angesichts des vollen Theaters und des hohen Besuchs – denn er behauptete, dass es sich hierbei um die Premierenlesung handele, obwohl die Autorin kurz zuvor bereits in Bremen und Hamburg aus dem Buch gelesen hatte und stellte den fantastischen Hörbuchsprecher, den wir alle als Rainer Strecker kennen, unglücklicherweise als Günther Strecker vor.

Die Moderation des restlichen Nachmittags übernahm dann Rainer Strecker. Er fasste noch einmal zusammen, dass es in den ersten beiden Bänden der Serie um englische sowie französische Märchen ging, während im dritten Teil nun russische Märchen im Vordergrund stehen. Die Figuren stellte er uns ebenfalls kurz vor und wies dann schon einmal daraufhin, dass Cornelia Funke später natürlich Fragen beantworten würde, zuerst die des Moderators, danach die des Publikums.


Anschließend betrat Cornelia Funke unter tosendem Applaus die Bühne, auf der sich neben anderer Dekoration wieder tolle, altertümlich anmutende Sessel für die Gäste befanden. Sie erzählte zunächst von ihrem Skizzenbuch – in das sie uns sogar einen kurzen Einblick gewährte – in dem sich viele selbstgemalte Bilder von Szenen oder Wesen befinden, die sie später in einem ihrer Bücher beschreiben will. Sie freut sich zwar stets ihre Leser zu treffen, empfindet eine solche Tour jedoch auch als stressig, weil sie dann nachts oder im Zug schreiben muss. Weil sie besessen vom Schreiben ist, wie sie es selbst ausdrückte, vergeht nämlich nie ein Tag, ohne dass sie etwas zu Papier gebracht hat.

Als nächstes wurde dann Rainer Strecker auf die Bühne geholt. Er und die Autorin sind gute Freunde, weshalb er zu den Geheimnisträgern zählt, also zu den ersten, die die fertigen Manuskripte erhalten. Daher kennt er immer verschiedene Fassungen der Bücher. Er braucht etwa sechs Tage zum Einlesen eines solchen Buches und liest es natürlich mehrmals. Dreimal liest er es bei sich zu Hause, das dritte Mal davon laut. Beim vierten Mal wird letztlich es aufgenommen, wobei er maximal fünf Stunden am Stück liest.

Bevor sie und Rainer Strecker dann mit dem gemeinsamen Lesen einzelner Szenen begannen, erzählte Cornelia Funke kurz etwas über die Spiegelwelt sowie Jacob für all jene, die die Bücher noch nicht kannten. Vor jedem Abschnitt der Lesung wurde außerdem stimmungsvolle, passende Musik zur Einstimmung gespielt, die, wenn ich es richtig verstanden habe, sogar extra für diese Lesungen komponiert wurde.

Cornelia Funke und Rainer Strecker lasen immer im Wechsel, beginnend mit dem Kapitel „Sicheres Versteck“, wobei man vor allem der wunderbaren, rauen Stimme von letzterem besonders gern gelauscht hat. Zwischen den einzelnen Kapiteln erzählte Cornelia Funke häufig kurz etwas über die betreffenden Figuren, z.B. Sechzehn, Clara oder Will, damit man die Szenen bzw. Perspektiven als bloßer Zuhörer besser einordnen konnte.


Daraufhin folgte der erste Interviewteil der Lesung. Cornelia Funke gab zu kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie ihren Figuren so viel zumutet. Sie glaubt zudem, dass diese das insgeheim genießen würden. Sie möchte jetzt gern wieder etwas für Kinder schreiben, deshalb arbeitet sie aktuell an der Fortsetzung zu Drachenreiter. Der zweite Band wird allerdings wohl etwas dünner als er erste; bis dahin hatte sie dreißig von vierzig Kapiteln geschrieben und will es bis Ende des Jahres fertig haben. Es wird also nicht vor 2016 erscheinen. In Bezug auf Reckless rechnet sie im Moment sogar mit sechs Bänden statt den bisher veranschlagten fünf Teilen. Einen Kinofilm wird es nach ihren Erfahrungen mit Tintenherz zu dieser Reihe aber definitiv nicht geben, die entsprechenden Angebote habe sie mehrfach abgelehnt. Gegen Hörbücher und Hörspiele hat sie jedoch weiterhin nichts einzuwenden.

Die Spiegelwelt-App soll im Laufe des Jahres auf Youtube verfügbar sein, damit auch diejenigen Zugriff auf die zusätzlichen Informationen haben, die kein iPad besitzen. Sie wird zudem auch Informationen über die Tintenwelt enthalten, z.B. darüber was dort passierte, bevor Staubfinger aus dem Buch herausgelesen wurde. Denn „die Spiegelwelt sei [im Grunde] die Tintenwelt, nur sechshundert Jahre später.“

Wenn Rainer Strecker sich eine Figur oder deren Stimme nicht vorstellen konnte, fragte er einfach Cornelia Funke und sie nannte ihm dann ein lebendes Beispiel, etwa einen Schauspieler. Für Reckless kann er sich meistens merken, wie er sprechen muss. Für andere Bücher schreibt er sich Karteikarten oder hört sich die Aufnahmen vom Band davor noch einmal an.

Einen „Krümel Böses“ enthält seiner Ansicht nach jeder, aber man muss diesen ja nicht zwangsläufig ausleben. Doch böse Figuren sind in der Regel interessanter, vor allem was ihre Beweggründe betrifft. Gute Charaktere sind innerlich nämlich nicht so zerrissen.

Im Anschluss wurden wieder ein paar Szenen gelesen und Cornelia Funke stellte Fuchs vor, die die Lieblingsfigur der meisten Fans sei. Besonders gut gelang Rainer Strecker dabei der französische Akzent des Kanadiers Sylvain.


Nachfolgend durfte das Publikum Fragen stellen, was bei der großen Anzahl an Besuchern und Fragen gut gelöst wurde, indem zwei Mikros im Saal aufgestellt wurden, an denen man sich anstellen konnte um seine Fragen loszuwerden, die dann abwechselnd von der Autorin beantwortet wurden.

Cornelia Funke bestätigte ein weiteres Mal, dass es eine Verbindung zwischen der Spiegel- und der Tintenwelt gibt. Die Elfen haben die Silberbücher in unsere Welt gebracht, die wiederum den Ursprung der Zauberzungen bilden.

Für sie ist es ganz furchtbar, dass wir ein Buch, an dem sie zweieinhalb Jahre lang gearbeitet hat, innerhalb von nur zwei Tagen lesen und dann bereits sehnsüchtig auf das nächste warten. Der vierte Band der Reckless-Reihe wird, wie es sich beim Lesen schon andeutet, asiatische Märchen behandeln. Bisher hat sie selbst noch keinen Lieblingsort hinter dem Spiegel, ist aber schon sehr gespannt auf das dortige Japan. Die Frage, wie viel Zeit bis zum Erscheinen desselben noch vergeht, würde sie wohl vage mit zwei bis vier Jahre beantworten, doch die Warterei tut ihr schrecklich leid, weshalb sie überlegt das Buch, wie Charles Dickens es damals tat, kapitelweise und mit mehr Illustrationen zu veröffentlichen.

Die Frage nach dem ungewöhnlichsten Ort der Inspiration ist eine, die ihr an diesem Tag zum ersten Mal gestellt wurde und die sie ins Grübeln brachte. Sie entschied sich schließlich für den Roten Platz in Moskau; grundsätzlich finden Ideen aber überall den Weg zu ihr und sie hat schon einmal eine ganze Kurzgeschichte spontan am Strand geschrieben. Unsere Welt ernährt alle ihre Welten.

Ihr erstes Buch hat sie im Alter von achtundzwanzig Jahren veröffentlicht, also vor fast dreißig Jahren. Obwohl sie phantastische Werke schreibt, recherchiert sie viel, für die Fortsetzung zu Drachenreiter beispielweise über den indonesischen Urwald. Am gründlichsten hat sie jedoch für die Spiegelbücher recherchiert, weshalb sie diese am besten kennt. Insgesamt hat sie vierzig große Notizbücher mit Details über die gesamte Spiegelwelt.

Warum sie immer über zwei verwobene Welten schreibt? Vielleicht weil sie als Kind Die Chroniken von Narnia so sehr geliebt hat.


„Das Goldene Garn“ war für die Autorin als Untertitel nur schwer durchzusetzen, aber sie hasste den Untertitel „Teuflisches Silber“ – laut Cornelia Funke ist das Silber nämlich gar nicht teuflisch – und hat später ihren Willen bekommen. Als Haupttitel wäre ihr „Verwegen“ auch lieber gewesen als „Reckless“, in diesem Fall konnte sie sich allerdings nicht durchsetzen. Wie die weiteren Titel der englischen Ausgaben (Reckless, Fearless, Heartless) nach dem dritten Band lauten sollen, habe sie ebenfalls interessiert und die Antwort vom Verlag lautete „Our imagination is limitless.“

Auf der Straße wird Cornelia Funke im Allgemeinen nicht erkannt, nur ganz selten nach TV-Auftritten oder in der Nähe von Veranstaltungsorten. Das findet sie auch ganz gut so, denn sie ist einmal mit einem Hollywood-Schauspieler über die Straße gelaufen und will definitiv nicht mit ihm tauschen.

Obwohl sie mittlerweile in den USA lebt, schreibt sie alle ihre Bücher nach wie vor auf Deutsch. Kurzgeschichten schreibt sie manchmal auf Englisch, doch nie richtig dicke Bücher. In den USA wird der dritte Band gerade ins Englische übersetzt und in Spanien wird ebenso daran gearbeitet. Das am häufigsten übersetzte Buch ist aber immer noch Herr der Diebe. Insgesamt gibt es ihre Bücher in ca. zweiundfünfzig Sprachen.


Vor ihrer Tätigkeit als Autorin war sie erst Sozialarbeiterin und dann Illustratorin, hat jedoch immer die falschen Bücher bekommen, weshalb sie selbst Schriftstellerin wurde. Aktuell wird gerade ein Buch mit ihren Skizzen zur Veröffentlichung vorbereitet und zukünftig werden ihre Bücher wahrscheinlich noch mehr Illustrationen enthalten.

Bei Reckless – Das Goldene Garn kam es bei den Illustrationen übrigens zu Verwechslungen und acht von ihnen sind in der ersten Auflage an falscher Stelle. Keiner weiß, wie das passieren konnte, und es wurde für die folgenden Auflagen sofort korrigiert. Auf der Website der Autorin sind die richtigen Positionen der verschobenen Illustrationen aufgeführt.

In den USA fährt Cornelia Funke, die nebenbei bemerkt sehr viel Humor hat, viel auf Comic Cons und lernt daher statt deutschen meist nur englische Autoren kennen. Neil Gaiman ist laut ihrer Aussage in den USA nahe an Gott, was seine Bekanntheit und Beliebtheit betrifft, und auch sie mag ihn sehr. Außerdem ist sie freudig erstaunt über die neuen Generationen, deren Autoren immer jünger werden, sodass viel Interessantes auf uns zukommt.

Zwischendurch stellte jemand natürlich auch die eine oder andere Frage an Rainer Strecker und ein kleiner, charmanter Junge brachte ihn mit der Frage in Verlegenheit, wo er denn seine Zauberzungen-Fähigkeit erhalten habe.


Unter ihren Büchern sind ihre heimlichen Favoriten Igraine Ohnefurcht und Das Piratenschwein, die aber nicht so bekannt sind wie andere Werke.
Ihre Lieblingsbücher anderer Autoren sind Der König von Chamelot von T.H. White sowie Die Brautprinzessin von William Goldman.

Prosper, Fliegenbein, Staubfinger zählen zu den Lieblingsfiguren der Autorin, doch sie mag noch viel mehr als nur diese drei. Ihre Bösen mag sie allerdings nicht. Jacob mag sie ebenfalls sehr, weil er ihr männliches Alter-Ego sei. Fuchs komme ihr aber am allernächsten. Eine Gestaltwandlerin zu sein ist zudem einer ihrer größten Wünsche, gleich nach dem Wunsch einen eigenen Drachen zu besitzen.

Für ihre Figuren hat sie entweder reale Vorbilder, einschließlich ihres eigenen Sohnes, oder stiehlt die Gesichter der Toten. Die weibliche Hauptfigur aus Geisterritter ist zum Beispiel der Tochter eines Bekannten nachempfunden.

Von ihren Figuren spricht Rainer Strecker am liebsten den Bastard (Nerron) und kleinere Figuren aus der Tintenwelt, darunter Darius und Orpheus.

Cornelia Funke freut sich, im Gegensatz zu anderen Autoren, immer, wenn sie ein Buch fertig geschrieben hat, denn es bleibt ihr ja trotzdem erhalten.

Damit endete die Fragerunde leider schon, die laut Aussage der Autorin sogar „die allerbeste Fragerunde ever“ war.

Abschließend wurde als Zugabe ein letztes Mal von beiden aus dem Buch vorgelesen, verbunden mit einer kurzen Einführung zu den Goyl. Da es sich bei der ausgewählten Szene um das Treffen zwischen Will und dem Bastard handelte, bekam Rainer Strecker dadurch auch die Chance dem Publikum noch die geniale Stimme für seine Lieblingsfigur zu präsentieren.


Am Ende ernteten beide großen Applaus für diese tolle Lesung, ehe sich alle auf den Weg zum Signiertisch machten. Ich für meinen Teil war ein wenig enttäuscht, dass es, vermutlich aus zeitlichen Gründen, wieder keine Widmungen, sondern nur bloße Unterschriften von der Autorin gab, obwohl es bei Cornelia Funke als deutschsprachige Autorin eigentlich keine Verständigungsschwierigkeiten hätte geben dürfen. Dafür war es aber immerhin möglich ihr noch die eine oder andere Frage zu stellen und ein Photo mit ihr zu machen, wenn man ein bisschen Geduld mitbrachte.

So oder so kann ich jedem, der ihre Werke schätzt, nur wärmstens empfehlen eine ihrer Lesungen zu besuchen, wenn sich irgendwann wieder die Gelegenheit dazu bietet!

Jun  19

[Lesung] Jenny-Mai Nuyen

19. Juni 2015 | 23:30 | Erlebt

Im Rahmen der Leipziger Buchmesse besuchte ich am 13. März 2015 abends die Lesung von Jenny-Mai Nuyen aus ihrem neuen Roman Nacht ohne Namen in dem kleinen Cupcake-Café Mintastique. Ursprünglich hätte Colleen Hoover zu diesem Termin dort lesen sollen, wobei ich mich rückblickend frage, wie sie die vielen Fans in dem kleinen Geschäft hätten unterbringen wollen, doch leider hatte diese ihren gesamten Deutschlandbesuch ja, zu meiner großen Enttäuschung, schon vor der Messe abgesagt. Dadurch hatte ich aber immerhin die Möglichkeit die Autorin nach der kurzen Begegnung bei der Plauderrunde im vergangenen Dezember in Berlin wiederzutreffen und mehr über sie sowie ihr neuestes Werk in Erfahrung zu bringen.

Als erstes möchte ich erwähnen, dass Jenny-Mai Nuyen einen ganz wunderbaren Sinn für Humor hat, der die Veranstaltung zu einem sehr witzigen Erlebnis machte. Die Zeit vor dem offiziellen Beginn der Lesung wollte sie beispielsweise nutzen um ihre politischen Ansichten zu verbreiten *g* – natürlich ein Scherz, der viele Lacher erntete. Stattdessen schwärmte sie dann lieber ausgiebig von den leckeren Cupcakes, immerhin hat sie ja mal bei QVC gearbeitet (Scherz). Sie würde auch gar nicht merken, wenn wir uns noch schnell einen Cupcake holten, auch wenn sie uns dann von hinten sähe und somit unseren Hintern. *lol*

Um 19.30 Uhr folgte dann eine kurze Einführung durch eine Moderatorin, die sich aber leider nicht vorgestellt hat. Sie erzählte uns ein wenig über die Autorin, die – erst ab dem nächsten Tag! – 27 Jahre alt ist. Ihr erster Fantasy-Roman erschien als sie gerade einmal 18 Jahre alt war und wurde seither in 10 Sprachen übersetzt. Mittlerweile hat sie insgesamt 8 Bücher veröffentlicht.

Anschließend musste sie zunächst ein paar, zum Teil ziemlich knifflige, Fragen beantworten. Das Schreiben sei für sie Arbeit, passiert jedoch manchmal einfach so. Am Anfang war es schwieriger als heute und ihre Visionen in Worte zu fassen war sehr anstrengend. Inzwischen legt sie allerdings mehr Wert auf Sprache und will weniger Worte benutzen um etwas auszudrücken, was ebenfalls aufwendig ist. Heute nimmt sie nach eigenen Aussagen auch mehr Kritik an als früher und hört aufmerksamer zu, was andere sagen.

Momentan studiert Jenny-Mai Nuyen Philosophie in Berlin, was ihren Roman, aus dem sie dann eine erste Szene vorlas, ein wenig beeinflusst hat und in den Inhalt mit eingeflossen ist. Besonders interessant waren dabei die kurzen Kommentare zu ihren Gedanken beim Schreiben der Szene, die sie währenddessen ab und zu einwarf. Für sie war es als Jugendliche zum Beispiel die schlimmste Vorstellung, dass ein Junge sie auf dem Festnetz anrufen könnte und ihre Eltern sie daraufhin über ihn ausfragen würden.

Bevor sie mit dem Schreiben begann hatte sie ein sehr komplexes Konzept zu Nacht ohne Namen ausgearbeitet. Außerdem beinhaltet das Buch zwar eine Liebesgeschichte, doch es wird darin nicht definiert, was Liebe ist. Das muss die Protagonistin für sich selbst herausfinden. Genauso wenig wird vorgeschrieben, was gut und was böse ist. Mit den Namen Gretchen (Faust) und Theo (wie in Theologie) wollte sie zudem bewusst falsche Fährten dazu legen, wer vielleicht ein Verräter ist.

Realität ist in ihrer Geschichte eine Art Rohstoff, weil es manchmal sehr schwierig ist sich der Realität zu stellen und Dinge nicht einfach unter den Teppich zu kehren. Sie mag phantastische Literatur so sehr, weil sie dadurch viel freier in der Auswahl ihrer Themen ist. Sie hat somit die totale Freiheit, da sie einfach etwas erfinden kann, anders als z.B. bei historischen Romanen. Darüber hinaus glaubt sie an „die zarten Schmelzeigenschaften der Wahrheit“, was das bedeuten soll, könnte ich an dieser Stelle aber nur sehr unzureichend wiedergeben, darum lasse ich es ganz. ^^‘

Mit ihren Büchern will die Autorin sich zu allererst selbst unterhalten und beim Schreiben Dinge verarbeiten, die sie selbst beschäftigen, weshalb darin oft viele essentielle Fragen aufgeworfen werden. Sie selbst hatte eine schwierige Beziehung zu ihren Eltern und hat das zum Teil nun in Nacht ohne Namen verarbeitet. Deshalb seien die Eltern in dem Buch auch nicht immer die besten, erzählte sie, bevor sie eine zweite Szene vortrug.

Dann widmeten sie sich kurz der großen Testleseaktion zum Roman. Jenny-Mai Nuyen war im Vorfeld so ungeduldig und wollte so gern wissen, wie die Leser auf ihre neue Geschichte reagieren, dass sie sie deshalb schon vor dem Erscheinen teilen wollte. So konnte sie sich mit den Lesern austauschen, ihre Reaktionen einarbeiten, Dinge auf Grund von Anmerkungen verändern, etc. Es wurde viel interagiert. Teilweise hat sie wohl sogar ganze Passagen zur Auswahl gestellt. Alle Teilnehmer seien jedoch ausnahmslos sehr wohlwollend und interessiert an dem Buch gewesen. Es gab also niemanden, der meinte sie solle aufhören zu schreiben o.ä.

Zum Ende sagte Jenny-Mai Nuyen, dass sie das Gefühl habe, die Welt bzw. die Idee des Buches noch nicht voll ausgeschöpft zu haben und sich deshalb eine Fortsetzung offen halten wollte. Sie wüsste genau, was passieren würde. Ob es einen zweiten Band geben wird, hänge aber zum einen von den Verkaufszahlen ab und zum anderen davon, ob sie noch einmal zu den Figuren zurückkehren will oder andere Projekte ihr erst einmal wichtiger sind. Vielleicht also irgendwann einmal, wenn die Wehmut zu groß wird, doch im Moment zieht es sie mehr zu neuen Ideen hin, davon habe sie nämlich etliche.

Ferner würde sie sich wünschen, dass man ihre Werke mehr hinterfragen würde als es heute oftmals der Fall ist. Sie sehnt sich generell nach mehr Vielschichtigkeit, wohingegen die heutige Zeit manchmal viel zu schnelllebig ist, sowohl in Bezug auf das Leben als auch auf die Buchbranche.

Der Arbeitstitel von Nacht ohne Namen lautete „Das Labyrinth in der Kugel“, stellvertretend für die Gedanken im Kopf. Die Geschichte spielt, genau wie Noir, mit dem sie sich damals von allem bisherigen freistrampeln wollte und es deshalb in der realen Welt ansiedelte, in Berlin. Es hat sie beschäftigt, dass viele junge Leute nach Berlin ziehen, weil sie dort scheinbar nach irgendetwas suchen. Folglich muss es etwas zu entdecken geben; Dinge, die man aufspüren muss. In ihrem aktuellen Werk ist das die Unterwelt mit ihren Dämonen usw.

Damit war der Abend nach einem kurzen Dank an die Zuhörer schon wieder vorbei und es folgte nur noch das Signieren. Ich hatte mir das Buch zu diesem Zweck vorher schon in Berlin besorgt und mitgebracht.

Unglücklicherweise habe ich in diesem Bericht vermutlich nur knapp die Hälfte der interessanten Konversation zusammenfassen können, weil ihre Gedankengänge mitunter viel zu verzweigt waren um ihnen gleichzeitig zu folgen und sie mitzuschreiben. Ich kann euch deshalb nur empfehlen selbst einmal eine Lesung mit Jenny-Mai Nuyen zu besuchen, wenn sich euch die Gelegenheit dazu bieten sollte.

Jun  05

[Lesung] Mechthild Gläser

05. Juni 2015 | 21:34 | Erlebt

Am Freitag, 13. März 2015, lauschte ich im Rahmen der Leipziger Buchmesse der kurzen Lesung von Seraph-Preisträgerin Mechthild Gläser auf der Fantasy Leseinsel zu ihrem neuen Jugendbuch Die Buchspringer. Die Idee zu diesem Werk kam ihr als sie über das Lesen an sich nachdachte. Sie selbst liest ausgesprochen gern und würde das Handeln der Protagonisten oft gern beeinflussen. Deshalb hat sie sich irgendwann gefragt, was wohl passieren würde, wenn sie das tatsächlich könnte.

Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte trug sie dann zunächst die Szene vor, in der Amy in Das Dschungelbuch springt, was deren erster derartiger Ausflug in die Literatur ist. Daraufhin springt sie, wie die Autorin erzählt, immer wieder in Bücher, weil sie ihr Glück kaum fassen kann. Doch es gelingt ihr natürlich nicht, wie es eigentlich von ihr erwartet wird, nicht in die jeweilige Handlung einzugreifen.

Als zweites folgte dann die Szene, in der Amy dem jungen Werther das zweite Mal begegnet. Zusammen mit ihm begibt sie sich später auf die Suche nach dem mysteriösen Dieb, der die Ideen aus den Büchern stiehlt und die Geschichten dadurch verändert bzw. gänzlich ruiniert.

Damit war die Lesung dann leider auch schon vorüber und es stand nur noch das Signieren an. Doch Mechthild Gläser ist es in jedem Fall gelungen meine Vorfreude auf ihre Geschichte noch einmal zu steigern, sodass das Buch garantiert nicht mehr allzu lange auf dem SuB verweilen wird.

Mai  28

[Lesung] Thomas Thiemeyer

28. Mai 2015 | 10:10 | Erlebt

Da ich dieses Jahr erstmals an allen vier Tagen die Leipziger Buchmesse besuchte und daher in Leipzig übernachtete, konnte ich dieses Mal an Abendveranstaltungen teilnehmen und entschied mich am 12. März 2015 für die Premierenlesung von Thomas Thiemeyer zu seinem neuen Roman Devil’s River in dem Möbelgeschäft Smow. Unglücklicherweise konnte ich den Laden zunächst nicht finden, verpasste daher die ersten zehn bis fünfzehn Minuten, in denen der Autor wohl eine erste Szene vortrug, und hatte so natürlich keine Gelegenheit mehr mir einen guten Platz zu suchen. Die freundlichen Mitarbeiter begrüßten mich jedoch leise mit einem Lächeln und reichten mit sofort einen Hocker, sodass ich ebenfalls eine Sitzgelegenheit zur Verfügung hatte. Durch den Abend führte uns übrigens Andrea Jope, die neben eigenen Fragen zwischendurch auch immer das Publikum zu Wort kommen ließ.

Als ich mich endlich der Veranstaltung widmen konnte, sprach der Autor gerade über seine Frau, mit der er sich viel bespräche, weil sie eine sehr kompetente Leserin sei. Während er selbst vor allem ein Auge auf Handlung und Spannung habe, achte sie fast nur auf das Zwischenmenschliche, also die Figuren sowie die Dialoge, sodass sie sich sehr gut ergänzen.

Zu seinem neuen Roman, Devil’s River, wurde er unter anderem von der TV-Serie Deadwood inspiriert und sein Ziel war es eine ähnliche Atmosphäre zu schaffen. Nathan sollte außerdem eine sehr zwielichtige Figur sein, das war von Anfang an so beabsichtigt. Thomas Thiemeyer mag vielschichtige, komplexe Charaktere, die nicht nur gut oder böse sind. Die Liebesbeziehung war ebenfalls geplant, er wusste anfangs nur nicht, wie sie sich entwickeln würde. Im Idealfall diktieren ihm später die Figuren, was er schreiben soll. Er mochte es sehr, dass River sich auf Nathan einlässt, obwohl sie genau weiß, dass er gefährlich ist. Es gibt allerdings keine Figur, für die er eine stärkere Sympathie empfindet als für andere, da er in jede Rolle schlüpfen muss und dabei keine vernachlässigen will.

Durch den Autor selbst, der seinen Job in dieser Hinsicht sehr gut machte, wurde dann eine (weitere) Szene aus dem Buch vorgelesen. Anschließend wurde das Interview fortgesetzt.

Als nächstes ging es um seinen Arbeitsalltag als Autor. Er schreibt weniger nach Zeit, die ja bekanntlich sehr relativ ist, und orientiert sich daher vielmehr an der Menge. Sein Ziel ist es stets 1000 Wörter am Tag zu schreiben, das seien etwa vier Seiten. Mehr ist Luxus, durch den er sich dann gelegentlich mal einen Tag frei nehmen oder, wie jetzt gerade, zur Buchmesse fahren kann.

Er findet es viel besser für seine Motivation seine Arbeit mitten in einer spannenden Szene zu unterbrechen und sich am nächsten Tag gleich wieder daran zu setzen als bis zu einer langweiligen oder ruhigen Stelle zu warten. Er hört also grundsätzlich nie am Ende eines Kapitels auf, weil er dann nur sehr schwer wieder hinein findet. Er selbst habe hinterher auch keine Probleme einzuschlafen, denn er weiß ja schließlich, wie es an der Stelle weiter geht. Er träumt daraufhin also höchstens sehr intensiv.

Er habe – ungelogen! – schon einmal einen kompletten Roman geträumt. Dieser liegt aber noch unveröffentlicht in einer Schublade. Manchmal schreibt er seine Ideen nach Träumen auf, wozu er eine lustige Anekdote auf Lager hatte: Eine solche Idee fand er nachts einmal total genial und war sogar beim Aufwachen noch überzeugt davon etwas Großartiges zu Papier gebracht zu haben. Am Ende hatte er jedoch nur ganz banal „Junge verliebt sich in Mädchen“ aufgeschrieben. *g*

Er selbst liest am liebsten im Urlaub, allerdings kaum noch zum Vergnügen. Hauptsächlich liest er Sachtexte zu Recherchezwecken.

Früher musste er mit seinen Vorschlägen auf die Verlage zugehen, heute kommen die Verlage mit ihren Ideen eher auf ihn zu und so ist es ihm fast lieber. Dann weiß er, dass sie ihn wollen und wissen, was er leisten kann, sodass er sich nicht verbiegen muss. Trotzdem entwickelt er natürlich selbst die Geschichte. Im Jugendbuchbereich werden die Konzepte laut seinen Aussagen häufig sehr detailliert mit dem Lektorat bzw. der Redaktion erarbeitet, da die Verlage dort oft viel mehr Einfluss nehmen wollen. Droemer Knaur lobte er hingegen dafür, dass er von ihnen sehr viele Freiheiten bekommen habe.

Nach einer weiteren Szene aus dem Roman wurde Thomas Thiemeyer nach den Reaktionen seiner Leser gefragt. Seine besten Fans säßen sogar gerade hier in Leipzig, antwortete er. Im Raum Stuttgart gäbe es ferner eine tolle Bloggerszene, größtenteils Frauen, von denen er anlässlich des Erscheinens des neuen Buches zwölf zu sich nach Hause eingeladen hatte. Über seine Jugendbücher habe er eine Fangemeinde aufgebaut, die er hoffentlich zu der Erwachsenenliteratur mitgenommen hätte. In jedem Fall findet er den direkten Kontakt zu seinen Lesern toll und bezeichnete ihn als „die Rosinen seiner Arbeit“.

Ab und zu frage er sich aber schon, warum er eigentlich nichts Richtiges gelernt bzw. eine „ordentlichen Beruf“ gewählt hat. Er könne sich zudem nicht vorstellen immer wieder denselben Roman zu schreiben, denn er möchte Risiken eingehen, z.B. zwei Erzählperspektiven mit verschiedenen Erzählern zu kombinieren, also einen Ich- und einen Er/Sie-Erzähler.

Den konkreten Indianerstamm aus Devil’s River fand er so interessant, weil dieser noch nicht so häufig in anderen Werken vorkam und er seinen Roman in dieser Region ansiedeln wollte. Darüber hinaus habe ihn diese alte Kultur sehr interessiert. Die besagte Kreatur habe es in den Indianermythen wirklich gegeben, doch er hat noch nie etwas darüber gelesen, deshalb wollte er es gern selbst schreiben.

Er hat auch noch nie etwas von Karl May oder Jules Verne gelesen, obwohl er gewisse Werke sogar im Stile von letzterem geschrieben hat. Er findet diese Bücher seien oft viel zu langatmig und ausschweifend. Als Person finde er Karl May aber sehr spannend, da er seine Handlungsorte beispielsweise nie selbst besucht hat, so wie auch Thomas Thiemeyer die Orte in Devil’s River nie mit eigenen Augen gesehen hat.

Bis zur Veröffentlichung habe er einen Roman circa fünfundzwanzig- bis dreißigmal gelesen, wobei er letztlich nur wenige große Änderungen vornimmt. Beim Schreiben muss er sich sogar dazu zwingen das Geschriebene nicht sofort zu lesen, sondern seinen Text erst am Ende zu lektorieren. Er liebt es zu kürzen, wodurch meistens etwa ein Fünftel wieder entfällt. Des Weiteren stellt er viele Sachen um und tauscht beispielsweise Kapitel aus, ehe er dann kleinere Korrekturen einarbeitet. Insgesamt schreibe er aber relativ schnell. Für den aktuellen Roman habe er nur sechs Monate gebraucht, dazu kamen dann noch einmal drei Monate intensives Lektorat. Devil’s River ist sein fünfzehnter Roman und inzwischen hat er mehr Routine, sodass er generell nicht mehr so lange braucht wie früher. Sein sechzehntes Werk erscheint dann nächstes Jahr.

Damit war das Interview abgeschlossen und der Abend neigte sich leider schon dem Ende zu. Doch Thomas Thiemeyer hat sich selbstverständlich noch die Zeit genommen Bücher zu signieren und stand auch für Photos bereit. Ich persönlich hatte seine Trilogie Das verbotene Eden dabei und bat den Autor sich darin zu verewigen, wobei er mir mitteilte, dass ein oder mehrere der Bände als Hardcover sogar schon vergriffen seien. Ein Grund mehr also die Bücher endlich zu lesen. ;)

Mai  12

[Lesung] Brigitte Riebe

12. Mai 2015 | 23:58 | Erlebt

Durch meinen etwas längeren Aufenthalt in Leipzig bin ich dieses Jahr auf der Buchmesse auch endlich mal dazu gekommen der einen oder anderen Lesung beizuwohnen statt immer nur von einem Termin zum nächsten zu hetzen. Am Freitag, 13. März 2015, gehörte dazu unter anderem die Lesung von Brigitte Riebe zu ihrem neuen Roman Die Versuchung der Pestmagd. Es handelte sich dabei wohl sogar um die Premierenlesung, die einige Leser angezogen hatte, sodass es bald keinen einzigen freien Stuhl mehr gab.

Zunächst stellte ihre Lektorin aus dem Diana Verlag kurz das Buch vor, dann begann die Autorin auch schon daraus zu lesen. Laut eigenen Angaben viel es ihr sehr, sehr schwer einen aussagekräftigen Ausschnitt für die nur fünfundzwanzig-minütige Lesung auszuwählen, immerhin sei die Wahl selbst bei einer zweistündigen Lesung schon nicht leicht.

Während der halbstündigen Veranstaltung wurde hauptsächlich gelesen. Zwischendurch streute Brigitte Riebe aber immer wieder kurze, interessante Kommentare und Anekdoten ein. Am lustigsten war dabei wohl ihr eigener Zwischenruf „also ein Schleimscheißer“, mit dem sie ihre Figur des Kardinal Albrechts sehr zutreffend in einem Wort beschrieb.

Ihrer Meinung nach kann man außerdem absolut nicht sagen, dass das Mittelalter ausschließlich eine schlimme Zeit war und nur schlechte Zustände herrschten. Sie findet, dass das Mittelalter in gewisser Hinsicht genau wie unsere heutige Zeit ist und es sowohl helles als auch dunkles gab, gutes wie schlechtes.

Sie erzählte dem Publikum auch, dass die Erwiderung „Gesundheit“ auf ein Niesen aus der Zeit der Beulenpest stammt, in der auch ihr Roman spielt. Im Mittelalter existierten jedoch leider nur sehr wenige Mittel gegen Krankheiten und Hygiene sowie Sauberkeit waren eher unbekannt. Der häufig eingesetzte Aderlass gab den Kranken dann häufig den Rest, weil sie sowieso bereits geschwächt waren und der Körper dadurch nur zusätzlich entkräftet wurde.

Brigitte Riebe liebt Geschichte und bringt es deshalb auch nicht über sich diese frei nach ihrem Willen zu beugen. Aus diesem Grund findet ihr Arzt Vincent auch keinen Impfstoff gegen die Blattern/Pocken, denn dieser wurde eben erst viel später entwickelt. Die Krankheit war jahrhundertelang ein großes Problem und die Betroffenen, darunter angeblich sogar Goethe, behielten schlimme, entstellende Narben zurück.

Insgesamt trug die Autorin drei Szenen aus dem Buch vor und gab anschließend noch einen kurzen Ausblick auf den weiteren Verlauf der Handlung, ehe sie dann schließlich Bücher signierte.

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