Autorin: Victoria Scott
Originaltitel: Salt & Stone
Erstveröffentlichung: 2015
Übersetzerin: Michaela Link
Wissenswertes
Salz & Stein ist zudem der zweite Band einer Dilogie. Eigentlich hat die Autorin sogar noch einen dritten Band geplant. Ob und wann dieser erscheint, hängt gegenwärtig jedoch vor allem vom amerikanischen Verlag ab.
Inhalt
Dennoch sind sie fest entschlossen weiter zu kämpfen, allerdings nicht alle nur mit dem Ziel einen geliebten Menschen zu retten. Tella und Guy wollen dieses perfide Spiel um Leben und Tod außerdem ein für alle Mal beenden, damit andere Unschuldige – Menschen wie Pandoras – in Zukunft nie mehr so leiden müssen wie sie …
Kritik
Die Handlung des zweiten Bandes schließt nahtlos an das Ende des Auftakts an und Victoria Scott erleichtert den Einstieg, indem sie die wichtigsten Erkenntnisse und Fakten aus dem ersten Teil gleich zu Beginn noch einmal kurz zusammenfasst. Außerdem ist sie von Anfang an gleich wieder sehr spannend und man fürchtet sich sogar ein wenig vor dem, was den Figuren in den verbliebenen beiden Abschnitten bevorsteht.
Es ist verständlich, dass Tella Stärke beweisen und nicht länger einfach alles machen will, was Guy sagt, deshalb immer genau das Gegenteil zu tun ist allerdings nicht gerade klug. Im Verlauf der Geschichte entwickelt sie sich als Protagonistin jedoch spürbar weiter. Sie wird selbstbewusster, durchsetzungsfähiger, beginnt endlich eigene Entscheidungen zu treffen und aktiv selbst über ihre Taten zu bestimmen. Im Unterschied zu Guy will sie zudem die anderen Kandidaten in ihrer Gruppe, die größtenteils zusammen bleibt und inzwischen teilweise aus echten Freunden besteht, gleichberechtigt in wichtige Entscheidungen einbeziehen und nicht über ihre Köpfe hinweg entscheiden.
Ferner gelingt es ihr trotz der Umstände ihre Menschlichkeit und ihre Hilfsbereitschaft zu bewahren, was man leider nicht von allen Teilnehmern behaupten kann. Sie will ihren Bruder Cody unbedingt retten, ihr ist dafür aber nicht jedes Mittel recht und sie geht somit nicht rücksichtslos über Leichen. Obwohl sie natürlich vereinzelt falsche Entscheidungen trifft oder Fehler macht, wirkt sie dadurch viel sympathischer. Zu viel Mitgefühl ist vielleicht nicht die beste Strategie um zu gewinnen, doch es ist ein nachvollziehbares Gefühl, das man nicht missen möchte, und einer berechnenden, durchtrieben oder hinterhältigen Heldin zweifellos vorzuziehen.
Man freut sich wieder bekannten sowie neuen Pandoras zu begegnen, denn man liebt diese Wesen genauso sehr wie Tella, die sich stets sowohl um ihre eigenen als auch die anderer Mitstreiter kümmert, und hasst es sie leiden zu sehen. Sie sind erstaunliche Begleiter, ohne die die Kandidaten das Brimstone Bleed nicht überstehen würden, und geben die ihnen entgegengebrachte Liebe vielfach zurück.
Im zweiten Teil werden die Kandidaten erneut vor unzählige Herausforderungen gestellt und die Aufgaben werden ständig bösartiger. Es ist daher kein Wunder, dass man mehr als einmal mit traurigen, entsetzlichen Verlusten konfrontiert wird, von Kandidaten und Pandoras gleichermaßen, von denen manche wirklich unfassbar grausam sind.
Darüber hinaus kommen in der Fortsetzung einige neue, schwer zu durchschauende Charaktere hinzu. Ein paar von ihnen, wie zum Beispiel Willow, sind einem wegen ihrer verschlagenen Art sofort unsympathisch. Andere lassen sich dagegen kaum einschätzen, darunter auch Cotton, und sorgen daher später für die eine oder andere Überraschung.
Zu Harper hat man nach wie vor ein eher zwiespältiges Verhältnis. Obgleich sie ihre Tochter bereits verloren hat, bleibt sie im Rennen um Tella zu helfen, ist manchmal aber so dermaßen unfreundlich oder gar gemein, das man schlicht keine liebenswerte Seite mehr an ihr entdecken kann. Die kleine Olivia, die mittlerweile an Stärke und Selbstvertrauen gewonnen hat, mag man wesentlich lieber.
Guy hat man ebenfalls sehr gern, auch wenn es ihm ausgesprochen schwer fällt über seine Gefühle zu sprechen und er lange braucht um zu respektieren, dass Tella nun selbst entscheidet, ihr richtig zuzuhören und ernsthaft über ihre Vorschläge nachzudenken statt immer selbst zu bestimmen, nur weil er besser für das Rennen ausgebildet wurde. Man merkt jedoch, dass Guy Tella aufrichtig liebt und sie eigentlich nur beschützen will, ganz gleich ob er diese Empfindungen nun in Worte fassen kann oder nicht.
Tella empfindet das Gleiche für ihn und ist nur deshalb so um Gleichberechtigung in ihrer Partnerschaft bemüht. Sie kann sich stets auf ihn verlassen, vertraut ihm wie keinem anderen und gibt ihm genauso viel Halt wie umgekehrt. Des Weiteren liebt sie es Gefühlsregungen in seinem Gesicht zu bemerken, die er zu verbergen sucht.
In Bezug auf ihre Beziehung müssen die beiden viele Probleme überwinden und sind definitiv nicht immer ein Herz und eine Seele, sodass es zwischen ihnen auch genügend Streit gibt. Sie halten aber trotz allem die ganze Zeit zusammen und geben einander die nötige Kraft um weiterzumachen. Überdies haben sie während des Rennens ohnehin nicht viel Zeit für ihre persönlichen Befindlichkeiten, weshalb nur wenig Raum für Romantik bleibt und die Liebesgeschichte, wenn man sie denn so nennen kann, sich eher im Hintergrund abspielt.
Die Organisatoren des Brimstone Bleed verabscheut man weiterhin zutiefst und es ist einem schlicht unbegreiflich, wie Menschen dort arbeiten und zudem stolz darauf sein können. Wie können sie von Kandidaten, die sie für eine winzige Chance auf ein ominöses Heilmittel mehrfach durch die Hölle geschickt haben, jemals Verständnis erwarten? Noch dazu, wo sie selbst die Schuld an allem tragen und die geliebten Menschen, die es zu retten gilt, überhaupt erst mit einer tödlichen Krankheit in Berührung gebracht haben? Und warum sehen manche von ihnen Tella immer so an als würden sie sie kennen?
Die Geschichte ist erneut durchgängig fesselnd und kann mit einigen unerwarteten Wendungen überraschen, wodurch man das Buch kaum aus der Hand legen mag, vor allem, da viele Kapitel so spannend enden, dass man nur schwer eine geeignete Stelle für eine kurze Unterbrechung oder gar Schlaf findet.
Obgleich der zweite Band wie erwartet in sich abgeschlossen ist und es somit keinen Cliffhanger gibt, bleiben am Ende leider viele offene Fragen und das starke Gefühl, dass hinter dem Brimstone Bleed mehr steckt als bisher bekannt. Das, was Guy Tella erzählt hat, kann jedenfalls nicht alles sein und man kann nur hoffen, dass die Fragen nicht für immer unbeantwortet bleiben. Insgesamt ist die Geschichte nämlich lange nicht gänzlich erzählt, der entscheidende Teil fehlt noch.
Ursprünglich wurde die Reihe, wie sich beim Lesen durchaus bemerkbar macht, als Trilogie konzipiert und man möchte nur zu gern lesen, wie Tella, Guy und die anderen sich schließlich für all das rächen, was ihnen angetan wurde. Unglücklicherweise scheint der Originalverlag, der die Rechte an der Reihe hält, derzeitig allerdings nicht an einem dritten Band interessiert zu sein. Es bleibt somit nur die Hoffnung, dass er seine Meinung ändert oder die Rechte schnell an die Autorin zurückfallen.
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