[Rezension] Seelenflüstern

23. Oktober 2012 | 17:18 | Gelesen

Titel: Seelenflüstern
Autorin: Mary Lindsey
Originaltitel: Shattered Souls
Erstveröffentlichung: 2011
Übersetzerin: Usch Pilz


Wissenswertes

Seelenflüstern ist der Debutroman der us-amerikanischen Autorin Mary Lindsey, für die das Schreiben der natürliche Ausdruck ihrer Liebe zum Lesen sowie der Faszination für die grenzenlose menschliche Vorstellungskraft ist.

Seelenflüstern ist zudem der Auftakt zu einer Serie. Der Erscheinungstermin der Fortsetzung, die bisher noch keinen Titel hat, ist vorläufig für 2014 geplant. Der zweite Teil soll dann jedoch wohl nicht weiter von Lilian und Alden handeln, sondern von einem neuen Wächter und einer neuen Seelenflüsterin.

Zuvor erscheint im Sommer 2013 aber noch ein Einzelroman mit dem Titel Ashes on the Waves, der auf dem Gedicht Annabel Lee von Edgar Allan Poe basiert.

Inhalt

Als Lilian nur wenige Monate nach dem Selbstmord ihres schizophrenen Vaters anfängt Stimmen zu hören, befürchtet sie ebenfalls verrückt zu werden und versucht die Stimmen zu ignorieren oder mit Hilfe von Tabletten zu vertreiben. Aber im Gegensatz zu ihrem verstorbenen Vater ist Lilian nicht krank, sondern hat eine besondere Gabe: Sie ist eine Seelenflüsterin, deren Aufgabe es ist die gestrandeten Seelen zu erlösen. Das behauptet zumindest Alden, ein Junge, dem sie an ihrem siebzehnten Geburtstag am Grab ihres Vaters begegnet ist.

Zunächst glaubt sie ihm kein Wort und hält ihn für noch verrückter als sich selbst. Doch schließlich muss sie sich eingestehen, dass er die Wahrheit sagt. Sie ist auf seine Hilfe als Wächter angewiesen, denn ohne ihn kann sie den gestrandeten Seelen nicht helfen und nur er kann sie vor den aggressiven Seelen beschützen, die versuchen werden ihren Körper zu übernehmen …

Kritik

Seelenflüstern ist das wirklich fantastische Debut von Mary Lindsey, das vor allem durch die richtige Mischung aus Fantasy und Liebesgeschichte überzeugen kann, dabei aber noch unglaublich spannend und mitreißend ist, sodass man das Buch schneller ausgelesen hat als es einem lieb ist.

Das Buch hat nicht viele Charaktere und über die meisten Nebenfiguren, mit Ausnahme von Zak, erfährt man leider nur sehr wenig. Dafür sind der Autorin die beiden Protagonisten umso besser gelungen. Lilian und Alden sind zwei wirklich tolle Hauptfiguren, die man einfach lieben muss und mit denen man die ganze Zeit mitfühlt.

Durch die Ich-Perspektive kann man sich besonders gut in Lilian hinein versetzen und gut verstehen, warum sie anfangs befürchtet verrückt zu werden und Angst davor hat es jemandem zu erzählen oder gar so zu enden wie ihr Vater. Dass sie Alden dennoch nicht gleich Glauben schenkt als er ihr von ihrer Gabe erzählt anstatt sich sofort in diese Erklärung zu flüchten, beweist nur umso mehr, dass sie eigentlich gar keinen Grund hat an ihrer geistigen Gesundheit zu zweifeln.
Obwohl sie seine unglaublichen Behauptungen schließlich nicht mehr anzweifelt, will sie zunächst trotzdem nichts mit den gestrandeten Seelen zu tun haben und einfach nur die Stimmen loswerden. Es gelingt ihr jedoch ihre Angst zu überwinden und nachdem Alden sie überredet hat wenigstens einmal eine Erlösung auszuprobieren, wird ihr dabei letztlich klar, wie wichtig ihre Aufgabe als Seelenflüsterin ist und was sie damit bewirken kann.

Für Alden ist die ganze Situation zwar anders als für Lilian, aber deshalb nicht weniger schwierig. Er arbeitet schon seit Jahrhunderten als Wächter mit Rose als seiner Seelenflüsterin zusammen und kann sich nicht erklären, warum sie nach dieser Wiedergeburt nicht nur einen neuen Namen trägt, sondern auch keinerlei Erinnerung an ihre gemeinsamen vergangenen Leben zu haben scheint.
Während es bisher immer Lilian bzw. Rose gewesen ist, die bestimmt hat wo es lang geht um ihre Aufgabe gewissenhaft zu erfüllen, muss Alden ihr nun alles neu beibringen und sie über alles aufklären. Dabei muss er außerdem darauf achten Lilian nicht zu verschrecken, weshalb er ihr zuerst einige Informationen verschweigt, denn wenn sie ihrer Pflicht den gestrandeten Seelen zu helfen nicht ausreichend nachkommen, könnte es für sie beide tödliche Konsequenzen haben.

Zusätzlich erschwert wird die Lage wegen ihrer gegenseitigen Gefühle füreinander. Für Alden ist es gleichzeitig verwirrend, aufregend und ein wenig beängstigend zugleich, dass Lilian in diesem Leben das gleiche für ihn zu empfinden scheint, wie er schon seit Jahrhunderten für Rose. Er fürchtet sich davor eine solche Art von Beziehung mit Lilian einzugehen, weil er glaubt, sie wieder zu verlieren sobald sie ihre Erinnerungen zurück erlangt, da Rose so etwas niemals zugelassen hat. Lilian kann sich dagegen nicht vorstellen, dass ihre Gefühle für Alden sich dadurch ändern sollten. Es ist schwierig für sie mit ihrem eigenen vergangenen Ich zu konkurrieren und Alden irgendwie zu beweisen, dass sie nicht die Rose ist, die er kennt und daher auch nicht gewillt ist die Entscheidungen einfach zu übernehmen, die sie als Rose irgendwann einmal in der Vergangenheit getroffen haben soll.

Neben der komplizierten Beziehung zwischen Alden und Lilian, gibt es aber noch andere Aspekte, die die Handlung so fesselnd machen. Zusammen müssen die Beiden möglichst viele gestrandete Seelen erlösen und das ist manchmal keine leichte Aufgabe, denn nicht immer geht es einfach nur darum einem geliebten Menschen noch eine Nachricht zu überbringen. Außerdem hat es eine besonders gefährliche Seele, ein so genannter Aggrot, auf Lilian abgesehen und trachtet ihr nach dem Leben.

Zum Ende hin überrascht die Autorin noch einmal mit einigen unerwarteten Wendungen und schafft es die Spannung sogar noch zu steigern. Die letzten Seiten kann man gar nicht schnell genug lesen und sie nehmen einen emotional völlig gefangen.
Auf einen Cliffhanger hat Mary Lindsey glücklicherweise jedoch verzichtet, denn die Fortsetzung, die man nach diesem Auftakt am liebsten sofort verschlingen möchte, soll erst übernächstes Jahr erscheinen. Den bisherigen Informationen dazu nach zu urteilen, sollte man sich allerdings darauf gefasst machen mit neuen Figuren konfrontiert zu werden und sich daher lieber nicht vorschnell auf ein Wiedersehen mit Lilian und Alden freuen.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich flüssig lesen und sie versteht es den Leser in ihren Bann zu ziehen. Insbesondere die zahlreichen Dialoge sind ihr besonders gut gelungen und machen die Geschichte sehr lebendig. Lediglich das Wort „unirdisch“ taucht ein wenig zu oft auf, aber das verzeiht man ihr bei einer so packenden Handlung und den liebenswerten Hauptfiguren gern, zumal es sich um ihr erstes Werk handelt.

Fazit

Mit Seelenflüstern hat Mary Lindsey ein grandioses Debut geschrieben, das sich Fans von Romantic Fantasy Romanen für Jugendliche auf keinen Fall entgehen lassen sollten. Es ist romantisch, humorvoll sowie spannend und bietet damit alles, was das Herz begehrt. Ärgerlich ist an diesem tollen Buch nur, dass die Fortsetzung noch ziemlich lange auf sich warten lässt und womöglich nicht mehr von Alden und Lilian handelt.





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