Nach der 3-teiligen Reihe um Arthur und Larissa ist in diesem Monat das neueste Jugendbuch des talentierten deutschen Autors Gerd Ruebenstrunk erschienen. Zu diesem Anlass durfte ich den Autor interviewen und er verrät etwas mehr über Rebellen der Ewigkeit, weitere Projekte und natürlich auch in welche Rolle er einen Tag lang gerne einmal schlüpfen würde.
An dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön an Herr Ruebenstrunk, der sich für das Beantworten der Fragen Zeit genommen hat!
Viel Vergnügen. ;)
Die Reihe um Arthur und Larissa war ursprünglich auf 13 Bände ausgelegt, es sind aber (leider) nur drei geworden. Ist die Serie damit nun für immer abgeschlossen?
Wie heißt es so schön bei James Bond? „Never say never“. ;-) Eine Pause von den Vergessenen Büchern tat mir ganz gut, weil ich eine Reihe neuer Ideen hatte, die ich schon seit einiger Zeit realisieren wollte – und das tue ich jetzt erst einmal. Mit dem Verlag habe ich zwar über eine mögliche Fortsetzung diskutiert und wie die aussehen könnte, zum Beispiel etwas aus der Geschichte der Bewahrer, mit Gerrit aus dem ersten Band im Mittelpunkt der Geschichte. Oder eine Story weiter in der Zukunft, wenn Arthur und Larissa erwachsen sind. Aber vor Ende 2012 wird das bestimmt nichts.
Wie sind Sie eigentlich auf die Idee zu den Vergessenen Büchern gekommen?
Meistens kommen die Ideen einfach so. Das kann ein einfacher Gedankenfetzen sein, eine Schlagzeile in einer Zeitung oder eine Alltagsbeobachtung – aus allem lassen sich Geschichten entwickeln. Bei der Trilogie der Vergessenen Bücher war der Startpunkt eine Erinnerung, die ich aufgeschrieben habe und bei der es um meine erste Fahrt als kleiner Junge im Paternoster ging. (Das findet sich ja auch im ersten Band wieder.) Dazu kam eine weitere Erinnerung, nämlich an einen Buchhändler in Herford namens Arthur Jackmann, der einen kleinen Laden mit angeschlossenem Antiquariat hatte und der für mich als Jugendlicher eine wichtige Rolle spielte. Irgendwie ist daraus dann die Idee zu den Vergessenen Büchern entstanden.
Im Januar ist Ihr neuestes Jugendbuch, „Rebellen der Ewigkeit“, erschienen. Darin wird „Zeit“ als Währung benutzt, genau wie auch in dem kürzlich erschienenen Film „In Time“. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Die Idee einer „Zeitbank“ hatte ich schon länger im Kopf, verbunden mit der Frage, was passiert, wenn man sie beraubt. (Als Ausgangsgedanke also gar nicht so weit von In Time entfernt.) „Zeit“ ist ja ein bekanntes Thema im Kinder- und Jugendbuch, und ich habe überlegt, wie man dem einen neuen Dreh geben könnte. So bin ich dann auf eine mögliche physikalische Erklärung gekommen.
Ich wollte aber nicht nur über den Zeithandel schreiben, sondern auch zwei weitere Themen damit verbinden, die mich bewegen. Da ist zum einen die ethische Frage, ob es gerechtfertigt ist, ein Leben zu opfern, wenn man damit viele Leben retten kann. Und zum anderen gibt es eine Figur, welche keinerlei Empathie für andere Menschen empfindet, also das ist, was man heutzutage als psychopathisch bezeichnet. Glaubt man der Fachliteratur, dann gibt es von diesen Menschen mehr als wir denken. Es gab also sozusagen drei Ideen oder Gedankengänge, aus denen der Roman dann entstanden ist.
Steht das Buch für sich allein oder ist es als Serie konzipiert?
Das ist ein Einzelwerk. Ich wollte nicht gleich wieder eine Trilogie lostreten, denn dann hätte ich den Titel, den ich gerade abschließe, nicht schreiben können.
Falls nicht, haben Sie dann schon konkrete Ideen für weitere Jugendbücher? Wenn ja, was für welche?
Bei meinem nächsten Buch, das im Sommer / Herbst 2012 erscheinen wird, handelt es sich um einen Fantasyroman, allerdings keine High Fantasy (so mit Trollen, Elfen und dergleichen), sondern mehr in der modernen Zeit angesiedelt, wenn auch nicht direkt im Heute. Viel mehr möchte ich jetzt dazu aber noch nicht verraten.
Mit das „Wörterbuch des Viktor Vau“ haben Sie sich auch noch einem anderen Genre gewidmet. Wird es noch mehr Bücher für Erwachsene aus Ihrer Feder geben? Wenn ja, wann und können Sie uns schon ein wenig über die Handlung verraten?
Ja, ich denke schon, dass ich weiterhin Bücher für Erwachsene schreiben werde. Es gibt da ein paar Ideen in unterschiedlichen Stadien der Ausarbeitung, aber daran muss ich noch ein wenig feilen. Prinzipiell wird es ähnlich wie beim Viktor Vau sein, also weniger Fantasy, sondern eher Phantastik.
War es schon immer Ihr Traum Schriftsteller zu werden? Oder hat sich das eher zufällig so ergeben? Möchten Sie sich irgendwann nur noch dem Schreiben widmen?
Oh ja, Schriftsteller wollte ich schon mit sechzehn Jahren werden, aber dann kam irgendwie das Leben dazwischen. Mit 52 habe ich dann denn Faden wieder aufgenommen – und klar, ich würde mir wünschen, möglichst bald nur noch vom Schreiben zu leben.
Was gefällt Ihnen besonders an diesem Beruf? Was gefällt Ihnen nicht so sehr?
Irgendwer hat das mal sehr schön ausgedrückt, was an diesem Beruf so toll ist: Du setzt dich morgens an die Arbeit, und abends ist dann etwas entstanden, was es in dieser Welt zuvor noch nicht gegeben hat. Ich glaube, dieser „Schöpfungsaspekt“ ist immer wieder eine Belohnung, gerade dann, wenn es mal ein paar Tage nicht so gut gelaufen ist und man sich vor dem Monitor herumgeplagt hat. Was mir nicht so gut gefällt: Schreiben ist eine einsame Tätigkeit, und man muss ganz gut mit sich selbst zurechtkommen können, um das durchzuhalten.
Entspringen Ihre Charaktere vollständig Ihrer Phantasie oder denken Sie dabei an reale Personen, wie z. B. Freunde oder Schauspieler?
Beides. Für manche Figuren gibt es Vorbilder im wirklichen Leben, so wie der oben genannte Buchhändler Arthur Jackmann, der bei mir zum Bücherwurm Lackmann geworden ist. Wenn ich mir eine Figur ausdenke, dann durchstöbere ich oft das Web nach Fotos, die mir bei der detaillierten Beschreibung helfen könnten.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie mal nicht mit dem Schreiben beschäftigt sind?
Lesen. ;-)
Haben Sie ein Lieblingsbuch und/oder –autor?
Das wechselt. In diesem Jahr ist es von Jan Koneffke „Die sieben Leben des Felix Kannmacher“. Davor kamen beispielsweise Haruki Murakamis „Kafka am Strand“ und „Der Name des Windes“ von Patrick Rothfuss. Und mein absoluter Lieblingsautor ist (derzeit) Georges Simenon.
Wenn Sie einen Tag in die Rolle irgendeiner Figur aus einem Buch oder Film schlüpfen könnten, welcher wäre es?
Ich würde gern ein Tag Jules Maigret sein, weil ich Paris und die französische Provinz einmal durch seine Augen sehen möchte. Ich möchte in der Brasserie Dauphine sitzen und Bier trinken und Sandwiches essen, ich möchte mit Madame Maigret am Arm abends über die Straßen schlendern, ich möchte die Menschen treffen, die er trifft, ob Verdächtige oder Unschuldige, und ich möchte, wie er, die Zeit haben, einen Fall zu lösen. Oft aus dem Bauch heraus.
Die Maigret-Romane beschreiben (wie auch die Romane von Leo Malet) eine Zeit und eine Stadt, in der das Leben trotz aller Widrigkeiten immer (oder zumindest meistens) lebenswert ist. Simenon schafft es, mit wenigen Worten die Atmosphäre eines Sommer- oder Herbsttages, eines Gebäudes oder Lokals hervorzurufen, als wäre man mitten drin. Deshalb wäre ich auch gern mal mitten drin. :-)
Mit welcher Person (tot oder lebendig) würden Sie gerne mal einen ganzen Tag verbringen, wenn Sie könnten und warum?
Ich würde gern mit Janwillem van de Wetering einen Tag über Zen-Buddhismus, Moral, Recht und Gerechtigkeit, das Schreiben und das Leben diskutieren.
Ein paar meiner Leser schreiben selbst auch. Haben Sie ein paar Tipps für sie?
Nicht aufgeben!
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